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VulsmherIa-eblatt Krrnsprechcr 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz gostlcheck.Konto Dresden 2138. 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Bis '/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der GemeinderLte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtsgerichtSbezirkS: PulSnitz, Pulsnitz M S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck uud Verlag von S L. F v r ft e r, E r b en (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 187 Donnerstag, den 23 August 1828 80. Jahrgang Amtliche? Teil. "2« öffentliche Sitzung des WrksausWffes im Gasthaus »Am Kloster- t« Kaeka«. — Die Tagesordnung hängt im Dienstgebäude der Amts hauptmannschaft und in den Gemeinden mit über 1000 Einwohnern aus. Amtshauptmannschaft Kamenz, am 21. August 1928. So«nade«d, de« 25. August 1928, vor«. '/,1O Uhr sollen im »Bürgergartea- in Pulsnitz zwangsweise gegen Barzahlung L größerer Pofte« Damen- und Kinderstrümpfe, Herreusock en, 14 Paar Handschuhe 4 Tafeltucher, 11 Kaffeedecken mit je « Serviette«, 4U:ber Handtücher, 1 Tischgaraitur, S Turuerhemde«, 12 Damen- und 9 Kinderwützen, 4 Kindergarniture«, 15 Dame«««« terröcke, 2S Kinderunterröcke, mehre-e Herren« und Kiaderhemden, mehrere Herren- und Kinderuaterhose«, 25 Dameabeinkleider, 15 Unterjacke«, 9 m wollener Unterrock- ftoff, 8 m gestreifter Barchent, 7 m Hablama, 11 Kindersporthemde«, 19 m Gardi«ea- ftoff, 44 m Sportstoff Baumwollstoff, ca. 20 m karierter Baumwollstoff, 3S m Kleider stoff, 2 Oberhemde», 3 Leibchen, 2 Frauenhemde«, 3 Kiffen und 1 Paar Pferderegeadecke« meistdtetend öffentlich versteigert werdcn Pulsnitz, den 23 August 1928 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Sittliche M säch-sche Angelegenheiten — (Eine dringende Mahnung an die Landwirte.) Zur Erntezeit seien die Landwirte immer wieder gemahnt: Versichert! Brände aus Unachtsamkeit oder Rachsucht oder aus anderen Gründen können Hab und Gut in wenigen Augenblicken vernichten und euch zu schwerem Schaden bringen. Also nochmals: Versichert die Ernte, ehe es zu spät ist. — (Gute Aussichten für den Berufs- Motorpflugführer.) Wie die Pressestelle der Land- wirtschaftskammcr mitteilcn kann, waren im Monat Juli die aus der praktischen Landwirtschaft angebotenen Stellen für Berufs-Motorpflugführer nicht zu besetzen, da die Schüler der Deutschen Landkraftführerschule „Deulakraft" in Zeesen bei Königswusterhausen bereits untergebracht waren. Zweifellos ist es möglich, hier einen großen Teil von ländlichen Ab wanderern, die durch den neuen Beruf gefesselt werden, dem Land' zu erhalten. Insbesondere junge Landwirte, Bauern söhne, Söhne von ländlichen Handwerkern seien hierauf auf merksam gemacht. Die „D-ulakraft" veranstaltet bis Ende Dezember d. Js. immer noch zu dem gleichen Preise von 150 NM inkl. Unterkunft uud voller Verpflegung ihre vier wöchigen AusbildungSkms. Die nächsten Kurse finden statt vom 3. bis 28. September, vom 1. bis 26. Oktober und vom 29. Oktober bis 23- November. — (Rechte und Pflichten von der Wiege bis zur Bahre.) Mit der Geburt wird der Mensch „rechtsfähig", indem er alle Rechte und Pflichten bekommt. Erbfähig ist er bereits 270 Tage vor der Geburt. Mit zwei Jahren muß er sich das erste Mal impfen lassen, mit dem 6. Lebensjahr tritt die Schulpflicht ein, mit 7 Jahren wird er beschränkt geschäftsfähig, d. h. mit Zustimmung des Vor mundes usw. Mit 13 Jahren wird er zur Beschäftigung in Fabriken zugelassen. Vom 14. bis 18. Jahre dauert die beschränke Strafmündigkeit. Mit 16 Jahren wird man eides mündig, darf ein Testament errichten und das Mädchen darf heiraten. 