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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn n! ne- Henlein bei Hodscha den Amtlicher Teil Seite 6 l und hervorhebt, daß trotz der bewegten Zeit die Wahlen ohne einen einzigen ernsten Zwischenfall durchgeführt worden seien. Die Regierung der Republik erblicke darin den Ausdruck der politischen Reife aller Komponenten der Bevölkerung. Motorradfahrer Böhm und Hofmann vorgenommen. Der Leichnam des Böhm wurde zur Beerdigung freigegeben; der Leichnam Hofmanns dürfte in der Nacht zum Diens tag freigegeben werden. Der Obduktionsbefund ergab eindeutig das Eindrin gen eines Projektils in der Richtung der Fahrtrichtung in der Mitte des Rückens. Die Ausschußstclle ist bei bei den in der Mitte der Brust. Die Abgabe des Schusses er folgte aus einer Entfernung von siebe«, höchstens zehn Meter, da bei den hinten auf dem Motorrad fitzenden Böhm an der Einschußstellc noch Verbrennungen feststell bar waren. Zu dem Obduktionsbefund werden von tschechischer Seiten Zeugenaussagen angeführt, wonach im Augen blick des Schusses der Motor des Kraftrades bereits aus- Auf eine Anfrage über die Tschechoslowakei erklärte der Premierminister Chamberlain im Unterhaus: Ich )vill zunächst eine kurze Uebersicht über die Ereignisse der letzten Tage geben, die eine Tendenz aufwiesen, wonach die Lage hinsichtlich der deutschen Minderheit in der Tsche choslowakei Vielleicht in eine gefährliche Phase eintreten würde, und will hierauf die Aktion schildern, zu der die britische Regierung geschritten ist. Am 19. Mai begannen sich Gerüchte über deutsche Truppenbewegungen in Richtung auf die tschechoslowaki sche Grenze zu verbreiten. Die deutsche Regierung unter richtete den britischen Botschafter am folgenden Tag da von, daß diese Gerüchte in keiner Weise begründet waren, und sie gab der tschechoslowakischen Regierung eine gleiche Versicherung. Am 20. Mai kam es zu einer Anzahl schwerer Zwi schenfälle in der Tschechoslowakei. Am Morgen des 21. Mai gab die tschechoslowakische Regierung zu verstehen, daß sie einen Jahrgang aufrufe, um ihn auszubilden und um die Ordnung in den Grenz gebieten aufrechtzuerhalten. Am gleichen Tag ereignete sich ein bedauerlicher Zwischenfall, bei dem zwei Sudetendeutsche ihr Leben bei einem Zwischenfall in der Nähe der Grenze verloren. Am gleichen Tag, am 21. Mai, erhielt der britische Bot schafter in Berlin eine weitere Zusicherung der deutschen Regierung, wonach die Geschichten (stories) über deutsche Truppenbewegungen gänzlich unbegründet seien. Der tschechoslowakische Außenminister teilte denk bri tischen Gesandten in Prag mit, daß Henlein eine Ein ladung übersandt worden sei, über das Nationalitüten- statut zu verhandeln, das am 19. Mai von der tschecho slowakischen Regierung gebilligt worden war. Aber am gleichen Tag wurde in der sudetendeut schen Presse angekündigt, das Politische Komitee der Sudetendeutschen Partei habe beschlossen, den tschechoslo wakischen Ministerpräsidenten davon zu unterrichten, daß die Partei nicht in der Lage sei, das Nationalitätcn- statut zu erörtern, solange, als nicht Frieden und Ord nung in den sudetendeutschen Gebieten und vor allem die konstitutionellen Rechte der Freiheit der Meinung, der Presse und der Versammlung garantiert seien. Ich erfahre nunmehr jedoch, es sei abgemacht worden, datz Herr Henlein den^-tschechoslowakischen Ministerpräsiden ten sehen wird. sHeinlen hat Hodza bereits besucht. D. Schriftltg.) Angesichts dieser Lage hat die Hauptsorge der bri tischen Regierung darin bestanden, ihren ganzen Ein fluß, wo auch immer er wirksam war, für eine Mäßi gung in Wort und Tat einzusetzen, während sie zugleich den Weg für eine friedliche Aushandlung einer befrie digenden Regelung offen hielt. Zu diesem Zweck hat sie bei der tschechischen Negierung Vorstellungen erhob.cn, wonach cs notwendig sei, jede Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen, damit Zwischenfälle vermieden würden und wonach jede mögliche Anstrengung gemacht werden müsse, um eine vollständige und dauernde Regelung durch Ver handlungen mit den Vertretern der Sudetendeutsche« Partei zu erreichen. Hierbei hat sich die britische Regierung der vollen Unterstützung der französischen Regierung erfreut. Die tschechoslowakische Regierung hat auf diese Vor stellungen mit einer Zusicherung geantwortet, sie sei fest Die Pressestelle der Sudetendeutschen Partei teilt Mit: „Konrad Henlein hat dem tschechoslowakischen Mi nisterpräsidenten Dr. Hodza im Kolowrat-Palais einen Besuch abgestattct. Hiermit haben die informatorischen Besprechungen mit Dr. Hodza begonnen, die zunächst der Klärung und Beruhigung der politischen Lage dienen sollen." Starke Beachtung in der Lschechei über die Unterredung Henlein—Hodscha Prag. Die Aussprache zwischen Ministerpräsident Hodscha Und Konrad Henlein, der auch, wie „Die Zeit" mitteilt, der Adg. Karl Hermann Frank beiwohnte, findet in der tschechischen Oeffentlichkeit große Beachtung. Die tschechischen Blätter be» PI schränken sich jedoch lediglich auf die Wiedergabe der Tat- ii sachenmeldung, ohne eigene Kommentare zu bringen. Die Aus sprache wird von tschechischer Seite als unmittelbarer Auftakt s zur Eröffnung der eigentlichen Verhandlungen und daher als sehr bedeutsam angesehen, Jetzt spricht man von politischer Reise Rundfunkerklärung der tschechoslowakischen Regierung Die tschechoslowakische Regierung verbreitete durch den Rundfunk eine Erklärung, in der sie der gesamten Bevölkerung des Staates, allen politischen Parteien, allen Wahlgruppcn und deren Leitungen, die sich durch muster hafte Diszipliniertheit um den würdigen Verlauf der Wahlen verdient gemacht bättey. den Dank ausspricht hätten, um die Ecke zu schießen. Wenn ein Motorrad an jemandem vorbeigefahrcn ist, dann dürfte es an sich schon ein Kunststück sein, statt auf das Hinterrad auf das Vor derrad zu schießen. Außerdem wird durch die Behaup tung, der Schuß sei von der Seite auf das Vorderrad ab gegeben worden, schon die zweite Behauptung widerlegt, daß die Fahrer au fden Wachmann zugefahren seien und dieser habe zur Seite springen müssen. Es dürfte einem; Polizisten nicht möglich sein, vor einem Motorrad beiseite« zu springen, sein Gewehr Herunterzureißen und zu ent sichern und dann aus sieben Meter Entfernung einen? Schuß auf den vorderen Reifen abzugeben, der dann ge nau von hinten die Körper der beiden Fahrer durch- fchlägt. Alle diese widersprechenden Angaben von tschechischer, Seite beweisen das außerordentlich schlecht: Gewisse« der; tschechischen Stellen und sind neue Versuche, die Wahrheit zu vernebeln. Man hätte erwarten können, daß die tsche chischen Stellen angesichts dieses traurigen Falles alles unternehmen würden, um der sudetendeutschen Bevölke rung Genugtuung zu schassen und den feigen Heckenschüt zen und Mörder dem Arme der Gerechtigkeit zuzuführcn. Statt dessen verstricken sich die tschechischen Stellen immer tiefer in ihr Lügengewebe. Neuerdings habe sie nun auch Zeugenaussagen da für gesammelt, daß die beiden Motorradfahrer, als der Schuß abgegeben wurde, den Motor bereits abgelassen hatten und also zu halten beabsichtigten. Diese Angaben widersprechen völlig den Aussagen des sterbenden Böhm und den Aussagen der von der Sudetendeutschen Partei benannten Zeugen. Unterstellte man sie jedoch als wahr, so würde sich jetzt die Frage ergeben, warum dann der tschechische Wachtmann überhaupt geschossen hat, wenn 4>ie Motorradfahrer bereits den Motor abgölaffen hatten und im Halten waren. Dieses neue Moment in den Zeugenaussage» ist nur geeignet, die Feststellung von der Schuld der tschechischen Polizei noch zu unterstreichen und zu erhärten. Sie wäre, wen« um« sie als wahr unterstellte, eine krasse Widerle gung des gesamten Inhaltes des ersten tschechischen amt lichen Kommuniaues. So erhebt sich zum Abschluß die Frage: Was kann und was soll man amtlichen tschechischen Kommuniques überhaupt noch glauben? entschlossen, eine baldige und vollständige Lösung zu suchen. Die britische Regierung hat bei der deutschen Ne gierung Vorstellungen erhoben, in denen sie auf die drin gende Wichtigkeit hingewiesen hat, daß eine Regelung er» reicht wird, wenn der europäische Frieden erhalten wer den soll, und sie hat ihrem ernsten Wunsch Ausdruck ge geben, daß die deutsche Regierung mit ihr zur Erleichte rung eines Abkommens zusammenarbeiten möge. Die britische Regierung hat zur gleichen Zeit die deutsche Regierung von dem Ratfchlag unterrichtet, den sie in Prag gegeben hat, und von den Zusicherungen, die sie von der tschechoslowakischen Regierung erhalten hat. Der deutsche Außenminister erklärte, datz er die An strengungen willkommen heiße, die von der britischen Ne gierung gemacht würden, und daß die deutsche Regie rung voll ihren Wunsch teile, daß die Verhandlungen ihren Fortgang nehmen möchten. Im Augenblick scheine es, daß die Lage etwas entspannt ist. Aus sieben Meter Entfernung mm hiateu erschossen Der Mord an den beiden Sudetendeutsche« In Eger wurde die Obduktion der Leichen der bek am Sonnabend früh erschossenen sudetendeutschen geschaltet war. Hieraus ist die Absicht der Fahrer ZU fol- gern, daß sie halten wollten, da sie bergauf fuhren. * Z Hu dem Kommunique über den Obduktionsbefund bei den beiden erschossenen Sudetendeutschen Bohm und Hofmann schreibt der „Deutsche Dienst", der sich schon ein mal ausführlich mit dem ersten tschechischen Unter,u- chunasbericht beschäftigte: In dem ersten tschechischen Untersuchungsberlcht hieß es, daß der Wachmann, der den tödlichen Lchuß ab- qab die Motorradfahrer angerufen habe. Diese seien ausi ihn zugcfahren, so daß er habe zur Seite springen müssen, darauf habe er von der Seite einen Schuß auf den Rei fen des Vorderrades abgegeben. Nun liegt der Obduk tionsbefund vor. Wenn es noch eines Bewer,es für die völlige Verlogenheit tschechischer Kommuniques bedurft hätte, so schließt nun der Bericht über den Obduktions befund die Kette. Wie kann eiu Polizist, wenn ein Motorradfahrer den Versuch macht, ihn zu überfahren» von der Seite einen Schuß auf das Vorderrad abgeben, der die beiden Fahrer von hinten trifft und ihre beiden Körper durchschlägt? Auch die Tschechen werden nicht behaupten können, daß ihre Polizeibcamte» das Kunststück fertig gebracht Die Sudetenfrage im englischen Licht Unterhauserklärung Chamberlains Nr. 120 90. Jahrgang Dienstag, den 24. Mai 1938 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamen» erschein, täglich Mi, Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. Abholung wöchentlich SO Rpf., bei Liefern»« Wei Houk monatlich 2.KO NM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt Rückzahlung Les Bezugspreise«. 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