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ler Grem-Kote WochenötatL für Adorf, Kod-Aßer, Morknenkirchen, Krombach «ad das obere Vogtland. «2. Jahrgang. Redaktion, Druck und Verlag von Otto Meyer in Adorf. Dieses Blatt erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachm. 2'/? Uhr und kostet vierteljährlich 1 20 H bei Vorausbezahlung. Inserate werden mit 10 Pf. pro 3mal gespaltener Korpuszeile berechnet. — Annahme der Inserate spätestens Nachm. 3 Uhr vor den Erscheinungstagen W 87. Sonnabend, den 24. Juli I8Ä7. Bekanntmachung. In Entsprechung des Z 10 der hiesigen Feuerlöschordnung werden die Mannschaften der einzelnen Abtheilungen der Pflichtfeuer wehr zu einer Uebung auf Montag, den 28. dss. Mts., Nachmittags 4 Uhr mit dem Bemerken eingeladen, daß grund loses und unentschuldigtes Wegbleiben von der Uebung mit Geld bis zu 15 Mark ev. Haft bis zu 3 Tagen zu ahnden ist. Versammlungsort — das Spritzenhaus. Adorf, den 22. Juli 1897. Der Stadtrath. Das am 1. Juli d. Js. fällig gewesene Schulgeld auf die Monate April, Mai und Juni ist nunmehr sofort und späte stens bis zum 31. Juli ds. Js. an die hiesige Stadtkasfe bei Vermeidung der Zwangsbeitreibuug abzuführen. Adorf, am 22. Juli 1897. Der Stadtrath. Rundschau. * Unser Kaiser hat den Unfall, der ihn so jäh betroffen hatte, verhältnißmäßig gut über standen. Er hat seine Nordlandreise nicht auf gegeben, und der zu ihm geeilte berühmte Augen arzt Herzog Theodor in Bayern konnte fest stellen, daß das Sehvermögen in keiner Weise gestört ist, wenn auch Kaiser Wilhelm sich noch einige Zeit Schonung auferlegen muß. * Wie die „Köl.Zt."mittheilt, bestehen zwischen der Familie des Kaiser und derjenigen des baye rischen Herzogs Karl Theodor schon seit Län gerem freundschaftliche Beziehungen. Der Ver kehr der beinahe gleichalterigen Kinder hat diese Beziehungen noch verstärkt, die jetzt in der Nord landreise des Herzogs ihren deutlichsten Ausdruck finden. Das große Vertrauen, das die Umwoh ner des Tegernsees dem herzoglichen Arzte ent gegenbringen, theilt augenscheinlich auch die Kaiserin, welche, schon ehe dem Kaiser der Un fall zustieß, den Rath des Herzogs in Anspruch genommen haben soll, um die Augen eines ihrer Kinder untersuchen zu lassen. Berlin, 22. Juli. Die „Berl. Polit. Nachr." schreiben anscheinend offiziös: „Darüber, daß der vom Bund der Landwirthe gestellte Antrag, die Getreideeinfuhr zu verbieten, mit den Han delsverträgen nicht vereinbar ist, besteht in der Presse völlige Übereinstimmung; ebenso darüber, daß schon aus diesem Grunde der Antrag für die Regierung nicht nur annehmbar, sondern vollständig undiskutirbar ist. Voraussichtlich dürfte auch sehr bald in der bündigsten Form zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden, daß die Reichsregierung genau auf demselben Stand punkt steht." Berlin. Staatssekretär Freiherr v. Mar schall reichte seine Entlassung ein und wird den Botschafterposten in Rom oder Konstantinopel erhalten, ebenso erhält Unterstaatssekretär v. Roten han einen Botschafterposten. Staatssekretär Bötti cher dürfte Anfang 1898 das Oberpräsidium der Provinz Sachsen übernehmen. — Der „Reichsanzeiger" schreibt: „Das zeit weilige Getreideeinfuhrverbot, dessen Erlaß in der an den Reichskanzler gerichteten Eingabe des „Bundes der Landwirthe" beantragt wird, würde mit den bestehenden