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Num. 16. Dm -7. AM. 1794« VoLgtlan-ischm Treys-Stadt Plauen Sechster Jahrgang. Zweites Vierteljahr. Etwas für menschlich fühlende Menschen. o unendlich verschieden auch die Grade des menschlichen Elends sind lind so mannigfaltige Veranlassung zur innigsten Rührung n. zum thätigsien Mitleiden auch überall Leidende verschiedener Art demjeni gen gewähren, dessen Herz gegen die Klagen und Th'änen unglücklicher Brüder nicht verschlossen ist: so ist doch unstreitig kein Schicksal trauriger und des wärmsten Mit- leids guter Menschen würdiger, als das Loos eines Unglücklichen, dem selbst die Hoffnung, daß es einst wieder frohere bessere Tage für ihn geben werde, versagt ist und der, imFrühling seiner Jahre schon mit dem schrecklichsten Schicksal kämpfend, noch ein langes quaalvolles Leben erwarten muß. — Mag es seyn, daß meistenteils die Hoffnung uns arme Sterbliche mit trü- gerischen Bildern täuscht, »nag es ftyn, daß nur sehr selten das, was sie uns vor- bildet, in Erfüllung geht; sie bleibt doch das schätzbarste Geschenk des Himmels, die beste Trösterin der Leidenden. Emge- wiegt von süssen Hoffnungen der Freyheit vergißt der Sklave seine Ketten, der Kran« ke hoft Genesung und vergißt die Schmer zen, der Dürftige hoft Wohlstand und ver gißt die Nahrungssorgen, die ihn quälen. Hofnung lindert ieden Kummer, jedes menschliche Elend und träufelt wohlthätig Balsam in leidende Herzen. Hoffnung, Hoffnung, immer grün! Wenn dein Armen alles fehlet, alles weicht, ihn alles quälet, du, o Hofnung, tröstest ihn! Wem aber diese Trösterin mangelt, wer durch ein unverschuldetes schreckliches Schicksal, im Alter des Jünglings, in eine solche Lage versetzt worden ist, daß er, bey den treff lichsten Talenten und erworbenen Kennt nissen, mit der äusserste» Dürftigkeit käm pfen muß und alle Mittel und Wege, sein Brod zu erwerben, für sich verschlossen sieht, «Ny nicht die geringste Aussicht einer bessern