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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt and den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dkie Aeitung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. ^"^^preiS betrüg, bei Abholung wöchentlich 50 Rpf., bei Lieferung frei HauS «Rps. Postbezug monatlich 2.50 NM. Die Behinderung der Lieferung recktfertigt Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe sür Abholer m Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsütze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErschetnungStagen bis vorw. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz, Verantwortlich sür den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. —D.A. VIII.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Strahe t. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur VeröffenttiÄnng der arnttichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaß zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Eemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz SSW Nr. 21 so. Jahrgang Sonnabend, den 17. September 1938 Was geht auf dem Friedhof von Eger vor? Friedhof und Leichenhalle seit zwei Tagen militärisch besetzt. Eger. Hier hat «S größtes Aufsehen erregt, daß der Stziedhos vom Eger und die Leichenhalle seit zwei Lasen Militärisch besetzt sind und jeder Zutritt zum Friedhof und zur Leichenhalle verboten ist. Diese Tatsache scheint zu bestätigen, baß es bei den schweren blutigen Zusammenstößen in Eger, bei der Zusammsw- schießung der Hotel« „Viktoria" und „Welzl" weit mehr als die sechs Toten gegeben hat, die zunächst von den Tschechen Angegeben wurden. Aus Kreisen der Bevölkerung von Eger wird glaubwürdig berichtet, daß in Wirklichreck in der Leichen halle von Eger über 20 Tote lägen, zumal auch bei den S-n-g- fabrikanten der Stadt Eger am Donnerstag 24 Särge bestellt wurden und ihre Lieferung zur Leichenhalle verlangt worden war. Auf dem Friedhof sind ferner eine Reihe von frischen Gräbern ausgehoben. Die Nachricht von der Besetzung des Friedhofes und der Abweisung aller Iriedhsfsbrsucher hat in der Bevölkerung von Eger außerordentliche Erregung hervorgerusen. Es heißt, daß die Toten in der Nacht zum Sonnabend still schweigend beerdigt werden sollen, ohne daß bisher überhaupt die Angehörigen der sonstigen Stellen benachrichtigt oder dir Toten einwandfrei identifiziert worden waren. Amtlich wird soeben verlautbart: „Auf Beschluß der tschecho-slowakischen Regierung wurde die Sudetendeutsche Partei aufgelöst. Gegen an dere umstürzlerische Organisationen wurde bereits frü her durch die zuständigen Behörden vorgegangen." Soweit die amtliche Mitteilung. Um welche anderen Organisationen es sich neben der bereits ausgelösten F. S. noch handelt, ist bisher unbekannt. Auslösung oder Einstellung der SDP.? Wirrwarr bei den leitenden Prager Stellen Prag. Welcher Wirrwarr bereits bei den leitenden Prager Amtsstellen herrscht, zeigt folgender Borfall: Das amtliche Tschecho-Slowakische Prehbüro" gab am Freitag um 19,05 Uhr die Meldung aus, daß die Sudetendeutsche Partei auf Beschluß der Regierung aufgelöst worden sei. Eine Stunde spater hat der in Prag weilende fudetsndeutsche Abg. Kundt in verschiedenen Interviews mit Nachrichtenbüros Und Zeitungen ausdrücklich festgestellt, daß die Regierung seit dem 31. Dezember 1937 gar keine verfassungsmäßige Handhabe mehr zmr Auflösung von Parteien besitze, weil das entsprechende Gesetz mit dem Jahve 1937 abgelausen und nicht verlängert worden sei. Daraufhin gab Las amtliche Tschecho- Slowakische Pveßbüro spät nachts eine Berichtigung der eigenen Meldung aus, nach der die Sudeteudeutsche Partei nicht auf gelöst, sondern eingestellt wurde. Das bedeutet daß sie juristisch sortbestrht, aber ihr jede Tätigkeit