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RNMWLk 181 8». Jahrgang Sonnabend, den 4. August IS28 als waren sie so groß geworden, daß ein Kind sich darin ver stecken konnte. Und da sahen sie auch, daß unter ihnen frem der Leute Kinder wohnten: die Kornblumen, Feldmohn und Wicken genannt wurden. Es waren allerliebste Gesellschafter mit reizenden bunten Blumenköpfchen, mit denen sie so lustig nickten und winkten. Und noch etwas hatten sie zu Gast: in kleinen festen Nestern piepsten junge Vöglein. Den ganzen Tag schrieen sie nach Futter, und ihre Mütterchen hatten so viel zu tun, den kleinen Nimmersatten die Schnäbel zu stopfen, mit allerlei Insekten. . . . So wuchs das alles zusammen groß: Getreide, Blu menkraut und die jungen Vögel. Und es war manchmal gar lebendig. Am schönsten aber war es, wenn ein leichter Ostwind über sie hinfuhr und die Sonne schien, dann wurden sie zu recht übermütigen Kindern; des Morgens tranken sie Tau, schwatzten, wippten und ließen sich von den Vöglein in den Schlaf singen. Gab es aber Regen und Stürme, dann schmiegten sie sich eng aneinander und suchten, wenn Thor seinen Hammer schwang und unaufhörlich Blitze zuckten, aneinander Schutz und Stütze. So teilten sie Leid und Freude getreulich. Und das Getreide wurde groß und schwer, von Körnern reif — und die Blümchen verloren ihre Blüten- im Besonderen auf dem , Danzig — 28.—31. Juli — ebenfalls gefordert wurde. MW mS WsW ÄWltMtitt« —H- Ernting H— Was war das für ein Jauchzen gewesen in der Natur, Der Reichskanzler gegen Deutschlands Kolonialpolitit Berlin, 3. August. „Der Tag" schreibt: Reichs kanzler Müller hat sich in Beantwortung einer Anfrage: Soll Deutschland Kolonialpolitik treiben? gegen jede aktive Kolonialpolitik ausgesprochen. Entscheidend sür diese Ableh nung sind dem Reichskanzler so genannte praktische Erwä gungen, in erster Linie der Kapitalmangel der deutschen Wirtschaft. Aber diese Begründung ist nicht die einzige gewesen. Auch von der Uebernahme eines Kolonialmandates durch Deutschland will Herr Müller nichts wissen. Deutschland soll sich vielmehr in der Mandatskommission des Völker bundes der Völker annehmen, um abermals sein Ansehen zu heben. Herrn Müller genügt volle Gleichberechtigug für die Angehörigen Deutschlands in den Kolonien und Mandats gebieten. Hierzu schreibt die Deutsche Kolonialgesellschaft: Die Erklärung des Reichskanzlers ist von außerordent licher Tragweite, daß man die Frage stellen muß, wie Her mann Müller diese Erklärung abgegeben habe, ob als Ver treter der Politik seiner Partei oder als Vertreter der Po litik der Reichsregierung. Wie stelle sich das Kabinett, wie stelle sich der Außenminister zu dieser Erklärung des verant wortlichen Führers der deutschen Politik. Billigt der Reichs tag eine Politik der Regierung, die einen endgültigen vollen Verzicht auf die Geltendmachung der deutschen kolonialen Rechtsansprüche und die aus kolonialer Eigenarbeit der deut schen Volkswirtschaft erwachsenden Vorteile bedeutet? Der Reichstag wird sofort nach seinem Zusammentritt im Herbst eine klare Antwort der deutschen Regierung verlangen müssen. sie geboren wurden, die jungen Getreide- und Grashälm lein ; Sonnenschein, Lerchentrillern und fröhlich am Wegrain wandernde Menschen. Die Pflänzlein bekamen ihre Nahrung und spielten mit den lustigen Winden. — Und siehe, bald Das Wichtigste Zur Zeit findet in Hamburg eine Ausschubtagung des Reichsbundes der deutschen Kürschner statt, zu der sich etwa 