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VulsmherZagMatt NZLL Bezirksanzeiger LM— Ml.« „SÄT ^»44 Bank «Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und -UZ Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Geschäftsstelle: Pulsnitz, Ulbertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Förster- Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 271 Dienslag, den 2K November 1828 8». Jahrgang Butztag Und dünkt sich noch unendlich weise Und brüstet sich mit Hohn und Spott, Daß es aus seinem Lebenskreise Gestrichen seinen Herrn und Gott. Und hält sich noch für fortgeschritten, Weil'S aus der Brust die Liebe ritz, Und merktnicht, wie's hinabgeglitteu In Sumps und Schuld und Finster. niS! O daß des Bußtags ernstes Mahnen In aller Menschen Herzen dräng' Und alle mit dem jähen Ahnen Des tiefen Falls zu Boden zwäng'! Und daß in jäh entflammten Bränden Ein heilig Feuer sie durchloht. Damit sie schaudernd heut erkannten Der ganzen Menschheit Seelennot l Felix Leo Göckeritz Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Drkunmmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Staürrates zu Pulsnitz so Die der Gemeinde:Lte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt HauptSl-tt und älteste Zeitung in den Ortschaft«» des Pulsntyi-r AmtSgertchlsdezirkS: Pulsnix, Pulenix M. S... Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstcina, Niedersteina, Weißbach, Ober, und Ntedrrlichi«nau, FnederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf MWe Md sächsische Angelegenheiten Eintehr am Butztag tsä. Das Tempo unserer Zeit ist nicht auf Besinn lichkeit eingestellt. Kaum, daß sich der moderne Mensch noch des Notwendigsten erinnert, was zur Erhaltung des Körpers dient. Selbst der Abend und die Nacht lassen ihn selten zu sich selbst kommen. Eine unsinnige Gier hetzt ihn von Verdienst zu Verdienst und läßt ihn, immer heißhungrig, das Vergnügen mit Augen und Ohren verschlingen. Und trotz dem bleibt bei allem ein schaler Geschmack zurück, ein Unbe- sriedigtsein, das Gefühl innerer Leere. Er vermeint Spieler zu sein und ist nur Spielball in den verschiedensten Händen. Er hat vielleicht Reichtümer gescheffelt, aber er ist dabei tiefer und tiefer in seelische Armut geraten. Ein Schatten seiner selbst schleicht er, enttäuscht und ohne Ziel, durch den Rest seiner Tage. Rechtzeitig Einkehr halten! will uns der Bußtag ge mahnen. Nicht als Mucker verstaubten Idealen nachhängen, sondern mit klaren Augen in der tatsächlichen Welt stehen, wie sie täglich neu wird und fortschreitet. Aber auch von Zeit zu Zeit den Bremshebel treten, eine Ruhepause ein- legen. Alles Materielle und Seelenlose bewußt und restlos "usschaiten und dann eine kurze Spanne in sich hineinhor- chen. Die Dinge bei natürlichem Licht betrachten und nicht der künstlichem, das sie uns angenehmer erscheinen läßt. Man braucht kein unmenschlicher Richter seiner selbst zu sein, aber auch kein alles entschuldigender Verteidiger. Amtlicher Teil. 'E öffentliche SIW- der BeMsansschnffes I - ,h°b°n im »vak«« I im Sitzungssaal« der Amtshauptmannschaft Kamenz. — Die Tagesordnung hängt im Dienst. II/IM III» II Ik I lI lT I^II U M I gebaut,- der Sluttshauptmannschafr nnd in den Gemeinden mit über 1000 Einwohnern aus. ! LUlRll^ ILLllll^IU U^I IIZLlM I Amtshauptmannschaft Kamenz, am 20. November 1928. I Seitdem der Herr am Kreuzes- stamme Die Wett erlöst in Oual und Not, Hat niemals seiner Lehre Flamme Ganz rein in seiner Schar geloht. ES geht das Selbst-sich. überwinden Zu schwer dem Menschengeiste an, AlS daß der Bußtag nicht der Sünden Und Schuld und Fehle finden kann. Doch niemals hat so .uster Mahnen Erfüllt der Bußtagsglocken Klang, Wie wenn auf herbstlich »stillen Bahnen Heut dumpf erklingt ihr dunkler Sang. Einst war's die Einzelmenschenseele, DiesichausDunkclrangzumLicht — Heut trägt die Last von Schuld und Fehle Ein ganzer Volk und — fühlt es nicht! Anzeizen-Grundzahlen in A^: Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 Ast amtlich 1 mm 30 A, und 24 Ast Reklame 25 A^. Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebührcn durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegiall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme - - - «rcchetnta-ke»»« Werktag - - - 3« Falle böberer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betrieber der* Atuna oder der BesörderungSeinrichtungen, hat der Bezieher keinen «nsnruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- Euna der B?,u--pr°isc-. Wöchentlich Ü.65 SiM bei freier Zustellung; bei Wh°"ung wöchentlich 0 55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM fr-tbleibe-d Das Wichtigste Wie erst jetzt brkanut wird, geriet am Sonntag nachmittag aus dem Züricher See «in Frachtschiff in einen schweren Sturm und ging unter. Während sich der Schiff,sichrer retten konnte, sind sechs Personen ertrunken. Die Leichen konnten bis jetzt noch nicht geborgen werden. " Das Memorandum der britischen Regierung in der Reparation» - fragt als Antwort auf die deutsche Denkschrift vom 30. Oktober ist am Montag dem deutschen Botschafter in London überreicht worden. „ Ministerpräsident Baldwin kündigt« am Montag im Unterhaus an. daß di« Regierung dem Hause in Kürze eine Vorlage unter breiten werde, nach welcher der britischen Aurfuhrindustri« für weitere zwei Jahre Kredit, zur Verfügung gestellt werden sollen Die Ueberschwemumngen in den Staaten Missouri und Kansas haben nach Meldungen au, New York der Landwirtschaft großen Schaden zugesügt. Bisher wurden 10 Todesopfer der Hochflut gezählten. Tausende von Flüchtlingen ziehen nach den höher gelegenen Gebieten. Die ziemlich große Zahl der erkrankten Persönlichkeiten des eng. lischen öffentlichen Lebens ist noch nicht zum Stillstand gekom men. Nunmehr ist auch Lloyd George durch eine Erkältung an das Bett gefesselt und mußte alle Verpflichtungen absagen. Form, wie man es öffentlich geäußert habe, nicht zu. Die Politik, die seit 1925 begonnen sei, könne fortgesetzt werden auf der Grundlage der Verständigung und Gleichberechtigung. Eingehend beschäftigte sich vr. Stresemann mit den letzten englischen Ministerreden. Man hab« seinerzeit darauf hingewiesen, daß die angeblichen Vereinbarungen zwischen England und Frankreich nicht nur der Abrüstungsfrage sehr hinderlich feien, insofern, als die Vereinbarungen zwischen Großmächten über bestimmte Einzelheiten der Rüstung natürlich den Verhandlungen in Genf sehr hätten schaden müssen. Man habe aber auch dar über hinaus erklärt, daß das englisch-französische Flottenkompromiß mit engen Beziehungen zwischen England und Frankreich dem Grundcharakter der Locarno politik schaden würde. Nach den letzten Erklärungen der englischen Minister sei das Flottenkompromiß wohl als erledigtanzusehen. Von den letzten Reden in London habe man in Deutschland mit Befriedigung Kennt nis genommen. Die Befürchtung, die man an die englisch, französischen Sonderverhandlungen geknüpft habe, seien nicht mehr in dem alten Umfange gerechtfertigt. Im Vorder- gründe stünde dl« Reparationsfrag«. Es sei anzunehmen, daß in absehbarer Zeit die Sachver- ständigenkonferenz einbernfen werden könne. Die Haupt-, fache bleibe aber, daß diese Sachverständigen frei und ohne vorherige politische Belastung zu- sammenkommen, denn nur so sei eine Revision des Dawes» gutachtens zu erreichen. Das Dawesgutachten sei immer als eine provisorische Regelung der Re- parationsfrage anzusehen. Es sei dringend notwendig, daß das Dawesgutachten nach geprüft und eine endgültige Regelung ge- schaffen werde. Dabei müßten aber die Wirtschaft- lichen Bedürfnisse Deutschlands beachtet werden. Jede Re- Vision des Dawesgutachtens müsse der wirklichen Wirtschaft- lichen Lage Deutschlands gerecht werden. Graf Westarp spricht für die Opposition. Schonungslos bekämpfte der Redner der nationalen Oppo- sitionspartci, der Führer der Deutschnationalen Graf Westarp, die bisherige Locarnopolitik. Diese Episode sei wohl abgeschlossen. Er nahm Notiz von der Erklärung, daß ein formelles Abkommen über Land- und Seerüstungen zwischen England und Frankreich nicht mehr bestehe, aber sei England nach den Aeußerungen des Ministers Lushendun nicht weiter verpflichtet, den französischen Standpunkt bezüglich der ausgebildeten Reserven sich zu eigen zu machen? Frankreich bedroht Deutschlands Sicherheit. Es steigert seine Rüstungen ins Angemessene. Es errichtet an der deutschen Grenze mit einem Milliardenauswand unter Ver wendung der deutschen Reparationszahlungen einen gewaltigen Festungsgürtel. Es bleibt mit seinen Truppen am Rhein. Es veranstaltet mit England zusammen auf deutschem Boden Manöver von ungeheurem Ausmaße und verlangt, daß die Kontrolle über die Entmilitarisierung verewigt werde. Zn diesen Bestrebungen wird es von England ohne jede sachliche Einschrän kung unterstützt. Es ist wirklich eine starke