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Adorter Wochenblatt. Mittheil n «gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Achter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 27 Neugroschen, bei Beziehung des Blatte- durch Botengelegeuheit 2l> Ncugroschen. 1H. Erscheint Hede Mittwoche. 12. April 1843. ^gen"sölch^'Mnnungsa^ßeru^en 'die Censur Benchien über ständische Versammlungen unerbitt-lWille und Scharfsinn dazu gehört/um e7nzus^ sprachen werden müsse, wenn nicht alle und jede Volkömeinung-lmmer tiefer sinken soll, und da gerade Schicksal der Verfassungen vollends besiegelt und durch die Vorgänge in Hannover deren Hilflosigkeit hand- greifl'ch dargethan, auch die Mehrzahl des Volkes aus sehr natürlichen Gründen gleichgillig gegen den Namen einer Freiheit geworden war, die um so we niger Früchte trug, je größer die dafür gebrachten Opfer waren: durfte ich meinen Theil der Aufgabe wohl fü. erledigt halten. Denn wer noch immer nicht begreift, daß Volksvertretung ohne Preßfreiheit und mit gezwungener Stcuerbewilligung in einem von übermächtigen absoluten Staaten überwachten kleinen Lande, vom Nepräscntativsystem kaum etwas Anderes als den Namen und die Formen haben kann, daß da, wo die Negierung es beständig in ihrer Ge walt hat, durch wiederholte Auflösungen günstige Wahlen zu erzwingen, auch die materiellen Landesin- rcressen nicht mit Nachdruck zu vertreten möglich ist, lich scheint, so sollte den Vertretern jener Ansicht wenigstens erlaubt sein, wenn Worte nicht mehr, durchdringen, ihre Ueberzeugung durch die That aus, zusprechen und gegen einen Zustand der Dinge, den in offener Rede zu bekämpfen eine Kammer nicht gestatten will, thatsächliche Verwahrung durch den Rücktritt einzulegen, ohne von Freunds und Feind ge, schmäht zu werden, zumal solange eö nicht an Be werbern fehlt, die wenigstens mehr materiellen Nu tzen schaffen können, als eine mit Widerwillen ange sehene und zuletzt immer überstimmte Opposition. Daß auf die Stände, die eS einmal hat, kein Land verzichten wird, versteht sich allerdings von selbst. Aber so wie in den kleinern deutschen Staaten di« Volksvertretung jetzt geordnet ist, sehe ich in ihr nur noch eine Wehr und Waffe für die Zukunft oder ge igen offenbare Mißregierung, und dies bleibt sie auch ohne meine Theilnahme, sie bleibt es, auch wenn ich einen Ort vermeide, wo man mich nicht hören will und wo ich weder die ungeschmälerte Verfassung selbst, noch für erlittene Schmälerung den einzig mög lichen Ersatz verlangen darf. Nachdem daher durch die Bundes-Beschlusse vom 30. Octbr. 1834 das Sollen Deputirte unter allen Umständen in der Kammer aushalten? (Beschluß von HL 13.) „So viel, um darzuthun, wie eS mit der ständi schen Oeffentlichkeit und Redefreiheit, die ungenützt zu lassen gegen Pflicht und Ehre streiten soll, bestellt ist! — Auch die Regierungen unterliegen, zumal in kleineren Staaten, gewissen Nothwendigkeiten einer Stellung, die für die konstitutionellen Regierungen Deutschlands kaum weniger unnatürlich ist, als für die Oppositionsparteien, und es ist überhaupt nicht meine Absicht, über geschehene Dinge hier nachträg liche Beschwerden zu erheben; aber der Preis, um welchen ich von widerwilligen Zuhörern ein halbes Gehör erkaufen und am Ende doch verstummen muß te, ist mir zu lheuer, als daß ich noch einmal 6 Jah re meines Lebens opfern möchte, bloß auf meine Ko sten Andern zu beweisen, was jetzt, als eine sonnen, klar gewordene Thatsache, eines weitern Beweises doch für Niemand mehr bedürfen sollte: daß nämlich eine selbstständige und selbstkräftige Nepräsentativver- fassung in den kleinern deutschen Staaten gar nicht möglich und auf dem Boden der Verfassungen im Einzelkampfe deutscher Stände gegen die Gesammt- heit der Regierungen mehr zu verlieren als zu ge winnen sei. Ueber den Nutzen, den die Vernehmung von Volksabgeordneten bei einer zu Berücksichtigung der Volkswünsche geneigten Regierung haben kann, will ich mit Niemand streiten und bin keineswegs der Meinung, daß diejenigen, in deren Augen dieser Nu tzen überwiegend ist und die zu wesentlicher Förde rung der materiellen Landeswohlfahrt sich, befähigt fühlen, aus den ständischen Versammlungen sich zu rückziehen sollten. Aber man kann doch auch mit ei nigem Grund die Ueberzeugung haben, daß die Ver fassungen nicht seien was sic sein sollten und wofür sie ausgegeben werden, daß diese Wahrheit ausge-