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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. I8S 90. Jahrgang Montag, den 8. August 1938 bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinungStagen btSoE- 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr 5 Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, PulSnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnttz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. VII.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstrab« 2 und Adolf-Hiller-Sttahe 4. «Fernruf 518 und 550 Klützer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, de« <-lao!rates zu Pulsnitz und des Ccmeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen de« Amt«- sowie des Finanzamtes zu Kamenz Diel'Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der nützlichen Sonn- «d Bezugspreis beträgt bei Abholung wbchentltch dv Rpf. bei Kubans Postbezug monatlich 2.50 «Di. Di. B-hwb-ru«g »glich Mückzahlung de. Bezugspreises. Aeitung^s^b^stkAbh^ Preise und Nachlastsätze bei Wiederholungen nach retSltste Nr. 4 - Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummer« uob^ rvvimsl 0«utL«KIsn<1, sinmsl knglsn^ 300000 beim Groszen Preis von Europa Rekordzeiten der Spitzenfahrer Zum zweiten Mal „Grober Preis von Europa" auf dem Sachsenring. Wieder stand Hohenstein-Ernstthal und leine ideale Rennstrecke im Zeichen des größten in ternationalen Motorradrennens des Jah res. Die besten Fahrer und die schnellsten Maschinen von Europa lieferten sich in allen drei Klassen einen ritter lichen, harten Kampf. Mensch und Maschine wurden in jedem Rennen das Letzte abverlangt. Nur bedingungs loser Einsatz mutigsten Könnens und der letzten Krasr- reserven verhalf zum Sieg. Zweimal stieg die deutsche, einmal die eng lische Flagge am Siegesmast empor. In der Viertel- und in der Halbliterklasse konnten deutsche Werke einen unangefochtenen Siea erringen. Europameister Kluge brachte auch den 15. diesjährigen Start einer 250 ccm-Auto-Union-DKW.-Maschine zum Erfolg. Es zeigte sich klar, daß dieser Konstruktion des sächsischen Werles keine ernsthafte Konkurrenz erwach sen ist. Wenn auch die sauber und in jeder Runde gleichmäßig fahrende Norton mit dem bekannten englischen Rennfahrer White im Sattel in der mittleren Klasse einen überlegenen und verdienten Sieg erkämpfen konnte, fo zeigte sich in dieser Klasse, daß die zur 350-ccm-Maschine umgebaute 500- ccm-Maschine der Auto-Union-TKW.-Werke eine glück liche Konstruktion darstellt, die durchaus in der Lage sein kann, der Norton gefährlich zu werden. Mit Weltmeister Winkler batte die Auto-Union ihren besten Fahrer am Start. Die Maschine erwies sich als außerordentlich schnell, konnte aber in bezug auf Anzugsvermögen und aus Durchbalten der Spitzengeschwindigkeit die Norton noch nicht erreichen. Die NSU.-Maschinen erreichten nui den fünften und sechsten Platz in der Spitzengruppe, die von Heiner Fleischmann gesteuerte Zweizylinder-Kom pressor mußte nach zwei Runden wegen Lockerung der Cleuerbefestigungsmuttcr aus dem Rennen genommen Werden. In der groben Klasse zeigte sich die immer deut lichere Uebcrlegenheit der BMW.