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er Grem-Kote Wochenblatt für Adorf, Kud-Aster, Marklitlikichtn, Krombach und das obm Vogtland. «2. Jahrgang. Redaktion, Druck und Verlag von Otto MeNer in Adorf. Dieses Blatt erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachm. 2'/^ Uhr und kostet vierteljährlich 1 20 H bei Vorausbezahlung. Inserate werden mit 10 Pf. pro 3mal gespaltener Korpuszeile berechnet. — Annahme der Inserate spätestens Nachm. 5 Uhr vor den Erscheinungstagen 64 Dienstag, den 1V August ll^6^< Rtlndscdau. * Die „Nordd. Allg. Ztg." hat einen be- merkenswerthen Artikel unter der Überschrift „Marinegedanken" veröffentlicht. Ihrem Be dauern über die Streichung der Marineforder ungen durch den Reichstag Ausdruck gebend, führt sie aus, daß, wie die Dinge heute liegen und bisher parlamentarisch behandelt worden sind, die Marineverwaltung, das Offiziercorps und die Mannschaften nicht das leisten, was sie leisten sollten und könnten, um für jede Even tualität ihre Pflichten zu erfüllen. Es sei für Marine und Regierung ein unwürdiger Zustand, wie ein jedes Jahr von neuem in den Kom missionen und im Plenum des Reichstages um jede Forderung gekämpft und gefeilscht wird. Ein Septennat, wie es für die Landarmee ein geführt ist, sei auch das für die Marine zu er strebende Ideal. Es müsse ein Weg gefunden werden, welcher der Marineverwaltung die Sicher heit schafft, daß sie auf eine Reihe von Jahren über gewisse Summen zu Neubauzwecken ver fügen kann. Der Streit um die Marinefragen würde sich also darum drehen, wie es möglich ist, ohne die Rechte des Reichstages zu beschrän ken, die Feststellung der erforderlichen Mittel den wechselnden parlamentarischen Konstellationen und den alljährlichen Kampf um jede Position zu entziehen. Berlin. Nachdem der neue amerikanische Zolltarif Gesetzkraft erlangt hat, ist durch den deutschen Geschäftsträger in Washington gegen die Erhebung des Zuschlagszolls auf Zucker in Höhe der im Herstellungslande gezahlten Prämie erneut schriftlich Verwahrung eingelegt worden. Weimar, 9. August. Die hiesige Zeitung „Deutschland" ist von zuständiger Seite zu der Mittheilung ermächtigt, daß der Altreichskanzler Fürst Bismarck zu dem Großherzog bei dessen neulichem Besuche in Friedrichsruh wörtlich ge äußert hat: „Eure Königliche Hohheit dürfen überzeugt sein, daß ich bis zum letzten Tage mei nes Lebens mit meinem Rathe zur Verfügung stehe, wenn es verlangt oder durch die Verhält nisse bedingt wird, als gehorsamer Diener des Kaisers und der mit ihm verbündeten Fürsten, als treuer Sohn des Deutschen Vaterlandes, als steter Freund unseres Volkes!" Der Großerzog drückte dem Fürsten nach diesen Worten gerührt die Hand. * Nach Deutsch-Südwestafrika soll jetzt eine Abtheilung der Eisenbahn-Brigade gehen, um eine Bahnlinie anzulegen. Zwei Offiziere und 45 Unteroffiziere haben sich freiwillig gemeldet und sind auf 6 Monate beurlaubt worden. Ein Theil davon tritt in den nächsten Tagen, die übrigen Anfang September die Reise an. Jeder Unteroffizier erhält 600 Mk. Die Aufgabe der Abtheilung ist die Herstellung einer 90 Kilo meter langen Schmalspurbahn. Breslau, 5. August. Der durch das Hoch wasser angerichtete Schaden in Schlesien wird auf mindestens zwanzig Millionen Mark geschätzt, im Kreise Hirschberg allein auf fünf, im Sprot- tauer Kreise auf Iff^ im Kreise Löwenberg auf eine Million. — Aus Danzig wird gemeldet: Da seit der Erschießung des Schlossergesellen Saremba durch einen Füsilier, der beauftragt war, Jenen zur Wache zu transpotiren, wiederholt auf Wachposten