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Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Grotznaundors und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Druck und Verlag von E- L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Nammer 14V 8V. Jahrgang Montag, den 18. Juni 1928 Amtlicher Teil d) Amtshauptmannschaft Kamenz, am 13 Juni 192s Anzeigen Grundzahlen in N/: Die 41 mm breite Zeile (Moffe's Zeilenmefler 14) l mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 <S?^; amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Sh/. Tabellarischer Satz 50«/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelärmt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Slu-echnnng Bis '/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Das Wichtigste Ein deutsches Flugzeuggeschwader ist nach Afghanistan unterwegs. Die 11. Internationale Arbeiiskonserenz in Wien ist nach Annahme mehrerer Beschlüsse geschlossen worden. Berliner Blätter melden aus Bogota (Columbien), daß bei einer Kcs- selexplosion auf dem columbischen Kanonenboot „Herculo" 10 Mann getötet und viele andere verletzt wurden. Einziehung -) des von dem Oberlichtenau—Bischheimer Gemrindeweg, Flurstück Nr. 496 von Oberlichtenau abzweigenden und nach Häslich führenden Temeindewegs und zwar Flurstück Nr. 497 und 497- für Oberlichtenau, Flurstück Nr. 192 sür Niederlichtenau, Flurstück Nr. 856- sür Daslick, des Weaestückeo, da» von dem oben bezeichneten Wege, in Flur Däslich abzweigend, nach Niederlichtenau sührt, Flurstück Nr. 159 sür Niederlichtenau als öffentliche Wege genehmigt. Die Wege bleiben als Wirtschaft«- und Fußwege sowie für den Radfahroerkehr weiter bestehen. älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirtS: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Die Firma Alwin Höfgen in Oberlichtenau beabsichtigt, die in einer Kläranlage mechanisch geklärte« Färbereiabwäfser in die Pulsnitz eiuzuleite«. Hierzu ist nach § 23 Ziffer 1 in Verbindung mit 8 157 Ziffer 5 des Wafsergesctzes die Genehmigung der Amtsbaupt- mannschaft als Wafseramt erforderlich. Nach 8 33 Abs- 1 des Wcflergesetzes wird dies hierdurch mit der Aufforderung bekannt gegeben, etwaige Einwendungen binnen zwei Wochen, vom Er scheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier anzubringen, widriaensalls das Recht »um Widerspruche gegen die von der Amtsboupimar.nschaft oorzunehmende Regelung verloren geht. Die aus besonderen prioatrechtlichen Titeln ruhenden Einwendungen werden durch den Fristablauf nicht ausgeschloffen. Amtshouptmannschaft Kamenz, am 16 Juni 1928. 'reude Ausdruck, wieder in Europa , üne seid setzte auseinander, daß die Bergung der „B remen" wahrscheinlich erst im Juli erfolgen würde, wenn das Lis geschmolzen sei. — — — Erscheint an sedem Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung d«S Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. - Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Eine Unterredung mit Hauptmann Köhl Berlin, 18. Juni. Der Sonderberichterstatter des „Montag" hatte an Bord des „ColumbuS" eine Unterredung mit den Bremen« fliegern. Er berichtet darüber folgendes: „Der Eindruck in Amerika war nach den Schilderungen der Flieger viel gewaltiger als man es siH trotz aller Berichte von dort ausmalen kann. Immer wieder, oft im engeren Kreise bei dem Präsi denten der Bereinigten Staaten von Nordamerika oder bei den Poli tikern und Dollarkönigen wurden die enormen Leistungen auf jedem Gebiet hervorgehoben, und es wurde kein Hehl daraus gemacht, daß man gern mit den Deutschen zusammenarbeiten und die Beziehungen enger knüpfen möchte. Köhl, der den Flug den schönsten seines Lebens nennt, ist überzeugt davon, daß der Flugdienst über den Ozean nach beiden Seiten nur noch eine Frage von höchstens vier Jahren ist, und zwar mit JunkerSflugzeugen unter amerikanischer Leitung, Junkers läßt sich drüben nieder. Deutschland habe — so erklärt Köhl — durch seine innere Zwistigkeit in Flugdingen seine Chance nach dieser Seite hin verloren, wie überhaupt Köhl recht bitter ist, wenn er auf dieses Thema zu sprechen kommt. Er ist überzeugt, daß derselbe Flug, den er eben ausgeführt hat, schon zwei Jahre früher ausführbar war und nur an der Opposition der Lufthansa scheiterte. Er kann die Art seiner Entlassung durch di« Lufthansa nicht vergessen und kehrt nicht zu ihr zurück. Ein Eissturm bedroht Nobiles Lager Kopenhagen, 18. Juni. Aus Nobiles letztem Funkspruch an die „Cilta di Milano gervor, daß in der Gegend seines Standortes ein außerordentlich starker Sturm