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Montag, den 25. April 1S27 7S. Jahrgang Nnnnaer 95 «nd tlich und sten. Diese wirtschaftspolitischen Grundgedanken gewönnen er» höhte Bedeutung im Hinblick auf den national gefährdeten deuts SMU Md sWscht AWltWStittN Palsaitz. (Abschied des Herrn Pf. Ehrler.) Im gestrigen Hauptgottesdienst nahm Herr Pfarrer Ehrler Abschied von seiner Gemeinde, mit der er fünf Jahre eng verbunden war. Seine Abschiedspredigt war aufgebaut auf 1. Kor. 15; „Ich erinnere Euch an das Evangelium von Jesum Christum." In herzlichen Worten nahm Herr Pfarrer Ehrler Abschied von seinen Amtsbrüdern, vom Kirchenvor stand und von allen denen, denen er Seelsorger gewesen war. Die große Gemeinde, die das Gotteshaus bald bis auf den letzten Platz füllte, lauschte andächtig der Abschiedspredigt des scheidenden Geistlichen, welcher einen Ruf nach Ober- bobritzsch bei Freiberg erhalten hat. Den Gottesdienst ver schönten zwei klangvolle Chöre: „Das ist der Tag des Herrn" und „Heilig, heilig ist der Herr", gesungen von zirka 30 Herren der Dresdner Liedertafel unter Leitung des Herrn Prof. Pretzsch. — Möge die Arbeit des scheidenden Herrn Pfarrer Ehrler, den wir ungern von uns gehen sehen, in seiner neuen Gemeinde eine gesegnete sein! Palaaitz. (Die Einwohnerzahl) der Stadt Pulsnitz betrug nach dem Fortschreibungs-Ergebnis vom 1. April 1927 4489. Pulsnitz. (Vortragsreise.) Von dem Gau Nordmark der Sächs. Thür. Landsmannschaften, der die schleswig-holsteinischen Städte Flensburg, Itzehoe, Kiel, Neu münster, Rendsburg und Schleswig, sowie ferner die Orte Hamburg, Altona nebst Umgebung usw. umfaßt, ist unser Mitbürger und Volksdichter Hermann Weise, sowie seine Partnerin Frau Engler zu einer neuntägigen Vortragsreise für Anfang Mai eingeladen worden. Es ist unserm Hermann Weise zu gönnen, daß ihm die Freude zuteil wird, außerhalb seines Heimatortes mehr gewürdigt zu werden, als dies wohl in seiner engeren Heimat der Fall sein mag. Man kann es aber auch den sächsischen Landsleuten in Schleswig-Holstein Nachfühlen, welche Freude es bei ihnen auslösen wird, hei matliche Laute von einem sächsischen Volksdichter und einer echten Volkssängerin zu hören. Durch Weises Dichtungen weht echte Heimatluft, und alles, was er mit dem Herzen niedergeschrieben hat, weiß er in warmherziger, gemütvoller Weise derartig wiederzugeben, daß er die Sinne seiner Zu hörer völlig gefangen nimmt. Und bringt er mit seiner wohl tönenden, warmen Stimme, vereint mit der seiner Partnerin, seine zahlreichen, in die Erzählungen eingcstreuten Lieder und Liebel in westlausitzer Mundart zu Gehör, so dürfen beide des Beifalls ihrer Zuhörer nur allzugewiß sein. Weises Kunst darf nicht mit höherem Maßstabe gemessen werden; es ist eben echte Volkskunst. Was das Volk denkt, fühlt und spricht, das hat er ihm abgelauscht und gibt dies dem Volke in poetischer Form wieder zurück — es klingt und singt demjenigen zu, der aus warme Herzenstöne eingestellt ist und den gleich ihm wahre Heimatliebe beseelt. Und so wünschen wir dem Ehrenmitglied der Pulsnitz-Großröhrs- dorfer Landsmannschaft zu Dresden, unserem Heimatdichter Weise und seiner Partnerin, der Frau Frieda Engler, diesen beiden Pionieren des Heimatgedankens, eine recht genuß- und erfolgreiche Reise und rufen beiden ein recht herzliches „Glück auf!" zu. Eugen Fleischer. — (Die Verwandte vom Lande.» Das Kri minalamt Dresden teilt mit: Obwohl vor kurzer Zeit durch die Presse unter den Ueberschristen: „Die Verwandte vom Lande" und „Guten Tag, Tante" Warnungen vor einer unbekannten Betrügerin ergangen sind, laufen immer noch Das stärkst« Werkzeug, dem inneren Markt zu dienen die Produktion zu beherrschen, sei die Handelspo- litik. Es dürfe ihre Aufgabe nicht fein, die Auslands märkte schlechthin zu öffnen; vielleicht