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pulsnitzerMckenblatt §ernsprecher: Nr. 18. vszirks Anzeiger Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserate für denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugebsn. Oie fünf mal gespaltene Zeile oder deren t^aum 15 Pf., Lokalpreis 12 Pf. Neklame 30 Pf. Sei Wiederholungen Rabatt. Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich ^rch 2 Post bezogen Mk.^.'^^^ des Königs. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. S Mit „Illustriertem Sonntagsblatt'', „Landwirt- schaftlicher Seilage" und „Mode kür Nile". I I Ielegr.-^ldr.: Wochenblatt Pulsnitz Amtsblatt für Len flmtsgerichtsbezirk Pulsnitz, Druck und Verlag von S. L. ?Srster'S Lrbsn (Inh.: I. W. Mohr). umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz (7). 3., Vollung, Oroßröhrsdor!, vretnig, 6ausu>aILe, Ohorn, Obersteina, Nieder, steina, Weißbach, Ober- u. Niederlichtenau, §riedersdorf-7hiemenüorf, Mittelbach, Srohnaundork, Lichtenberg, Klein-Viltmannsdork. Expedition: Pulsnitz, Sismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Nedakteur: Z. XV. Mohr in Pulsnitz. Nr, 6. Dienstag, 16. Januar 1912. 64. Jahrgang. Schreiben ------ sofort oder spätestens bis 1. März 1912 gesucht. Gutleserliche Handschrift und Uebung in Kurzschrift erforderlich. Pulsnitz, den 15. Januar 1912. könlgllckssttmtsgorickt. 8ta-kckule xa prilsnik. - Die Anmeldung der Ostern 1912 in die hiesige Stadtschule aufzunehmenden knadsn soll Dienstag, den 23. Januar, nachmittags von '/»2—»/,5 Uhr, die der Mädckvn Freitag, den 26. Januar nachmittags von »/,2—'/,5 Uhr im Amtszimmer des Direktors (1. Obergeschoß No. 10) stattfinden. Schulpflichtig sind alle Kinder, die Ostern 1912 das 6. Lebensjahr erfüllen, doch können auch solche Aufnahme finden, die bis zum 30. Juni 1912 das 6. Lebensjahr vollenden. Beizubringen ist für jedes aufzunehmende Kind der Impfschein, für auswärtsgeborene Kinder auch das Geburts- und Lauf- seugnis. Die Aufnahme ist in die Tagesstunden gelegt worden, damit sich der Brauch, die Kleinen bei der Anmeldung mitzubringen einbürgere. Pulsnitz, den 16. Januar 1912. L. Scdmals, Schuldirektor. Das Wichtigste. Kronprinz Georg von Sachsen beging gestern sei nen 19. Geburtstag. Der Vorstand des nationalliberalen Landesvereins für das Königreich Sachsen fordert zur entschlos senen Stichwahlhilfe für die national gesinnten Kandidaten in Sachsen auf. Der preußische Landtag wurde gestern mittag mit einer Thronrede eröffnet. Das preußische Abgeordnetenhaus wählte Freiherrn von ErffaAum Präsidenten. Das preußische Herrenhaus trat am Montag zu seiner ersten Sitzung zusammen und wählte den Grafen v. Wedel-Piesdorf zum Präsidenten, den Oberbürgermeister a. D. Dr. Becker zum 1. und Freiherrn von Landsberg zum 2. Vizeprä sidenten. Die Wahlbeteiligung betrug diesmal 85,6 Prozent gegen 84,7 Prozent hei der Wahl 1907. Poincare hat das neue französische Kabinett gebil det. Delcasse ist darin Marineminister. Canalejas hat das spanische Kabinett mit den bis herigen Ministern gebildet. Der drohende englische Bergarbeiterstreik scheint zur Tatsache zu werden. Bei dem russischen Kirchdorf Ganjischkin ist eine Eisscholle mit 109 Fischern ins Meer getrieben worden. Die Kaiserinwitwc in China hat in die Abdankung der Dynastie gewilligt. —Der 12. Mimr. Die Wahlschlacht Ist geschlagen, und wenn auch noch eine große Reihe von Stichwahlen stattftnden müssen, so kann man sich doch ein gewisses Bild von der ganzen Sachlage machen. Das Charakteristikum der Wahl vom 12. Januar ist das beträchtliche An schwellen der sozialdemokratischen Mandate, und zwar zu einem großen Teile auf Kotten der bürgerlichen Lin ken. Das kommt