200 Abgeordnete der 14 Bcrussverbände des Reiches eingefunden haben. Die Verhand lungen, die wichtigen Berufsfrazen gelten, finden im geschlossenen Kreise statt. Der sechste deutsche Gartenbautag, der vom 3. bis 6. August in Ham burg und Altona abgchaltcn wird unv zu dem zahlreiche Garten- bautreibende aus allen Teilen des Re ches eingetroffen sind, nahm am Freitag mit Sitzungen der Fachausschuss- seinen Anfang Schulkreuzer „Berlin" ist am Donnerstag von den Bandainscln nach Timor (Niederländisch Indien) in See gegangen. Er wird am 8. August m Kocpang erwartet. In Friedland wurde ein russischer Staatsangehöriger, bei dem man über 500 Sprengkörper vorfand, verhaftet. Die italienische Flieger Ferrari und del Prete sind Donnerstag früh mit dein Flugzeug „Latccole" von Natal zum Flug nach Rio de Janeiro gestartet. Belgrader Meldungen behaupten, Italien habe über 100 000 Mann an der südslawisch italienischen Grenze konzentriert. In dem Gebiet um Smyrna und in Smyrna selbst sind nach Mel dungen ans Konstantinopel neue starke Erdstöße verspürt worden. Neber das Ausmaß ins hierdurch angerichteten Schadens ist noch nicht bekannt. Der Verkehrsstreik in Argentinien wurde nach 28 Tagen abgebrochen, jedoch konnte der Tclefondienst wegen Beschädigung der Leitungen noch nicht ausgenommen werden. Der mexikanische Präsident Calles hat erklärt, daß der frühere Handels« Minister Morones an der Ermordung Obregons nicht m tschuldig ist. Stettin. Die Frage der Verbindung der Insel Rügen mit dem Festland, die schon seit Jahren die Oeffentlichkei beschäftigt, ist neuerdings wieder in ein akutes Stadium ge rückt. Vor einiger Zeit wurde bereits gemeldet, daß beab sichtigt sei, die Insel Rügen von Stralsund aus durch einen Damm zu verbinden, der an zwei Stellen Oeffnungen für die Schiffahrt vorsah. Wie man nunmehr von dem zu ständigen Dezernenten der Generaldirektton der Reichsbahn erfährt, ist dieser Plan wieder aufgegeben worden, da man für die Fischerei Schädigungen befürchtete. Es ist dagegen ein Entwurf im Rohbau ausgearbeitet, der den Bau einer Brücke vorsteht, die von der zweiten Kurve der jetzt nach der Fähre führenden Eisenbahngeleise mit Berührung des Dänholm an seiner Südspitze nach Altenfähr gehen soll. Sie würde einige niedrige Oeffnungen für den Verkehr kleiner Schiffe und in der Mitte eine Klappbrücke für die große Schiffahrt erhalten; der Anschluß an die Geleise auf Rügen würde etwas östlich von der jetzigen Stelle liegen. Die Entscheidung für diese Klappbrücke fiel deshalb, weil die noch in Frage kom mende Drehbrücke teurer werden und eine große Behinde rung sowohl des gesamten Brückenverkehrs wie der Schiff, fahrt bedeuten würde. Die bisherigen Verhandlungen lassen erhoffen, daß der Ausführung des Planes selbst keine Schwierigkeiten mehr erwachsen werden, sobald die Geldmittel dafür vorhanden sind. Man rechnet mit Gesamttosten von 19—20 Millionen Mark, wovon zwei Drittel die Reichsbahn und ein Drittel die Interessenten zu tragen hätten, unter denen Preußen die Provinz Pommern und Stralsund zu verstehen sind. Die Generaldirektion steht dem Plan sehr sympathisch qeqen- über und ist bereit, an die Ausführung zu gehen, sobald die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen. Die Ausstellung eines ausführlichen Entwurfs mit Vornahme der notwendigen Bohrungen usw. werden noch ' ngefähr ein Jahr in An- spruch nehmen. Der Brückenbau selbst würde etwa zwei bis drei Jahre dauern. die Selbstbestimmung der Völker