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Pulsnitzer Anzeiger Shorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Oho« Dien Zeitung erschein! täglich mit AuSnohwc bei gesetzlichen Sonn- nnd Feiertage. Bezugspreis: Bet Abholung 14 tägig 1.—RM., ft t Haus 1.10 RM. einschl.12 bez. lSPf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.56 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt leinen Anspruch aus Rückzahlung des Bezugspreises. ZeitungkauSgabe sür Abholer täglich S—6 11hr nachmittags. Preise und Nachlaßsütze bei Wiederholungen nach Preisliste dir 1 — Mr das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätze« keine Gewähr. Anzeige» stad an den ErscheinungStage« bi» am»» 16 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann m GebrOtze» Mohr. Hauptschrtftleiter: Walter Mohr, PulSnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, P«W«Sch Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnttz; W» Politik, Bilderdienst «nd den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D.A. IX. r Geschäftsstelle: Rar Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf »ar «w Der Pulsnitzer Anzeiger ist bas zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürger««» zu Pulsnitz nnd Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Firr«? amtes zu Kamenz Nr 279 Donnerstag, den 3V. November 1S3S S1. Jahrgang Letzter Mrul M lMWen Lösung Molotow über die russisch-finnische Krise DNB. Moskau, 30. November. Um 24 Uhr Moskauer Zeit hielt der Vorsitzende des Kommissarenrates und Augsnkom- missar Molotow über sämtliche Sowjetsender eine kurze An sprache zur gegenwärtigen sowjetisch-finnischen Krise, die als letzter Aufruf zu einer friedlichen Lösung des Konfliktes bezeich net werden kann. Molotow führte u. a. aus: Das feindselige Verhalten der Politik der gegenwärtigen finnischen Regierung gegenüber der Sowjetunion habe die Sow- jetregierung zu sofortigen Maßnahmen zum Schutze der Staats sicherheit gezwungen. Es sei bekannt, daß die Sowjetregierung im Laufe der letzten zwei Monate mit der finnischen Regierung Verhandlungen geführt hat, über minimale Vorschläge zur Sicherung der Grenzen der Sowejtuuion und insbesondere Lenin grads Die finische Regierung habe sich jedoch von Anfang an gegenüber den friedlichen Vorschlägen der Sowjetunion unzugäng lich gezeigt und sich nicht bemüht, eine Grundlage für ein Abkom men mit der Sowjetregierung zu finden. Die finnische Regierung habe im Gegenteil Wegs beschritten, die im Interesse der Kriegsbrandstifter liegen. Ungeachtet aller Konzes sionen der Sowjetregierung hätten die Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt. In den letzten Tagen hätten sich an der sowjetisch-finnischen Grenz« Provokationen der finnischen Militärclique ereignet, die in der Beschießung von Abteilungen der Roten Armee ihren Ausdruck fanden. Die Versuche der Sowjetregie rung, Finnland zu warnen vor einer Wieder holung solcher Provokationen, hätten gleich falls keinen Erfolg gehabt, sondern im Gegen teil zu neuen Grenzzwischenfällen geführt. Auf die Vorschläge der Sowjetregierung habe die finnische Regierung mit einer Weigerung geantwortet und mit einer frechen Be streitung der Tatsache des Artillerieüberfalles der fin nischen Truppen auf die Sowjettruppen. Dis finnische Antwort habe die Absichten verraten, Leningrad auch weiterhin noch unter direkter Bedrohung durch die fin nischen Truppen zu halten. Die finnische Regierung, die verstrickt sei in ihre Bindungen zu den „Imperialisten", wolle demnach überhaupt keine normalen Beziehungen zur Sowjetunion unterhalten, und sei auch nicht gewillt, die Forderungen des Zwischen der Sowjetunion und Finnland bestehenden Nichtan- griffspaktes zu berücksichtigen. Im Gefolge der neuen fiumschen Provokation an der" sowjetisch-finnischen Grenze habe die Sow jetregierung deshalb folgende Maßnahmen für nötig erachtrt: l. Die — bereits bekannte — Aufkündigung des Nicht angriffspaktes mit Finnland, die in Anbetracht der beständigen Aeberfälle und Ausschreitungen der finnischen Truppen gegen die sowjetischen Grenztruppen notwendig geworden sei. 2. Da die Sowjetregierung die gegenwärtige Lage nicht länger hinnehmen könne, und die Bedrohung der Sowjetgrenzen und insbesondere Leningrads nicht weiter dulden könne, habe sie ! beschlossen, ihre politischen und wirtschaftlichen Vertreter aus Helsinki sofort abzuberufen. 