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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Ms« Z«Wmg erscheint täglich mit AuLnahr»« der W^tziich« Son». MM grkrtM, Dm ««zugSpre» betrügt bei Abhodmg wöchentlich 00 «A, bet vkfin», fret Hnn» * Np,. Postbezug monatlich 2.Ü0 NM. DK Behinderung der Viesern», kS»« «nspruch ans Rückzahlung des Bezugspreise«. Zettuugeausgab, stir Abholer tgSch S—0 Uhr nachmittag«. Preise und Rachlaßsütz, bet Wiederholungen »ach PreMifte Nr. 4 — Für da« Erscheine« mm Anzeige« in bestimmte« Nummer« unb an Drr Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, der Stadtrates z« Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Fiuanzamtes zu Kamen- Nr. 194 Sonnabend, den 20. August 1938 90. Jahrgang ««stimmt» Plüh« kdd» »«währ. Anzeige« sind an den Erscheinungstagen bi« norm. IS Uhr a»fz«g«ben. — B«rtag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüder Mohr. Hmlptschrtstlrikr: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Berantwortltch für b« Hetmattetl, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnttz; für Politik, Bilderdienst u»d den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz—D. A. VII.: 2220. Geschäftsstelle«: Albertstratz« 2 unb Adolf-Httler-Straß« 4. Fernruf S18 unb «0 Der Führer bei seinen Soldaten Jubelnder Empfang auf dem Truppenübungsplatz Gratz-Born Grotz-Born erlebte am Freitag seinen großen Tag. Der Besuch des Führers aus dem Truppenübungsplatz hatte sich wie ein Lausseuer herumgesprochen und schon in den frühen Vormittagsstunden sah man die Einwohner der umliege»den Städtchen und Ortschaften tu langen Zügen zu den Anmarschstraßen eilen. Da es sich aber um eine gefechtsmäßige Uebung handelte, war der hierfür vorgesehene Abschnitt des Truppenübungsplatzes herme tisch abaekverrt. „ Der kleine Bahnhos Groß-Born war mit Fahnen und Girlanden festlich geschmückt. Vor dem Bahnhof war «ne Ehrenkompanie des Jntanterie-Regiments 94 mit Mu- stkkorps und Spielmannszug sowie der Regiments,ahne ausmarschiert. Kurz vor 14.30 Uhr wird der Sonderzug des Führers gesichtet. Kommandoworte ertönen, dann setzt als der Zug einläuft, der Präsentiermarsch ein. Als'erster entsteigt der Führer dem Sonderzug, begleitet von Neichsleiter Bormann sowie seinen persönlichen und militärischen Adjutanten. Am Eingang des Truppenübungsplatzes stehen die Lagcrwachen als Ehrenwache mit Doppelposten vor Ge wehr Durch das gesamte Lager und bis hinaus zum Uebungsplatz stehen mit präsentiertem Gewehr die Sol- baten des Uebungsplatzes. durch deren Spalier der Fuh- rer ganz langsam fährt. Die Freude darüber, daß sie den Führer aus unmittelbarer Nähe sehen dürfen, leuchte, den jungen Trägern unserer Wehr aus den Gesichtern. Das ganze Lager ist mit Fahnen geschmückt. Nachdem der Führer auf einem das Gelände beherr schenden Hügel eingetroffen ist, steigt am hohen Mast dos Verhandlungspause in Prag Spielraum für Runcimans Vermittlertätigteit Wie in Prager politischen Kreisen ver lautet, wird nach der Klarstellung des Abgeordneten Kundt über den Standpunkt der Sudetendeutschen Partei zur Na tionalitätenfrage in den zwischen der Regierung und der Sudetendeutschen Partei geführten Besprechungen eine Unterbrechung eintretcn, die ungefähr eine Woche dauern dürfte. Die Zwischenzeit soll von Lord Runciman einerseits und der Regierung andererseits dazu benutzt werden, den Boden für die Schaffung einer neuen Ver handlungsgrundlage zu prüfen. In diesem Zusammen hang kann die Meldung als zutreffend bezeichnet werden, daß nun mit dem aktiven Eingreifen der britischen Mission in die Verhandlungen zu rechnen ist. Allerdings scheint bis her die Frage noch nicht geklärt zu sein, ob es sich bei dieser ' Aktion Runcimans lediglich um ein G u 1 a ch t e n handeln wird, das den beiden Streitparteien zur Aeutzerung unter breitet werden soll, oder um einen positiven Vermitt lungsvorschlag. Oie Göp hat den Weg gezeigt Der „Brünner