ein, im Burgenland, Oester- reichs jüngstem Landesteil, fand der sozialistische Landes hauptmann entschlossene Worte für die großdeutsche Volks gemeinschaft, die im übrigen für die Deutsche Studentenschaft dem 11. Deutschen Studententage zu aegenüberstehe. Indessen gehöre dazu noch eine besondere Vereinbarung zwischen den Besatzungsmächten und Deutsch land. — Also: keine Verhandlung von deutscher Seite über vorzeitige Räumung: Wir fürchten die Danaer, zumal wenn sie Geschenke bringen — sollten. Vorläufig aber bringen sie uns anderes als Geschenke: die geforderte Aus lieferung von vier Reichsdeutschen stellt ein Ansinnen an die Reichsregierung dar, das — 10 Jahre nach dem Kriege — nach allem anderen wie nach Versöhnung aussieht. Es ist das eine Verletzung des Asylrechts, das die Nichtauslieferung von politischen Uebeltätern an eine fremde Macht in sich be greift, auch im Artikel 112 Absatz 3 der Reichsverfaffung ausdrücklich anerkannt ist. Wenn auch Artikel 4 des Rhein landabkommens vom 28. Juni 1919 dies geltende Der- fassungsrecht ausdrücklich außer Kraft setzt, so ist keine deutsch« Regierung denkbar, die in der Tat ausliefert. Das Zusam- menprallen zweier Hoheitsrechte auf demselben Gebiete zeigt aber deutlich die Unmöglichkeit,der Besatzung; wir wollen zu- frieden sein, wenn die zweite Zone wenigstens zur Zeit ge räumt wird und wenn dann für die dritte Zone — in der der jüngste Streitfall um die vier Angeklagten geschah — nach weiteren 5 Jahren — gemäß Artikel 429 unter 3 — die Stunde der Befreiung schlägt. politischer Wochenrückblick. Die neueste Auswirkung des Dawesplanes. — Statt vor zeitiger Rheinlandräumung neue Zumutungen. — Ausklang der Wiener Sängertage. — Das noch in frischer Erinnerung stehende fürchterliche Eisenbahnunglück im Münchener Hauptbahnhofe hat eine schreckensvolle Fortsetzung erfahren: die bayerische Station Dinkelscherben der Strecke Augsburg—Stuttgart—Straß burg wurde am 31. Juli, nachmittags 4 Uhr, Schauplatz eines fast noch furchtbareren Trauerspiels: 16 Tote, 10 Schwerver letzte und viele leichter Verletzte. — Gerade die im Anschluß an den Münchener Fall getroffenen Vorbeugungsmaßnahmen wirkten so unheilvoll. Die Weichen- und Signalstellung wurde umgebaut und geschah durch ein Behelfsstellwerk, dessen Verschlußelemente offenbar nicht funktionierten, so daß der statt auf das Fahrtgleis auf Gleis 4 fuhr und nun mit dem dort haltenden Güterzug den un- geheuer wirkenden Zusammenstoß hatte. Kritik ist immer billig, doch wird man sagen können, daß es auch in diesem Falle nichts nützt, wenn der Weichen steller als Siindenbock in die Wüste geschickt wird. Der Fluch des Dawesabkommens lastet eben doch Uber alleml Man hat — zumal in Bayern — nicht die Summen für die Er neuerungsarbeiten an den Gleisanlagen auswerfen können, die nötig waren; mit Befremden hörten wir, daß noch Tau- ftnde von Kilometern nicht überholt sind. Es ist Sache der Reichsbahnverwaltung, hier andere Praktiken einzuführen, und so wollen wir die ernsten Worte des Generaldirektors der Reichsbahn, Ur. Dorpmüller, gelegentlich dieses letzten Unglücks, deuten! Es wäre unerträglich, wenn den Wor- O" nicht die Taten folgten — Sicherheit des reisen- Parker Gttbertt in erster 'Linie, — dann erst Herr * ?