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Montag, den 10. Oktober 1938 90. Jahrgang Nr. 237 Reichenberg Sitz des Sudetengaus Konrad Henlein sprach auf dem Marktplatz Einmarsch in die Jone S Nikolsburg erlebt seinen ersten Befreiungstag SMmWren emLelterrM, Südböhmen M Myern Am 10. d. M., so fuhr dann der Rcichskommissar fort, wenn das Gebiet voll besetzt sei, dann werde das süd - mährische Land an Oesterreich fallen, das südböhmische Land an Bauern. Tas übrige Die Erzählungen der Nikolsburger Volksgenoffen über die schwere Zeit entrollen dasselbe Bild, das man aus anderen sudctendeutschen Gauen kennt. Die Tschechen haben den Deutschen die Arbeitsplätze fortgenommen, die Wehrpflichtigen sollten durch die Mobilmachung gezwun gen werden, auch auf deutsche Volksgenossen zu schießen und mußten fliehen. Viele wurden auch verhaftet und mißhandelt. Das liegt nun wie ein schwerer Alpdruck hinter den Rikolsburgern. Rach Stunden des Miterlebens verlassen wir den Marktplatz und besuchen das Schloß, das durch den Dor frieden zwischen Preußen und Oesterreich historische Be deutung erlangt hat. Wäbrcnd wir mit Ehrfurcht die Räume betreten, in denen im Juli 1866 Bismarck und König Wilhelm miteinander rangen, tönt vom Markt platz herauf der sich immer wieder erneuernde Jubel der Bevölkerung, mit dem jeder neue Soldatentrupp begrüßt wird. werde ein großer Reichsgau werden, und dieser Gau werde den Namen Sudctengau tragen. Als Henlein dann inittciltc, der Führer habe seinen Vorschlag gebilligt, daß der Sitz dieses Gaues Reichenberg sein solle, da kennt der Jubel leine Grenzen. Noch eine Frage müsse berührt werden, so sagte Hen lein. Als wir um die Freiheit und die Zukunft gerungen hätten, habe es Menschen gegeben, die mit der Waffe bereit standen, gegen Blutsbrüder zu schießen. Marxistisches Gesindel raubte und plünderte in der sudetendeutschen Heimat! Reichskommiffar Henlein rechnete dann scharf mit diesen Elementen ab. Ergönzungswahien zum Reichstag Als Konrad Henlein weiter bekanntgab, der Führer werde in kürzester Zeit Ergänzungswahlen in den Deutschen Reichstag im Sudetenland durchführen und dann selbst zu den Reichenbergern sprechen, dankten ihm die Sudetendeutschen dieser befreiten Stadt mit minutenlangem Jubel. Konrad Henlein schloß: „Wir wollen dem Führer in tiefster Dankbarkeit und Volksverbundenheit geloben, jederzeit opferbereit und einsatzbereit zu sein, denn wir wissen, daß wir unseren Dank nicht in Worten ausdrücken können. Wir wollen die Treuesten seiner Gefolgschaft sein. So grüßen wir unseren Führer, unser großdeutsches Vater- land mit dem Rus: Adolf Hitler, Sieg Heil! Dies Land blieb immer deutsch! Die Fahrt geht weiter nach Osten, nach Troppau^ Vor der Einfahrt müssen wir erneut durch eine LiniS tschechischer Drahtverhaue. Die Betonbunker ringst Die Stadt Reichenberg beschloß den Tag ihrer Befrei ung mit einer Massenkundgebung auf dem Adolf. Hitlcr > Platz vor dem Rathaus. Unter dem nächtlichen Himmel säumtcu Tausende und abci» Tausende von Reichenbergern und Sudctendeutschen aus der Umgebung den Platz. Vor dem Rathaus hatte eine Ehrenkompanie mit der Fahne der einmarschierenden Truppe Aufstellung genom men. Am linken Flügel sah man eine Ehrenabordnung der SdP. mit ihrer zerfetzten Fahne, die sie am Morgen erst aus den Räumen der tschechischen Polizei ge borgen hatte. Die Tschechen hatten dieses Tuch mit Bajo netten uno Messern in Fetzen zerschnitten. Konrad Henlein schritt in Begleitung des General obersten v. Bock, von lautem Jubel empfangen, die Front der Ehrenkompanie ab. Aus der Menge hörte man immer wieder die Rufe „Unser schönes Jeschkental dankt dem