Tagesbote" schreibt: Nach den Er- . klärungen, die Abgeordneter Kundt namens der Sude lendeutschen Partei vor den Mitgliedern der Regierung abgab, ist in der Verhandlungslage jene Zäsur eingetreten, °re im Interesse der zu klärenden Hauptfragen unvermeid lich Wax. Jedermann weiß jetzt, worauf es der Sudelendeut- Ichen Partei ankommt. Sie will endlich von den Maß gebenden Stellen auf tschechischer Seite in überzeugender und unmißverständlicher Weise über die Frage Aufschluß Aalten, ob bei dem Verhandlungspartner der Mut zur Bekundung des guten Willens vorhanden ist, dem bis herigen Brauch ein Ende zu setzen, demzufolge die Ziele und Absichten der Regierung in dem Gestrüpp der tschechi- Acn öffentlichen Meinung verborgen lagen, aus dem die Kegiening bislang keinen Ausweg finden konnte, weil es lhr an der Entschlossenheit fehlte, die unter dem Einfluß gelv-rote Warnzeichen empor, das ankündigt, daß gefechts- mäßige Uebunaen stattfinden. Der Uebung liegt die Annahme zu Grunde, daß ein Infanterie-Regiment auf die stark befestigte Hauptkampf« linie des Feindes gestoßen ist, der unter Zuhtlsenahm« schwerer Angrissswafsen eingedrückt werden kann. Nach dem die schwächste Stelle des Gegners erkundet m. greift sie schwere Artillerie ein. und deutlich sind aus dem rech ten Flügel die Einschläge zu erkennen. Nach einem Bor bereitungsfeuer verstärkt sich der Einsatz der Artillerie, und unter ihrem Schutze gehen auch die Schützen staffelweise «uf dem rechten Abschnitt vor. Den Höhepunkt erhält die Uebung, als aus einem Waldeittschttitt ein Panzerangriff aus den linken Flügel erfolgt, dem Panzerabwehrkanonen and das konzentrierte Feuer der Jnsanterieschützen und »er Artillerie ein vorzeitiges Ende bereiten. Mit Hurra rollen die Schützen die feindliche Kampflinie auf. Die beteiligten Truppen rücken in die Unterkünfte. Die Bewohner der umliegenden Dörfer und Städtchen außerhalb des Geländes haben auf den Zufahrtsstraßen lange ausgeharrt, um den Führer noch einmal zu sehen und ihm ihre Liebe und Verehrung zu bekunden. Nach Beendigung der Uebung verweilte der Führer mit den Ehrengästen des Heeres einige Stunden im Kreise ver Offiziere und Beamten des Truppenübungsplatzes. Am Abend fand dann im Offiziersheim mit dem Blick auf den herrlichen Pielburger See der Große Zapfen streich vor dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht ltgtt, an dem sechs Musikkorps, zwei Trompeierkorps und sämtliche Spielleute sowie drei Infanteriekompanien als Fackelträger teilnahmen. einer radikalen Presse stehende tschechische Volksmeinung über die wahre Sachlage aufzuklären. Die Sudetendeutschen wissen, daß diese Aufgabe der Regierung keineswegs lejcht sein wird, da die Unterlassun gen auf diesem Gebiete bereits den Blick der Oeffentlich- keit für die Wirklichkeit bedenklich getrübt haben. Sie wissen aber auch, daß diese Aufklärungsarbeit, so schwer sie auch sein möge, unbedingt wird geleistet werden müssen, !da sonst die Stickluft, in der sich die Verhandlungen bis her bewegen mußten, niemals den im Interesse einer ver nünftigen Regelung dringend gebotenen Neinigungspro- zeß dürchmachen kayn.. In diesem.Punkte haben die Er-, klärungen des Abgeordneten Kundt die notwendigen Vor aussetzungen für die. Fortführung der Verhandlungen mit eindeutiger Klarheit' Umrissen. Die Regierung kennt jetzt den Weg, der für ein ersprießliches Fortschreiten in Be tracht kommt. Es ist zu hoffen, daß sie ihn betreten wird." Lord Runciman informiert sich Wie erst jetzt bekannt wird, begaben sich am Don nerstag nach der Begegnung Henlein—Runciman in Rothenhaus Abgeordneter Kundt, Mr. Aston Gwatkin und Mr. Peto nach Brüx, wo sie sich im Bürgermeisteramt und bei den Funktionären der Sudetendeutschen Partei sowie bei der Staatspolizei über die Vorfälle in Brüx infor mierten. Die Unterredungen dauerten fast zwei Stunden. Vorschläge Runcimans bei Hodscha? Ministerpräsident Dr. Hodscha empfing Lord Runci man