Handelsverträgen nicht ver einbart sein, und es wird dem Anträge schon dieserhalb nicht stattgegeben werden können." In dem Wörtchen „schon" ist ausgesprochen, daß die Regierung noch andere Bedenken gegen den Antrag hat. Berlin, 22. Juli. Der „Germania" wird aus dem deutschen Schutzgebiete der Südsee geschrieben: Der deutsche Forschungsreisende Ehlers sei im Kaiserwilhelmslande seinerzeit nicht er trunken, sondern mit den ihm begleitenden Poli zeiunteroffizier von seinen hungernden und meu ternden Bukka-Leuten erschossen und dann ins Wasser geworfen worden. Die Sache sei jetzt von einem damals Betheiligten angezeigt und die Mörder bereits zum Tode verurtheilt worden. * Viele Blätter haben die Schale ihres Spottes da rüber ausgegossen, daß ein Fremder, der sich längere Zeit in Kehl aufhielt, als Spion verfolgt wer den sollte. Dieser Spott war gar nicht am Platze, denn es scheint nach den sorgfältigsten Untersuchungen festzustehen, daß wirklich Spio nage versucht worden ist und zwar seitens eines Kaufmanns Blume aus Leipzig, welcher der Polizei in^dem Augenblick entwischte, als er ver haftet werden sollte. Er scheint übrigens der weniger Schuldige gewesen zu sein; sein Genosse hatte sich schon früher aus dem Staube machen können, da dessen Logiswirth unterlassen hatte, sich polizeilich zu melden. Blume und Helfers helfer sollen einem Unteroffizier für die Auslieferung eines Gewehrs 10,000 Mk. geboten haben. — Zu der Erklärung im „Reichsanz." über das Getreideeinfuhrverbot meint die „Deutsche Tgsztg.", daß wenn der ernste Willen vorhan den wäre, sich ein diplomatischer Weg finden ließe, um das Verbot unter Zustimmung der Handelsvertragsstaaten durchzuführen. Weise die Regierung den Antrag des Bundes ab, so habe sie die Pflicht, mit allen Mittel dafür zu sorgen, daß das Ziel des Antrags auf anderem Wege erreicht werde. Budapest, 23. Juli. Einer in hiesigen politischen Kreisen kursirenden Meldung zufolge, hat der Zar verfügt, daß der serbischen Kriegs verwaltung 40 000 Berdangewehre aus dem Arsenal von Tula und 25 Millionen Patronen aus dem Arsenal von Moskau als Geschenk überwiesen werden. * Der Pariser Stadtrath faßte den wohl beispiellosen Beschluß, von Amtswegen in alle Eewerbeanlagen, die der gesundheits-polizeilichen Überwachung unterstellt sind, Geheimpolizisten als Arbeiter einzuschmuggeln, da der Verdacht besteht, daß alle diese Fabriken hinter dem Rücken der amtlichen Aufseher die Vorschriften umgehen und auf diese Weise die üblen Ausdünstung verschul den, über die allsommerlich in Paris geklagt wird. — Frankreich hat im Laufe dieses Sommers, wie den „Müncher Neuesten Nachr." aus Paris geschrieben wird, in aller Stille ein bedeutsames Werk vollendet. Es hat ein eigenes unterseei sches Telegraphenkabel zwischen Europa und Nordamerika gelegt. Die Linie geht von Brest nach dem zwischen Boston und New-Pork gele genen Cap Cod. 2n Frankreich hat man es lange genug empfunden, was es heißt, einzig auf die Benutzung englischer Kabelleitungen an gewiesen zu sein, die immer gestört zu sein pfle gen, wenn es im Interesse Englands liegt. Das boitische Kabelmonopol nach Nordamerika ist jetzt durch dies neue französische Kabel durchbrochen worden. Aus politischen und wirtschaftlichen Er wägungen sucht die Republik sich von der Herr schaft englischer Kabelgesellschaften zu