Volltext Seite (XML)
Adorker Wochenblatt. Mltthellungen über örtliche und vaterlckndisch« Angelegenheiten. Vierter Jahrgang. Prell für den Jahrgang bei Bestellung von der Post IS gr. SLchs., bei Beziehung de« Blattet durch Botengclegenhrlt IS Gr. SLchs. 3. Erscheint jeden Donnerstag. 18. IaMMr 1838. Die Klcist'sche R-quislzlon. Diejenigen Voigtländer, »reiche die Ereignisse des letzten Krieges, wenigstens insoweit dadurch unsere Provinz unmittelbar berührt worden ist, als Jeltge» noffen mit erlebt haben, werden wissen, daß im Herbste 1813, kurz vor der sogenannten Bblkerschlachr bei Leipzig, dem Doigtiändischen Kreise Seiten des Preuß. Generallieutenants Kleist von Nollcndorf (des Siegers bei Kulm) eine nicht unansehnliche Re- qnisizion auferlegt wurde. Es mußten 200 Stück Pferde, 6000 P. Schuhe für die Infanterie, 3000 P. Stiefel für die Kavallerie, 10000 Ellen Tuch, 300 Stück wollene Pferdedecken, 200 Stück schwarze Kalbfelle, 4000 P. Hufeisen, 1800 Quart Wagen schmiere, 200 P. kurze Wagenstränge, ioo P. lange dcrgl., 120 Schock Bindestricke und 60 Bindestränge geliefert werden. Ium bet Weitem größten Theile brachten diese Lieferung die Städte auf, denen dafür von der damaligen Kreis - Deputazion Bezahlung zu- gesichert wurde. Nur 91 Stück Pferde gab der übrige Kreis, außer den Städten, dazu. War auch Zahlung für all, diese Gegenstände ver sprochen worden, geleistet konnte sie um deswillen damals nicht werden, »veil es an Mitteln fehlte und der Anforderungen zu viele waren. Die Gläubiger trösteten sich auch, weil sic wol einsahen, daß die Regel „wo nichts ist, da hat selbst der Kaiser das Recht verloren," hier ebenfalls Geltung haben müsse. Blieb ihnen doch die Hoffnung, daß ihnen dereinst wenigstens noch, nach den beendigten Wirren de- KriegS und — der RcchnungsauSgleichung, zur Iah. lung verhalfen werden würde. Nur die Stadt Rei chenbach ließ eS bei dem Tröste und bet der Hoff nung nicht bewenden, sondern erhob, gleichsam int Vorgefühle dessen, waS kommen würde, später so» -gcw-förmliche Klage gegen die Kretsstände d,S Boigt» landes, welche auch durch mehre Erkenntnisse dahia verurtheilt wurden, daß sie sich wegen der Kleist'schen Rcquisizion nüt der Stadt Reichenbach berechnen sollten. Lange — über ein Jahrzehend — dauerte dieser Prozeß, da zumal Seiten der Krcisständc spä ter Gegenforderungen formirt wurden, die man mit in Rechnung bringen und von der an Reichenbach zu zahlenden Summe abgezogen wissen wollte, und noch würde dessen Ende nicht abzusehen sein, wenn der» selbe nicht neuerdings durch Vergleich beendigt worden wäre. Dem Vernehmen nach ist nämlich den Abgeordneten der Stadt Reichenbach an den am io. Januar 1837 abgehaltenen allgemeinen Kreisconvente von Ritterschaft und Städten ein Abfindungsquantum von 3000 Thlr. Preuß, offerirt worden, und wen» Reichenbach seinen Vortheil nicht verkennt, so wird es die Offerte annehmen und dadurch zu Beendigung eines Prozesses beitragen, der denn doch auch für die klagende Stadt selbst von ungewissen Folgen wax und mindestens das Unangenehme der Langwierigkeit in seinem Geleite hatte. Das Rcchtsverhaltniß aus- cinanderzusetzen, dazu möchte dieser Ort wenig ge eignet sein. Wer durch den abgeschlossenen Vergleich