nicht ganz überraschend, man weiß ja zur Genüge, daß in Fällen des Mißbehagens ein nicht unbeträchtlicher Teil der Wähler dem Ausdruck gibt, indem er radikal wählt, ohne sonst mit derarti gen Parteiprinzipen einverstanden zu sein. Jedenfalls trugen die diesjährigen Wahlen einen wesentlich ande ren Stempel als die vor 5 Jahren, es fehlte diesmal vor allem trotz des scharfen Wahlkampfes der eigent- ltche Plan, von einer Begeisterung, wie sie im Januar 1907 herrschte, war diesmal nichts zu spüren, von re- gierungsfreundlichen Demonstrationen in der ReichS- hauptstadt, wie sie damals unter großem Jubel statt- gefunden hatten, diesmal keine Spur. Wenn die mei sten bürgerlichen Parteien mehr oder minder schwere Verluste zu verzeichnen haben, so ist nicht zuletzt ihre Zersplitterung daran schuld, die dem sozialistischen Geg ner zustatten kam. So war eS den Genossen möglich, ein« Reihe wichtiger Sitze, die ihnen beim letzten Male entrissen worden waren, wieder zu erobern, so Königs- berg, Magdeburg und andere mehr. Durch diese Un- eintgkeit sind auch mehrere der bekannten Parlamen- tarier aus dem Sattel gehoben worden, so Naumann von den Fortschrittlern, der Nationalliberale Strese mann, der Führer des Bunde» der Landwirte Doktor Hahn, während dessen Gesinnungsgenosse Or. Oertel nach längerer Pause wieder in den Reichstag einzieht. Viel wird allerdings noch von dem Ausfall der Stich wahlen abhängen, durch die manche Parteien in der Hauptsache komplettieren werden. Hat doch die Fort- schrittl. BAckSpartet im ersten Wahlgange überhaupt kein Mandat errungen. Zu einer allgemeinen Stich» Wahlparole dürfte es kaum kommen, vielleicht daß Kon servative u. Centrum einStichwahlabkommen abschließen, nachdem diese beiden Parteien im Gegensatz zu früher schon im ersten Wahlgange sich verständigt hatten. In der Hauptsache aber dürsten lokale resp. provinzi elle Kompromisse erfolgen, bei denen ja bekanntlich oft alle Parteiprinzipien über den Hausen geworfen werden und man lediglich nach taktischen Beweggrün- den ve. fährt, um nicht das üble Wort vom Mandat- schacher zu gebrauchen. So sehr sich beispielsweise Centrum und Nationalliberale bekämpft haben, so wird das doch nicht hindern, daß man sich verschiedentlich, namentlich im Westen, wie dies in Bochum bereits vor einigen Tagen verkündet worden ist, gegenseitig aus- hilst, und es ist bei den Stichwahlen ja nichts feste- neS, daß man in dem einen Kreise zusammengeht und sich im Nachbarkreise bekämpft. Unter diesen Umstän den läßt sich mit Bestimmtheit nicht oorauSsehen, wie d. AuSgang der Stichwahlen im Einzelnen sein und wie sich die definitive MandatSverteilung gestalten wird. Nur daS Eine kann man mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, daß die Mehrheit, mit der die Regierung wird rechnen können, eine sehr schwache und schwankende sein wird und daß mehr wie einmal Zufallsmehrheiten zu ver zeichnen sein werden oder daß die Regierung sich ge- zwangen steht, sich je nach Bedarf auf verschiedene Konstellationen zu stützen, ein Umstand, der einer ziel bewußten Politik kaum dienlich sein kann. Auch dürfte die Stellung der Regierung durch eine starke radikale Linke, wie sie zu verzeichnen ist, gerade nicht erleichtert werden, und an schweren Zusammenstößen dürfte e» unter diesen Umständen im neuen Reichstage kaum fehlen. Nach den Stichwahlen die übrigens sich auf mehrere Tage verteilen werden, wird der Reichstag bald zusammentreten und die Trovrede soll Aufschlüsse über die bevorstehenden Aufgaben enthalten. Im In teresse der Nation wäre eS zu wünschen, daß diese ohne Störung eine ersprießliche Erledigung finden. Wie die Dinge aber ablaufen werden, liegt im dunk len Schoße der Zukunft. OertNÄzes unv Säcdsifcdss. Pulsnitz. (Jugendpfle g e ) Der Anfang wäre gemacht! Am Sonntag hat das erste von der Jugendpflege veranstaltete Kriegsspiel stattgefund?