befreien, und wenn Frankreichs unterseeische Telegraphenlinie auch erst in den Anfängen stecken, so verfolgt es doch mit Beharrlichkeit den Weg zu Erweiterung solcher Verbindungen. Diejenigen Gesellschaften, die sich mit der Ausdehnung der bestehenden und der Anlage neuer Kabel befassen, erhalten vom Staat ansehnliche Unterstützungen. Das neue Kabel zwischen Europa und Amerika ist 6000 Kilometer lang und zur Zeit das längste der Welt. * Der „N. Fr. Pr." wird aus Paris ge meldet: Der englische Botschafter Monson er krankte jüngst mit seiner Familie und Herren der Botschafter unter Vergiftungs-Erscheinungen; der Botschafter konnte nicht nach London fahren, wohin er vom Prinzen von Wales geladen war; auch die Botschafterin und deren Schwester waren schwer erkrankt, einige Diener sogar dem Tode nahe. Die Erkrankung wird auf den Ge nuß von Seekrabben zurückgeführt. Der Fisch händler behauptet, die Krabben seien wahrschein lich in einem schlecht verzinnten Kupferkessel ge kocht worden. — Der radikale französische Panama-Aus schuß hat sich stark blamirt. Er war mit dem in Eng land weilenden Erzgauner Cornelius Herz in Verbindung getreten, um von ihm neue Enthül lungen über die Betheiligung hochgestellter Per sonen um Panamaschwindel zu erhalten. Da der Ausschuß bisher noch wenig staatsrettende Thaten aufzuweisen hatte und mehr und mehr von den Franzosen verspottet wird, so glaubte er sein Ansehen erhöhen zu können, wenn er durch Herz greifbare Handhaben gegen die lei tenden Kreise der Republik gewönne. Cornelius Herz durchschaute die Sache aber schnellund versuchte sofort, die Nothlage des Ausschusses zu einer neuen Geldschneiderei großen Stils zu benutzen. Er verlangte, daß alle Ausschußmitglieder per sönlich vor ihm erscheinen sollten; als diese dazu bereit waren, verlangte er weiter die Zahlung von 5 Millionen Francs als Entschädigung für die früher gegen ihn gerichteten Anschuldigungen, dann erst wolle er sprechen. Darauf ging der „gefoppte Ausschuß" natürlich nicht ein, und so unterbleibt seine Reise zu Herz unter dem Hohn gelächter des französischen Volkes. — Nach Mittheilungen aus England soll Sir Wilfried Laurier, der Premierminister von Ka nada, in seine Heimath mit der schriftlichen Ver sicherung der Londoner Regierung zurückkehren, daß Großbritannien beschlossen habe, die Handels verträge mit Deutschland und Belgien zu kündigen. * In London wird laut „Magdeb. Ztg." erzählt, das deutsche Kriegsministerium habe vor einigen Tagen 2000 Brieftauben nach Dover gesandt, um sie von dort nach Deutschland zu rückfliegen zu lassen. Letzteres soll bereits ge schehen sein. Die Nachricht macht böses Blut, da im Ünterhaus amtlich erkärt wurde, Deutsch land würde ein ähnliches Manöver einer ande ren Macht an der deutschen Küste nicht dulden. London, 22. Juli. Die von einem radika len Blatt gebrachte Nachricht, daß der Prinz von Wales in die Transvaal-Affaire verwickelt sei, und die oppositionellen Führer sich mit der Re gierung zur Unterdrückung der vielbesprochenen Rhodes'schen Depesche verbunden hätten, weil da rin der Name des Prinzen von Wales vorkomme, wird von maßgebender Seite als erfunden be zeichnet. Christania, 22. Juli. (Ein Lebenszeichen von Andree?) Aus Stavanger wird vom 21. Juli Mittags telegraphirt: Bei Soerde in Nisylke ist heute eine Brieftaube gefangen, mit einem