^Eer „Vertrages" vom 16. Juli 1919 erhalt «Bürgschaften für die Durchführung dieses Der- träges', ° ^^""6 und Räumung deutschen Landes. Der 8es puutt für die vertraglich« Räumung der zweiten Zone l t jetzt nach Arttkel 429 unter 2 gekommen: der Ablauf von 10 Iahrenrst vorgesehen. Nicht genug, .laß Frankreich nicht daran denkt, rm Sinne des Z 431 des Versailler Dokuments eme frühere Zurückziehung der De satzungstruppen vorzunehmen, hat es den Anschein, als ob wieder aus der uns rechtlich zustehenden Räumung Han delsgeschäft mit finanziellen oder politischen Zugeständnisse für Frankreich gemacht werden soll. Also: ,Landgraf, bleibe hart!" — dies die Mahnung für unsere putschen Unter- Händler, denen es wohl kaum gelingen wird, mit Rücksicht auf die ein Jahr zu spät geschehene Räumung der ersten Zone für die an zweiter Stelle folgende Räumung, einen früheren Zeitpunkt, nämlich den 9. Dezember des laufenden Jahres, herauszuarbeiten. Hilfe von außen können wir bei dieser für uns so schwer wiegenden Frage nicht erwarten. Der sehr ehrenwerte Lloyd George ist für Rheinlandräumung, doch will das wenig be sagen, da der Monn, der augenblicklich das Heft in Händen hält, der Außenminister Chamberlain, für diese Sache mit britischer Kühle nur die Bemerkung übrig hatte, daß die britisch« Negierung der vorzeitigen Räumung wohlwollend Eine Magna Charta, ein großer Freiheitsbrief, würde es sein, wenn ein Staatsgrundgesetz ergehen könnte, das tue Vereinigung des Deutschen Reiches mit Deutsch-Oesterrelch ausspricht. Vorerst hat's damit noch gute Weile! Die, die's angeht, wollen nicht; der Völkerbund hätte hier schöne Auf- gaben! In Paris nennt man die Wiener Red« des deutschen Reichstagspräsidenten Löb« eine Bedrohung der neuen euro päischen Ordnung; man spricht von einer pangermanistischen Bewegung. Bekanntlich erklärte ja auch der tschechische Außenminister Benesch vor kurzem, daß eine Anschlußfrage für ihn überhaupt nicht existiere. Vielleicht wird er noch einmal eines Besseren belehrt! Die Zeit muß für uns arbei ten; eine wirtschaftliche Angleichung, wie sie die von 1942 an mögliche Zollunion Oesterreichs mit Deutschland schaffen wird, kann sehr wohl Vorläuferin des politischen Anschlusses sein. Wir verzeichnen vortt. , „..tdrucksvollen Kund gebungen für den Anschluß, die in Oesterreich den glanz vollen Wiener Sängertug-n folgen ließ. In Graz, der Haupt- stgdt der Steiermark, setzte sich Neichstagspräsident Löbe für Mes WWW M Sein MM imml Eine große Brücke wird gebaut Der Reichskanzler gegen Deutschlands Kolonialpolitik Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Staotrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weitzbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgrrichtsbrzirkS: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nicdersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtrnau, FriederSdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdors Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von S. L. FörstersErben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter:J. W. Mohr in Pulsnitz . . - > - . - i Anzsigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 S-/; Reklame 25 Tabellarischer Satz 50«/» Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Taxe Ausnahme ierung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- !. - Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei > RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend — — — Erscheint an jedem Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinnchtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Liese Zahlung des Bezugspreises. Abholung wöchentlich 0.55 PulsmherZa-ebiatt UWLLBezirksanzeiger vi, Wochenblatt