herrscht. Das Eis um das Lager herum bricht auf, sodaß er und seine Begleiter sich in größter Lebens gefahr befinden. Nobile bittet nochmals um Gewehre und Munition, da Eisbären das Lager zu überfallen drohen. Vor seiner Abreise nach Bergen hat Amundsen der Kopenhagener Zeitung „Politiken" eine tele phonische Unterredung gewährt nnd sich dahin geäußert, daß das fran zösische Hilsflugzeug, das von Frankreich zur Verfügung gestellt worden sei, etwa 5000 Kilometer ohne Zwischenlandung zurückzulegen in der Lage sei, sodaß man auf ein Schiff als Flugbasis verzichten könne. Die Expedition werde spätestens Montag srüh Bergen verlaffen und soch am gleichen Tage Kingsbay erreichen. Wenn alles gut geht, werde man bereits am Dienstag zur eigentlichen Hilfsexpedition starten. London. Die Atlantikfliegerhelden Major Fitz» Maurice, Baron vonHünefeld und Hauptmann Köhl kamen an Bord des Norddeutschen Lloyddampfers „Colum- bus" Sonnabend nachmittag in Plymouth an. Sie haben das Schiff nicht verlassen. Eine Abordnung überbrachte ihnen die Glückwünsche der Stadt. Die Begrüßung fand auf der Kommandobrücke statt. Die auf der Kaimauer stehende große Menschenmenge gab ihrer Begeisterung durch Tücherwinken und laute Hochrufe Ausdruck. Der Oberbürgermeister hielt eine kurze Ansprache, in der er die „Bremen"-Helden be willkommnete und sie zu ihrer außerordentlichen Leistung beglückwünschte. Fitzmaurice erwiderte im Namen der Flieger und gab seiner Fi ' zu sein. Freiherr von H Dle Amtshauptmannschast mit ihrem Bezirksausschuß hat in der Sitzung am 4. d. M. die von den Gemeindeoerordneten von Oderlichtenau, Niederlichtenau und Hüslich beschlossene Der Parteivorstand der Deutschen Demo kratischen Partei hat sich in Berlin in ernster und eingehender Aussprache mit dem Wahlergebnis und der Lage der Partei besaßt. Der Parteivorstand hat als erste und notwendigste Pflicht erkannt, alles zu tun, um den Partei bestand zu festigen und zu stärken. Es wurde weiter be schlossen, im Frühherbst eine Organisations- ragung zu veranstalten, die die Aufgabe hat, nach den Erfahrungen des Wahlkampfes die weitere Ausgestaltung der Partei durchzuführen. Ebenso wurde beschlossen, den Parteiausschuß zum Frühherbst einzuberufen. Ferner hat der Parteivorstand einen Ausschuß mit der Aufgabe betraut, die Neugestaltung eines demokratischen Wirtschaftsprogramms vorzunehmen. Unruhe in den Reihen der Sozialdemokraten Berlin. Nach der Sitzung des interfraktionellen Aus schusses unter Vorsitz des Abgeordneten Müller-Franken, die am Sonnabend mittag stattfand, haben am Sonnabend nach mittag und Sonntag die Abgeordneten einiger Fraktionen interne Beratungen abgehalten, da eine Beschsleunigung der Verhandlungen über das Regierungsprogramm dadurch notwendig geworden ist, daß in der sozialdemokratischen Fraktion und auch in der demokratischen Fraktion sich eine erhebliche Mißstimmung gegenüber Müller-Franken und den Die erste Begrüßung der Ozean-Flieger in Europa — Ein Eissturm bedroht Nobiles Lager langsamen Fortschritten in den Verhandlungen bemerkbar macht. Die Kritik an Müller-Franken aus den eigenen Reihen ist das erste Zeichen sür den Aerger der Sozialdemokraten, die zu der Erkenntnis gekommen sind, daß die Auswirkung ihres Wahlerfolges auf die größten Schwierig keiten stößt. Abgeordnete, die an den Verhandlungen des interfraktionellen Ausschusses teilgenommen haben, sind der Ansicht, daß allein für die programmati schen Verhandlungen unter Ausschaltung der Preußenfrage noch fünf bis sechs Tage gebraucht werden. Die erste Begrüßung in Europa. MMWl» UMM» Ml SIS WkMV-UWM Weitgehende steuer- und sozialpolitische Forderungen der Sozialdemokraten Schutz vor dem Gaskrieg -er Zukunft. Von Dipl.-Ing. von der Pahlen. Unser Mitarbeiter, ein ehemaliger Schüler von Prosessor Haber, der während des Weltkrieges zahl reiche Erfindungen aus dem Gebiete des Gaskampfes gemacht hat, sendet uns folgende Zuschrift zur Frage de» Gasschutzes, die angesichts des furchtbaren Phos gen-Unglücks in Hamburg von besonderem Inter esse ist. Die Wirkung der Giftgase ist allen, die an irgendeiner Front gekämpft haben, zur Genüge bekannt. Welche Ge fahren aber der Zivilbevölkerung in einem Zukunftsk riegc von dieser Seite drohen, davon zeugt die Phosgen-Katastrophe in Hamburg. „Für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer", doch sollte es genügen, um uns die Augen zu öffnen. Alle Versuche, den Gaskrieg durch gegenseitige Abmachungen und Verträge zwischen den Groß mächten in Zukunft zu verhindern, sind bis jetzt gescheitert; die Rüstungen schreiten emsig