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Der Grem-Dote. Wochenblatt für Adorf. KAWer, Markilenkircheil. Kroinboch und das obm Vogtland. V2. Jahrgang. Redaktion, Druck und Verlag von Otto Meyer in Adorf. Dieses Blatt erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachm. 2'/^ Uhr und kostet vierteljährlich 1 <-F 20 H bei Vorausbezahlung. Inserate werden mit 10 Pf. pro 3mal gespaltener Korpuszeile berechnet. — Annahme der Inserate spätestens Nachm. 5 Uhr vorden Erscheinungstagen .W 33. Donnerstag, den 6. Mai 18V?. KIM- liml VielWM in Wsf j. V. Dienstag 1897. Bekanntmachung. Die an den Häusern hingezogenen elek trischen Leitungen sind neuerlich wiederholt bei Vornahme von Baulichkeiten an den betr. Häusern oder bei der Abnahme von Flaggen, die sich in den Drähten verfangen hatten, beschädigt worden. Da hierdurch nicht nur die Stromleitung unterbrochen wird, sondern auch im Werke selbst großer Schaden durch Kurzschluß augerichtet wer den kann, so bitten wir die Bürgerschaft um Anwendung der größten Sorgfalt bei Arbeiten in der Nähe elektrischer Leitungen und, wenn deren Berührung nicht unver meidlich ist, um Benachrichtigung der Werksleitung, die alle Arbeiten zur Frei machung der Leitung unentgeldlich ausfüh ren wird. Gleichzeitig aber machen wir darauf auf merksam, daß nach Z 304 des St. G. B. mit Gefängniß bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mk. zu bestrafen ist, wer Gegenstände, welche znm öffentl. Nutzen dienen, vorsätzlich und rechtswidrig beschädigt oder zerstört. Adorf, den 3. Mai 1897. Der Ttadtrath. Kämnitz. Nulidscynu. Berlin, 5. Mai. Seine Majestät der Kai ser hörte heute Vormittag um 8 Uhr den Vor trag des Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe- Schillingsfürst. (Die Gerüchte, daß der Reichs kanzler sein Entlassungsgesuch eingereicht habe und Graf Waldersee an seine Stelle treten solle, sind also zur Zeit jedenfalls unbegründet.) — Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" schreiben: „Die allgemeine Empfindung, daß wir in einer Periode entscheidender Entschlüsse stehen, scheint Recht zu behalten. Gestern hat ein Kron- rath stattgefunden, in dessen Verlauf das Vereins gesetz besprochen wurde, und in dem, wie uns aus guter Quelle versichert wird, graduell die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler festgestellt wurden. Es wird uns ferner versichert, daß Fürst Hohenlohe seine Entlassung eingereicht, und das; sich das preußische Staatsministerium mit ihm solidarisch erklärt habe. Das letztere würde nicht hindern, datz ein Theil der bisherigen Fachminister in ein neues Kabinet hinüberträten. Dienstag Abend sollte die Entscheidung des Monarchen fallen. Wir geben diese Nachricht, sowie die weitere, datz Graf Waldersee für den Kanzlerposten bestimmt sei, mit aller Reserve wieder, glauben jedoch nicht verhehlen zu dürfen, datz der Umstand, datz Herr von Lucanus den Kaiser nicht auf seiner Stettiner Reise begleitet hat, in eingeweihten Kreisen doch seine Beachtung findet. Das Wolff'sche Tele graphenbureau bringt die Meldung, datz die Nach richt, es hätte gestern ein Kronrath stattgefunden, vollkommen erfunden sei." — Die Budgetkommission des Reichstags be willigte beim Nachtragsetat (Einmalige Ausgaben) zur Schaffung einer Reserve von Feldartillerie- Material für Preutzen 30,000,000, für Sachsen 3,750,000, für Württemberg 5,600,000 Mark. — Die Duell-Einschränkung ist kein leerer Wahn. Wenigstens wird jetzt, so schreibt das „Volk", ein Fall bekannt, wo der bekannte kai serliche Erlatz sich bereits als wirksam erwiesen hat. Durch den Landrath von Roell in Posen fühlten mehrere Reserveoffiziere sich beleidigt. Sie theilten nun gemeinschaftlich den Sachverhalt dem Offizierehrenrath in Schlimm mit, wozu sie durch allerhöchste Kabinetsordre vom 1. Ja nuar 1897 verpflichtet waren, welche vorschreibt, datz jeder Offizier in Ehrenhändeln, bevor er weitere Schritte veranlaßt, die Sache dem Ehren- rath unterbreiten muß. Der Ehrenrath hat diese Angelegenheit zu Gunsten der Beleidigten entschieden; die Entscheidung ist vom Kaiser be stätigt worden. Damit ist die Sache erledigt, und die Schießerei fällt aus. Wien, 3. Mai. In Teplitz fand gestern der Parteitag der deutschen Fortschrittspartei statt. Es wurden Reden gehalten und ein Resolution beschlossen, die an Schärfe alles bisher in Öster reich von Deutschen bei derartigen Anlässen Vor gebrachte weitaus überboten. Die gefaßten Be schlüsse gipfeln darin, daß wegen der Sprachen verordnung die äußerste Opposition getrieben werden soll bis zum Stillstand der Thätigkeit der Vertretungskörper, eventuell