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A-orker Wochenblatt. M i t t h e i l u n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierter Jahrgang. ««!« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 gr. SLchs., bei Beziehung der Blattet durch Botengelegenheit '12 Gr. Sachs. 5. Erscheint jeden Donnerstag. 1. Abl'ULN* 1838 . Wie soll es enden? (Fortsetzung.) Aber wie wird eS nun enden? Wird die Ge- sammtmassc der Bevölkerung in ihiem Schlafe ver sunken bleiben? Und wenn dies, wird das nicht zur Nachahmung reizen? Und wenn ein solcher Versuch gemacht werden sollte, wird er so wenig Widerstand finden, wie in Hannover? Wird nicht vielmehr i» den übrigen Repräsentativstaaten Teutschlands, wo die konstituzionellen Verfassungen schon günstigeren Boden gefunden haben, „daS Volk aufstehen und der Sturm losbrechen?" O! glaube das Niemand! Die Herrscher thun in der That dem teutschen Volke Unrecht, daß sie ihm zutrauen, eS könnte die altgewohnten Bande abschüt» teln. Der Tcutschc läßt gern Alles über sich ergehen, wenn er nur in Ruhe leben kann. Ehe er an Tu mult und Aufruhr denkt, muß es schon arg werden. Dcr Umsturz einer Konstituzion bringt ihn noch nicht aus seinem Gleise. Man thut daher auch hohen Ort- viel zu viel, wenn man Maßregeln gegen demagogi sche Umtriebe und dergleichen Hirngespinnste ergreift. Nach der durch die Geschichte bewährten Regel steht überhaupt ein Volk gegen seinen rechtmäßigen Herr scher nie auf, wenn dieser nicht durch Mißbräuche »nd Gcwaltstreiche dazu die Veranlassung geboten hat. Wo kein Stoff vorhanden ist, kann keine Re- voluzion gemacht werden. Wo aber der Stoff dazu »a ist, da beugen auch die gewöhnlichen Hülfsmit- telchen, als Zensurdruck, geheime Polizei und dergl., dem Ausbruche für die Dauer nicht vor. Ja, i» Teutschland können wir die Regel noch viel weitet ausoehnen und, auf die Geschichte gestützt, den Satz aufstellen: Der Teutsche greift zu dem äußerste» Mittel der Nothwehr selbst dann nicht, wenn er auch die gerechteste Ursache dazu haben sollte. Er denkt an das Schreckcnsgefolgc einer Revoluzion und erin» nr" sich stctö an unscrcs Dichters ernste Worte: „Froihcil und Gleichheit! hört man schallen; „Der ruh'ge Bürger'greift zur Wehr. „Die Straßen füllen sich, die hallen, „Und Würgcrbanden zieh'n umher. „Da werden Weiber zu Hyänen „Und treiben mit Entsetzen Scherz: „Noch zuckend, mit des Panther« Zähnen, „Zerreißen sie de« Feinde« Herz. „Nicht« Heilige« ist mehr, es läsen „Sich alle Bande frommer Scheu; „Der Gute räumt den Platz dem Läsen, „Und alle Laster walten frei. „Gefährlich ist'«, den Leu zu wecken, „Borderblich ist de« Tiger« Zahn; „Jedoch der schrecklichste der Schrecken, „Da« ist der Mensch in seinem Wahn." Nein! der Teutsche denkt nicht daran, blo< u» deswillen, well man ihm eine Konstituzion geraubt hat, in Tumult und Aufruhr entbrennen zu wollen. Er denkt nicht daran, selbst wenn man ihm noch größeres Unrecht zugcfügt. Sehr wahr ist daher di« Schilderung des teutschen Volkes, wie sie unS vo» einem kürzlich verstorbenen teutschen Schriftsteller,