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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diel» Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn» und Feiertage. Der Bezugspreis betrögt bei Abholung wöchentlich SO Rps-, bei Lieferung frei Haus SS Rpi Postbezug monatlich 2.50 RAl. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsauegabe >ür Abholer täglich S—S Uhr nachmittags. Preise und NachlaßsStze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErschetnungStagen bis vor» 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. GobrüdW Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnt^ Verantwortlich tür den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; ftw Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Malter Mohr, Pulsnitz. — D. A. I.: 22SL. Geschäftsstellen: Albertsbaße 2 und Adolf.Httler-Straße 4. Fernruf 518 und SSV Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentliktung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, de« Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Montag, den 28. Februar Nr 49 90. Jahrgang kz bleibt allez beim allen Frankreichs Außenpolitik vor der Kammer — 160 Abgeordnete enthalten sich der Stimme Die große Debatte über die Fortführung des außen politischen Kurses der Volksfront wurde in den frühen Sonntagmorgenstunden nach Erklärungen des Minister- Präsidenten Chautcmps und des Außenministers DclboS mit einer Abstimmung beendet, bei der 439 Abgeordnete ptr und zwei gegen die Regierung stimmten. Große Be achtung fand jedoch die Tatsache, daß sich der Rest von etwa 160 Abgeordneten der Stimme enthielt. Der vom Linksausschutz vorgelegtc Antrag, zu dem die Regierung die Vertrauensfrage stellte, hat folgenden Wortlaut: „Die Kammer billigt die Erklärungen der Negierung und ver traut auf sie, daß sic die nationale Würde, den Frieden «nd die Achtung vor den Verträgen im Rahmen der kol- kektiven Sicherheit und des Genfer Bundes zu wahre» wissen werde." ktzautemps irr den alten Bahnen Ministerpräsident Chautemps wies in seiner Hede einleitend den Vorwurf der Schwäche zurück, den Gm der ehemalige Ministerpräsident Flandin gemacht hatte. Die Regierung lehne schon jetzt gewisse Forderun gen ab, wie beispielsweise den Verzicht auf die kollek tive Sicherheit. Was die Verständigung mit den totalitären Staaten angehe, so erlaube es weder die Sorge um die französische Sicherheit noch diejenige um die Würde Frankreichs, eine B e r z i ch t p o l i t i k zu betreiben. Mit deutlicher Anspielung auf die kommunistischen Forde rungen erklärte Chautcmps dann, daß die Regierung andererseits aber auch eine sogenannte Aktiv ie- Tungspolitik ablehne, da sie für den Frieden gesähr- Uch sei. Der franzöfisch-sowjetrussische Pakt sei für Frankreich kein ideologisches Abkommen. Er stehe allen offen und bedrohe niemanden. Er sei ein Friedens- und kein Kriegsinstrument (!). Das Ziel Frankreichs sei nicht, zwei sich gegenüber- stehende Blocks zu bilden, sondern alle friedliebenden Na tionen zu sammeln, um den Krieg zu verhindern. Er glaube, daß Frankreich, ohne die Freundschaft zu Eng land, die die Grundlage der französischen Politik dar- stclle, irgendwie zu trüben, seine überlieferungsgemäße Politik fortsetzen könne. Die Genfer Liga sei die beste Garantie des Friedens und der Zivilisation. Auf die englisch-italienischen Besprechungen ein gehend, erklärte Chautemps, Frankreich hege gegenüber «cm italienischen Volle Gefühle freundschaftlicher Sympathie. Es wäre glücklich gewesen, mit der italie nischen Negierung neue Abkommen zu treffen. Aber es feien Konflikte ausgebrochen, die die französische Regie rung aufrichtig beendet sehen möchte. Wenn Frankreich genügende Garantien für die Nichteinmischung in die spanischen Angelegenheiten und die Aufrechterhaltung der Lage im Mittelmeer erhalte, würde es sich außer ordentlich glücklich schätzen, die