geschossen wurde, hat jetzt die Kommandantur an geordnet, daß sämmtliche isolirt stehenden Posten mit scharfen Patronen zu versehen seien. — Dem katholischen Propst Heechmann in Mieltschin, der bei einem Kaiserhoch sitzen ge blieben war, ist, wie aus Posen mitgetheilt wird, die Vefugniß zum Religionsunterricht entzogen, auch ist ein Majestätsbeleidigungsprozeß gegen ihn eingeleidet worden. Köln, 7. August. Der „K. Z." wird aus Kuba berichtet: Krankheiten rieben das ganze spanische Heer auf. Über 30 000 Mann liegen augenblicklich krank darnieder: desgleichen räumt der Tod unter der in den Orten zusammenge flüchteten Landbevölkerung massenhaft auf. * Kaiser Wilhelm wird gelegentlich der Trup penübung bei Kraßnoje-Sselo eine Leistung vor geführt werden, wie sie ihm noch nie geboten wurde, nämlich Batterien ohne Artillerie-Offiziere und Artillerie-Mannschaften. Der „Köln. Ztg." wird darüber aus St. Petersburg berichtet: Seit drei Jahren werden in Kraßnoje-Sselo umfassende Übungen in dieser Beziehung gemacht, die von Jahr zu Jahr bessere Ergebnisse liefern. Zu den Feldbatterien werden Offiziere und Mann schaften der Infanterie, zu den reitenden solche der Kavallerie kommandirt und so weit ausge bildet, daß sie bei der Thätigkeit einer Batterie im Gefecht deren Offiziere und Mannschaften ersetzen können. Die Annahme ist in Petersbur ger Fachkreisen verbreitet, daß in künftigen Krie gen, infolge der ausschlaggebenden Verwendung der Artillerie, diese Waffe weit größere Verluste haben wird als früher und daß dann oft in entscheidenden Augenblicken ein Mangel an Offi zieren und Mannschaften eintreten wird. Außer dem wird die vorgenannte Maßregel als für die größere Verschmelzung der drei Waffen geeignet betrachtet. Die Einführung dieser Übungen ist auf den eigenen Antrieb des Großfürsten Wla dimir, des Oberbefehlshabers der Garde und des Petersburger Militärbezirks, zurückzuführen. Petersburg, 7. August. Alle Schiffe tragen Flaggengala. Gegen 1000 Mitglieder der deutschen Kolonien fuhren dem Kaiser Wil helm entgegen. Halb 12 Uhr grüßten Kanonen salven aller russischen Schiffe die in die Kron städter Forts einfahrende Kaiseryacht „Hohen- zollern" und stürmische Jubelrufe, die Kanonen salven übertönend, der Deutschen Petersburgs begrüßten zuerst das Kaiserpaar. Die „Hohen- zollern" passirte in langsamem Tempo, gefolgt von dem die Kaiseryacht begleitenden deutschen Geschwader, die Linie der russischen Kriegsschiffe. Punkt 12 Ühr warf die „Hohenzollern" Anker, worauf die russische Kaiseryacht „Alexandria" nahte. Das russische Kaiserpaar und der Groß fürst Meris schifften sich nach der „Hohenzollern" ein, wo sie das deutsche Kaiserpaar auf der Fallreppe herzlich begrüßte, umarmte und küßte. Der Czar beglückwünschte Kaiser Wilhelm zu seiner Ernennung zum Admiral L la suite der russischen Flotte. Die beiden Kaiserpaare bega ben sich dann mittelst der „Alerandria" nach Peterhof, wo großer Empfang stattfand. Die deutschen Marinesoldaten, deren strammes Aus sehen allgemein bewundert wurde, wurden bei der Einfahrt von den russischen Kameraden herz lich begrüßt. Peterhof, 8. Aug. Über die Ernennung des deutschen Kaisers zum Admiral der russischen Flotte wird mitgetheilt: Unmittelbar nachdem der deutsche Kaiser die russische Kaiseryacht „Alexandria" betreten hatte, bat Kaiser Nikolaus denselben um die Erlaubniß, ihn zum russischen Admiral ernennen zu dürfen. Gleichzeitig über reichte der Czar dem deutschen Kaiser die russische Admiralsflagge in Seide, sowie das Admirals- Patent, worauf die russischen Schiffe zu Ehren des