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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dieie Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn» und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich SO Rps-, bei Lieferung frei HauS 55 Rps. Postbezug monatlich 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe für Abholer täglich 3—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Hetmatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — D. A. V.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Abolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 das Zur Veröffentlichung öer amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des rares zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 131 Mittwoch, den 8. Juni 1938 90. Jahrgang Blums Selbsterkenntnisse „Die Irrtümer des Versailler Vertrages Der ehemalige französische Ministerpräsident Leon Blum sprach vor dem sozialdemokratischen Landespartei' tag in Rohan. Eingangs gab er zu, daß seine Partei von einem „gewissen Unbehagen- befallen sei. Der Grund da für liege nicht in dem Mißerfolg der Partei, sondern in der Abgabe der Regierungsführung, die eine „falsche Lage geschaffen habe. Blum bemühte sich, seine Regierungstätig- ke» auf innen- wie auf außenpolitischem Gebiet herauszu streichen. LEon Blum kam sodann auf die Ereignisse in Spa nien zu sprechen und behauptete, seine Regierung habe „stets die Nichteinmischungspolilik- verfolgt, aber er wolle nicht, daß dies zu einer „Uebertölpelung" führe. Nun hätten sich an der spanisch-französischen Grenze ernste Zwi schenfälle ereignet. Nach der Logik Löon Blums „kann die Einzige Antwort, die friedliche französische Antwort hierauf in der offiziellen Wiederherstellung der französischen Hand lungsfreiheit bestehen-. Zu der Frage, wie ein Krieg vermieden werden kann, überraschte Blum mit einigen Selbsterkenntnissen. Sv sagte Unzufriedenheit mit Pater Hlinka in Prag Prag. Unter der Ueberschrift „Hlinka sp-richt für das slowakische Volk" beschäftigt sich das suVetenLeutsche Tageblatt, die „Zeit", am Mittwoch mit der Preßburger Kundgebung an den Pfingsttagen und erläutert die bedeutende Tragweite Ler dabei erhobenen slowakischen Forderungen. Das Blatt geht aus von dem erbitterten Echo aus Prag, das zeige, wie man dort wie aus den Wolken gefallen zu fein scheine, weil die Dinge wieder einmal einen den Wünschen entgegengesetzten Lauf genommen haben. Bezeichnend für das Niveau Ler Prager Auslassungen sei die beliebte Beschul digung gegen Hlinka, mit Lem „Erzfeind Henlein" unter einer Decke zu stecken. Dom tschechischen Gesichtspunkte aus habe Vie slowakische wie die sudetendeutsche Frage aller dings eine wichtige Gemeinsamkeit: Da wie dort liege ein geschloffenes Programm vor, gegen bas Prag aus Mangel an stichhaltigen Argu menten nur mit Aufregung zu Felde aufzieh«. Dabei gehe aber der Blick für Realitäten verloren. Die „Zeit" stellt fest, daß der Pittsburger Bertrag von der tschechoslowakischen Regierung anerkannt sei, so daß auch die vertragsmäßigen Ansprüche anerkannt sein mühten, gegen die sich jetzt Helle Empörung richte. Die zweite Polztische Realität sch Lie Tatsache, daß Hlinka zweifellos für die Mehrheit des slowakischen Volkes spreche. Das Blatt weist dann nach, daß die Hlinka-Partei nachdem wei teren starken Anstieg bei den letzten Gemeindewahlen heute bereits etwa zwei Drittel der slowakischen Wäh ler für ihr Autonomieprogram m gewonnen habe. Pater Hlinka sei also ein Mann, der einen unters schriebenen Vertrag in der Tasche und die Mehrheit eines Volkes hinter sich hat. Die Preßburger Kundgebung der slowakischen Volkspartei findet in der tschechischen Presse durchweg schärfste Ablehnung. Die Blätter bringen dagegen in großer Ausmachung die Gegen kundgebung der zentralistischen Slowaken am Montag bei der sich Ler agrarische Ministerpräsident Dr. Hodza und der marxistische Justizminister Dr. Derer vor der Versammlung demonstrativ küßten. Die tschechischen Blätter richten heftige Angriffe gegen Pater Hlinka, der angeblich die „Einheit" der Tschecho slowakei bedrohe. Besonders tut sich bezeichnenderweise Ler kommunistische „Rude Pravo" hervor, der wahrscheinlich be rufen ist, Lie Interessen der Moskauer Verbündeten zu ver treten. Völlig aus dem Häuschen geraten ist das Sowjetblatt durch die antib ol schew i stis che Stellungnahme der Slowakischen Dolksp arte i. „Begreift", so schreibt es zeternd, „die Slowaken haben eine rote Fahne ver brannt, die rote Fahne, die siegreich Wer einem Sechstel der er, wenn er heute die Irrtümer 'des B erfüllter Vertrages anprangere, so entwickele er ein Thema, daS allen