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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdcrf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kletn-DiltmannSdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Förster- Erben (Inh. I W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 211 Sonnabend, den 8 September 1S28 8«. Jahrgang Das Wichtigste In der ReichShauptstadt sind wieder mehrere schwere Mordtaten entdeckt worden. Japan hat seine Zustimmung zu dem englisch-französischen Flottenab« kommen gegeben. In der Nähe von Fusan ist ein japanisches Passagierflugzeug abgestürzt. Vier Passagiere und der Mlot wurden getötet. Die Ursache drS Unglücks ist noch nicht festgestellt. Der Flugzeugverkehr zwischen Söul und Fusan ist unterbrochen. Stttliche und lWW Angelegenbtiitu Septembersonne Eines Morgens fährt man sich unwillig über die Nase, als ob man ein lästiges Insekt verscheuchen wolle. Ein spinnwebdünner Raden ist auf seinem Pendelflug zufällig auf unserem Gesichtserker notgelandet. Halb unangenehm, halb wie ein sanfter Rippenstoß, der zum Ausmerken veran laßt. Ein Gedankenstrich, der nachdenklich machen möchte über das, was in der Luft liegt. Nicht als Wink mit dem Scheunentor, sondern wie ein Splitter, der sich an der rich tigen Stelle festpfeilt. Wie der Stein, der ins Wasser ge worfen immer weitere Kreise zieht, kann er Erkenntnisse för dern, die über den Wert einer Augenblicksbedeutung hinaus gehen. So ist auch das, was man (unhöflich) noch immer Altweibersommer nennt, (welcke Frau möchte heute für alt gehalten werden?), keine neckische Spielerei einer zu spaßigen Scherzen gelaunten Natur. Wenigstens nicht ausschließlich. Es ist vielmehr eine vorsichtige und rücksichtsvolle Andeu tung von Wahrheiten, die man sich nicht recht zu sagen ge traut. Denn der Schein ist nun schon scheinbar, obwohl die Sonne im September noch mit fliegenden Fahnen über Feld und Flur zu weben vorspieaAt. Es ist ein Leuchten auf der Oberfläche, eine Höbenbestrahlnnq, die nicht mehr ganz bis ins Blut dringt, in das sich bereits ein leises Frösteln einzuschmnggeln beginnt, das man sich nickt recht gesteht, weil Wissen nm die Wahrheit häufig mehr erschauern läßt, als es zu beglücken vermag Septembersonne ist gedämpftes Saitenspiel. Noch immer zwar ein Lied mit klingender Me lodie; aber die Grundakkorde zerteilen sich bereits auch in Mollmotive, in denen verhaltenes Entsagen schwingt. Mit einem heiteren und einem nassen Auge zieht der Tag vorüber. Das „als ob" ist das Bezeichnende in der Stimmung des Monats. Der September ist die fühlbare optische Täuschung. Es ist einem, als ob das Nahe noch in größerer Entfernung läge, als der Augenschein bei nüchterner Betrachtung klipp und klar lehrt: Der Herbst steht vor der Tür! Pulsnitz. (S ch u b er t - A b en d. > Die Volksschule veranstaltet Donnerstag, den 20. September, in der Turn halle einen Schubert-Abend Pulsnitz (Franz Schuberts Todestag) fahrt stch am l9. November zum 100. Male. Jeder Musik freund, ganz gleich, ob er sich mit Lied oder Chor, mit Kammermusik oder Orchesterwerken beschäftigt, lernt ihn ken nen und liebt ihn. Es gehört schon ganz hartgesottene Un- empsindsamkcit dazu, wenn Schuberts beseligende Melodien und seine wohltuende Harmonik einen kalt und nicht ein Zipfelchen der Seele mitschwingen lassen — Das Musik leben Wiens, seiner Vaterstadt, in der er den größten Teil seines so kurzen Lebens zubrachte, steht dieses Jahr ganz iw Zeichen Schuberts. Nicht nur Deutschland, die ganze Welt beteiligt sich an diesem Feiern. „Man wird ihn in diesem Jahre totsingen und -spielen!" Wenn einer so spricht, der Schubert kennt und ihn vor Bearbeitungs-Verschandelung und allzumäßiger Wiedergabe hüten möchte, hat in gewissem Sinne recht. Ein bearbeiteter Schubert — etwa eines seiner Lieder als Chor gesungen und ein falsch interpretierter — ist eben kein Schubert und kann ihn im Zuhörer nicht leben dig machen. Der aber ist im Irrtum, der sich gegen zahl reiches Schubert-Feiern wendet in der Meinung, es könne Schuberts Größe schaden, wenn seine Werke n'cht mehr alleiniger Besitz weniger Auserwählter bleiben. Der die Na- lur über alles liebende Schubert hat eine Musik geschrieben, naturhaft, so