3. In Anbetracht der gegenwärtigen Krise habe die Sow jetregierung weiter an die Rots Armee und die Rote Flotte den Befehl erteilt, auf alle Neberraschungen von feiten der finnischen Truppen gefaßt zu sein und neue Provokationen mit der Waffe abzuwehren. Im Ausland seien, so fuhr Molotow fort, von sowjetfeind licher Seite Gerüchte verbreitet, wonach die Sowjetunion Finn land erobern wolle bzw. mit dem gegenwärtigen Konflikt kriege rische Absichten gegen Finnland verfolge. Diese Gerüchte erklärte Molotow nachdrücklich für absurd und böswillig, denn die Sowjetregierung habe keine derartigen Ab sichten. Die Sowjetregierung sei vielmehr bereit, um ein gutes Verhältnis zu Finnland herzustellen, auch terri toriale Zugeständnisse an Finnland zu machen: So könnten z. B. gewisse Gebiete Sowjetkareliens mit einer den Finnen stammesverwadten Bevöl kerung an Finnland abgetreten nnd mit dem finnischen Staat vereinigt werden. Dazu sei es allerdings erforderlich, daß die Position der finnischen Regierung gegenüber der Sowjetunion keine feindselige, sondern eine freund schaftliche wäre. In anderen böswilligen Verleumdungen sei die Behauptung aufgestellt worden, daß die Sowjetunion sich in die inneren Ver hältnisse Finnlands einmischen wolle. Demgegenüber betonte Molotow, daß die Sowjetregierung Finnland als unabhän gigen Staat in bezug auf seins innere sowie seine äußere Politik anerkenne und an der Ansicht festhaltr, daß das finnische Volk seine inneren und seins äußeren Angelegenheiten selbst ent scheiden solle. Die Völker der Sowjetunion wünschten auch in Zukunft, daß das finnische Volk die Möglichkeit habe, sich in freier und unabhängiger Entwicklung ungestört zu entfalten. Auch in Fragen der Beziehungen zwischen Finnland und anderen Staaten würde sich die Sowjetunion niemals einmischen wollen, denn sie sei der Ansicht, daß diese Fragen Finnlands allein angehen. Dagegen müsse die Sowjetunion nachdrücklich auf ihre eigene Sicherheit und insbesondere auf den Schutz Lenin grads bedacht sein, was sie auch als einziges Ziel in den verstos senen Verhandlungen verfolgt habe. Wir können nicht dulden, so sagte Molotow, daß unsere Sicherheit von dem bösen Willen der gegenwärtigen finnischen Regierung abhängt. Wir zweifeln jedoch nicht, daß eine positive Lösung 'dieser Aufgabe die Grundlage zu einer neuen Freundschaft zwischen der Sowjetunion und Finnland abgeben kann. England wird es bereuen Chamberlain: Ab 4. Dezember Blockadeverschärfung Der britische Ministerpräsident Chamberlain hat im Unterhaus bekanntgegebcn, daß der englische Plan zur Per- Hinderung der deutschen Ausfuhr im Einvernehmen mit Frankreich am 4. Dezember in Kraft treten soll. Chamberlain hat dann mit fadenscheinigen Begründungen dje britischen Seeräubermethoden gegenüber den Neutralen zu entschuldigen versucht. Wenn er dahei von der „Stärke unseres Feindes" gesprochen hat, so hat er wohl in seinem Unterbewußtsein damit zum Ausdruck gebracht, daß der britische Verzwciflungs- schrit» für England selbst böse Folgen haben und der Dolch stoß gegen Deutschlands Handel vcn britischen Rechtsbrecher selbst treffen wird. Die britische Admiralität hat übri- zens auf funkentelegraphischem Wege allen Schiffen, die sich zur Zeit aus See befinden, Anweisung erteilt, die — völkerrechts widrige — Verordnung über die Blockade gegen den deutschen Export „sofort bei Inkrafttreten" in Anwendung zu bringen. Englands Schuldkonto wächst nunmehr ins Unermeßliche. Denn weder in London noch in den neutralen Staaten kann Man übersehen, daß die britische Piratenmcthode Deutschland ;u scharfen Abwehrmaßnahmen zwingt. Und was es heißt, Deutschland zu einer Verschärfung seiner Scekriegführung zu zwingen, das i,ävru me 6-nginnvcr in vcn letzten tragen zur Genüge erfahren. Alle britischen Seeräubermethodsn passen zu dem wahren britischen Kriegsziel, wie es die englische Zeitung „Finan cial News" enthüllt: „Eroberung der deutschen Märkte". In der Tat ist dieser Krieg in seinem Ursprung aus den Neid der jüdischen Bankiers und Krämer der Londoner City zu rückzuführen, weswegen ja auch der vorige Weltkrieg geführt worden ist. Man möchte den lästigen deutschen Konkurrenten von den Weltmärkten vertreiben, damit die Londoner Finanz- juden und Kapitalisten uneingeschränkt über die Verteilung der Güter der Welt bestimmen können. Deshalb auch die neue Knebelung der Neutralen durch die völkerrechtswidrigen eng