-Maschinc. Frith auf Norton wurde von Feldwebel Meier auf BMW. klar geschlagen. Von der ersten Runde an fübrie die unerhört schnelle BMW. mit dem unglaublich sicheren und mutigen Fahrer das Feld. Rekordzeiten schaffte aver nicht nur die Maschine, Rekordzeiten gab es auch hier beim Tanken. Die Norton-Fahrer bewiesen auch in die sem Rennen die vorbildliche Gleichmäßigkeit ihrer Kon struktion. Der schnellste Mann des Trainings, Seraffini auf Gilera, mutzte bereits in der fünften Runde ans Er satzteillager. Tie dabei verlorene Zeit veranlatzte den Italiener zu einer rollen Verfolgungsjagd, der seine Ma schine nicht gewachsen war. Nach der zwölften Runde mußte er wegen Kupplungsschaden ausscheiden. Der Sachsenring vorbildlich! Der umgebautc Sachsenring ermöglichte bisher nicht erreichte Geschwindigkeiten auf einer Slraßenrcnnstrecke. In jeder Weise rechtfertigte sich die peinlich genaue Or ganisation, die sich buchstäblich mit jedem Kilometerstein an der Strecke beschäftigt hatte. In der 250-ccm-Klasse konnte Kluge seinen Vorjahrsrekord von 121.6 Km.-Std. auf 126,6 Kilometer-Stunden verbessern. Die schnellste Runde fuhr fein schärfster Widersacher Petruschke mit über 12S Km.-Std. Eine Viertellitermaschine hat derar tige Zeiten noch nie auf der Rennstrecke erreicht. Auch der Durchschnitt ^>er 350-ccm-Maschinen ist wesentlich schneller geworden, White konnte Daniells Vorjahrsbest zeit von 123,9 Km.-Std. auf 128,4 Km.-Std. herauf schrauben. Im gleichen Verhältnis stieg auch der Turw- schnitt der „Großen" von 133,4 Km.-Std. auf knapp >40 Kilometer-Stunden. Die schnellste Runde drehte Meier mit einem Durchschnitt von 142,2 Km.-Std. Die Privatfahrcr Neben den Fabrikfahrern, die erwartungsgemäß auf den ersten Plätzen liegen mußten, haben sich beim Großen Europa-Preis wieder einige Privatfahrcr ausge zeichnet. Diese tapferen Jungen, deren kostbarstes einziges Gut oftmals nur die Rennmaschine ist, haben einen lan gen und entbebrungsvollen Weg hinter sich zu bringen, ehe ihnen die Sonne des Ruhms lacht. Es ist daher zu begrüben, daß auch die besten Privatfahrer mit anerken nenden Preisen bedacht werden. NSKK.-Mann Karl Lottes war in der Kleinen Klasse der beste Privatfahrer, Mellors auf Velocette in der 350-ccm-Klasse und Herz auf DKW. in der 500-ccm-Klasse. Korpsführer Hühnlein ehrte diese drei tapferen Kämpfer des Motorsports per sönlich durch die Einladung, an der Siekerrunde für ihre Klasse teilzunehmen. I Würdiger Auftakt Wenige Minuten vor 9 Uhr erscheint auf dem Sach senring Korpsführer Hühnlein und schreitet die Front des Ehrensturms ab. Dann richtet er kurz einiae Worte an die Fahrer und an die 300 000, die rings um die Strecke stehen. Der Korpsführer erinnert an das Wagen rennen in Livorno, wo ebenfalls Kämpfer des Motor sports vieler Nationen antreten. Begeistert spricht er von dem vorbildlich umgebauten Sachsenring, dessen Umbau in Sonderheit durch das Entgegenkommen des Neichsstalt- halters und Gauleiter Martin Mutschmann ermög licht wurde. Der Korpsführer spricht hier dem erkrank ten Gauleiter herzliche Genesungswünsche aus. Der Sachsenring, fährt er dann fort, ist nunmehr endgültig in das Netz der internationalen Rennstrecken eingegliedert. Möge er durch einen ritterlichen Kampf beute seine Feuertaufe erhalten. Tie Flagge des Reiches geht am Mast empor. Ab- marsch des Ehrensturmes — noch fünf Minuten bis 9 Uhr! (Fortsetzung ün Sportteil.) Dreiste Verdrehungsmanöver Immer neue Provokationen der Tschecho-Slowakei Das offiziöse Prager Preßüro teilt mit: „Den Blättern wird von maßgebenden Stellen eine Information zur Verfügung gestellt, in der auf die anhaltende auslän dische Propaganda hingewiesen wird, die das Ueberfliegen des Glatzer Gebietes durch drei tschecho-slowakische Flug zeuge zu Angriffen gegen den tschecho-slowakischen Staat, seine Regierung und insbesondere seine Armee benutzt. Gegenüber diesen schweren Angriffen der reichsdeutschen Presse, die wegen dieses von den zuständigen tschecho-slo wakischen Stellen bereits aufgeklärten (?) Zwischenfalles fortgesetzt erhoben und von den einzelnen reichsdeutschen Rundsunkstaüoncn verbreitet werden, wird von amtlicher Seite folgendes festgestellt: „In der Zeit vom 20. Mai bis