Beziehungen zu Italien enger zu gestalten. Der Ministerpräsident ging sodann auf die d e u t s ch - französischen Beziehungen ein. So sehr Frankreich eine Annäherung wünsche, so müsse man doch zugeben, daß die letzten Ereignisse und Erklärungen nicht geeignet seien, diese Annäherung zu erleichtern (?). „Ich bestätige Nach Avon Delbos", so betonte Chautemps, „daß Frank reich sich nicht seiner Pflicht entziehen kann, Lie mittel europäischen Staaten und die Tschechoslowakei zu be schützen". Frankreich könne auch nicht die Einmischung «usländischer Mächte in Spanien dulden. Chautemps gab sodann der Hoffnung Ausdruck, daß es ihm gelingen Werde, deutsch-französische Annäherungsverhandlungen zu einem glücklichen Abschluß zu führen. Auf „gewisse Drohungen" habe die französischeIRc- -ierung durch die Verstärkung der Landesverteidigung und die Beschleunigung der Herstellung des Rüstungsmaterials -«antwortet. Flandiu: „Man mutz neue Wege gehen" Der ehemalige Ministerpräsident Flandin übte scharfe Kritik an der Außenpolitik der Volksfront, die sich auf wertlose Garantien der Genfer Liga stütze. Als Flan din erklärte, er sei der einzige, der mit Recht auf solche Jrrtrümer Hinweisen könne, da er die Kammer zeitig r genug gewarnt habe, kam es zu einer Auseinander setzung mit Löon Blum. Blum versuchte, die Schuld für die damaligen Fehler Flandin zuzuschieben. Flandin be- merkte anschließend, daß das System der „kollektiven Sicherheit" überall Platze. Der Genfer Verein habe so oft versagt, daß man sich nicht aus ihn stützen könne. Zum Schluß trat Flandin für Verhandlungen mit Italien und Deutschland ein. Diejenigen, die von Unter handlungen mit Deutschland abricten, hätten die Jugend beider Länder nicht befragt. Der weitaus überwiegende Teil der Jugend sei für eine Verständigung. Auf neue Er eignisse könne man eben nicht mit alten Formeln antworten. Unerhörte Kriegshetze Reynauds Im weiteren Verlauf der Kammersitzung ergriff auch der Abgeordnete Paul Reynaud das Wort, um unter phrasenhaften Friedensbeteuerungen zu einem Kriege gegen Deutschland zu Hetzen, wo infolge des kurzen Be stehens der Wehrpflicht noch nicht genügend Reserven vor handen seien; auch Rohstoffe fehlten den Deutschen glück licherweise. Der Abgeordnete stellte dann die dreiste Be hauptung auf, daß sich Deutschland nie zu den Fragen der Politik geäußert habe (I). Delbos über den »friedfertigen* SowjetpaN Der französische Außenminister Delbos erklärte in seiner Rede vor der Kammer, in der gegenwärtigen Lage Europas sei es die erste Pflicht Frankreichs, „seine mate riellen und moralischen Kräfte auf ein Höchstmaß zu ent wickeln". In diesem Sinne habe die Regierung eine neue Anstrengung für die Landesverteidigung beschlossen. Die von den Rednern behandelten Ereignisse seien schwerwie gend, aber Frankreich sei nicht ilosiert, „noch sei die Gen fer Lista unwiderruflich zur Schwäche verurteilt". Die Zurückhaltung, die er, Delbos, hinsichtlich der englischen Krise beobachten müsse, hindere ihn nicht, seinem zurückgetretenen Kollegen Eden Worte der Hoch achtung zu widmen. Er vergesse im übrigen nicht die vollständige Uebereinstimmung, die stets zwischen Cham berlain und der französischen Regierung geherrscht habe. Die Frage der Beziehungen zu Italien sei mit den englischen Ministern ausführlich behandelt worden. Es sei wünschenswert, daß den Streitigkeiten in Spanien ein Ende gesetzt werde. Wenn die Entsendung von Men schen und Waffen eingestellt würde, würde eine allge meine Liquidation möglich werden, in die die abessinische Angelegenheit eingeschlossen werden könnte und die von Gens gebilligt werden würde. Nachdem Delbos sodann sein Vertrauen in die Solidarität zwischen England und Frankreich bekundet hatte, erinnerte er an die Freund schaft Frankreichs gegenüber Polen und der Kleinen Entente. Weiter erklärte Delbos, er vertraue auf die „Fried fertigleit des französisch-sowjctrussischen Paktes" (!). Die Regierung sei entschlossen, ihn loyal anzuwenden. Die Regierung werde nach wie vor die Genfer Lipa verteidi gen, deren Schwächen man Rechnung tragen inüffe. Einige Großmächte seien gegen Genf. Die französische Regierung schließe daraus nicht, daß eine Verständigung mit diesen Staaten unmöglich sei, aber eine Verständigung setze einen gemeinsamen Willen voraus, Europa vor dem Zusammen- ; bruch zu retten, von dem e^ bedroht sei. Wenn Europa nicht umergcycn wolle, müsse es ausyorcn, UG zu zer- reißen Delbos ging dann auf die Donaufrage ein und be- kräftigte aufs neue die Freudschaft Frankreichs zur Tschechoslowakei. Er erklärte, daß „die Verpflich tung Frankreichs gegenüber der Tschechoslowakei gegebe- Die Rede des Außenministers hat keinen besonder«» Eindruck hinterlassen. Es fiel allgemein auf, daß er Vie brennenden Fragen der Gegenwart nur kurz gestreift hat. nenfalls treu eingehakten werden würde". „M Zwei-eutiglett dauert an" Eo urteilt die Presse: In der Pariser Sonntagspresse fand die große außenpoli tische Aussprache in der Kammer und vor allem die Rede dos Ministerpräsidenten eine sehr geteilte Aufnahme. Man ist im allgemeinen der Ansicht, daß sich nichts geän dert hat. Diese Ansicht kommt vor allem m der Rechtspresse zum Ausdruck. Die linkseingestellten Blätter unterstreichen beson ders, daß die angebliche Verzichtspolitik, die Flandin vorge- schlagen habe, von Chautemps zuriickgewiesen werde. „Die Zweideutigkeit dauert an", so schreibt das „Echo d« Paris", und alle anderen Rechisblätter geben in mehr oder weniger umschriebener Form der gleichen Ansicht Ausdruck. Die Vertrauenscntschließung, so stellt das „Journal" fest, sei sehr ungenau formuliert und lasse allen Auslegungen die Tür offen. Wladimir d'Ormesson bezeichnet im „Figaro" die Haltung der Regierung als schwach, weil sie negativ und verbraucht sei und schlecht mit dem Ernst der Ereignisse in Einklang gebracht werden könne. Weder Delbos noch Chautemps hätten die rich tigen Worte gesunden, um den Eindruck zu erwecken, daß ein neuer Geist die Außenpolitik des Landes beseele. In Wirklich keit sei dies aber gar nicht möglich, denn diese Außenpolitik werde von der innerpolitischen Lage bestimmt. Lhmtemps' Dmü ms deu Senat Er drohte mit Rücktritt Der französische Senat setzte seine Aussprache über die ersten beiden Paragraphen des modernen Arbeits statuts fort. Rachem Senator Millerand zu Beginn der Sitzung noch einmal auf die Schwierigkeiten des gesamten Arbeitsproblems hingewiesen hatte, griff Ministerpräsi dent Chautemps in die Debatte ein. Ohne Umschweife erklärte Chautemps, daß die allgemeine Politik der Re gierung eng an die schnelle Erledigung des Arbeitsstatuts geknüpft sei. Falls der Senat beabsichtige, die von der Kammer in erster Lesung verabschiedeten Gesetztexte so abzuändcrn oder zu verstümmeln, daß eine Einigung zwi schen den beiden Häusern unmöglich werde, so könne sich auch die Regierung unmöglich halten. Er könne nur sagen, daß er nicht länger als vierzehn Tage an der Negierung bleiben werde, falls die Gesetzestexte so, wie sie von der Kammer verabschiedet worden seien, vom Senat verworfen würden. In seiner Nachmittagssitzung nahm der Senat dann die beiden ersten von der Kammer verabschiedeten Artikel des modernen Arbeitsstatuts mit zwei unwesentlichen Ab änderungen an. „Keine bessere Wahl" Freundliche Aufnahme von Lor- Haltfax Die Ernennung von Lord Halifax zum Außen- Minister findet, nachdem sic der englischen Oeffentlichkeit nicht überraschend kam, in der Londoner Presse große Be achtung. Besondere Bedeutung wird dem Umstand bei- gemcssen, daß Lord Halifax Präsident des Geheimen Staatsrates geblieben ist. Hieraus folgert man zum Teil, daß Lord Halifax nicht beabsichtige, unbegrenzt im Außen- amt ru bleiben. Die Ovvosition ist mit der Beseüuna deck