untersagt ist. Ferner verlieren die Abgeordneten einer aufgelösten Partei ihre Mandate, während die Abgeordneten einer eingestellten Partei in ihrem Besitz bleiben. Die amtlichen tschechischen Stellen haben sich also noch nachts zu einem Rückzug bequemen und auf die zunächst be schlossene Auflösung verzichten müssen. Genau fo verhält es sich mit dem Steckbrief gegen Konrad Henlein. Während am frühen Abend die amtlichen Stellen »en Erlaß eines Steckbriefes an alle internationalen Polizei- Zentren mitteilten, berichtigte in den späten Nachtstunden das Tschecho-Slowakische Preßbüro diese Darstellung und erklärte, daß gegen Konrad Henlein daS Verfahren nach dem tschecho- Standrechtliche Erschießungen in Eger 2n Eger sand am Freitag eine Sitzung des Standgerichtes unter Vorsitz des Tschechen Dusanek statt. Den Belasteten wurde nahegelegt, Aufrufe zu unterzeichnen, die angeblich zur Beruhigung der Bevölkerung im Grenzgebiet beitragen sollen. Dafür wurden ihnen Hastvergünstigungen, gegebenenfalls sogar Freilassung in Aussicht gestellt. Bec einbrechender Dämmerung wurde im Hof der Infan terie-Kaserne in Eger eine Reihe von Salven gehört. Sol daten Ser Kaserne slowakischer Rationalität teilten mit, daß vier Sudetendeutsche als Deserteure erschossen worden seien, nachdem Las Militärgericht sie zum Tode verurteilt habe. Die Leichen wurden noch nachts beigefetzt. ^ynrad Henlein Eger Konrad Henlein stattete gestern in den frühen Nachmittags stunden incognito der Stadt Eger einen Besuch ab. Er wurde dabet von zwei Abgeordneten der SDP. begleitet. Es gelang Konrad Leute in trotz der scharfen Bewachung der Stadt auf Nebenwegen unerkannt in das Stadtinnere zu gelangen. Er besichtigte zunächst von außen die noch von der Polizei be setzten Hotels „Wehl" und „Biktoria", Len letzten Hauptsitz der SDP., besuchte dann eine Reihe von Verletzten und hielt mit Amtswaltern der SDP. aus Eger und dem Egerland Be sprechungen ab. Am späten Nachmittag verließ Konrad Henlein Lie Stadt Eger wieder in unbekannter Richtung. slowakischen Schutzgesetz im Gauge, aber noch, kein Steckbrief erlassen sei. Wie höhere tschechische Beamte die Lage der Tschecho-Slowakei sehen K a rlsba L. Ein höherer Beamter Ler tschechischen' De- zirksbehörde in Graslitz äußerte sich Heute über die Lage, wie man sie in Kreisen der tschechischen Beamtenschaft sehe, wie folgt: In Prag sek ukan sich klar darüber, daß daS tschechische Heer kn zwei Lager gespalten sei. Ein Teil des Heeres stände hinter dem bürgerlichen Verteidigungsminister Machnik, der andere Teil folge den Weisungen DimitroffS. ' - ' f - Fast die gesamte Führung der SDP. in sudetendeutschem Gebiet Sudetettdeutsche Partei stellt tschechische Dendenzmeldung richtig Don der Hauptstelle der Sudetendeutschen Partei, die in zwischen ihren Sitz, wenn auch getarnt, wieder nach Eger ver legt hat und in den nächsten Tagen in einen anderen Ort des sudetendeutschen Gebietes verlegen wird, wird darauf hinge wiesen, daß der tschechische Rundfunk die sudetendeutsche Ge folgschaft durch Lie Behauptung unsicher zu machen versucht die Führer des Sudetendeutschtums seien in das Deutsche Reich geflüchtet. ' - Demgegenüber wird festgestellt, Laß sich fast die gesamte Führung Ler SDP. auch weiterhin auf sudetendeutschem Ge biet befindet, wenn auch ihrs Aufenthalte a«S erklärlichen Gründen nicht öffentlich angegeben werden können. Auch die Ausländer flüchten aus Prag Bodenbach. Linier den Flüchtlingen, die am Freitag mach dem Deutschen Reich kamen, befanden sich, wie die „Dresdner Neuesten Nachrichten" melden, auch mehrere Aus länder aus Prag (Inder), aber auch die holländischen Ange stellten einer tschechisch-holländischen Gesellschaft, deren Frauen SudetenLeutsche sind, haben am Freitag Prag verlassen und sind nach Deutschland