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Pulsnitzer Wochenblatt lelegr.-Hdr.: Wochenblatt Pulsnitz 5lmts Les l^önigl. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz Nulcrnit? umkassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srohröhrsdork, Bretnig, Sauswalde, Ohorn, Obersteina, Dieder- ktliusvlurr rur OLU rillllSgel n ^UiOINr), stein«, Weißbach, Ober-u.NieQsriichtenau,§rieLsrsdorf-'shismLnQork, Mittelbach, Srotznaundorf, Lichtenberg, l^lein-viftmannsdork. Expedition: Pulsnitz, Bismarckpiatz Nr. 265. Druck und Verlag von L. L. Sörstsr's Erben (Inh.: Z. VV. Mohr). Verantwortlicher Redakteur: Z. VV. Mohr in Pulsnitz. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Dis funk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12pk.,Lokalpreis lvpk. Neklame 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt, Fernsprecher: Nr. 18. lZszirKs-ftnZelgSr und Zeitung Klatt Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft, licher Beilage" und „§ür Saus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Saus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. M. 13« Sonnakmd, dm 30. Hktober 1S0S. 61. Jahrgang. Das Wichtigste. In Dresden tagte gestern in Anwesenheit des Prinzen Johann Georg der sächsische Landesausschuß des Deutschen Flottenvereins. Das Schwurgericht zu Leipzig verurteilte den Arbeiter Pelz aus SteinpleiS wegen der Verbrechen, die er an der Putzmacherin Martha Conrad aus Leip zig verübt hat und die den Tod des Mädchens zur Folge hatten, zn lebenslänglichem Zuchthaus und dauerndem Ehrverlust. Offiziös verlautet, daß der neue Strafgesetzentwurf erst nach den Neuwahlen 1911 an den Reichstag gelangen werde. Am Sonntag findet in Berlin die Gründung eines deutschen Bundes der Festbesoldeten statt. Die Erregung der griechischen Marineoffiziere droht in eine Revolte auszuarten. Der Offizier Typal- dos besetzte mit einem Torpedoboot das Arsenal von Salamis. In Athen herrscht große Erregung. Bei der Station Langmeil der Strecke Züllichau— Wollstein wurde ein Automobil von einem Eisen bahnzuge überfahren; vier Insassen des Autos wurden getötet. Ueber die genuesische Vorstadt Fece ist eine verhee rende Wasserhose niedergegangen. An der Universität Cambridge wird eine deutsche Professur errichtet. Kaiser Nikolaus von Rußland ist von seiner Jtalien- reise vorgestern Abend in Odessa eingetroffen und hat sofort zu Schiff die Weiterreise nach Livadia angetreten. In der rumänischen Geistlichkeit sind ernste Differenzen ausgebrochen, die zur Verhängung des Banns über die Mehrzahl der Bischöfe geführt haben. Der amerikanische Petroleumkönig Rockefeller stiftete eine Million Dollar zur Bekämpfung der Haken wurmseuche, die im Süden der Vereinigten Staa ten weitverbreitet ist. Im NchlMtionssefl. - Wuchtige Hammerschläge prallten vor nun fast SOO Jahren gegen das Tor der Wittenberger Schloßkirche. Warum lassen wirs nicht gut sein an dem vor Jahr hunderten Geschehenen, warum noch jetzt Resormations- sest feiern? Darum, weil wir mit Freuden die Gelegenheit nützen, um unserem evangelischen Glauben Ausdruck zu geben. Denn immer und immer wieder haben wir dem Andringen feindlicher Scharen zu wehren, die aber nicht gerüstet und gewappnet mit blankem Schild, mit einem Schwert zu uns kommen, uns zu fordern zu rechtem freien erquicken den ManneSkampf, sondern die angetan mit schwarzer Kutte, mit grauem Ordenskleid, im Finstern schleichend das Errungene zu entreißen, zu rauben drohen. Da ist es denn gut, daß wir dem Müdemachenden, dem Einschläfernden jener Kampfesweise alljährlich mit den schallenden Fanfaren des Reformationsfestes begegnen. Denn in Zweierlei liegt die Bedeutung des Refor- mationSfesteS. Erstens ist eS ein Gedenktag für den Mann, der wie ein Winkelried sich warf gegen starrende Lanzen, der den Hammer schwang, tönerne Götzen zu zertrümmern. Ein Denken, zugleich ein Danken. Wir danken es dem Freien, dem Großen, daß er, gewaltigen Mutes voll, nichts fürchtend, alle Gefahr ver gessend, sein: „Pfui! Eurem Treiben!" den Schächern, den Schändern christlicher Lehre ins Gesicht schleuderte, daß er den Wölfen, die in Schafskleidern kamen, süße Worte, frevelhafte Verheißungen gaben, auf Gewinn welt lichen Gutes ausgingen, die Maske abriß. Wie groß feine Tat