zum heutigen Tage wurden insgesamt 74 Fälle festgestellt, in denen durch rcichsdeutschc Flugzeuge tschecho slowakisches Staatsgebiet überflogen wurde, wobei in 71 Fällen diese Flugzeuge aus Deutschland kamen und wieder nach Deutschland z u r ü ck k c h r t c n, während in drei Fällen die rcichsdeutschc» Flugzeuge sogar aus tschecho slowakischem Staatsgebiet landeten. Nominativ werden 20 Fälle der Verletzung der tschecho-slowakischen Staatsgrenze durch reichsdeutsche Mi litärflugzeuge angeführt, von denen eine ganze Reihe von Fällen Gegenstand von Protesten der tschecho-slowakischen Behörden bei den zuständigen Herliner Stellen waren. Außer diesen 20 Ueberfliegungen tschecho-slowakischen Staatsgebietes, deren reichsdeutscher Ursprung unbestreit bar ist, haben noch 54 reichsdeutsche Flugzeuge, deren Er kennungszeichen nicht sicher festgestellt werden konnten (!) tschecho-slowakisches Gebiet unerlaubterweise überflogen. In der amtlichen Publikation wird festgestellt, daß auch nicht einer von diesen 54 Fällen, ja nicht einmal, der zwan zig unerlaubten Ueberfliegungen der tschecho-slowakischen Grenze durch unzweifelhaft festgestellte deutsche Flugzeuge von der tschecho-slowakischen Presse zu ähnlichen schweren Angriffen, wie sie in diesen Tagen von dem reichsdeut schen Rundfunk und der Presse gegen den tschecho-slowaki schen Staat erhoben wurden, ausgenutzt worden sind. Zu gleich wird festgestellt, daß die reichsdeutschen Behörden den tschecho-slowakischen Behörden bisher weder die Num mern noch die Kennzeichen der Flugzeuge bekanntgcgeben haben, die nach der Behauptung reichsdeutjcyer Nachrich tenquellen bei klarem Wetter eine ganze halbe Stund? lang und auch nur in einer Höhe von 100 Metern das Gebiet von Glatz überflogen." Diese Auslassung des Tschecho-Slowakischen Preß- büros ist ein geradezu unwahrscheinlich grotesker Versuch der Prager Stellen, den äußerst peinlichen Eindruck zu verwische», den die Glatzer Provokation tschechischer Mili tärflieger auf die Weltöffentlichkeit (aus England und Frankreich nicht ausgenommen) gemacht hat. Dieser Ver such scheitere aber schon an der inneren Unlogik dieser tschechischen „Gcgenrcchnung", die vor allem die berech tigte deutsche Empörung über die Glatzer Grenzverletzung als übertrieben hinstellcn will — im Gegensatz zu der so „diskreten" Haltung, die die Tschechen bei den sagenhafte» Grenzverletzungen reichsdeutscher Flugzeuge angeblich ein- genommen haben wollen. Was es mit den von den Tsche chen behaupteten reichsdcutschcn Grenzverletzungen auf sich hat, weiß man bereits aus einer ebenso verunglückte» „Gegcnrcchuung", die Prag Ende Mai ausstclltc, als die Serie tschechischer Grenzverletzungen durch Militärflug zeuge bis zur Unerträglichkeit gestiegen war und aus aller Welt Proteste gegen dieses leichtsinnige Spiel mit dem Feuer laut wurden. Auch damals war es der deutschen Presse ein leichtes, diese „Gegenrechnung" beispielsweise schon insofern als Hirngespinst zu enthüllen, als sie nachweisen konnte, daß angebliche „reichsdeutsche Militärflugzeuge" in Wahr heit reine Verkehrs flugzenge waren oder daß die von den Tschechen angegebenen Flugzeugkennzeichcn in der deutschen Luftfahrt überhaupt nicht existierten. Vlump angelegtes Täuschungsmanöver So sehen also die „Grenzverletzungen" deutscher Flugzeuge aus, die jetzt als neu aus der berüchtigten tschechischen Zauberkiste geholt werden. Im übrigen glaubt doch wohl bei der allbekannten Einstellung der Tschechen niemand, daß man sich in Prag die Gelegenheit hätte ent gehen lassen, diese angeblichen deutschen Grenzverletzungen zum Anlaß einer Deutschenhetze und zu größtem Geschrei zu nehmen! Die so verdächtig spät fingierten