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Pulsnitzer Wochenblatt ttmls des königl. Amtsgerichts und des ötadtrates zu Pulsnitz und Zeitung blatt lelegr.-tzdr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Ahr aufzugeben, vis künk mal gespaltene Seile oder deren Naum 12 Pf., Lokalpreis t 0 Pf. Neklame 25 pk. Sei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Sernsprecher: Nr. 18. VtzZirKs Anzeiger Erscheint: vienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Mit .Illustr. Sonntagsblatt», „Landwirtschaft. !Icher Seilage" und „§ür 6aus und 6erd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. t.25 bei kreier Zustellung ins löaus, durch dis Post bezogen Mk. 1.4l. 6ttltsblntlH umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, vretnig, Sausvvalde, Ohorn, Oberstsina, visder- -aiaivrrr i Ut tztzli itllltSgOt !> PUlPillt), steina,Weitzbach,Obsr-u.viederlichtenau,§riedersdork-T'hiemendork,MitteIbach,(Zros;naundork,Lichtenbergchlein-vittmannsdork. vruch und Verlag von C. L. kürster's Lrvsn (Inh.: Z. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Sismarckplatz pr.265. Verantwortlicher Nedakteur: Z. W. Mohr in Pulsnitz. Kr. 111. Donnerstag, den 16. September 1969. 61. Jahrgang. MMG den 2V. ZeMMer >!><>!>, Viehmarllt in M-fiivettill. Das Wichtigste. Bebel gab gestern auf dem Sozialdemokratischen Par teitage die Erklärung ab, daß er es für bedenklich gehalten hätte, wenn seine Fraktion gegen die Erb- schastsstcuerporlage in dritter Lesung gestimmt hätte. Der Sozialdemokratische Parteitag sprach gestern der Reichstagssraktion seine Zustimmung zu ihrer Hal- nmg in der Erbschastssteuerfrage aus. Sachlich haben damit die Revisionisten einen Erfolg er rungen. (S. bes Bericht.) Der Kaiser hat den Grafen Zeppelin eingeladen, mit seinem Luftschiff beim Kaisermauöver zu erscheinen. Eine Mandatsniederlegung deS Abgeordneten Schack ist, mach den „Hamb. Nachr.", noch nicht erfolgt. Nach Pariser Meldungen sind die französischen Diplo matenkreise wegen der spanischen Marokkopolitik stark verstimmt. Nach Meldungen aus Belgrad steht dort eine Palast revolution bevor. Es heißt, daß man König Peter im Laufe der nächsten Zeit zur Abdankung zwingen werde. Wie soeben Konstantinopeler Blätter melden, bestätigt sicb die Nachricht, daß eine Zusammenkunft des Kaisers von Rußland mit dem Sultan an Bord der Pacht des Kaisers im Bosporus stattfindet. Wie die New-Porker Blätter melden, wird bereits im Frühjahr eine neue amerikanische Expedition nach dem Nordpol abgehen, au der aber weder Cook noch Peary teilnehmen sollen. Die Expedition steht unter der Leitung der Columbia-Universität. ÄaWM MlemMM. Der Traum , des französischen Größenwahnes, daß Frankreich einmal.der Mittelpunkt der Kulturwelt und die größte politisch^ "Großmacht war und diesen Rang auch wieder einnehmen könnte, ist gründlich dahin, und zwar nicht wegen Mangel an politischer und kultureller Tüchtigkeit des französischen Volkes, welches immer noch als einer der bedeutendsten Faktoren unter den Großmäch- angesehen werden kann, sondern wegen rein körperlicher Schwäche wird die französische Nation nach und nach zu einem Volke zweiten und dritten Ranges herabgedrückt, wenn die Entvölkerung Frankreichs so weiter geht. Frank reich zählt noch immer 39 Millionen Einwohner, eS hat sich also seit etwa 35 Jahren in seiner Bevölkerung fast gar nicht vermehrt, Deutschlands Bevölkerung ist aber seit dem Jahre 1871 von 40 Millionen auf 64 Millionen Einwohner angewachsen. Wir wollen jetzt nicht unter suchen, welch' eine Riesensumme von natürlicher Kraft und Kulturarbeit dieses Anwachsen der deutschen Bevölke rung enthält, und wir wollen auch deshalb die Leistun gen der deutschen Kultur an sich nicht gar so sehr über die der französischen stellen, da ja die französische Kultur im Bezug auf die Fortschritte der Wissenschaft, der Phi losophie, der Kunst, der Technik und auch der Industrie noch ganz bedeutendes leistet, aber so viel ergibt sich schon jetzt aus dem Unterschiede in der Bevölkerungszahl Deutschlands und Frankreichs, daß Frankreich aufgehört hat, im Ernste eine politische Gefahr für Deutschland zu sein, denn es ist bei der heutigen Art de: Kraftentsaltung hervorragender Kulturvölker ganz unmöglich, daß ein Bolt von 39 Millionen Einwohnern einem Nachbarvolks von 64 Millionen Einwohnern, das an der Spitze