18 jährige junge Männer und Mädchen sind voll strafmündig und können für volljährig erklärt werden. Der oder die 20 jährige erhält das Wahlrecht. Das 21. Jahr bringt die Volljährigkeit, der Mann wird ehemündig. Der oder die 25 jährige kann sich ins Parlament wählen lassen, muß mit 30 Jahren die Berufung als Schöffe, Geschworener, Handelsrichter oder Beisitzer des Landesarbeitsgerichts an« nehmen und darf nach zehnjähriger Verschollenheit vom 31. Lebensjahre ab für tot erklärt werden. Der 35 jährige kann Beisitzer des Reichsarbeitsgerichts werden, die 50 jährige adoptieren, der 60 jährige darf Vormundschaft ablehnen, mit 65 Jahren auch das Schöffen- und Geschworenenamt. Bei 70 Jahren kann jeder nach 5 jähriger Verschollenheit für tot erklärt werden. Dresden. (DerSchuß in derHeide.) Spazier gänger hatten in der Dresdner Heide einen Schuß gehört. In der Sicherheitspolizeiwache auf Weißer Hirsch erstatteten sie Anzeige. Da man zunächst ein Verbrechen vermutete, suchten Polizeibeamte mit einem Spürhund die bezeichnete Stelle ab, zunächst vergeblich; dann mußten wegen Regens die Nachforschungen eingestellt werden. Am anderen Morgen fand man dann die Leiche eines jungen Mannes, der seinem Leben freiwillig ein Ende gemacht hatte. Dresden, 22. August. (Höhere Staatslehr anstalt für Gartenbau Pillnitz) Das Sächsische Wirtschaftsministerium hat Dr. Henrich Wißmann unter Ver leihung der Staatsdienereigenschaft zum Vorsteher der Ab teilung „Allgemeine Botanik" und zum wissenschaftlichen Die Tagung des Wettparlaments 56V Abgeordnete ans 37 Staate« 1« der Neichshanptstadt Rücktritt des thüringischen Kabinetts — Radikale Forderungen der Berliner Sozialdemokraten — Eine Erklärung des Neichsbundes Deutscher Arbeiter zum Kriegsverzichtpakt — Dr. Stresemanns Reise nach Genf — Die demokratischen Reichs minister zum Panzerkreuzerbau — Unruhen in Riga Berlin. Zur Tagung derInterparlamenta- rischen Union sind eben 560 Palamentarier aus 37 Staaten eingetroffen. Deutschland ist auf der Tagung mit 71 Mitgliedern vertreten. Sie gehören allen Parteien mit Ausnahme der Kommunisten und Nationalsozialisten an. Die Räume des Reichstagsgebäudes find festlich geschmückt. In der Kuppelhalle sind die Standbilder der Reichspräsiden ten Ebert und von Hindenburg mit Blumenschmuck umgeben. Dier große Banner in den Reichsfarben hängen herab, da- neben bie Fahnen aller in der Interparlamentarischen Union vertretenen Länder. Zunächst traten die Abrüstungskommission (deutscher Vertreter Abgeordneter Or. Breitscheid), die Kommission für koloniale Fragen (deutscher Vertreter Abgeordneter Schnee) und die Kommission für Minderheitsfragen — sie heißt offiziell Kommission für ethnische Fragen — zusammen. In der Minderheiten kommission ist Deutschland durch den früheren demokratischen^ Abgeordneten Heile vertreten. Die Abrüstungskom Mission, deren Sitzung von dem früheren dänischen Wehrminister vr. P. Munch geleitet wurde, beschloß, zur Prüfung der Sicherheitssrage und der aus dem Kelloggpakt sich ergebenden Folgen eine Unterkommission einzusetzen. Die Kommission für koloniale Fragen be- schästigte sich in ihrer ersten Sitzung unter dem Vorsitz des schweizerischen Vertreters vr. Studer mit dem Entwurf einer Resolution^die im vorigen Jahre von einer Unterkom mission der Interparlamentarischen Konferenz in Paris be- schlossen worden war. In der Vollsitzung der Kommi;pon wurde jetzt mit geringen Aenderungen der Entwurf der Un- terkommission angenommen. Die Resolution besagt: „D:e Interparlamentarische Konferenz erneuert die Wünsche, die durch die 22. Interparlamentarische Konferenz in Bern und Genf zugunsten der Festigung und Vollendung des Systems der Kolonialmandate ausgedrückt sind, so wie es durch Artikel 22 der Völkerbund- satzung festgelegt ist. Sie hebt insbesondere hervor, daß die Kolonialmandate, welche dem Mandatar anvertraut sind, eine Treuhänderschaft (tru8ty8bip) darstellen, welche unter der Aufsicht des Völkerbundes im Interesse der Bevölkerun gen der Mandatsgebiete wie der Gemeinschaft der Nationen im allgemeinen errichtet ist. In Konsequenz davon muß jeder Versuch einer der Mandatarmächte, über eines oder das andere der fraglichen Gebiete eine rechtliche oder tatsäch- liche Souveränität auszuüben, mit der größten Energie zu rückgewiesen werden." Entschließung der Minderheitenkommission der Interparlamentarischen Union. Die Minderheitenkommisswn der Interparlamentarischen Union beendigte ihre Arbeiten und nahm eine Entschließung an, die etwa folgenden Inhalt hat: 1. Die Kommission beschloß nach Entgegennahme des Berichtes über Minderheiten von vr. Studer, eine Unter kommission von fünf Mitgliedern einzusetzen mit dem Auf- trag, etwaige Verbesserungen im Minderheitenverfahren vor dem Völkerbund zu studieren. 