sogar auf Kosten eines großen Berufsstandes, dessen Entwicklung für die Gesamt- Wirtschaft von fundamentaler Bedeutung sei. Ein verständ nisvolles Handinhandarbeiten zwischen Landwirtschaft und Industrie sei heute mehr denn je erforderlich. Die Industrie müsse die Möglichkeit einer Steigerung des Expor tes in Vergleich setzen zu den Zukunftsmög- lichkeiten, die ihr eine deutsche Landwirtschaft zu bieten vermöge, die, von dem Drucke der Nahrungsmittel einfuhr entlastet, alle ihre schöpferischen Kräfte entfalten könne. Ausgeglichenheit unserer Wirtschaft im eige nen Lande müsse das Ziel unserer Wirtschaftspolitik sein. D«s Wichtigste Im Reichsinnenministerium haben die Borberatungen über das Reichs schulgesetz begonnen. Der russische Botschafter in Berlin erklärte, daß Rußland an der näch sten Bölkerbundsfitzung nicht teilnehmen werde Der amerikanische Gesandte in London bestätigt» die Nachricht von der Entente England Amerika. In Litauen e> wartet man eine Diktatur WoldemaraS. Von den mexikanischen Eisenbahnbanditen konnten drei verhaftet werde». 13 Banditen wurden im Feuergefecht erschossen. Nach einer Reutermeldung aus Tokio ist ein Fischdampfer mit einem Eisberg aus der Höhe des südlichen Teiles der Halbinsel Sachalin zusammengestoßen. 50 Personen sind dabei ertrunken. Ein anderer Dampfer, der sich in schwerem Sturm auf hoher See befindet, bittet um Hilse. Landesverbandes Düsseldorf der Deutschnationalen Bolkspartei statt, die der Laudcsgeschäftsführer Thienes eröffnete, worauf der Reichstags abgeordnete Ellenbcck LaS Wort zu seinem Vortrage über „Die politische Lage und die Aufgaben der Deutschnatioualen Volkspartei als Regie rungspartei" ergriff. Er wies eingangs auf die Reorganisation der nationalen Bewegung und auf deren neuen Einfluß aus die Regierung hin, und bezeichnete als zweite Etappe der Aufgaben die Erlangung des gleichen Einflusses in der preußischen Regierung. Trotz aller ver änderten Maßnahmen der deutschnationalen Politik habe sich der Wille zum Aufbau des Landes in national-völkischem Sinne erhalten. Der Redner bezeichnete zum Schluß das Problem der Trennung der Befug nisse von Reich, Ländern und Gemeinden als eine Austobe, die unbe- unbedingt in der nächsten Zeit eine Lösung erfahren müsse. Darauf nahm Reichsverkehrsminister Dr. Koch das Wort zu seinem Vortrag über das gleiche Thema. Eingangs erklärte er, der Vorwurf, die Dcutschnationalen seien in ihrer Politik umgefallen, sei nichtig. Gegen die Berdrehungsversuche der Linkspresse müsse festgestellt werden, daß die Deutschnationale Bolkspartei auch heute noch keine Erfüllungs- und Verständigungspolitik im Sinne der Demokratie treibe. Man habe lediglich mit den Tatsachen der abgeschlossenen Locarnover« träge rechnen müssen. Zur Idee der Völkerversöhnung und des Völker- friedens aus pazifistischer Grundlage führte der Redner aus, es handle sich hier um eine Phantasie, da im Auslande der Wille zur Abrüstung keineswegs zu erkennen sei. Zur inneren Politik erklärte der Minister, daß eine sachliche Politik verzettelt werde durch die vergiftete Politik der Demokratie. Die Deutschnationale Volkspartei werde in der Kon» kordatSfrage den einmal eingenommenen Standpunkt keineswegs ver lassen. Der Redner kam dann auf die Aufgaben der Deutschnationalen Bolkspartei zu sprechen und stellte in den Vordergrund die Notwendig keit der Anlage großer durchgehender Verkehrsstraßen. Hier müsse aber erst die Frage geregelt werden, wer diese Straßen zu bauen übernehmen könne. Ueberhaupt sei im Hinblick auf die Förderung des Verkehrs eine strenge Trennung der Befugnisse zwischen Reich, Ländern und Gemeinden notwendig. Zum Schluffe seiner Ausführungen kam Reichs minister Koch dann aus die Angelegenheit der Kruppschen P-nsionskasse zu sprechen: Das Reichsarbeitsministerium sei gewillt, alles