-'. Zwar Viele hatten gedacht: „Jetzt bei dcr Wtntirkälte htnaus in den Wold! Nein, das tun wir nicht!" und waren fern geblieben. Aber über 30 Mutige hatten sich doch eingefunden. Und die h ben es wahrlich nicht zu bereuen gehabt, daß sie gekommen wn-en. Denn herrlich war's, in dem beschneiten Wald einher, zuschweisen; und spannend obendrein. Dafür hatte die der Wanderung zu Grunde liegende Idee gesorgt. Eine in der Linie Kamenz—Elstra lagernde größere rote Abteilung hat — so war die Annahme — einen Zug in die Gegend von PulSnitz geschickt mit dem Auftrag, Vieh und Getreide zusammenzuschaffen und es für die nachrückende Truppe zu verbergen. Da man sich noch weit ab vom Feinds glaubte, war die- sem Zug der Befehl erteilt worden, den Weg zum Schlupfwinkel zu markieren und zwar durch sogenannte Hegewische (Stöcke mit Strohbündeln), die längs des Weger so versteckt werden sollten, daß sie nicht ohnß weiteres zu sehen, einem danach suchenden Auge aber auffindbar waren. Die nachrückende Truppe wollte so den BergungSort des requirierten Proviants finden. Wider Erwarten war aber auch eine feindliche, blaue Kavallerieabteilung bis in die Gegend von Puttnitz vorgebrungen und von Einwohnern auf die Hege« wische aufmerksam gemacht worden. Ihr Ziel war es nun, die Spur zu verfolgen und die Provtantkolonne in ihrem Versteck zu überfallen. — */,2 Uhr rückte die rote Abteilung ab. Ihre Aufgabe war eS, die Hegewische so zu verstecken, daß ein Abirren von der Spur unmöglich war, und doch die Spur auch nicht ohne weiters» auffindbar war und weiter dann einen möglichst günstigen Schlupfwinkel ausfindig zu machen, der dem Vieh Unterschlupf bot und obendrein eine gute Verteidigungsstellung darstellte. Beides zu er reichen war ihr sehr gut geglückt. Auf vielfachen Zickzackwegen war sie durch den Hufewald gezogen, an jeder Wegkreuzung den eingeschlagenen Pfad markierend, bi» sie erwa 1 lcm östlich des Waldhauses, gedeckt durch die Wände eines Stetnbruchs, Unterschlupf ge sunden hatte. — So war die Ausgabe der blauen Partei, die erst um 2 Uhc abrückte, nicht leicht ge worden Sie mußte nun die Hegewische suchen und so der Spur des Gegners folgen bis zu seinem Ver steck. Aber durch größte Aufmerksamkeit glückte eS auch ihr, ihre Aufgabe zu erfüllen. Vorausgeschickte Patrouillen meldeten dem Führer der blauen Partei gegen 4 Uhr den Gegner. Und nun ging- zum Angriff: Von beiden Flanken her sollte der Ueberfall erfolgen. So teilte sich die blaue Partei und schlich nun im Schutz der Bäume vor, um dann mit Hurra vorzu brechen. Aber inzwischen war die rote Partei auch aus ihrer Hut gewesen. Zwar brodelte im Feldkessel schon das Kaffeewasser. Aber trotzdem war die Sicherung dieses wichtigen Unternehmens durch auf gestellte Posten nicht überfthen worden. So fand die blaue Partei, deren einer Flügel etwas zu zeitig an- stürmte (er hatte wohl den Kaffee gerochen und konnte e» nicht mehr erwarten), einen wohlgerüsteten Gegner. Und darum gab'» vorerst noch einen heißen Kampf um das heiße Getränk. Aber schließlich, da das Ringen unentschieden blieb, einigte man sich dahin, sich redlich in den Kaffee zu teilen. Und friedlich schlürften dann Arm in Arm die erst so grimmig sich bekämpfendenGegner ihr „SchälchenHeeßen", dazwischen drein auf die strenge Kritik des Spielleiter» lauschend. Dann aber ging's heim, fest in Schritt und Tritt unter Gesang vaterländischer Lieder. Und noch ein mal am Eingang der Stadt ein „Tritt gefaßt, Ab- teilung halt", ein paar kurze Abschiedkworte und ein