Führer tausendmal!" Konrad Henlein sprach dann vom Balkon des Rat hauses und überbrachte unter losendem Beifall die Grüße des Führers. Henlein erinnerte an die schweren Blut opfer der Sudctendeutschen im Weltkriege, er ries ins Ge dächtnis, wie groß damals in den Herzen aller Sudeten- deutschcn die Sehnsucht war, heimzukehren ins große deutsche Vaterland. Er sprach von dem unerschütterlichen Glauben der Sudetendeutschen an den Führer und betonte, daß das Glück Deutschlands auch das Glück Sudetendeutsch lands wurde, das am 10. d. M. ganz befreit sei. Der Führer habe ost gesagt, er sei stolz auf die Sudetendeu:- schcn. Henlein erklärte: „Wir werden in guten und bösen Tagen treu zu ihm stehen. Leiden, opfern, das Leben für ihn geben werden wir. Wir wollen treue Soldaten unseres Führers sein. Nun wollen wir nach der Zeit des Leides, des Hungers, der Not eine Zeit der Freude, der Arbeit, der Kraft und des Aufbaues folgen lassen. Ich werde viel von euch fordern, und ich weiß, daß ich mich auf euch ver lassen kann, denn ihr habt in der Knechtschaft gezeigt, daß die Freiheit ertrotzt und erkämpft werden muß." Nach einem Gedächtnis für die Toten teilte Konrad Henlein mit, daß der Führer beschlossen habe, den Frci- körpskämpfcrn ein Ehrenkreuz zu weihen. Fortsetzung der Vormarsches Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: „Die deutschen Truppen setzen heute (9. Oktober) den Vormarsch fort. Hierzu gehen vor: Die Truppen des Generals der Infanterie List um 10 Uhr über die ehemalige deutsch-tfchecho-slowakische Grenze zwischen Laa an der Taha und Drosendorf; die Truppen des Generals der Artillerie von Rei chenau um 12 Uhr aus dem schon besetzten Gebiets abschnitt III; die Truppen des Generalobersten von Bock um 12 Uhr aus dem schon besetzten Rumburger Zipfel aus Böhm. Lcipa und über die Linie Hohenelbe—Trautenau— Berthelsdorf—Friedland; die Truppen des Generalobersten von Rundstedt über die am 8. Oktober erreichte Linie Grulich—Mähr.- Schönbcrg—Braunscifen—südlich Troppau—Hultschin. 8m vuestgebiet der Eide Dem Einzug der deutschen Truppen ins Marchtal nach Mährisch-Schönberg bereitete die Bevölke rung ebenso herzliche Willkommenslundgebungen, wie dem Einmarsch nach R ö m c r st a d 1, in das Hul < schi - ner Ländchen und nach Troppau, wo General- obcrst von Rundstedt mit seinen Truppe» umjubclt wurde. Ueberall in den überreich beflaggten und festlich illumi« nierten Städten und Dörfern klang der Tag mit Fackel- zügen und Konzerten der Wehrmacht aus. Weiße Wolkenfetzen hängen über dem blauen Gipfel des A l t v a t e r m as s i v s, als wir morgens den Rams auer Paß überschreiten. Wir wollten zunächst den Ein zug der Truppe in Mährisch-Schönberg, dem Zentrum der nordmährischen Textilindustrie miterleben. Wir pas sieren mehrere Linien von Betonbunkern und Drahtver hauen der Tschechen. Talab wenden wir uns darauf dem Eisenbahnknotenpunkt Hannsdorf zu. Dort treffen wir den Gemeindesekretär, der überall im Gesicht Spuren von Schlägen trägt. Er berichtet, daß noch vor zwei Tagen die abziehenden Tschechen das Gemeindeamt überfal len und die anwesenden Gemcindebeamten brutalmiß- handelt haben. In den Amtszimmern sitzen jetzt dis Männer mit Verbänden am Kopf und an den Händen bei der Arbeit. Gegen Mittag erreichen wir die Vorhut der Truppen in Mährisch-Schönberg, das mit Fahnen und; Blumen die Wehrmacht erwartet. Die Tschechen habenj hier in der Frühe beim Abzug in der Artilleriekasernö Feuer angelegt; der Brand konnte später von den Einwohnern noch gelöscht werden. Wir suchen den Bür germeister auf, der uns das Schicksal dieser Stadt unter tschechischem Regime schildert. Hier