zu einer längeren Besprechung. Die Unterredung dauerte ungefähr eineinhalb Stunden. Wie aus unterrich teter Quelle verlautet, hat die Zusammenkunft Lord Run cimans mit Konrad Henlein den Hauptgegenstand der Unterhaltung gebildet. Lord Runciman soll auf Grund seiner Besprechung mit Konrad Henlein dem Ministerprä sidenten gewisse Vorschläge unterbreitet haben. Wie eine der Regierung nahestehende Korrespondenz meldet, ist eine Begegnung der Sudetendeutschen Partei abordnung mit dem tschecho-slowakischen Ministerpräsiden ten und den politischen Ministern in Aussicht genommen. Die Regierung legt nach derselben Quelle größten Werl aus die Fortsetzung der Besprechungen. Ei« Zugeständnis? Postmeisterstellen für Sudetendeutsche? Wie vom Sekretariat Lord Runcimans milgeteilt wird, hat der Vorsitzende der Regierung, Dr. Hodscha, erklärt, daß in einiger Zeit innerhalb der Postverwaltung eine Reihe von Stellen Beamten deutscher Nationalität eingeräumt werden soll. Wie es in der Mitteilung heißt, handelt es sich um sechs Postmeisterstellen und dieSte! le eines Po st Meisters st ellvertreters. Weiter wird in vager Form mitgeteilt, daß man die Absicht habe, auch in der politischen Verwaltung deutsche Beamte mit verschiedenen Aufgaben zu betrauen. So soll die Besetzung der Stelle des Vorsitzenden am Kreisgericht in Eger durch einen Sudetendeutschen in Erwägung gezogen worden sein. Dazu schreibt der Deutsche Dienst unter der Ueberschrist „Erfüllte Zusagen sind keine Zugeständnisse": Die dem englischen Vermittler Lord Runciman vom Vor- sitzendem der Prager Negierung mit der nicht zu über setzenden Absicht einer propagandistischen Wirkung ge machte Mitteilung, daß in einer engbegrenzten Anzahl von Postverwaltungen leitende deutsche Beamte eingesetzt werden sollen, ist keineswegs geeigttet, das Problem der den Sude tendeutschen vorenthältencn Gleichberechtigung zu lösen. Diese Mitetilung stellt, zumal es sich bei ihr um eine längst fällige Konzession handelt, noch nicht einmal einen Beitrag zur Abstellung der viel grundsätzlicher gelagerten Beschwerden der Sudetendeutschen dar. Mit der ange- kündigten Bestellung deutscher Beamter, die wohl unter dem Druck der allmählich immer klarer sehenden öffent lichen Meinung des Auslandes beschlossen wurde, soll offensichtlich der Eindruck erweckt werden, als ob nun endlich von Prager Regierungsseile etwas Entschei dendes zur Behebung der innerpolitischen Schwierig keiten geleistet worden sei. Selbst wenn man die von den Tschechen als große Tat ausgebauschte Ernennung einiger weniger Postvor-- stände und die noch nicht einmal festzugesagte Einsetzung deutscher Beamten in die politische Verwaltung als ein wirkliches Entgegenkommen zu den sudetendeutschen For derungen werten wollte, wäre damit lediglich eine Vor aussetzung zur Einleitung der notwendigen Befriedung geschaffen. Die Prager Regierung hatte schon im Februar 1937 in feierlicher Form Versprechungen abgegeben, daß die im Laufe der bis dahin seit der Staatsgründung vergan genen Jahre den Sudetendeutschen widerfahrenen schweren Benachteiligungen aus dem Gebiete der Aemterbesetzung bereinigt würden. Es ist bekannt, wie ungenügend dieses Versprechen eingehalten wurde. So begrüßenswert deutsche Postvorstände in bis zu 80 v. H. und mehr deutschen Orten sein werden, so handelt es sich bet deren Einsetzung doch nur um eine Selbstverständlichkeit, wöbet zu bemerken ist, daß der deutsche Postvorstand in jedem Fall mit einem noch überwiegend tschechischenDienstpersonal arbeiten muß. Die Beamtenfrage ist sür das Sudelendeutschtum zwar wichtig, aber es kann sich in der heutigen Lage nicht lediglich um einige Beamtenposten handeln, sondern vor allem um die Anerkennung des Grundsatzes und der daraus zu ersolgenden wirklichen Anwendung, da das Sudetendeutschtum auch aus diesem Teilgebiet den berechtigtenAnspruchausVerwaltung durch deutsche Beamte in seinem Gebiet und in allen Kategorien hat.