2. Bei dieser Gelegenheit er innert die Kommission an die Entschließungen von Wien, Kopenhagen und Washington-Ottawa, die eine ständige Min derheitenkommission beim Völkerbund vorgesehen hatten und in denen die Interparlamentarische Union die Ausdehnung des Minderheitenschutzsystems auf alle Staaten befürwortet hatte. Die Kommission beauftragt die Unterkommission, Mittel und Wege zu finden, durch die diese Ausdehnung erreicht werden könne. Die Kommission beauftragt ferner das Interparlamentarische Büro, obige Entschließung den Regierungen und auch den nationalen Gruppen bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Erinnerung zu rufen. Rücktritt des thüringischen Kabinetts. Wie ar ? Weimar am Mittwoch abend gemeldet wird, hat sich auf Grnnd vorangegangener interfraktioneller Besprechungen der Koalitionsparteien das thüringische Aesamtkabinett entschlossen, seinen Rück- -ritt einzureichen. Die amtliche Mitteilung ist sem Landlagspräsidenten zugegangen. Radikale Forderungen der Berliner Sozialdemokratie. Berlin. Die Hoffnung der sozialdemokratischen Partei leitung, daß mit den Beratungen der Instanzen die Angelegen heit des Panzerkreuzers hinter der Kulisse verschwinden würde, hat sich nicht erfüllt. Nachdem in einer erheblichen Zahl von provinziellen und örtlichen Organisationen der Sozialdemokraten die Beschlüsse der Fraktion und des Partel- russchusses vom vergangenen Sonnabend mißbilligt worden Ind, haben auch die Berliner sozialdemokratischen Funktio- läre sich scharf gegen die Beschlüsse vom letzten Sonnabend insgesprochen. Der Berliner Bezirksvorstand hat die Mit verantwortung für die Bewilligung der ersten Rate zum Bau les Panzerkreuzers abgelehnt und die sofortige Einberufung des Reichstages gefordert. Weiter haben die Berliner Sozialdemokraten sogar die Forderung aufgestellt, daß, wenn die Einberufung des Reichs tages nicht zu erreichen sei, die sozialdemokratischen Mit- glieder des Kabinetts dieAufhebung des Beschlusses vom 10. August verlangen und im Falle der Ablehnung zurück- treten müßten. Eine Erklärung des Reichsbundes Deutscher Arbeiter zum Kriegsverzichtspakt. Berlin. Die Pressestelle des Neichsbundes Deutscher Ar beiter gibt in Anbetracht der bevorstehenden Unterzeichnung des Kriegsverzichtspaktes eine Erklärung bekannt, in der es heißt: Die im Reichsbund Deutscher Arbeiter organisierten deutschen Arbeiter, Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen emp finden es als eine Verhöhnung, daß man angesichts des 60 000 Mann starken französischen Besatzungsheeres im Westen Deutschlands, angesichts der unter Fremdherrschaft schmachtenden Millionen Deutscher in den uns entrissenen Gebieten im Osten, Süden, Westen und Norden und angesichts der erpreßten Schmach der Dawesfron durch die nichts- sagende Geste der Unterzeichnung eines „Kriegsverzichts Vertrages" den Frieden z» festigen und zu sichern vorgibt. Das deutsche Volk, insbesondere seine werktätige not leidende Bevölkerung hat genug Ursache, derartigen nichts- sagenden Handlungen schärf st esMißtrauen entgegen bringen zu müssen. Trotz Völkerbund uno trotz der unzähligen Abrüstungskonferenzen betreiben alle Staaten der Welt außer Deutschland, insbesondere seine Nachbarn, ein eifriges Wett rüsten. Die deutschen Arbeiter fordern als Vorbedingung eines ehrlichen, dauerhaften Völkerfriedens unter gleich berechtigten, freien Völkern die Revision des Versailler Dik- tats, die Befreiung deutscher Volksgenossen in den entrissenen Gebieten von der Fremdherrschaft, die Räumung des Rhein landes und die Rückgabe der Kolonien.