war, ermessen wir recht, wenn wir uns zurückversetzen. Deutschland ein kläglich Land! Zerstückelt! Boller Gezänk und Streit. Ohne einen Herrscher, der nur ihm lebte, nur seiner Größe dachte. Nur ein deutscher Fürst Retter, ohne den vielleicht alles wieder versunken, erstickt wäre im Sumps. In Unkenntnis von dieses Fürsten Gesinnung, ohne rechts, ohne links zu schauen, führte Luther diese befreienden Schläge. Viel Dank sind wir schuldig dem Recken! Wir können ihm danken. Dazu genügt es nicht, daß wir seiner bewundernd gedenken. Wir müssen die zweite Forderung des Reformations- sesteS erfüllen! In seinem Geiste sortwirken, sein Werk erhalten. Uns nicht scheuen, unser Glaubensbekenntnis wie einen Hocker cke bronce zu stabilisieren. Rund und glatt, daß an ihm kein Fältchen, keine Ritze bleibe, wo sie mit den Krallen des Deutelns, des Verdrehens ein schlagen können. Dürfen uns nicht scheuen, die schmet ternden Fanfaren das herrliche, trutzige Kampflied: „Ein feste Burg ist unser Gott!" erbrausen zu lassen. Zeigen doch die Vorgänge in Spanien, daß noch immer die Finsternis am Werke ist, ihre Stricke legt, ihre Fallen stellt, den zu vernichten, der selbst frei, befreien will. Dort unten erstand kein Friedrich der Weise! Nein, die Mordwerkzeuge wurden noch bereitwillig ausgeliefert. Wirkte nicht wie ein Blick ins dunkelste Mittelalter das Schauspiel, das doch kein Schauspiel, sondern Wirk lichkeit war? Es hat diesem Reformationsfest einebesondere, er höhte Bedeutung verliehen. Besinnen wir uns darauf, daß Deutschland, das „treffliche Pferd", seinen Reiter gefunden hat. Seien wir stolz darauf, daß wir nicht ultra Montes zu schielen brau chen, sondern nur aufschauen müssen zu „den Bergen, von denen uns Hilfe kommt!" So tieftraurig es war, den Mann unter dem strah- lenden Himmel verbluten zu sehen: Wir wollen uns doch freuen, daß einmal so recht klar die Absichten und Ziele der „alleinseligmachenden" Kirche verraten wurden, Der Kirche, deren Reich von dieser Welt. So sei uns das Reformationsfest ein Tag, da wir gedenken und danken, uns freuen am Errungenen, und ganz besonders ein Tag, da wir uns wecken, mahnen und stärken lassen zum Kampfe. Wollens uns zurufen lassen von den läutenden Glocken. ? Osrtttcbss und Säcbsiscbss. Pulsnitz. (Sonntagsplauderei.) Der letzte Sonn tag im Oktober ist der heutige. Wenn er zur Neige ge gangen ist, dann nimmt der vorletzte Monat des Jahres, der November, seinen Anfang, von dem der Dichter singt: Nur kurz der Tag. Grau hängt die Luft, Verflogen ist der letzte Duft, Verstummt der letzten Vögel Sang! Es ist so still, so weh, so stumm Um dich herum. Der November, der stille Monat, als welchen wir diesen Monat bezeichnen können, nimmt in dem Reigen seiner Brüder eine ganz einzigartige Stellung ein. Vergrämt und düster schaut er in die Welt, als müsse er um den dahingegangenen Sommer trauern. Matt und fahl und sterbensmüde stimmt er alles Leben. Allein der November ist auch der Monat, in dem sich das geschäftliche Leben besonders rege gestaltet und in dem auch vor allem die parlamentarische Kampagne von neuem ihren Anfang nimmt. Mit Spannung zieht sich ein jeder der nun bald beginnenden Reichstagskampagne entgegen, denn es ist zu erwarten, daß die einzelnen Parteien mit großer Schärfe sich entgegentreten werden. Die Reichsregierung wird zwar bemüht sein, Vorlagen zu unterlassen, die geeignet sind, den bestehenden Hader noch zu verschärfen und zu diesem Zwecke wird sie bestrebt sein, die Ver handlungen möglichst geschäftsmäßig zu gestalten. Allein ihre Bemühungen dürften wohl nicht imstande sein, ein grimmes Aufeinanderplatzen der Geister zu verhindern. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich die nun bald be ginnende parlamentarische Kampagne zu einer der leb haftesten und interessantesten gestalten. Die neuen Wahlen stehen ja auch schon vor der Tür. Jetzt gilt es daher auch bereits aus die künftige Wahlagitation Rück sicht zu nehmen und das wird wohl von allen Parteien des Reichstages auch in ausgiebiger Weise während der kommenden Reichstagsdebatten geschehen. Gewaltige Rede schlachten werden geschlagen werden und es ist un bedingt nötig, daß keiner diesen teilnahmloS gegenüber steht, ja es ist dringend erforderlich, daß ein jeder die Vorgänge im Reichstage, die parlamentarischen Berichte genau verfolgt. Einer unserer bekanntesten Parlamen tarier äußerte sich: „Es ist kam glaublich, daß eS in unserer so bedeutungsvollen Zeit noch so viele gibt, die den politischen Bestrebungen der Gegenwart völlig teilnahmloS gegenüberstehen, die nicht einmal eine Zei tung halten. Diese Teilnahmslosen schädigen in schwerster Weise nicht nur das allgemeine, sondern auch ihr eigenes Wohl". Das ist nur zu wahr! Daher lautet auch unser dieswöchiger Sonntagswunsch: Nehme ein jeder ein recht reges Interesse an dem politischen Leben der Gegenwart, abonniere ein jeder, der noch nicht abon niert, auf das „Pulsnitzer Wochenblatt", denn es ist un ermüdlich bestrebt, aufklärend zu wirken, daß Wohl der Gesamtheit wie des einzelnen zu fördern. — (Stichwahl) Im Inseratenteil der vorliegen den Nummer befindet sich ein Ausruf an alle natio- nalgesinnten Wähler, am Stichwahltage — 2. No vember — unter Hintansetzung aller parteipolischen Ge gengründe Mann für Mann für die Kandidaten der Ord nungsparteien, die Herren Kaufmann Georg Knobloch 3. städtischer Wahlkreis), Geometer Bernhard Rentsch (7. ländlicher Wahlkreis) einzutreten, — Die Glücksnummer 16805, auf welche be kanntlich das große Los und die Prämie fiel, wird je zur Hälfte in lauter Zehntelabschnitten in Leipzig und Umgegend und dem Vogtlande von sogenannten kleinen Leuten gespielt, und es sollen sich in manches dieser Zehn- tel noch verschiedene Spieler teilen, svdaß eine ganze An zahl Personen beteiligt ist. Vier Zehntel der Glücks- nummer wurden in der Königl. Lotteriehauptkollektion von C. Grabner in Reichenbach gespielt. Ein Agent hat ein Zehntel im Besitz, die drei anderen sind in verschie denen Händen. Das fünfte Zehntel ist in die Kollektion von Otto Süßenguth in Lengenfeld i. V. gefallen. Ein Beamter soll es gespielt haben. Weiter ist ein Zehntel des großen Loses nach Grimma gefallen. Der glückliche Besitzer des Loses ist ein Kutscher, der das Zehntel allein spielt. Er bekomm: nun 68000 M ausgezahlt. An dem selben Zehntel hatte früher ein Freund mit teilgehabt, der aber neuerdings vorgezogen hatte, auf das Mitspie len zu verzichten. Daß das viele Geld in so viele Teile geht und daher vielen Bedürftigen zufällt, ist wenigstens ein kleiner Trost, und wir wollen hoffen, daß es die verstehen, das ihnen so unverhofft in den Schoß gefallene Geld zusammenzuhallen, damit es ihnen auch zum wirk lichen Segen werde. Seit dem elfjährigen Bestehen der Prämie (sie wurde mit der 135. Lotterie eingeführt) ist es das zweitemal, daß dieser „Glücksfall" eintritt. ES war bei der 152. Lotterie, daß am 22. Oktober 1907, auf den Hauptgewinn zugleich die Prämie fiel. Auf den Gewinn von 200000 M. ist die Prämie auch schon zweimal ge fallen, nämlich bei der 153. nnd bei der 145. Lotterie (Frühjahr 1908 und 1904), In diesen beiden Lotterien entstand dadurch ein zweites großes Lo§", das dem Hauptgewinn von 500000 M. entsprach. Ferner ist bei der 155. und 151. Lotterie (Frühjahr 1909 und 1907) die Prämie aus den Gewinn von 100000 M. gefallen. Wie man sieht, ist eS bei dem sächsischen Lotterieplan gar nicht so selten, daß die Prämie von 300000 M. auf Gewinne fällt, die an sich schon die höchsten sind. Es darf nicht verschwiegen werden, daß dieser Umstand in den Kreisen der Spieler manche Unzufriedenheit erregt. — Für die Lose der XV. Sächsischen Pferdezucht- Lotterie (Ziehung am 7. Dezember — Los 1 Mark) ist allerorts lebhafte Nachfrage und dürften solche wie all jährlich lange Zeit vor der Ziehung auch diesmal wieder vergriffen sein. Alles weitere besagt das heutige Juserat in dieser Zeitung. — (Sparsamkeit bei der Eisenbahn.) Die Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen hat eine Bekanntmachung erlassen, in der unter Hinweis auf das andauernde Anwachsen der Ausgaben im Staats haushaltsetat allen Dienstzweigen größte Sparsamkeit, soweit sich dies mit einer ordnungsmäßigen Erledigung der Geschäfte vereinbaren lasse, empfohlen wird. Es wird damit die Erwartung ausgesprochen, daß nicht nur die Vorstände sich bei allen ihren Entschließungen ihrer Ver antwortung für die Verwendung von Staatsgeldern nach wie vor jederzeit voll bewußt bleiben, sondern daß auch jeder einzelne Bedienstete innerhalb seines Wirkung?-