bis zum Aus tritt aus denselben. Bezirke, Städte und Land gemeinden werden aufgefordert, an einem be stimmten Tage Wordnungen zum Kaiser behufs Darlegung der Lage der Deutschen Böhmens zu entsenden, und ihre Mitwirkung in dem ihnen übertragenen Wirkungskreis bei den Geschäften des Staates einzustellen. — Unter den beim österreichischen Abgeord netenhause eingebrachten Anträgen befindet sich auch ein Antrag Schönerer und Genossen auf Einsetzung eines besonderen Ausschusses zur Vor legung eines Gesetzentwurfes, durch den die deutsche Sprache als Staatssprache mit Ausnahme Dalmatiens, der Bukowina und Galiziens erklärt wird; ferner ein Anttag, der die Regierung auf fordert, ein Reichsgesetz, betreffend die Regelung der Sprachenfrage, sowie ein Gesetz, betreffend die Sonderstellung Galiziens, der Bukowina, und betreffend die Zugehörigkeit Dalmatiens zu Un garn, vorzulegen. - Die nächste Sitzung findet Donnerstag statt. Auf der Tagesordnung be findet sich die erste Lesung der Anträge, be treffend die Ministeranklage. Paris, 4. Mai. 2m Wohlthätigkeitsbazar brach oberhalb des Verkaufsraumes der Herzo gin v. Uzes Feuer aus; auf welche Weise, ist noch unbekannt. Das Gebäude, welches eine Länge von 100 und eine Breite von 30 Me tern hatte, war ganz aus Holz erbaut. Binnen 10 Minuten stand Alles in Flammen und es entstand ein unbeschreibliches Drängen. Viele Personen wurden niedergestoßen und mit Füßen getreten. Auf den Trümmern des Bazars lie gen die verkohlten, ganz unkenntlichen Leichen aufgehäuft; dieselben wurden von städtischen Ambulanzwagen nach dem Jndusttiepalast ge schafft. Ungefähr 150 Verwundete wurden in ein Hotel gebracht. Nach Aussage des Polizei beamten, der Dienst in dem Bazar versah, sol len 1500 bis 1800 Personen im Bazar gewesen sein, als das Feuer ausbrach. Vis 8 Uhr sollen bereits 200 Opfer festgestellt worden sein. Paris, 5. Mai. Der erste Anblick der in den Jndusttiepalast geschafften Leichen bot einen schrecklichen Anblick. Bei vielen Leichen war der Oberkörper vollständig verkohlt, während die untere Hälfte und die Kleider völlig unversehrt waren, Augenzeugen berichten, daß das Feuer in der Abtheilung ausbrach, in welcher der Kinematograph vorgeführt wurde. Man glaubt, daß durch das Herausspringen elektrischer Funken eine Gasexplosion stattgefunden habe. Der Ruf „Feuer" rief eine furchtbare Verwirrung hervor. Einige Ausschußmitglieder versuchten vergeblich der Bestürzung Einhalt zu thun. Das Feuer verbreitete sich rasend schnell. 2n 10 Minuten stand der ganze aus Holz und bemalter Lein wand bestehende Bau in Flammen. Bis 7 Uhr waren 80 Leichen geborgen. Die Identität und Zahl der llmgekommenen festzustellen, ist vor läufig unmöglich. Unter den Vermißten befindet sich auch die Herzogin von Alencon. Der Her zog, der seine Gemahlin begleitet hatte, ist nur leicht an einem Fuß verletzt. „Daily Mail" meldet aus Kopenhagen, daß Murawjeffs gegenwärtige Politik von der russischen Kaiserin-Wittwe, welche ihrem Günst ling den Posten als Minister des Auswärtigen verschafft habe, als Verrath angesehen werde. Murawjeff habe die Abwesenheit der Kaiserin- Wittwe von Petersburg benutzt, den Zaren zu einem Wechsel seiner politischen Ansichten zu be wegen und vollen Einfluß über ihn zu ge winnen. — Der „Standard" meldet aus Athen: Volkshaufen, durch Glockenläuten alarmirt, dran gen am Sonntag in die Villa des Kronprinzen in Achia ein, bemächtigten sich der dort für die königliche Wache aufbewahrten Waffen, zertrüm merten die Möbel und verbrannten die in dem dortigen Archiv vorhandenen Papiere.. Von allen Seiten wird bestätigt, daß sich die griechische Regierung nunmehr entschlossen hat, den Oberst Vassos von Kreta zurückzuberufen und durch Oberst Staiko ersetzen zu lassen. Ob gleich vorläufig blos Oberst Vassos von Kreta abberufen und durch den Oberst Staiko ersetzt worden ist, herrscht doch kein Zweifel, daß da mit der erste Schritt zum Rückzug Griechenlands von der Insel Kreta gethan ist. Es verlautet, Staikos Aufgabe, welcher Vassos sich nicht un terziehen wollte, werde eben die Räumung Kre tas bilden. Die Kriegsschiffe der westlichen Großmächte dürfen die griechischen Truppen in naher Zukunft von Kreta nach ihrer Heimath befördern. Die griechische Regierung soll hier über mit den betreffenden Mächten bereits Füh lung genommen und bei ihnen geneigtes Entge genkommen gefunden haben. Konstantinopel, 4. Mai. Eine De pesche aus Larissa von heute meldet: Die Divi sion Hairi, die sich auf dem Marsche von Kar- ditza nach Pharsala befindet, besetzte 6 Dörfer. — Am Ausgange des Golfes von Arta ist ein