der Kultur marschiert, irgendwie gefährlich werden kann. Die Beklemmungen in Frankreich gegenüber Deutschland sind deshalb schon lange nicht mehr auf die Furcht vor einem kriegerischen Ueberfall Deutschlands zurückzusühren, denn das Reich hat ja schon unzählige Beweise seiner FriedenS- ttebe gegeben, sondern die Angst der Franzosen besteht hauptächlich darin, daß das natürliche Wachstum des deutschm Volkes und der deutschen Kultur ein so über- wältigerdes sein werde, daß Frankreich naturgesetzlich auf den Rang eines Staates zweiter öder dritter Klasse herab- gedrückt wird. Vom Standpunkts der allgemeinen Mensch- heitskuitur wünschen wir dies auch in Deutschland nicht, denn das französische Volk hat soviel große und gute Eigenschaften, daß kein aufgeklärter Staatsmann und Philosoph, Menschenfreund und Politiker wünschen kann, daß das französische Volk in Verfall gerate und etwa von dem Geschicke der untcrgegangenen Reiche ereilt werde, bei denen ja allerdings auch immer erst ein Rückgang in der Bevölkerung zu beobachten war, ehe der vollständige Verfall eintrat. ES bleibt die Aufgabe der französischen Staatsmänner und Nationalökonomen, wie auch aller Lehrer und Führer des französischen Volkes, nach den Gründen zu forschen, welche den Stillstand und Rückgang in der französischen Bevölkerung herbeigeführt haben. Wir glauben, daß man in dieser Richtung viel Dinge finden wird, die man mit einem schrankenlosen Egoismus und Materialismus, der viele Völkerkreist in Frankreich erifsen hat, bezeichnen und charakterisieren muß, mit einem Worte, die Welt- und Lebensanschauungen der Selbstsucht und der Genußsucht ist zur Volkskrankheit in Frankreich geworden, und die zahlreichen kinderlosen Ehen in Frank reich und das Einkindersystem sprechen dafür ganze Bände. Wir wollen darüber aber in Deutschland nicht pharisäisch die Augen zum Himmel erheben, sondern daran denken, daß auch am Körper unseres Volkes manche recht bedenk lich: Krankheitserscheinuugen zu bekämpfen sind. OerMckss unv Süedsisckss. Pulsnitz, 16. September. (Polizeibericht.) Gestern Abend wurde von der hiesigen Polizei der von der Königl. Staatsanwaltschaft Zwickau wegen schweren Diebstahls steckbrieflich gesuchte Webergeselle Fr. Julius Hönicke, ge bürtig aus NowaweS bei Potsdam, festgenommen und heute früh dem Königl. Amtsgericht zugeführt. — Wie wird das Wetter am Sonntag sein? Da hat nun Petrus in der vorigen Woche einige Som mertage geschickt, nnn glaubt er aber schon wer weiß was getan zu haben. Solltest du denken, wir wären mit diesem Wenig zufrieden, da irrst du gewaltig, Herr Petrus, nicht von der Sorte wollen wir. Dein Regenfaß, das sich in einem großen Teile Deutschlands „einmal erschöpfen und ausleeren will" schließe schleunigst. Die schweren Gewit ter, die du uns im Sommer nicht gesandt, lasse jetzt f rt- bleiben, verschone uns mit Unheil, das von denselben ausgeht. — Ich kenne dich aber, Petrus, du bist oft recht voll Schabernack. Da sendest du uns jetzt ein „Hoch", daS uns einige schöne Tage (bis Freitag) bringen wird. Du richtest es aber so ein, daß die „Herrschaft des Hochs" bis Sonntag wieder beseitigt ist, sodaß wir an diesem Tage wieder bei wechselnder Bewölkung und mil der Temperatur auf Regen zu hoffen haben. — Sag mal, PetruS, was haben wir Menschenkinder, wenig stens bei uns in Deutschland dir nur getan, daß du uns solchen Sommer und nun solche Herbsttage sendest? vc. — Wie lange werden wir unsere Landes kirchen noch haben? so fragt Pastor Löber in einer „ernsten Betrachtung des „Neuen Sächs. Kirchenblattes" und antwortet: Atheismus, Sektenwesen, gewisse Strö mungen in den GemeinschaftSkreisen, radikale Orthodoxie und radikaler Liberalismus — radikaler Liberalismus namentlich auch in der politischen Volksvertretung — be drohen die Existenz der Landeskirchen. Nicht minder tun das die neuesten Forderungen der Volksschullehrer, die mit aller Gewalt die Schule aus jeder Verbindung mit der Kirche lösen wollen — ein energischer Schritt auf dem Wege, der da hinführt zur Trennung des Staates von der Kirche. Die Landeskirche ist nun ja gewiß nicht die Kirche, und die Kraft des Evangeliums ist nicht an eine bestimmte kirchliche Organisation gebunden. Aber die Landeskirche ist doch diejenige Form des kirchlichen Lebens, die sich bei uns durch Jahrhunderte bewährt hat. Zerbricht diese Form, so kaon