fort — uns Deutschen aber sind die Hände gebunden. Nur der passive Luftschutz ist uns durch das Pariser Luftabkommen vom Jahre 1926 gestattet wor den und gehört zu den wenigen Vertragsrechten, die uns nach dem Versailler Diktat verblieben sind. In allen euro päischen Ländern sowie in den Vereinigten Staaten wird eifrig auf dem Gebiete des Gaskrieges und seiner Abwehr gearbeitet. Der Luftschutz wird in Frankreich von der Regierung geregelt und mit zielbewußter Energie durchge führt: Die Feuerwehren werden im Gasschutz und im Ent giftungsverfahren ausgebildet, und in allen Provinzen des Landes liegen große Mengen von Gasmasken zum Schutze der Bevölkerung bereit. Ebenso in Italien, wo — wie Mussolini kürzlich erklärte — demnächst sür jeden Einwoh- nm: zwei Gasmasken bereitgestellt werden sollen. Die Ne gierungen von Rußland und Polen überlassen die Schutzmaßnahmen der privaten Initiative, unterstützen die selben jedoch in jeder Weise, und auch in England wird dieser Art der Landesverteidigung die allergrößte Aufmerksamkeit geschenkt. Nur in Deutschland ist auf diesem Gebiete bis jetzt so gut wie gar nichts unternommen worden, trotz dem es nicht an warnenden Stimmen und an praktischen Rat- schlügen gefehlt hat. Diese Sorglosigkeit geht so weit, daß sie sogar dem Auslände auffällt, und daß französische Blätter darin eine besondere Kriegslist zu erblicken suchen. Was sollte denn eigentlich in Deutschland geschehen, um der drohenden Gefahr angesichts unserer absoluten Wehr losigkeit vorzubeugen? Da wir nicht in der Lage sind, einen Luftangriff mit bewaffneter Hand abzuwehren, müssen wir uns darauf beschränken, die vernichtende Wirkung der Gift gase durch Anwendung von Schutzapparaten und Sicherungs maßnahmen zu vermindern; denn beim gegenwärtigen Stande der Dinge ist ein absoluter Schutz vor Gas angriffen nicht möglich. Gäbe es nur ein Gas, oder bloß eine Art giftiger Gase, so könnte man sich davor eher schützen, als dies bei der Mannigfaltigkeit der zur Anwendung gelan genden Kampfstoffe möglich ist. Das Phosgen, eine Ver bindung von Kohlenoxyd und Chlor, die vor hundert Jahren vom englischen Chemiker Davy hergestellt wurde und ihren Namen dem Umstande verdankt, daß sie unter der Einwir kung des Sonnenlichts entsteht, greift die Lungen an und wirkt schon in sehr geringen Konzentrationen tödlich. Andere Unruhe in den Reihen der Sozialdemokraten — Eine Unterredung mit Hauptmann Köhl Berlin. Im Reichstag vereinigte der Abgeordnete Müller-Franken die Führer derjenigen Parteien, die für die Bildung der Regierung der Großen Koalition in Betracht kommen, zu einer interfraktionellen Besprechung. Zweck der Besprechung war, zunächst die Verhandlungen über die Einzelheiten des Regierungsprogramms, die in unver bindlicher Form schon seit Wochen geführt worden sind, offiziell aufzunehmen. Es handelte sich bei den Besprechungen in erster Linie um steuerpolitische und sozialpolitische Forderungen der So zialdemokratie, die eine Zusammenfassung der Invaliden versicherung, der Angestelltenversicherung und der Knapp- schaftsversiä-erung fordert. Weiter fordert die Sozialdemo, kratie ein Pensionskürzungsgesetz, eine Erhöhung der Grenze des steuerfreien Einkommens, eine wesentliche Verstärkung der Vermögenszuwachssteuer. Meinungsverschiedenheiten bestehen über die Reichswehrpolitik. Die Frage der Regierungsumbildung in Preußen ist dadurch vollständig zurückgestellt, daß die Fraktion der Deutschen Volkspartei nach einer Unterredung des Außen ministers vr. Stresemann mit dem Fralttonsvorsitzen- deu vr. Scholz bei ihrem Beschluß geblieben ist, der die Gleichzeitigkeit der Regierungsbildung im Reich mit der Um bildung der preußischen Negierung zur Großen Koalition fordert, aber nicht etwa nach der Weigerung der Sozialdemo kraten, des Zentrums und des preußischen Ministerpräsi denten die Verhandlungen abgebrochen, sondern sich zu Ver handlungen über das Rcgierungsprogramm auch weiterhin bereit erklärt hat. Man will zunächst sehen, ob überhaupt die Möglichkeit zur Bildung der Großen Koalition gegeben ist und inzwischen abwarten, ob sich aus dem. Preußischen Landtag heraus Kompromißmöglichkeiten ergeben. Für diesen Zweck werden Besprechungen zwischen Beauf- tragten der deutsch - volksparteili chen Fraktion in Preußen und Vertretern der Parteien der Weimarer Regierungs koalition in Preußen stattfinben. PulsmherFa-eblait Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz 44 Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 VRRH kt Commerz-und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz