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Nr. 127 bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinungStage« bis vor«. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Kari Hoffman« n. Gebrüder Mohr. Hauptschrtstletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimattetl, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; Mr Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. —D. «. ^SO Geschäftsstellen: Albertstiatze 2 und Adolf-Hitler-Sttaße 4. Fernruf S18 und SSO ^lizeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, de« Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- aerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kameyr Dtrir Zeitung erschein: täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- m»d Feiertaae. Abholung wüchentlich SV Rpf., bei Lieseruug frei Ha!« «Npi.^ Postbezug monatlich 2.VO RM. Di-Behinderung derLieferuug r-chtfertiat . Rückzahlung de« B-zug«pr-tseS. Zeitung-auSgab, für Abholer Nachlaßsätz. bet Wiederholungen »ach Pr—Nst, Nr. 4 - Für das Erscheinen von Anzeige» in bestimmt« Nummern und cm Donnerstag, den 2. Juni 1938 gv. Jahrgang Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- mid Tageszeitung für die Stadt m»d den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Herzliches Bekenntnis zu Deutschland Große außenpolitische Nede des ungarischen Außenministers Der ungarische Außenminister von Kanya entwicket.e in der Sitzung des Abgeordnetenhauses zu Beginn der Verhandlungen über den Haushalt des Außenministe riums in einer großen programmatischen Rede die allge meinen Richtlinien der ungarischen Außenpolitik und nahm hierbei eindeutig zu den aktuellen außenpolitischen Problemen der letzten Zeit Stellung. Außenminister von Kanya erinnerte eingangs an die Schaffung des italienischen Imperiums, die Beseitigung der Nheinlandkontrolle und die Wiedervereinigung Oester reichs mit dem Reich. Durch diese Tatsachen sei die inter nationale Position Deutschlands und Italiens bedeutsam gestärkt worden. Damit feien gleichzeitig die erbittertsten Feinde des Faschismus und des Nationalsozialismus immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden. Dies gelte in erster Linie für die Genfer Liga. „Ich sage offen", so erklärte Außenminister von Kanya, „daß wir unsererseits schon lange keine Hoffnungen mehr in die Tätigkeit der Genfer Liga setzen. Wenn Ungarn dennoch weiter Mitglied dieser Einrichtung geblieben sei, so geschah dies deshalb, weil wir in Gens das Forum erblickte». Vor dem Ungarn im Angesicht der öffentlichen Weltmeinung das traurige Schicksal der ungarischen Minderheit darlegen konnte." Der Außenminister ging dann auf die innenpolitische» Wirren in Sowjetrutzland ein und erklärte, daß das Zustande- kommen des Antikomintern-Abkommens natur gemäß nicht gerade zur Stärkung der Moskauer Position bei- getragen habe. Der Außenminister wies dann daraus hin, daß Frankreich, „ein anderer ernster Verteidiger des in den Pariser Friedens- Verträgen geschaffenen europäischen Systems", aus „allgemein bekannten Gründen" nicht mehr imstande sei, seine frühere Rolle weiter zu spielen. Auch von den Kleine-Entente-Staaten sei allgemein bekannt, daß diese Staatengruppe in den großen internationalen Fragen heute nicht mehr recht zusammenzuar beiten vermag. Als einen klaren Beweis für die Schwächung verwies von Kanya daraus, daß die Bemühungen der tschecho slowakischen und der französischen Regierung um den Abschluß eines gegenseitigen Hilfeleistungspaktes sowohl der Kleine- Entente-Staaten untereinander wie dieser Staatengruppe mii Frankreich, vollständig Schifsbruch erlitten haben. „Zufammcnsassend sind also alle die Staaten und In stitutionen, die fast ausschließlich im Dienste der französi schen Politik standen, geschwächt. Ihre Politik erfuhr eine Modifizierung, die in erster Linie der Achse Berlin — Rom zugute kam." Hinsichtlich Spaniens stellte von Kanya angesichts der Erfolge Francos fest, daß die Politik der Achse Berlin- Nom „in den grundlegenden wichtigen Fragen große Er folge erzielt und fast gänzlich die Initiative in der euro päischen Politik in die Hand genommen hat." Die gewaltige Erstarkung der Achse Berlin—Rom gehe selbstverständlich Hand in Hand nicht nur mit dem fori- schreitcnden Abbröckeln der Pariser Friedensverträge, sonder» auch mit der wachsenden Ausdehnung der von den autoritären Staaten vertretenen außenpolitischen Richtung. Die von der Achse Berlin—Rom errungenen Erfolge hätten überall tiefen Eindruck gemacht und bei den einzelnen Staaten Reaktionen ausgelöst, die sich entsprechend der jeweiligen Lage ausdrückien. Die neutralen Staaten, die ohne Ausnahme in ihrem Glauben an Gens enttäuscht sind, rüsteten heute zur Sicherung ihrer Neutralität in beschleunigtem Tempo.. Dieses Rüstungssieber habe die ganze Wett, aucy dte Vereinig ten Staaten, ergriffen. Der Außenminister verurteilte dann schärfstens die insame Preffehetze, die aus durchsichtigen Motiven angesichts der Er- starmng der Achse Berlin—Rom Gefahren erfindet, von denen beispielsweise die Nachbarn Deutschlands — auch Ungarn - bedroht seien. Schon lange vor dem Anschluß Oesterre.ichs, so fuhr Kanya fort, wurde das Dreieck Wien—Prag—Budavest als der „letzte dringend notwendige Schutzwall gegenüber der pangermanischen Expansion" gefordert. Wie konnte man aber annehmen, daß Ungarn den jenigen zu Hilse eilen werde, die sich im Weltkriege so maßlos an ungarischem Gebiet bereichert haben, und sich gerade gegen den einzigen Staat wenden werde, mit denk es im Weltkriege bis «um letzten Augenblick Schulter an Schulter kämpfte? Zwischen dem ungarischen und dem - deutschen Volke knüpften sich während des Weltkrieges und seither Fnteressenbande, die geradezu naturnotwendig zu einer aufrichtigen Pflege der deutschen Freundschaft führten. Es ist daher selbstverständlich, daß das so viel erörterte Dreieck Prag—Wien—Budapest in Ungarn von Anfang an nicht das geringste Verständnis fand und als eine totgeborene Idee angesehen wurde. Ungarn, erklärte von Kanya dann, brauche sich nicht vor deutschen Expansionsbestrebungen zu fürchten. Im Gegenteil: Es habe allen Grund, dem Versprechen auf die Unversehrtheit der ungarischen Interessen vollen Glau ben zu schenken. Die Achse Rom—Berlin hat durch den Römer Besuch des Reichskanzlers Hitler im Mai dieses Jahres eine weitere Erstarkung erfahren. In Erörterung der Lage im Donaubecken erinnerte von Kanya daran, daß die Verhandlungen zwischen Ungarn und den Staaten der Kleinen Entente hauptsächlich die Minder heitenfrage betrafen. Der Tschechoslowakei sei es nicht gelungen, mit ihren Nach bar« ein korrektes Verhältnis zu schaffen. i Prag habe lange Jähre hindurch Ungarn gegenüber ein sehr wenia freundschaftliches Verhalten bekundet, dem Ungarn, uit großer Selbstbeherrschung begegnete. Die tschechische Poli tik sei der Ansicht, daß die so außerordentlich vorteilhafte Posi tion der Nachkrieas-Tschechoslowakei, die sich ausschließlich aus die Spitzen der Bajonette stützte, noch lange Zeit aufrecht zu erhalten fei. In jeder gegen Ungarn gerichteten schärferen Pressekampagne war die drähtziehende Hand Prags zu finden. Trotzdem sei Ungarn im Voriahre in die Verhandlungen be reitwillig eingetreten. Als nun die Prager Regierung vor kurzen: eine Teil-Mobilisierung anzuordnen für gut befand, und diese nicht nur nach Deutschland hin, sonoern auch auf die ungarische Grenze erstreckte, habe Ungarn dieses Vorgehen, das wohl kaum freundschaftlich genannt werden kann, mit Ruhe ausgenommen und alles vermieden, was die Lage noch Weiler verschärft hätte. „Die weitere Entwicklung hängt davon ab, ob sich die tschechoslowakische Regierung endlich zur Schaf- jung eines Statutes entschließt, durch das die in der Tschecho slowakei lebenden zahlreichen Nationalitäten befriedigt wer den. Es ist aber die Frage, ob sich die Prager Regierung nicht durch einen Einslutz gewisser Kreise zu allzu viele» politischen Spekulationen Hinreißen läßt, die unter keinen Umständen der Sache des Friedens d^nen könnten." Davon hänge eine dauer hafte Entspannung all Ungarns freundschaftliche Verbindungen mit einzelnen Staaten stünden im Dienste der wirklichen Friedenszielc. Die ungarisch-italienische Freundschaft bestehe unverändert und un- berührt weiter. Die ungarisch-deutschen Beziehungen sind fest gefügt, und keinerlei Verleumdung wird ihnen etwas anhabcn können. Warum tschechische Mobilisation? Durch „Informationen" des englischen Geheimdienstes veranlaßt Das große Rätselraten über den Urheber jenes ,rr- sinnigen Gerüchtes, das von deutschen Truppenbewegun gen an der tschechoslowakischen Grenze wissen wollte und damit Europa in eine