das ohne schwere Erschüt terung der Kirche nicht abgehen. Hinter der Krists, durch die die Kirche hindurch muß, wird ein neuer Frühling evangelischen Gemeindelebens kommen. Das wollen wir hoffen. Aber jetzt haben wir eS mit mit der Gegenwart zu tun. — Die neuen Reichssteuern üben auf die Industrie einen scharfen Druck aus und haben für verschiedene In dustriezweige schwierige Verhältnisse geschaffen. In Kal denkirchen führten mit einer Ausnahme sämtliche Zigor- renfabriken Vetriebseinschränkungen ein. Zur Vermeidung von Arbeiterkündigungen nehmen die chemischen Fabriken zur Verkürzung der Arbeitszeit ihre Zuflucht. Warnung! Nun beginnt sich wieder die Blüte einer unserer gefährlichen Giftpflanzen, der Herbstzeitlose, zu entfalten Sie erhebt sich im Herbst aus einer kleinen Knolle, die im Frühjahr sehr kräftig geworden ist und die Frucht über dein Boden hervortreten läßt. Die Frucht reift, die Blätter sterben ab und es entwickelt sich im Herbste eine neue Blüte aus dem bereits vorhandenen neuen Knöspchen. Da man also im Frühjahr die Frucht kapseln, im Herbste die Blüten auf den Wiesen bemerkt, so nannte man die Pflanze kilius ante pairem (Sohn,vor dem Vater), weil man glaubte, die Frucht entwickele sich vor der Blüte. Ans diese Weise ist der auch etwas dunkle Name „Herbstzeitlose" entstanden, sie ist „zeitlos" an keine Zeit ihrer Entwickelung gebunden, sofern sie (scheinbar) erst Früchte hervorbringt und später blüht. Sie war schon den alten bekannt und hieß bei ihnen „Ephemeron" (Eintägig), weil man glaubte, wer von ihrer Knolle ge nösse, könne nur noch einen Tag leben. Seit 1763 wurde sie ärztlich verwendet, besonders aus der Wurzel und dein Samen bereitete man Präparate (Tinktur, Wein), die man gegen Gicht, Rheumatismus, Wassersucht usw. anwandte. In stärkeren Doien genossen, wirken all diese Mittel ebenso wie die Blüten und Wurzeln äußerst gif tig. Kühe, welche ihr Kraut und ihre Blüten fressen, haben blutige Milch. Zuweilen kam es vor, daß betrü gerische Bierbrauer an Stelle des teuren Hopfens, um die erforderliche Bittere des Bieres zu erzeugen, Kalchikum- samen verwandten. Derartige Erzeugnisse verursachen dann in der Regel heftige Kopfschmerzen. — KlQK. Lieferungen für die Kaiserliche Marine. In Verfolg der zum Vortrag gelangten Kla gen der sächsischen Industrie über deren zu geringe He ranziehung zu den Lieferungen für den Bedarf der Kai serlichen Marine hat der Herr Staatssekretär des ReichS- marineamts ins Auge gefaßt, an die mit der Beschaffung von Bedürfnissen für die Marine betrauten Behörden eine dahingehende Verfügung zu erlassen, daß diese bei be schränkten Verdingungen die jeweils in Betracht kommen den Firmen an der Hand eines von den Handelskammern aufzustellenden Verzeichnisses unmittelbar zum Wettbe werb auffsrdern. Um diesem Verzeichnisse die wünschens werte Vollkommenheit geben zu können, richtet die Han delskammer zu Zittau an alle diesenigcn Firmen ihres Bezirks, die einer Beteiligung an den Lieferungen für die Kaiserliche Marine Interesse entgegenbringen, die Bitte, hiervon ihrer Kanzlei, Zittau, Lessingstraße 2 c, Kenntnis zu geben. -- Die Gerichtsferien sind mit dem gestrigen Tage, dem 15. September, zu Ende. Die Gerichte haben ihre Tätigkeit in vollem Umfange wieder ausgenommen. Man sieht vielfach die Gerichtsferien als eine veraltete Einrichtung an, die nicht mehr in unsere moderne Zeit paßt. Andererseits will man von ihrer Abschaffung nichts wissen. Man meint, daß eine Freizeit im Jahre für die Schuldner durchaus nicht zum Nachteile der Gläubiger sei, denn in acht Wochen sei es gar manchem Schuldner möglich, sich kapitalkräftiger wieder zu gestalten. So ganz unrecht ist diese Anschauung nicht. In der Tat liegen genug Fälle vor, die beweisen, daß es gar man chem schon gelungen ist, gerade während der Gerichts- ferien Mittel und Wege zu finden, seine Gläubiger zu befriedigen, und ein allzu unbarmherziges Vorgehen sei tens der Gläubiger ist ja niemals von Segen. Mögen also auch ferner die Gerichtsferien dem deutschen Volke erhalten bleiben. — Darf ein Geselle, der die Meisterprü fung gemacht hat, sich Meister nennen? Diese Frage lag der Gemerbekammer in Dresden vor. Es han delte sich um Gesellen, die die Meisterprüfung bestanden hatten, aber gleichwohl Arbeitnehmer blieben. Die Ge- werbekammer entschied dahin, daß nur selbständige Hand-