Zumutung an deutsche Vertrauensseligkeit und Geduld, wenn man erwartet, daß Deutschland trotz alledem zu den in Locarno festgesetzten Garantien des Friedens und der Westgrenze ein starkes Vertrauen haben solle. Mit der scharsen Kritik gegen den deutschen Reichskanzler habe Briand in einer von jeder Phrase entblößten Nacktheit auch den unbelehrbarsten Pazifisten die Augen darüber ge öffnet, daß vom Völkerbund hinsichtlich der Abrüstung nichts zu erwarten sei. Mit derselben Offenheit habe Briand höhnisch den deutschen Räumungsanfpruch abgelehnt. „Die Tatsache, daß die auslän dischen Staatsmänner endgültig Schluß mit der Locarnopolitik gemacht haben, wird jetzt auch von denjenigen Parteien aner kannt, die Träger der Locarnopolitik waren." Vn Sie Mm sn WkWiim Die Berliner Presse zur außenpolitischen Debatte — Verhandlungen im Eisenkonflikt — Der bayrische Ministerpräsident Dr. Held über den großdcutschen Gedanken Wieder genesen. Fum erstenmal nach der langwierigen und schweren Krankheit sprach Reichsaußenminister Or. Stresemann am Montagnachmittag wieder vor dem Reichstag. Damit zeigt der Außenminister seine Rückkehr in das polifische Leben an und, wie es seine Rede bewies, die Rückkehr an den Arbeitstisch. Wir begrüßen den Reichsauhenminister um so mehr, als er uns in so manchen Fragen der auswärtigen Politik, die an uns in den vergangenen Monaten heran traten, gefehlt hat. Wir kennen den Arbeitseifer Or. Strese manns und haben, da wir nun wissen, daß er wieder ganz genesen ist, die Gewähr, daß er mit der ganzen ihm eigenen Energie an die auswärtigen Fragen Herangehen wird, die einer schnellen Lösung bedürfen. Mögen wir zu der Politik Or. Stresemanns stehen, wie wir wollen, nüt seinem Arbeits eifer und dem Willen zum Mithelfen am Wiederaufbau unseres Vaterlandes kann er uns allen ein Vorbild sein. Wir wollen hoffen, daß der Außenminister sich so weit erholt hat, daß er genügend Kraft für die schweren Aufgaben seines Ressorts gesammelt hat. Durch die Rede Or. Stresemanns sind unsere Blicke von der Innenpolitik, die uns in letzter Zeit vornehmlich be schäftigte, wieder auf die Außenpolitik gerichtet worden. Or. Stresemann nimmt die bisher gesponnenen Fäden in der Reparationsfrage auf, und damit werden die schleppenden Vorverhandlungen hoffentlich beschleunigt werden. Stresemann über die Fragen der Außenpolitik. s 17. Reichstagssitzung vom Montag, 19. November. Der Beginn der außenpolitischen Aussprache des Reichs tages am Montag stand äußerlich im Zeichen des sogenannten großen Tages". Zwar war ein Teil der Abgeordneten zu Hause geblieben, da der Reichstag wegen des Bußtags auf fünf Tage seine Plenarsitzungen aussetzt, die Tribünen waren voll, in der Diplomatenloge waren Vertreter vieler Mächte erschienen. Bevor Präsident Löbe aber dem Reichsaußenminister das Wort erteilte, kam eine Mitteilung der Nationalsozialisten, ie hätten bei der Abstimmung zur Ausschuß-Entschließung m Eisenkampf nichtmitdenKommunisten, sondern ür die Ausschußanträgc gestimmt. Daun erhielt der Außenminister das Wort. vr. Stresemann verlas eine Erklärung, die vom Ka- binett vorher gebilligt war. Diese Erklärung gab einen Rück blick über den Stand der Reparationsfrage und einen Aus blick auf die kommenden Verhandlungen der Sachverstän digenkonferenz. vr. Stresemann ging von der letzten Tagung des Dölkerbundrates aus und erklärte, daß er nicht nur per sönlich, sondern auch amtlich im vollen Umfange die Verant wortung für die damals vom Reichskanzler getroffenen Ver einbarungen übernehme. Drei große Fragen ständen zur Erörterung: Räumung, Abrüstung und die Reparations frage. Nach einem Rückblick auf Genf wiederholte der Außenminister die Feststellung, daß Deutschland rechtlichen und moralischen Anspruch auf baldige Räumung der besetzten Gebiete habe. Die praktischen Ergebnisse der letz- ten Genfer Verhandlungen seien nicht voll befriedigend. Der deutsche Rechtsanspruch in der Räumungsfvage sei nicht völlig durchgedrungen. Deutschland fordere die Räu mung der besetzten Gebiete, und zwar ohne da für irgendwelche neuen Lasten zu überneh men. Wenn jetzt Besprechungen über die Räumungs- frage und übä die Reparationsfrage auf Grund oer Genfer Verhandlungen begännen, so handle es sich dabei um vollkommen getrennte Probleme. vr. Stresemann nahm dann Stellung zu der an seiner Politik geübten Kritik. Man habe von einem Rückschlag der Locarnopolitik gesprochen. Das treffe in der