Mögliche für die Aufrechterhaltung der Pensionen zu tun. Leider sei aber bei Preußen kein Entgegenkommen zu finden. Keinesfalls gehe es weiter an, daß Preußen versuche, die Pensionen völlig auf das Reich abzuschtebe» Beginn der Anarchie in Hankau? London, 24. April. Wie der Observer aus Schanghai be richtet, verschlimmern sich die Zustände in Hankau von Tag zu Tag. Dio Pehördcn befürchten, daß der Pöbel sich der Herrschaft bemächtigen könntss. Die den Ausländischen Mimen gehörenden Waren werden auf Auktion n von chinesischen Kulis verkauft, während andere Banden ver suchen, die Waren an sich zu reißen. In Nanking ist die Lage wieder ruhig, nachdem General Tschangkaischek eine Reihe von Kommunisten hat hinricht.n lassen. Die Revision des Dawesplanes — Beginnende Erkenntnis in England London, 24. April. Allmählich beginnt sich auch die eng lische Oeffentllchkett für das Problem einer Abänderung der Da wesplanes stärker zu interessieren. Die Meinungen darüber, ob er ratsam erscheine, die Frage schon jetzt attszurollen, gehen aber noch sehr auseinander. Die bekannte englische Wirtjchastrzeitschrift „Eco- nomift" kam in einem Artikel über Dawesplan und Schuldrnjrage zu dem Ergebnis, daß er im Augenblick noch verfrüht wär«, die ganze Frage aufzurollcn. Dem stehen die Ausführungen der eng- Uschen Publizisten Garoin im .Observer" gegenüber, der im Zu sammenhang mit der gegenwärtig internationalen Lage unter beson derer Berücksichtigung China« und der englisch amerikanischen Beziehungen alle die noch ungeklärte» Probleme auszählt, die an die Durchsührung de, Dawesplaner in seiner heutigen Form ge bunden seien. Die Aussührungrn in dieser Frage lassen erkennen, daß Garoin selbst der Durchsührung der Plane» zum mindestens skeptisch gegenüberfteht und auf der anderen Seite gleichzeitig unter- stretcht, daß es in Deutschland keine einzige Partei gebe, die auf längere Zeit die Lasten dr« Daweiplane» auf sich nehmen wolle. Die Initiative für eiae Revision de. Planer müsse natür- gemäß von deutscher Selle kommen. Bt»her habe man noch kein rich tiges Urteil fällen können, da erst in zwei Jahren der Höchftbetrag der Jahreszahlungen erreicht sei» werde. Keine Moximaljummr, keine zeitliche Begrenzung der Zahlungen sei nirdergelegt. Eine erheb liche Reduzierung der Gcjamtschuld und eine Berkürzung de« Termins auf eine sehr begrenzte Anzahl von Jahren werde die allgemeine Forderung aller deutschen Parteien werde». Vie Be- wegung in Deutschland hake qerell« ihren Anfang genommen. Sie sei sehr stark und sie werde nicht wieder aufhören. Garoin weist in diesem Zusammenhang auf die Gefahr hin, dir entstehen könne, wenn in den Beziehungen zwischen England und den Bereinigten Staaten ernste Meinungsvrrschiedenheiien entstünden. Bon diesem Standpunkt au» sei betspt-lrweise auch die kürzliche Erklär»»« des amerikanischen Schatzsekretär« Mellon zu beurteilen, der betont habe, daß Großbritannien» Gesamteinkünste von Deutschland und den Alliierten die englischen Jahreszahlungen an die Vereinigten Staaten mehr als deckten. Dieser Osten mit seinen Siedlungsnotwendig keiten könne nur lebensfähig sein, wenn die Grundlagen, die den ostdeutschen Bauern und Siedlern für ihre wirt schaftliche Betätigung von der Natur zugewiesen seien, der Anbau von Roggen und Kartoffeln, sowie die Schweinemast, ihnen so viel Rentabilität ließen, daß sie sich auf ihrer Scholle zu halten und den weiteren Bestand ihrer Familie zu sichern vermögen. Das gelte in besonde rem Maße für das auf schwerem Posten kämpfende Ost preußen. Diese, um ihr Deutschtum und um ihren Be stand schwer ringende Provinz müsse lebensfähig erhalten bleiben und dürfe unter keinen Umständen einem handels politischen Bedürfnis geopfert werden. Erhöhung des Briefportos von 10 auf 15 Pfennig geplant. Berlin. Das Reichspostministerium