ungekünstelt, daß jeder natürliche Mensch, „Kenner" oder nicht, von ihr irgendwie ergriffen und WWMr MU M Ser AI - WWMIW Ei« Friedensappell a« die Mächte Eine amerikanische Stimme über Reparationen und Rheinlandräumung — Der Eindruck der Kanzler-Rede Der Eindruck der Rede Müllers in Genf : zu sehen, daß dem Abrüstungs- vielfach eine übertrieben eBe- dem Ausbruch von Feindseligkeiten vorzubeugen. Wenn wir auch hoffen dürfen, den Gefahren durch den Pakt von Paris zu begegnen, so verdienen alle Fragen auch heute noch die Aufmerksamkeit der Bundesversammlung. Wen üie letztjährige Völkerbundarbeit sich auf der einen E - len Problemen der Friedenssicherung zuwand e so kam. noch nicht dasselbe gesagt werden von der anderen Geit, ves Problems, die die Unterdrück u n g der K -. e g s . .nittel betrifft. Ich mache kein Hehl daraus, daß nncv Irr Stand der Abrüstungsfrage mit ernster Sorge i rfüllt. Wir stehen vor der unleugbaren Tatsache, daß dir langen Beratungen hierüber in dieser Richtung bisher keinem positiven Ergebnis irgendwelcher Art geführt haben. Wir haben gestern unmittelbar nacheinander zwei seh»: bedeutsame Reden gehört, die in der Frage der Abrüstung einen Kontrast der Auffassung zutage treten ließen, wie er schärfer kaum gedacht werden kann. Es ist der Zweck unserer Debatten, daß sie Gelegenheit geben, die ver schiedenen Auffassungen kennenzulernen, und es ist weit besser, wenn noch bestehende Gegensätze offen ausgesprochen werden, als wenn man versucht, sie auf die eine oder andere Weise zu verdecken. Ich gestehe, daß es mich doch tief be- iroffen hat, auf der einen Seite von den Anzeichen der Gefahren einer ungehemmten Rüstungs- Politik zu hören, auf der anderen Seite aber den Stand punkt vertreten Problem rl.., - dentung beigemessen wird, daß es verfrüht jei, un mittelbare praktische Resultate herbeifUhren zu wollen und daß man mit solchen Resultaten erst rechnen dürfe, wenn die einzelnen Staaten das ihnen noch heute fehlende Ge fühl der Sicherheit gewonnen hätten. Ich halte mich als Vertreter Deutschlands für berechtigt und verpflichtet, einer solchen Auffassung mit großer Offenheit gegenüberzu treten. Vergegenwärtigen Sie sich folgende Sachlage: Em Volk hat mit seiner völligen Entwaffnung eine Leistung ganz außerordentlicher Art vollbracht. Es siebt. Genf. In der Freitagsitzung des Völkerbunde- nahm als erster Reichskanzler Müller das Wort. Der Reichskanzler sprach zuerst das Bedauern des Reichsaußenministers aus, 'n diesem Augenblick an der Mit arbeit in Genf verhindert zu sein. In seinem Sinne woll. er hier die Auffassung des deutschen Volkes vermitteln. Der bisherige Verlauf der Debatte hat bereits deutlich erkennen lassen, welches die Fragen sind, die augenblicklich im Vordergrund der Völkerbundpolitik stehen. Ich möchte ausgehen von dem großen internationalen Er eignis, das sich vor kurzem in Paris vollzogen hat. Die Bedeutung des in Paris unterzeichneten Paktes ist von verschiedenen Vorrednern bereits in ein Helles Licht gerückt worden. Ich kann mich ihren Ausführungen nur aus vollster Ueberzeugung anschließen. Die breiten Massen sind bei allen Völkern für die Aechtung des Krieges. Die Ausgabe des Staatsmannes verliert nicht dadurch an Bedeutung und an Schwierigkeit, wenn er den engsten Kontakt mit den Führern der Völker sucht, die Gesetze der Zeit erkennt und vor allem dieser Ent wicklung nicht seinerseits Hindernisse bereitet. Die einfacke Logik führt uns zu diesen Aufgaben hin. Und wenn es noch eines Beweises dafür bedürfte, daß der Pakt von Paris aus dem tiefen Bedürfnis unserer Zeit heraus gewachsen ist, so liegt er darin, daß die neuen Aufgaben, die er uns stellt, genau übereinstimmen mit den Punkten, die auf der Tages- ordnung die,er Bundesversammlung den ersten Rang ein- nehmen. Ist es uns ernst mit dem Verzicht auf den Krieg, so kann es auch mit unserer Auffassung Uber die mil- tärischen Machtmittel nicht ohne entscheidenden Einfluß bleiben. Wir können mit Anerkennung auf die mühevolle Arbeit zurückblicken, die die vorjährige Bundes versammlung im Komitee für Schieds gerichtsbarkeit und Sicherheit geleistet hat. Das Komitee hat Beweise gegeben und den Staaten mancherlei Wege gewiesen, auf denen sie neue Friedensgarantien