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pulsniherIa-eblait NW Bezirksanzeiger SIIIÄ Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und II IIVTT» TA Commerz« und Privat Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigern Grundzahlen in RM: Die 41 mm breite Petitzeile (Mcffe'sZeilenmess-r 14) RM0.25, in der Amtshauptmannschast Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0 75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50°/, Ausschlag. — Rei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengcbühren durch Klage oder in Konkursfällen Aklsnat der volle Rechnungsbetrag unter Wcg'all von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., Großiöhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberfteina, Niedersteina, Weißbach, Ob.r- und - Niedeilichienau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albcristraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Försterr Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 33 Mittwoch, den 8 Februar 1828 8«. Jahrgang Amtlicher Teil. Viehmarkt"in Königsbrück ! MkW MnW MMt WW Wiß! Die Änderung -es Mieterfchutzgefetzes Regierungskrise in Oslo? Deutscher Reichstag. 375. Sitzung, Dienstag, den 7. Februar 1928. In der Plenarsitzung des Reichstages stand die zweite Be ratung des Gesetzentwurfes zur Aenderung des Mieterschutzgesetzes auf der Tagesordnung. Künftig soll der Vermieter das Miet- verhältnls kündigen können. Er muß dann durch das zuständige Amtsgericht ein Kündigungsschreiben senden, für das ein be stimmtes Formular vorgesehen ist und das die bestimmte Angabe der Tatsache enthalten muß, auf die die Kündigung gestützt wird. Der Mieter kann gegen dies« Kündigung beim Gericht Wider spruch erheben. Die Berechtigung wird in einem gerichtlichen GLteverfahren nachgeprüft. Versäumt der Mieter die zwei wöchige Einspruchsfrist, sc kann der Räumungsbefehl gegen ihn erlassen werden. Mit diesen Aenderungen soll das Mieterschutz gesetz bis zum 31. März 1930 verlängert werden. Der Sozialdemokrat Lipinski behauptet, der Entwurf be deute eine unerhörte Schädigung der Mieter. Die Sozialdemo kratie beantrage die unveränderte Verlängerung des Mieter schutzes. Als er sich dahin äußert, daß das Mieterschutzgesetz Handelsobjekt für das Reichsschulgesetz gewesen sei, stieß er auf starken Widerspruch beim Zentrum. Demgegenüber betonte der Reichsjustizminister Hergt, daß der Vorredner die Gefahren in tausendfacher Vergrößerung, die Vorteile aber überhaupt nicht sehe. Bei dem Kampf gegen diesen Entwurf handele es sich gar nicht um den Entwurf selbst, sondern es sei eine Kampfstellung in den großen programmatischen Fragen der Wohnungszwangswirtschaft und freien Wirtschaft eingetreten. Sowohl die Mieterverbände als auch die Hausbcsitzerkreise gingen auf den vorliegenden Gesetzentwurf überhaupt nicht ein. Ihre Kampfstellung bringe Einseitigkeit und Uebertreibung. Es sei bedauerlich, daß zu der Geißel der ungeheuren Wohnungsnot, unter der das Volk leide, noch die Geißel der Agitation getreten sei. Bauen müßten wir, bauenl Jede Zwangswirtschaft sei ein Uebel. Der deutschnationale Abgeordnete Domsch-Dresden war mit dem Minister einer Meinung, daß die große Beunruhi gung, die der Gesetzentwurf in der Oeffentlichkeit hervorrief, un begründet sei. Die Befürchtungen der Mieterschaft seien , völlig ungerechtfertigt, da der Hausbesitzer ' gar nicht daran denke, seine Mieter ohne Grund zu kündigen. Die Aufhebung der Mieterschutzgesetz, gebung werde von den Hausbesitzern nicht verlangt, um hundert- oder zweihundertprozentige Mietserhöhungen vorzunehmen, son dern weil sie sich wieder als Herren im eigenen Hause fühlen wollen. Trotzdem komme auch für die Deutschnationalen an gesichts der drückenden Wirtschaftslage die Aufhebung nicht in Frage. Abg. Tremmel (Ztr.) erklärt, die Fentrumsfraktion be- dauere außerordentlich die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Nach der letzten Wohnungszählung müsse man damit rechnen, daß wir in Deutschland X Millionen Wohnungsuchende haben. Don einer Lockerung der Wohnungszwangswirtschaft könne keine Rede sein. Er bekämpfte scharf di« Wohnungspolitik der Sozialdemokraten, die daran schuld seien, daß die 8000 Wohnungen in Berlin nicht gebaut werden konnten. Er befragte die Sozial demokratie, warum sie im Ausschuß für die Verlängerung des Mieterschutzgesetzes gestimmt habe, wenn sie so schlecht sei. Dann sprach der Demokrat Büll. Man müsse den Mut der Regierung bewundern; daß sie diesen Entwurf nach der allge meinen Ablehnung durch Mieter- und Dermieterverbänd« noch im Reichstage eingebracht habe. Er bekämpfte vor allem die einseitig hausbesitzerfreundlrche Haltung der Wirtschaftspartei, die bei den Ausschußberatungen in unerträglicher Weise zum Ausdruck gekommen sei. Darauf wurden die Beratungen abgebrochen. Die nächste Sitzung wird Mittwoch nachmittag stattfinden. Regierungskrise in Oslo? Berlin, 8. Februar. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Oslo hat der Führer der Venstre-Partei, Mo- winckel, der gleichzeitig Präsident des Storting ist, gestern bei der Debatte über die Regierungserklärung einen Miß- traucnsantrag gegen die neue sozialistische Regierung einge bracht. In dem Antrag wird gesagt, die Arbciterregierung bedeute eine Gefahr für das Wirtschaftsleben Norwegens, sowie für die Finanzen des Landes. Das Wichtigste Ein Arbeitsloser in Katiowitz, der am Montag getraut werden sollte, beging drei Stundm vor dem kirchlichen Trauakt Selbstmord durch Erschießen, da seine Verwandten ihm jegliche Unterstützung versagten. Wie ein Berliner Abendblatt aus Stockholm berichtet, hat die Schwe ster von Sven Hedin ein Telegramm ihres Bruders aus Hani in der chinesischen Provinz Sikiang erhalten, nach dem sich der Forscher und seine Expedition wohlauf befinden. Das Telegramm spricht auch von guten Fo schungsergebniffen. Gestern morgen ist der bekannte englische Sportflieger Hinckler mit einem 30 ?8-Flugzeug i» Croydon zum Etappeuflug nach Australien ausgcstiegen. Die erste Etappe ist Rom. Wie die Berliner Blätter aus Manila melden, wurde die Provinz Da- was aus den Philippinen von einem starken Erdbeben heimgesucht. Wie aus Schanghai berichtet wird, ist im Umkreise der Stadt eine be trächtliche kommunistische Aktivität festzustellen. Die chinesischen Behörden haben daher über Schanghai und Umgebung den Kriegs zustand verhärmt. Seilliiht M WWe ÄngeltjeWten Pulsnitz (Sächsische Landesbühne. Leitung: Maximus Rene.) Dl« dritte Borstellung bringt die Sächsische Landesbllhne am Donnerstag, den S Februar Gustav Pohl« drei- aktigen »Ehestreik' zur Aufführung. Da» Stück ist kein Schwank mit erdachten Witzen und ausgeklügelten Verwicklungen, sondern ein Stück Volkstum, ein Stück Bauernleben mit aller Echtheit und durchschlagendem, derben, aber gesunden Humor. Der Verfasser hat einen packenden Stoff bühnengerecht gestaltet und mit dieser Gestaltung die Darsteller vor dankbare Aufgaben gestellt. Der Erfolg des Stückes ist überall ein durchschlagender gewesen und wir dürfen wohl nach dem bisher Besehenen bestimmt damit rech nen, daß die Aufführung durch die Sächsische Landesbllhne eben falls wieder ein voller Erfolg wird und die Besucher besriedtgt das Theater verlassen werden. Weiteres Uber das Stück selbst enthält Hrst Nr. 6 der Blätter der Sächsischen Landesbllhne, die im Vor verkauf und an der Abendkasse für 25 Psg je Heft zu haben find. Beginn der Vorstellung pllnklltch um 8 Uhr — »Erfindung zum Färben von Textilien.) Nach einer Meldung aus Melbourne (Ansstralien) ist es dem Australier G. F- Lloyd nach jahrelangen Versuchen gelungen, ein neues Verfahren für die Färbung von Stoffen, Seiden und Spitzen zu finden. Er soll es ermöglicht haben, dunk lere Stoffe Heller zu färben, ohne daß das Material im geringsten unter diefir Methode leidet, außerdem sollen die Farben besser halten als bei den jetzt bekannten Färbemitteln. In Melbourne hat der Erfinder sein Verfahren vorgcführt, und es ist ihm gelungen, blaue Wollstoffe und schwarze Strümpfe hell zu färben. Diese Erfindung wird für die Tex'ilindustrie eine Revolution bedeuten. (Werbung für erhöhten Milch ko nsum.) Der Sächsische Landesmilchansschuß will sich bei seiner weiteren Propaganda für einen stärkeren Milchkonsum jetzt in erster Linie des Films bedienen; er zeigte den Vertretern des Ausschusses, der Aerzte und Lehrerschaft, den Behörden und interessierten Organisationen drei Werbe- und Ausklärungs- silme, die er sich dienstbar machen will. Die vielfach schon bekannten Bildstreifen dienen zweifellos der notwendigen Fortbildung, besonders der jüngeren