regelrechte Kriegspsychose versetzte, ist noch immer nicht beendet. Die Beantwortung dieser Frage ist darum so wesentlich, weil sie nicht nur Aus- lchluß über den Schuldigen an der Knie gibt, die sehr leicht zu einer Explosion hätte führen können, sondern darüber hinaus wieder ein Beweis für die Tatsache ist, daß auch heute noch genau wie vor 24 Jahren Kriegs schuldmärchen erfunden werden, wenn irgendeine daran interessierte Stelle in Europa dte Zeit dafür gekommen hält. War man zuerst der sehr naheliegenden Ansicht, daß Prag der Erfinder jener Gerüchte über deutsche Truppen- zusammenziehunqen sei, und daß diese dann von der Hauptstadt der Tschechoslowakei nach London gelangten, so zeigt es sich jetzt, daß diese Gerüchte genau den umge kehrten Weg nahmen. Wie das „Hamburger Fremden blatt" meldet, gehen jetzt aus der tschechischen Hauptstadt Informationen ein, die sich überdies auf das Zeugnis des führenden französische» Journalisten Jules Sauer wein berufen dürfen. . Wie diesem nämlich von maßgebender tschechischer Stelle erklärt wurde, ist die tschechoslowakische Regierung am Abend des 20. Mai aus London angerufen worden. Es wurde ihr bei dieser Gelegenheit mttgetetlt, der eng lische Geheimdienst (Intelligence Service) besitze bestimmte Informationen darüber, daß reichsdeutsche Truppen sich auf die tschechische Grenze zu bewegten, Daraufhin wurde, so ist dem Journalisten Sauerwein gesagt worden, die tschechische Tcilmobilisierung angeordnet. Es habe sich um Minuten gehandelt, und es sei keine Zeit mehr verfügbar gewesen, sich in Berlin über den Charakter der Truppen bewegungen zu erkundigen. Der Versuch, dem Deutschen Reich die Verantwor tung für eine Krise aufzubürden, die in England selbst als akute Kriegsgefahr bezeichnet wurde, wird also heute — zwölf Tage später — in seinem ersten und entschei denden Anfang dem englischen Intelligence Service zur Last gelegt, und zwar geschieht dies durch eine tschechisch- sranzösische Quelle. Kegen jedes kEreM Skandalöse Behandlung einer Engländerin in der Tschechoslowakei Wie der „Daily Expreß" aus Karlsbad berichtet, ist die Engländerin Miß Unity Mitford aus einer Autofahrt von Prag nach Karlsbad von tschechischen Behörden an gehalten und in einer Weise behandelt worden, die ein bezeichnendes Licht auf die jetzigen unhaltbaren Zustände in der Tschechoslowakei wirft. Miß Mitford befand sich in Begleitung von zwei Journalisten in einem Kraftwagen auf der Fahrt von Prag nach Karlsbad. Plötzlich wurde ihr Wagen bei einer militärischen Straßensperre angehalten, ein Gen aarm befahl nach kurzer Durchsuchung, daß sich der Kraft wagen an die nächste Polizeistation zn begeben habe. Dort wurden die Insassen fünf Stunden lang untersucht. Miß Mitford wurde gezwungen, sich in Anwesenheit eines weiblichen Polizisten vollständig auszuziehen. Briefe und :in Tagebuch, die Miß Mitford bei sich führte, wurden beschlagnahmt. Ferner wurden die Autoreifen abgenom- nen und die Polster des Wagens ausgeschnitten. Miß Mitford hat gegen die skandalöse Behandlung, sie ihr auf der tschechischen Polizeistation widerfahren ist, reim nächsten englischen Konsulat schärfsten Protest ein- zetegi. Das tschechische Preßbüro tritt nun mit einem De menti auf den Plan, in dem nach der gleichen Methode, ivie sie bei der Bluttat von Eger angewendet wurde, zu nächst nur ein Teil des Verfalles, nämlich die Durchsu chung des Kraftwagens zugegeben wird. Weiter wird die „erschreckliche" Tatsache bekanntgegeben, daß in dem Wagen ein mit einer Inschrift versehenes Messer — offenbar ein Geschenk — ferner Photoapparate sowie politische Schrif ten zmd Bilder, die sich vor allem mit den Nationalitätcn- verhältnissen in der Tschechoslowakei befassen, gefunden worden seien. Die Tatsache dieser Funde wird dabei so dargestellt als ob es ein Verbrechen ist, wenn ein Ausländer, der sick über die Verhältnisse in der Tschechoslowakei unterrichten WM, derartiges politisches Schriftmaterial mit sich führt Ev ist in letzter Zelt viel von der Entsendung englische, Beobachter in die Tschechoslowakei gesprochen worden Sollte es dazu kommen, so wird man sich in London darüber klar sein muffen, daß diese Beobachter bei der augenblicklichen in der Tschechoslowakei herrschenden Zu ständen jederzeit mit ähnlichen Unannehmlichkeiten unr Belästigungen werden rechnen muffen.