vernehmen wir das Heldenlied einer kühnen Schar von 500 sudetendeutschen Männern, die auf anscheinend verlorenem Posten den Tschechen mit der Waste in der Hand zwei Wochen lang Widerstand geleistet haben. Am Mobilisierungstag sam melten sich etwa 500 Männer westlich der Stadt in dem unwegsamen Gebirge, warfen dort in aller Eile Unter stände aus und bemächtigten sich der Waffenbestände eines Gendarmeriepostens, unter denen sich auch einige Maschi nengewehre befanden. Die Schar wurde bald von einigen hundert Mann tschechischen Militärs eingekreist und bela gert. Sie wehrten aber zwei Wochen lang mit MG.- und- Gewehrfcucr alle tschechischen Angriffe ab. Unter den Helden dieser Freischar befand sich auch ein Priester, der ebenfalls mit der Waffe für sein Volk eintrat. In auf opferndster Weise wurden die 500 Männer von den Frauen und Mädchen der benachbarten Gebirgsdörfer durch die Postenketten der Tschechen hindurch mit Lebensmitteln und manchmal auch mit Munition versorgt. DNB. Südmährcn erlebte am Sonntag seinen ersten TagderBcfreiung. Die NikolsburgerZone wurde ab 12 Uhr von deutschen Truppen besetzt, und hier, wie überall im Sudctenlaud, wurde jeder deutsche Soldat, je jeder einzelne Reichsdeutsche aus übervollem Herzen begrüßt. Rund 70 Kilometer beträgt die Entfernung von Wien nach Nikolsburg. Endlose Kolonnen motorisierter deut scher Truppen halten am Straßenrand und lassen Raum genug, daß wir flott an ihnen vorbeifahren können. Alle Wagen sind geschmückt mit bunten Herbstblumen. Die Soldaten sehen frisch, ausgeruht und munter aus. Sie befinden sich ersichtlich in freudiger Spannung auf dem Uebergang in sudetendeutsches Gebiet. Ein behelfsmäßi ger Flugplatz mit mehreren Maschinen auf einem abge ernteten Feld fällt auf. Das Landekreuz ist aufgelegt. In der Ferne sieht man eine Staffel auf das zu besetzende südmährische Land zufliegen. Dann überholen wir einige schwere Lastwagen mit der Aufschrift: „Die Wehrmacht Hilst". Wir ballen und lassen uns sgaen, daß sich in diesen Lastzügen Brot, Wurst, Schokolade und andere Nahrungs mittel befinden, die das Heeresverpflegsamt für die Be völkerung des befreiten Gebietes bereitstellt. Die deutsche Wehrmacht kommt nicht nur als Schützer vor weiterer fremder Unterdrückung, sie kommt auch als Freund der armen, in Not geratenen Volksgenossen. Und praktisch, wie die Wehrmacht nun einmal ist, führt sie in ihrem Wagenpark das Notwendige gleich mit. „Die Wehrmacht hilft" — welch eine schöne Parole!" Und dann sind wir an der „Grenze", die seit heute keine mehr ist. Deutsche Pioniere sind dabei, die beto nierten Straßenbarrieren der Tschechen wegzu räumen, die alle Wagen zwingen, im Zickzack langsam zu fahren. Nikolsburg liegt vor uns. das Ziel unserer heutigen ersten Etappe. Als wir auf den kleinen, archi tektonisch wundervoll abgeschlossenen Marktplatz kommen, ist dort die ganze Bevölkerung der Stadt versammelt. Viele Männer und Frauen schluchzen vor freudiger Erre gung. Zwanzig Jahre lang haben sie unter fremder Herr schaft gelebt und gelitten, und nun dürfen sie wieder Deutsche unter Deutschen sein. Pu lsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung Ler amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu O^rn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Diele Zeitung erschein: täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis bewögt bei Abholung wöchentlich 50 Rpf., bei Lieferung frei Haus 55 Rp>. Postbezug monatlich 2.50 NM. Die Behinderung der Lieferung recktfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe für Abholer läglich 3—6 Uhr nachmittags. 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