Landwirte, und sind ""^gezeichnetes wissenschaftliches Rüstzeug, das man allen denen an die Hand geben soll, die berufen sind, dem heimischen Boden die höchsten Erträge abzuringen. Erwogen wurde auch die Herstellung eines Films, der besonders die sächsischen Verhältnisse auf dem Gebiete der Milchwirtschaft zur Dar stellung bringt, das Problem der Grünlandwirtschaft behandelt und daneben — mit wirkungsvollen sächsischen Landschafts- budern ansgestattet — für Sachsens Gebirgsgegenden werben soll. Dieses Projekt wird natürlich in erster Linie von der Finanz'erungsmöglichkett abhängig sein; infolgedessen konnte in der Versammlung noch kein endgültiger Beschluß herbei geführt Werden. Oberfteina. (Stiftungsfest.) Der Turnverein (v. 1".) Obersteina beabsichtigt, am künftigen Sonntag die Feier feines 43. Stiftungsfestes zu begehen. Wie in alther gebrachter Weise werden auch diesmal wieder turnerische Dar bietungen von einem stimmungsvollen Festball umrahmt sein. ! Die beauftragten Turner sind in Umgestaltung der bisherigen Form seit langem bemüht, allen Besuchern in festlich ge schmückten Räumen einige wirklich frohe Stunden zu bereiten und cs darf deshalb auch an dieser Stelle" allen Freunden des Deutschen Turnens die Teilnahme an dem Festball nur empfohlen werden. Gut Heil! Kameuz. (Die Stadtverordneten) haben das bisherige Direktorium des Kollegiums, den Vorsteher Justizrat Voigt, den 1. Stellvertreter Stadtverordneten Macher, den 2. Stellvertreter Sanitätsrat vr. meck. Böhme und den Schriftführer Verwaltungsinspektor Roscher, wiedergewählt. Weiter beschlossen die Stadtverordneten, die städtischen An leiheschulden mit 18 Prozent bei 30 jähriger Tilgung ab zulösen. Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Macher teilte mit, daß die sozialdemokratischen Fraktionen des Rates und der Stadtverordneten beschlossen haben, zur Sammlung für das Lessinghaus 400 RM zu spenden. Die Sammlung hat bisher schon einige erfreuliche Erfolge gezeitigt. U. a. haben die Stadt Chemnitz 500 RM, die. Gemeinde Schönau bei Chemnitz 100 RM und die Stadt Dresden 100 RM gespendet. Dresden. (Die finanzielle Förderung der Leipziger Messe.) Die Fraktion der Deutschen Volks partei hat im Landtag folgende Anfrage eingebracht: Nach i Pressemeldungen hat der Haushaltausschuß des Reichstages den vom Reichsrat eingestellten Messezuschuß von 2 Mil lionen für 1928/29 gestrichen. Schon im Vorjahre hat der Landtag die sächsische Regierung ersucht, sich mit allen Mit teln für finanzielle Förderung der Leipziger Messe durch das Reich einzusetzen. Wir fragen deshalb an, was gedenkt die sächsische Regierung zu tun, um trotz des ablehnenden Beschlusses des Haushaltausschusses des Reichstages eine Unterstützung der Leipziger Messe, insonderheit ihrer Export propaganda, durch das Reich noch herbeizuführen? Dresden. (Im Opernhaus) gelangt am Sonn abend 11. Februar, anstatt „Undine" außer Anrecht „Tiefland" zur Aufführung. Anfang 7,30, Ende gegen 10 Uhr Dresden. (Ein bemerkenswerter Ueber- tritt zum Altsozialismus.) Der bekannte sozial demokratische Führer Adolf Bartel in Königsberg (Ostpreußen) ist in die Alte Sozialistische Partei übergetretcn, nachdem er 35 Jahre der Sozialdemokratischen Partei angehört hat. Seinen Austritt aus der Partei begründet er in einem Briefe an den Parteivorstand, in dem es heißt: „Die Partei ver hindert, daß die Wahrheit über die Ausbeutung Deutschlands und damit in erster Linie der deutschen Arbeiterschaft in ihrer ganzen Grausamkeit bekannt wird. In gleicher Richtung tritt sie allgemein in ihrer Politik den Interessen der Hoch finanz zur Seite und ist bestrebt, den Unmut über den aus wärtigen Druck innenpolitisch gegen die anderen politischen Parteien Deutschlands auszunutzen. Diese offenkundig staats feindliche Richtung ist — im offenen Bunde mit den Kom munisten — bemüht, deren demagogische Unverantwortlichkeit möglichst noch zu übertreffen. Vornehmlich aus diesen Gründen trete ich zu der Alten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands über. Dort werde ich mit gleichgesinnten auf den Wegen von Karl Legien und Friedrich Ebert so für meine deutschen Volksgenossen wirken, wie es 35 Jahre lang die Sozialdemokratische Partei erstrebt, jedoch zu meiner größten Enttäuschung seit der Schwenkung der Partei zum