lischen Maßnahmen gegen die deutsche Ausfuhr. Das Blatt „Financial News" schreibt: „Man kann nur hoffen, daß die britische Regierung sich jetzt nicht auf ihren Lorbeeren ausruhl, sondern sich vielmehr daran macht, die deutschen überseeischen Märkte zu erobern. Die Devisen, die Deutschland aus diesem Erport erhält, kann England sehr gut gebrauchen." Gebrauchen wohl, aber Deutschland wird dafür sorgen, daß die Engländer sich dieses Mal in das eigene Fleisch schneiden. Wachsende Empörung in Italien Die Verschärfung der antideutschen Blockade durch die britischen Seeräuber hat in Italien eine gewaltige Empörung ausgelöst, die im Steigen begriffen ist. Die Begründungen des britischen Außenministeriums und des französischen Blockadeministers Pernot werden in Rom keines wegs als stichhaltig oder gar für andere Staaten verpflichtend angesehen. Mit aller Schärfe wendet sich u. a. das Blatt „Tribun a" gegen Englands Behauptung, für „eine gemeinsame Sache" zu kämpfen, für die die anderen Völker Opfer bringen müßten. „Wer hat denn", so fragt das angesehene italienische Blatt, „Großbritannien gesagt, daß die Nichtkriegführenden über zeugt sind, daß es sich um eine .gemeinsame Sache' handelt?" Was Pcrnots Erklärungen betreffe, so könne man in ihnen wahrlich keinen Vorteil für die betroffenen Staaten sehen, sondern vielmehr eine nachgerade brutale Einschüchterung gegenüber den Neutralen, sich ohne allzu viele Proteste dem französisch-englischen Zwang zu unterwerfen. Brutaler Angriff auf neutrale Souveränität Von den dänischen Zeitungen wird die britische Forderung als ein brntaler Angriff auf die neutrale Souverä nität hingcstcllt. England versuche, fremde Kontrolle in neu tralen Häfen einzuführen. Die eigenen Behörden des be-, treffenden Landes würden nicht als Urkundenaussteller an- erkannt. Die neuen englischen Blockademaßnahmen entsprächen durchaus nicht dem anerkannten Völkerrecht nnd häuften Un recht aus Unrecht. Die in Uruguay und Argentinien umlaufenden schwarzen Listen der Engländer haben in diesen Ländern große Empörung ausgelöst. Man bezeichnet die englische Blockademethode als brutale Gewalt. Die schwarzen Listen träfen die Neutralen empfind- lich. Sie seien eine flagrante Verletzung des Völkerrechts. Sie mißachteten die Hoheitsrechte und den friedlichen Charakter der neutralen Völker und seien trotzdem unwirksam - Wie der Kapitän des von der letzten Europafahrl zurück gekehrten U S A. - Fr a ch t d a m p f e r s „Black Eagle" mitteilte, haben die Engländer aus der Hiureise des Schiffes im Oktober 1156 Postsäcke, darunter 130 sür Deutschland, beschlagnahm', und von Bord geschasst. Ein Großteil der Post war sür Belgien und Holland bestimmt Englands AurWrdloSadr Mler- reArnndrig Kosten müßen nun die Neutralen tragen Die holländischen Abendblätter befassen sich sämtlich mit den sogenannten britischen Vergeltungsmaßnahmen nnd ver öffentlichen die Meldungen hierüber mit größter Ausmachung. Die meisten Blätter machen diese Meldung zur wichtigsten des Tages und versehen sie mit großen Ueberschriflen. Fn den redaktionellen Stellungnahmen wird noch einmal zum Ausdruck gebracht, in wie starkem Maß die Neutralen un ter diesen willkürlichen Methoden der Alliierten zu leiden haben. Der „Maasbode" stellt fest, daß hierdurch den Neutra len die schwersten Opfer auserlcgt werden. Das nationale .Dag- blad" überschreibt die Berichte in Balkenlettern über die ganze Breite der ersten Seite „Hollands Handel vernich tet — Wirtschaftskrieg auf Kosten der Neutralen" Eine sehr eingehende und völkerrechtlich unterlegte Dar stellung bringt hierzu der „Nicuwe Rotterdamsche Courant" der den Versuch unternimmt, dem historisckren Laus der Ent wicklung noch einmal zu folgen. Das Blatt stellt eingangs fest, daß Vergeltungsmaßnahmen, wie sie hier durch die Alliierten angewandt werden, an sich unrechtmäßige Handlun gen sind. Bei der Beurteilung von Vergeltungsmaßnahmen, in denen das Blatt eine Art Selbstverteidigung gegenüber Rechtsverletzungen der Gegenseite sieh: sei jedoch maßgebend, ob diese Gegenseite sich tatsächlich etwas Rechtswidriges zu schulden habe kommen lassen, und hieraus ergebe sich die Frage, ob es richtig ist, daß Deutschland wegen feiner Seekriegfüh- rung etwas vorgeworsen werden könne. England beruse sich bei der Rechtfertigung seiner angekündigten „Vergeltungsmaß. regeln Segen den deutschen Export" darauf, daß ^>er durch