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G Per Grenz-Pote. Wochenblatt für Adorf und Neukirchen. PrLnumeratiout-Preis: »ierteljäbrlich 7 Nqr. » Pf. Jnscrtioas-Gebühren: Die gespalten« CorpuS-Arile oder deren Raum l Rgr. 39. Sonnabend, den L5. September. 1808. Wochenschau. Unser Königshaus hat einen schmerzlichen Verlust erlitten. Am 15. Sept. Nachts 11j Uhr starb plötz lich in Monza die Frau Erzherzogin Margaretha, Tochter unsers Königs, am Nervcnfieber. Auf einer Reise in Italien begriffen, erkrankte die Frau Erzher- zoqin in Monza. Das am 14. und 15. Sept, über diese Erkrankung ausgegebene Bulletin, das vom Pro fessor Körner und vr Obersteiner unterzeichnet war, schrieb der Krankheit, die es als typhisches Fieber be zeichnet, eine mäßige Intensität zu und sah keinen Grund für ernstere Besorgnisse. Um so überraschender kam daher die Kunde von dem doch erfolgten Tode. In Monza war die Trauer allgemein, die Thüren blieben geschlossen und die Eoncerte wurden abbestellt. Die Erzherzogin Margaretha, die fünfte Tochter des Königs, war geboren am 24. Mai 1840 und wurde am 4 Nov. 1856 mit dem Bruder des Kaisers Franz Joseph, dem Erzherzog Karl Ludwig, Statthalter in Tirol und Vorarlberg, vermählt. In der Nacht zum 11. Sept, wurden die Bewoh ner von Staucha (unweit Lommatzsch) durch einen don- ncrglcichen Schlag aus dem Schlafe geschreckt. Der dort im Bau begriffene, bis zu einer Höhe von 100 Fuß bereits gewachsene Kirchlhurm war plötzlich in die westliche Seile der Kirche hincingestürzt. Gegen 24 Fuß Mauerwerk sind zusammengefallcn, noch Z0 Fuß weit muß der Thurm wegen drohenden Nachstur- zcs sofort abgetragen werden, und selbst seine Ueber- restc sind in den Grundrcsten erschüttert. Der ganze westliche Giebel der Kirche mit Orgelchor und den Emporen, auch theilwcise das Schiff mit den Kirch- suhlen sind zerstört. Die Trümmer bieten einen kläg lichen Anblick dar. Die wahrscheinlichste Enlstehungs- 1. lache sinder man für jetzt in der leichten, mangelhaf te 1 Bindung des Mauerwerks, wohl auch in den un. h.ilvollen Regenströmcn, welche viele Wochen lang die -Mauern durchdrungen und gelockert haben. Aus Glogau vom 0. Sept, wird der National Zei tung geschrieben: „Bisher haben alle Rcliqiousgcsell- schaften hier friedlich neben einander gelebt; deshalb erregt ein heute hier stattgefundener Vorfall confessio- neller Unduldsamkeit allgemeines Aussehen. Eine ält liche Dame katholischer Religion, die wegen ihres eh renhaften Charakters sich einer allgemeinen Achtung erfreute, starb und sollte auf dem hiesigen katholischen Kirchhofe in einer Familiengruft beerdigt werden. Da erklärte auf einmal das katholische Kirchencollegium, daß eine Beerdigung mit Glockengelaule und Beglei tung von Geistlichen in jener Familiengruft nicht statt- finden könne, weil die Verstorbene die katholische Kir che schon jahrelang nicht besucht und wahrend dieser Zeit auch nicht das Abendmahl verlangt habe. Das selbe wies zur Beerdigung der Leiche einen Platz an der Seite des Kirchhofs an, wo gewöhnlich Selbst, mörder oder Ertrunkene beerdigt werden. Die Hinter bliebenen der Verstorbenen wiesen dieses Anerbieten zurück, und so wurde die Leiche heute auf den, evan gelischen Kirchhofe beerdigt; der Garnisonsprediger vr Rühle hielt die Leichenpredigt." Das am 12. Sept, begonnene Karlsbader fünfhun- dertjährige Jubiläum ist sehr glänzend und stark be sucht gewesen. Auf dem Marktplatz vor dem Rath- hause prangte ein schön gemaltes Transparent, Kaiser Karl IV. darstellend. Um 7 Uhr begann der Fackel zug der Bürgerschaft und der verschiedenen Corpora, lionen, dem sich die geladenen Gaste und die Gemem- derepräsenlanz anschlofsen. Unter Musikbegleitung be- wegte sich der glänzende Festzug zu dem Sprudel, der im vollen Schmuck prangte. Eine Gruppe weißgeklei deter, blumenbekränzter Mädchen, die Najadcn Karls bads darstellend, umstand die dampfende Quelle Al der ganze Zug um den Sprudel ausgestellt war, er schien der Generalgroßmeister oes ritterlichen Kreuz herrenordens mit dem rochen Stern, lle Beer, in Be- gleitung einer zahlreichen geistlichen Assistenz, hielt