bereitet eine Vor lage an den Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost vor, wonach die Briefbeförderungsgebühr von 10 auf 15 Pfennig und dementsprechend die übrigen Post gebühren erhöht werden sollen. Der Antrag wird damit begründet, daß der im Jahre 1868 eingeführte 10-Pfennig-Tarif bei dem heutigen Geld wert auch nicht mehr annähernd imstande sei, die stetig stei genden Selbstkosten der Post zu decken, zuuial die infolge dessen seit einiger Zeit gespannte Finanzlage der deutschen Reichspost nach Lage der allgemeinen Wirtschaft leider für absehbare Zeit eine wesentliche Besserung nicht erwarten lasse. Es sei daher nicht mehr zu umgehen, daß die Post nunmehr die längst gebotene Angleichung Mes Tarifes an die allge meine Preislage nachhole. Reichsminister Dr. Koch über die deutsch nationale Politik Esse», LL. April. Sonntag nachmittag fand im Krupp-Saal des städtischen SaalbaueS in Essen eine Mitgliederversammlung des Bielefeld. Auf der Wirtschaftstagung der Deutschnatio nalen Volkspartei in Bielefeld führte der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Schiele, am 24. April zu den Fragen der Handelspolitik und der Politik der vater ländischen Arbeit u. a. folgendes aus: Er sei durchaus der Meinung, daß kein vernünftiger Weg unversucht bleiben dürfe, der für die deutsche In dustrie zu einer Steigerung des Exportes füh ren könne. Unser Grundgedanke müsse dabei aber die Er kenntnis sein, daß alle Machtentfaltung und auch aller wirt schaftlicher Erfolg nach außen bedingt sei durch innere Gesundheit und fest in den heimischen Möglichkeiten verankerte Kraft. Sicheren Boden habe ein Volk erst unter seinen Füßen, wenn es sich im wesentlichen selbst erhal - tenund selb st ernähren könne. Alle größeren Staa- ten der Welt strebten heute, durch den Weltkrieg belehrt, nach nationaler Autarkie. Die deutsche Landwirtschaft sei technisch in der Lage und bereit, unserem Volke diese Sicherung zu geben, an der im letzten Grunde die deutsche Industrie und die industrielle Arbeiterschaft ein Interesse haben. Schutz der Binnenwirtschast, nicht zuletzt um unserer Außenwirtschaft willen — da« sei der große Ge danke, der sich in unserem Volke durchsetzen müsse. MSMM SM WHMW Erhöhung des Briefportos von 10 auf 15 Pfg. — Reichsminister Dr. Koch über die deutsch-nationale Politik Beginn der Anarchie in Hankau — Die Revision des Dawesplanes Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt H.uptblatt unt älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSb-ztrks: Pulsnitz. Pu'rnitz M. E., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Oberstein-, Niederstein«, Weißbach, Ober- und Riederlichtrn«u, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertftraßr Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Modr) Schriftleiter: I. W. Mohr inPulSnitz W r jch « t » t a» j «örm Werktag - — — Gewalt — Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung Am Falle höherer Gewalt — Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung deS Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungcn — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bet sreier Zustellung; bei Abholung wbcheutttch 1.55 RM; durch die Pvfl monatlich 2.60 RM freibleibend Anzeig-n-Grundzahlen in RM: Die 42 mm breite Petitzeile (Moffe'SZeilenmeffer 14) RM 0.25, in der Amtshauptmannschaft Kamenz RM 0.20. Amtliche Zelle RM 0.75 and RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50«/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in SonkurSfällen gelangt der oolle Reck nungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme VulsmherFayeblatt Fernsprecher 18. Lel.-Mr.: Tageblatt Pulsnitz 8 F- Bank-Konten: PulSncher Bank, Pulsnitz und «ofischeck-Konto Dresden 2138. Girs-Konto 146 Commerz, und Prrvat-Bank, Zweigstelle PulSnitz