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Adorker Wochenblatt. Mittheil nn gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Prei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Tbaler, bei Bestellung de« Blatte« durch »»tm-ele-enheit: 20 Neugroschen. t Mittwoch, 11. April. 1849. Associationen und Innungen. Die Kraft und die Wohlfahrt des Staates be ruht auf der Arbeit; daran zweifelt Niemand, alS die Zerren von Gottes Gnaden, welche ihre Staaten blvs auf Soldaten gründen wollen und gründen müs sen. Freilich baden diese Herren auch einen andern Begriff vom Staate, alS ankere Leute. Denn wäh rend wir im Siaate nichts lalS eine Vereinigung der Einzelnen betrachten, um durch gemeinsame Anstreng ung die gemeinsame Wohlfahrt und das Woklbesin- den jedis Einzelnen zu erhöhen, so erblicken die Her ren von GotteS Gnaden im Staate blvs einen gro ßen Schaafstall, der ihn-n Wolle und Fleisch geben soll, und der von Hunden bewacht werden muß. Wenn die Wohlfahrt der Staates auf der Arbeit beruht, so versteht es sich von selbst, daß die Arbeit auf jede Weise vom Siaate unterstützt, gefördert, er- leichiert werden muß. Statt daß also jetzt die Staats einnahmen für Eivillisten, Apanagen, Soldaten - und Bramlenheere, für Polizei, Pfaffen re. vergeudet wer den, sollten dieselben lediglich zur Hebung der Ge werbe und des Handels, zur Beschaffung von Arbeit, zur Erleichterung der Produkzion, zu Ermittelung von Absatzwegen w. verwendet werden. Leider hat aber der Staal bisher dafür wenig oder gar nichts gelhan; die Faulienzer sind im Gegentheile von StaatSwegen durch den Fleiß der Arbeiter ernährt worden; und man glaubte, daß der Staat genug gelhan habe, wenn er überhaupt dem Arbeiter vom Ertrag seiner Arbeit so viel übrig lasse, daß er sich nolhdürftig selbst er halten könne. Ist diese Darstellung etwa unwahr? Klagen nicht die Handwerker und alle Arbeiter, zünf- ligc wie rn zünftige übe» ,dat Darnickerliegen alles Verkirnstet, über den Mangel an Arbeit? und was «hur cer Staat, um diesen »Klagen abzuhelfen? Hat dkl Staat irgend einmal, selbst in den Zeiten der größten Noth eine wahrhaft große und erwähnens - werihe MaaSregel zur Unterstützung deS Arbeiterstan- des (die zünftigen Gewerbe eingerechnet-, ergriffen? Ist er den Innungen mit Geldmitteln zu Hilfe ge kommen, damit die ärmeren Meister, welche nichts verdienen konnten, weil sie kein Geld zu Beschaffung der Rohprodukte und Materialien und auch keinen oder nur geringen Kredit hatten, arbeiten konnten k Hal der Staat die Magazine und Kaufhallen unter stützt, welche hie und da von den Innungen angelegt wurden? Hat der Staat dafür Sorge getragen, daß die Gewcrblrcibenden für ihre Arbeiten leichten Absatz fanden und die Erzeugnisse ihrer Hände nicht unter d,M Werihe verschleudern mußten, um nur Brod zu erhalten? Wieviel Beispiele sind in den jüngst ver flossenen Jahren vorkommen, daß junge, kräftige, t§ä- tige und geschickte Handwerksmeister betteln mußten, weil ihre preiswürdigen Arbeiten keinen Absatz fanden, oder weil sie kein Anlagekapital hatten? Steuern muß ten sie aber bezahlen, damit die Sklavcnaufscher be zahlt werden konnten. Man Hal zwar hie und da Vorschußkassen errichtet, aber stehen dies« jämmerlichen Unterstützungen, welche die Vorschußkassen unter un- zähligen Clausel, gewähren, im Verhältniß zu den Pflichten, welche der Staat den Arbeitern und Ge- werblrelbcndcn gegenüber hat? Vorschüsse giebt man den Arbeitern? Warum blvs Vorschüsse? Giebt man denn den Beamten und dem Militär blvs Vorschüsse? Zu ihrer Unterhaltung und Vermehrung werden jähr- lick Millionen ohne irgend einen Anspruch auf Rück- erstatlung bezahlt. Mau sagt wohl: der Beamte ver dient seinen Gehalt durch seine dem Staate zu leist- enten Dienste, er giebt ihm dadurch doppelt und drei fach wieder, Gut, wir wollen davon absehen, ob diese Dienst« wirklich dem Staate nöthig und ersprießlich sind, (wir und vielleicht tausend Andere haben eigen-