durchaus vertraut sei. Er, Löon Blum, glaube, daß viele Schwierigkeiten vermieden worden wären, wenn die Initiative einer Revision der Verträge rechtzeitig von den Siegerstaaten ergriffen worden wäre. Dieser Ausflug in die Objektivität war jedoch nur kurz, denn gleich darauf entwickelte er Ansichten über die autoritären Mächte, die als typisch marxistisch nicht ver wundern. Immerhin rang er sich die Feststellung ab, daß die Achse Berlin—Rom fest and dauerhaft sei. Nicht ohne Interesse ist vielleicht noch, daß Blum von der diplomatischen Tätigkeit der Regierung verlangte, sie müsse heute dieselbe sein wie 1914, d. h. zwischen London und Moskau vermitteln, um vertrauens vollere und engere Beziehungen zwischen den beiden-Län dern herzustellen! Schließlich soll noch die Auffassung Blums registriert werden, daß man zur Verhinderung des Krieges „in gewissen Augenblicken die Gefahr ihn aus zulösen auf sich nehmen müsse-. Erdkugel weht (geimeint sind die Eiswüsten Sibiriens und die Steppen Turkestans. Die Schriftleitung.), die Fahne des Sowjetverbandes, des Landes Les Sozialismus, des freien Arbeiters und Bauern, das Land der freien Ration (!?). Sie haben Lie Fahne eines sozialistischen Staates verbrannt, der heute der Hauptrückhalt aller Bedrückten ist, Ler über den Frieden wacht (!) und Lessen Gewicht Einfluß und Stärke uns in diesen Tagen vor einer Katastrophe betpahrt hat." Hier wird also sogar London um den imaginären Ruhm ge bracht, der Fviedensengel gewesen zu sM, den die Freimaurer!- blätter ihm zuschanzen wollten. In dieser Tonart schwelgt das Bolschewistenblatt weiter, bis es sogar dem tschechoslowakischen Zensor zu Lumm wurde und er einen Weißen Strich durch das rote Blatt zog. In etwas gemäßigterem Tone geben die anderen tschechi schen Blätter ihren Unwillen über die Politik Pater Hlinkas Aufdruck. In der Preßburger Kundgebung Habe er sich an der Republik versündigt. „Autonomie unter allen slmWnden" London über die Forderungen der Slowaken. Die gesamte Londoner Presse berichtet in großer Auf machung über den am Sonntag in Preßburg eröffneten Slowakenkongreß und die Autonomieforderung der Slo waken. Der Prager Korrespondent der „Time s" unter streicht die entschiedenen Forderungen der Slowaken und ihr unerschütterliches Bestehen auf der Erfüllung des Pittsburger Abkommens dem Buchstaben und dem Geiste nach. Auch der Prager Korrespondent des „Daily Telegraph weift in seinem Bericht auf den einmütigen Beschluß des slowakischen Parteiausschusses hjn, im Parlament ein slowakisches Autonomiegesetz einzubringen. , Der „Daily Hcrald" schreibt, Pater Hlinka habe einem Vertreter der British United Preß erklärt, daß die Autono mie unter allen Umständen das Ziel der Slowaken sei, selbst wenn sie den Anschluß an Polen oder Deutschland bedeute. Der Prager Berichterstatter der „Daily Mail" bezeich net den Slowakenkongreß ebenfalls als die hervor stechendste politische Demonstration des Wochenendes. Lebhafter Widerhall in Warschau Die slowakischen Kundgebungen in Preßburg finden in der polnischen Presse lebhaften Widerhall. Die Blät ter unterstreichen besonders, daß 120 000 Slowaken ge schlossen den Schwur abgelegt hätten, im Kampfe um ihre nationalen Rechte niemals nachzulassen. Die Haltung der Slowaken, die, so betont „Djennik Narodowi", im Rahmen der tschechoslowakischen Republik verbleiben wollten, aber den in Prag geschmiedeten Be griff des tschechoslowakischen Volkes ablehnten, auf ihrer nationalen Solidarität fußten und eine territoriale Auto nomie für sich beanspruchten, werde in hohem Maße die künftige Struktur der tschechoslowakischen Republik be stimmen. Die Polnische Tclcgraphcn-Agcntur gibt Auszüge aus einem Artikel des Prälaten Hlinka wieder, in dem es heißt, daß der tschechoslowakische Staat ohne die Verwirk lichung des Pittsburger Vertrages nicht bestehen bleiben werde. - Ws// 5 " MEM. 4 lleuts!:!,!! . H »DR Non-aken -.! Isckscks» ldwn ' - KMonönM-Rnek L—üa kumMM . ) — . > Die Front der Slowaken gegen Prag. Wettbild-Gfiese (M). Die slowakische Autonomiebewegung, die aus der großen Kundgebung in Pretzburg eine scharfe Entschließung gegen die Machthaber in Prag satzle, verlangt Durchführung des Pitts burger Vertrages. Die Slowaken beanspruchen für ihr Volkstumsacbiet vollkommene Auto nomie, eigene Gerichtsbarkeit, die slowakische Spruche als Amts- und Schulsprache sowie, eine eigene Armee unter slowakischem Oberkommando. Unsere Karte zeigt die Siedlungsgebiete der Slowaken im Nahmen der übrigen Volksteilc der Tschechoslowakei. kc<Mde-'g> d „Hlinka spricht für das slowakische Volk" Die „Jeit" über die Bedeutung der Pretzburger Kundgebung