neuen russischen Admirals auf Befehl des Kaisers Nikolaus salutirten. Kaiser Wilhelm war durch diese Aufmerksamkeit seines Gastgebers umso mehr erfreut, als dieselbe gleichzeitig eine Anerkennung für die deutsche Marine bedeutet. Peterhof, 8. Aug. Während Kaiser Wil helm und die Kaiserin den russischen Majestäten, Großfürsten und Großfürstinnen Besuche ab statteten, hatten sich unfehlbare Menschenmengen vor dem großen Peterhof-Palais angesammelt, welche dem deutschen Kaiserpaare bei seiner Rück kehr von Villa Alexandria stürmische Ovationen darbrachten. Auch Prinz Heinrich wurde überall mit sympathischen Kundgebungen begrüßt. Das Gala-Prunkmahl wurde in dem weiten, mit roth und weißem Seidendamast bekleideten und mit vielen Portraits russischer Kaiserinnen geschmückten Saale des großen Palais für über 100 Personen servirt. Die Tafel war mit kostbarem Silber aus der kaiserlichen Schatzkammer gedeckt und mit selten schönen Blumen geschmückt. An der Hauptfront der hufeisenförmigen Tafel hatten in der Mitte die Kaiserin Victoria und die Kaiserin Alexandria Platz genommen. Rechts neben der deutschen Kaiserin saß der Kaiser von Rußland; die Kaiserin von Rußland hatte an ihrer Seite den deutschen Kaiser. Kaiser Nikolaus trank wiederholt dem Reichskanzler Fürsten zn Hohen lohe, dem Botschafter v. Bülow und dem Bot schafter Fürsten Radolin zu, ebenso Kaiser Wil helm den Ministern Grafen Murawiew und Wannowski. * Wie die Blätter melden, sollen den deut schen Seeoffizieren von der Petersburger Stadt verwaltung zum Andenken silberne Bowlen u., den Matrosen schöne Cigarrettenkästchen darge bracht werden. Allgemein getragen werden ge schmackvolle Kokarden in den russisch-deutschen Farben, und eine Anzahl von Radfahrervereinen hat beschlossen, anläßlich des deutschen Kaiserbe suches ihre Fahrräder mit russischen und deut schen Fähnchen zu schmücken. Gestern wurden die auf der Rhede von Kronstadt liegenden deut schen Kriegsschiffe wie auch das Schulschiff „Charlotte" von einer zahlreichen Menschenmenge besucht. Andererseits hatten auch sehr viele Be urlaubungen von Mannschaften der deutschen Schiffe stattgefunden, welche an Land von der Bevölkerung mit großer Freundlichkeit empfangen wurden. Vielfach konnte man die deutschen Matrosen mit den russischen auf die kameradschaft lichste Weise verkehren sehen, und auch viele der deuschen Sprache mächtige Civilpersonen unter hielten sich lebhaft mit den deutschen Seeleuten, deren schmuckes, strammes Aussehen allgemein anerkennend bemerkt wurde. * Die Besatzung des auf der Newa ankernden deutschen Schulschiffes „Charlotte", insgesammt 190 Personen, war am Sonntag Nachmittag zu einem Grünfest geladen, das die Petersburger Gemeindebehörde zu ihren Ehren veranstaltet hatte. Die Gäste der Stadt wurden bestens be- roirthet und unterhalten. Hier gab es klein russische Tänze, Balalaika-Spiel und russischen Chorgesang, auch wurden Theatervorstellungen gegeben. Zwei Musikkapellen spielten ununter brochen. Diesem Grünfeste wohnte eine große Volksmenge bei. Der deutsche Offizier, welcher die Mannschaften führte, brachte einen Toast auf den Zaren und die Zarin aus, während Stadt- rath Jokolow einen Trinkspruch auf das deutsche Kaiserpaar ausbrachte. Beide Trinksprüche wur den mit allgemeinem Jubel ausgenommen, in ihrer Begeisterung erbat die Volksmenge von den deutschen Offizieren die Erlaubniß, sie nach russi scher Sitte auf den Händen tragen zu dürfen. * Die spanischen Anarchisten schrecken vor keinem Morde zurück; selbst der bekannte und um sein Land verdiente Ministerpräsident Don