gekommen. Sie erklärten, daß es ihnen Lei den Wirrnissen in der tschechischen Hauptstadt unmöglich sei, ihre Tätigkeit bei ihrer Firma weiter auszuüben. Jeder Zutritt verboten Tschechische Pfadfinder mit Revolvern bewaffnet Aussig. Nach einer Meldung Ler „Dresdner Neuesten Nachrichten" wurden am Freitag in den Straßen der sudeten- Leutschen Stadt Aussig und auch im benachbarten Schreckenstein tschechische Pfadfinder in Llniform beobachtet, die Revolver umgeschnallt hatten. Am Clbufer, oberhalb von Aussig, in der Nähe von Wannow hielten 14jährige Pfadfinder Schieß übungen ab. Die Erregung unter den Sudetendeutschen in Aussig und Schreckenstein ist aufs höchste gestiegen. Die Tschechen haben nicht nur, wie gemeldet, an der Elbestaustufe am Schreckenstein Sprengkapseln angebracht, sondern auch Lie chemische Fabrik in Aussig, eines der größten Unternehmen in Nordböhmen besetzt. 2 Panzerwagen stehen vor dem Werk, und 2 im Fabrikhof, Pioniere haben 5 Kabel gelegt, die kilometerweit reichen und scharf bewacht werden. Diese Maß nahme hängt mit der Drohung Der Tschechen zusammen, das Riesenwerk gegebenenfalls in die Luft zu sprengen. Sie ver folgen damit den heimtückischen Plan, dadurch die ganze Stadt dem Erdboden gleich zu machen. » Die Tscheche« «ersuchen z« bluffen Zwangsweise Oeffnung der Ladengeschäfte in Eger Vortäuschung einer ruhigen Stadt Auf die Meldung, daß aus Prag eine Gruppe von ausländischen Korrespondenten nach Eger kommen werde, wurden am Freitag im Laufe des Tages plötzlich sämt» liche Militärposten eingezogen. Auch die Ma schinengewehre verschwanden von den Straßen. Gleich zeitig gingen Gendarmerie-Patrouillen von Ladengeschäft zu Ladengeschäft und erklärten den Besitzern, daß sie die Geschäfte sofort zu öffnen hätten, widrigenfalls sie ver haftet würden. Offenbar soll durch die verlogenen Maßnahmen nach dem Muster der bekannten sowjet russischen Fremdenführungen den Auslands Korrespon denten das Bild einer ruhigen Stadt vorgetäuscht werden. Mehrere Geschäfte, deren Inhaber flüchten mußten, wurden von der Polizei erbrochen, geöffnet und proviso risch tschechische Verkäufer in die Geschäfte gestellt. Völlig wehrlos gemacht Die Tschechen erzwingen Waffenablieferung. Nach der Rechtlosmachung und Auslieferung der sudetendeutschen Bevölkerung an den randalierenden marxistischen Mob und eine blinde tschechische Soldateska sollen die Sudetendeutschen nun auch völlig wehrlos ge macht werden. Eine Verordnung der Landesbchörde in Prag hat zum Ziel, die Sudetendeutschen völlig hilflos dem bewaffneten Mob zu überantworten. Die Verordnung verlangt unter Androhung drakonischer Strafen, daß alle Waffen oder waffenähnlichen Instrumente einer Exekutive ausgcliefert werden, die schon längst als Gefahr der öffentlichen Sicherheit anzufehen ist. Die Verordnung bestätigt überdies, daß tschechi sches und k o m m u n i stisch e s G e s i n d e l eben von jener Exekutive aufs schwerste bewaffnet mit Maschinen gewehren ausgerüstet werden; denn diese Leute, „deren Bewaffnung ausnahmsweise vom Ministerium für nationale Verteidigung zum Zwecke der Hilfelei stung bei der Landesverteidigung bewilligt wurde", werden von der Waffenablieferung ausdrück lich befreit. Dagegen sollen in allen sndeiendeutschen Bezirken selbst jene Sudetendeutschen gemaßregelt werden, die sich im Besitz verrosteter Jagdflinten befinden. Auf den sudetendeutschen Straßen und Plätzen tobt unter dem Schutz des tschechischen Standrechts ein sich in wilden, Ausschreitungen gebärdender Pöbel. Die Sudeten-j deutschen aber sollen selbst in ihren Wohnungen un- wenn bewaffnetes Gesindel und tschechische Soldateska Hausfriedensbrüche ohne Zahl und! schändliche Greueltaten verüben. Die Sudeteudeutsche Partei aufgelöst Prag treibt die Entwicklung auf die Spitze