finden können. Deutschland versucht, ein neues Element in die Verhandlungen hineinzubringen durch Anregungen, die auf einem nach meiner Ansicht grundlegenden Gedanken beruhen. Das ist der Gedanke, daß es, um die Kriegsgefahr zu be seitigen, nicht darauf ankommt, den Krieg gegen den Krieg vorzubcreiten, sondern oag es rrotzvem aber aus geringstmöglichem Anlaß mit den schwersten Verdächtigungen und Vorwürfen überschüttet wird. Gleichzeitig muß es feststellen, daß andere Länder den Ausbau ihrer militärischen Macht un gehemmt fortsetzen, ohne dabei einer Kritik zu begegnen. Die Entwaffnung Deutschlands darf nicht länger da- stehen als ein einseitiger Akt, der den Siegern des Weltkrieges in die Hand gegeben ist. Der Entwaff- nung Deutschlands muh die allgemeine Abrüstung folgen. Es muß endlich der Artikel der Satzung zur Durch führung gelangen, in dem dieses Versprechen zu einem Grundprinzip des Völkerbundes gemacht wor den ist. Ich verstehe nicht, wie man daran zweifeln kann, daß ein Versagen des Völkerbundes in der Abrüstungssrage geradezu bedrohliche Folgen haben müsse. Ich kann den, Einwand nicht gelten lassen, daß ein Problem von solcher Tragweite und Schwierigkeit nicht in kurzer Zeit gelöst wer-, den könnte. Von der Tatsache, daß eine völlige Entwaffnung für unmöglich gehalten wird, möchte ich absehen, dagegen muß ich betonen, daß Deutschland niemals das Be streben gehabt hat, unerfüllbare Maximal forderungen aufzustellen. Es hat stch von vornherein mit dem Gedanken der graduellen und etappen weisen Lösung einverstanden erklärt. In der ersten Etappe kann und muß erreicht werden, daß eine fühl- bareHerabsetzung des gegenwärtigen Rüstungsstandes eintritt. Ich möchte die Bundesversammlung ersuchen, daß endgültig üoer die Einberufung der ersten Entwaffnungskonferenz Beschluß gefaßt und Vorsorge getroffen werde, daß die tech- nischen Arbeiten der Vorbereitenden Abrüstungskommission nunmehr unverzüglich zum Abschluß gebracht werden. Wenn man die gesamte Tätigkeit des Völkerbundes überblickt, so wird man immer wieder auf ein und denselben Punkt zurückgeführt, das ist die Notwendigkeit des gegen seitigen Vertrauens. Das gegenseitige Vertrauen darf nicht erst das in Zukunft anzustrebende Ergebnis unserer Arbeit sein, es ist vielmehr von vornherein die wichtigste Voraussetzung für die Erzielung glücklicher Erfolge. Nie kann der vielfach in der Oeffentlichkeit laut werdenden Skepsis begegnet werden, wenn die Regierungen selbst in der Handhabung ihrer Politik so verfahren, als ob alle jene Friedensgarantien nicht beständen, oder doch ohne praktische Bedeutung wären! Der Mann aus dem Volke denkt einfach und denkt deshalb richtig. Er liest, daß die Regierungen sich feierlich auf die Erhaltung des Friedens verpflichten, und er sieht andererseits, daß diese Regierungen gleichwohl an ihren alten Machtpoptionen festhalten und neue zu gewinnen suchen. Er liest, daß bet internationalen Verhandlungen in beredten Worten das gegenseitige Vertrauen der Staaten zueinander proklamiert und die gegenseitige Verständigung der Völker als Ereignis gefeiert wird, und er sieht andererseits, daß in der Praxis die Dinge beim Alten bleiben, daß es nicht einmal gelungen ist, die aus dem Weltkrieg herrührenden Schranken völlig zu beseitigen. So ist es nicht verwunderlich, wenn er schließlich dazu kommt, ein dop peltes Gesicht der internationalen Politik zu konstatieren. In der Tat, es ist unmöglich, in der Politik auf beiden Wegen zugleich zu wandeln. Die Regierungen müssen es über sich gewinnen, sich für einen der Wege zu entscheiden, und es kann nicht zweifelhaft sein, auf welchen die Wahl fallen muß. Das ist keine leere Ideologie, es ist Realpolitik im besten Sinne des Wortes. Eine amerikanische Stimme über Reparationen und Rheinlandräumung Newyork, 8. August. In einem Leitartikel über den Dawcsplan erklärt die Evening Post, es gebe zwei wich tige Schritte, die ohne allzugroße Verzögerung ergriffen werden müßten. Zunächst solle man die Endsumme der Reparationen festlegen und die direkte ausländische Kontrolle über die Daweszahlungen aufheben, sodaß die deutsche Re gierung die Verantwortung allein zu tragen habe. In der Besprechung über die Rheinlandräumung in Genf meint das