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Pulsnitzer Anzeiger 91. Jahrgang Freitag, den 28. Juli 1939 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der BürgermeistM zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz Nr. 173 Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt Lei Abholung wöchentlich SO Rps., Lei Lieferung frei Haus 0° Rps., Postbezug monatlich 2.80 NM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt - keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe sür Abholer täglich S-S Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 5 Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeige« sind anden ^^ungStagen 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Mohr. HaWtschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PÄSE Berkut den Heimatteil, Sport u. Anzeigen WÄter Homann, PuSnitz^ Politik, Bilderdienst und den übrigen Tell Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. VI.. Geschäftsstelle: Nur Adolf - Hitler - Straße 2 - Fernruf «ur Voylott ohne Unterlab Die Verntchtungsaktion gegen die Deutschen im Korridorgebiet Bei der Verntchtungsaktion des Polentums gegen die Deutschen im Korrioorgebiet müssen die Boykottmaßnahmen mit au erster Stelle genannt werden. In Cukm und Schwetz iverden in letzter Zeit Boykottlisten verbreitet, auf denen die deutschen Geschäfte in diesen beiden Städten vermerkt sind. Unter den angeführten Namen steht die Aufforderung: Kaufe nicht bei den Fremden! Kaufe nicht bei den Feinden!" Mitte Juli traten die Arbeiter der Bacon-Fabrik in Stras burg in einen Streik, um die Entlassung der Volks deutschen Arbeiter zu erzwingen. Als die Lei tung dieser Fabrik, die sich in deutschen Händen befindet, sich weigerte, dieser Forderung nachzukommen, wurde die gefor derte Entlassung von acht Volksdeutschen Arbeitern durch den Arbeitsinspektor der Woiwodschaft in Thorn durchgesetzt. Unter den wenigen Volksdeutschen Gastwirten, die bisher noch in der Lage waren, ihren Betrieb weiterzuführen, ftt nun auch »em Gastwirt Erich Oehle in Weißenhöhe, Kreis Wirsitz, ohne plausiblen Grund der Schankkonzens entzogen worden. Täglich neue Opfer -es Gpitzelsystems Das Spitzelsystem gegen Volksdeutsche in Polen fordert fast täglich neue Opfer. Die harmlosesten Aeußerungen aus deutschem Munde werden übertrieben, verdreht, wenn nicht gar frei erfunden und zum Gegenstand einer Anklage gemacht. So wurde jetzt der Volksdeutsche Ferdinand Gogolin aus Kowalego wegen „Verbreitung falscher Nachrichten" zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der Volksdeutsche Hans Wichert ans Dolne Wymiary, Kreis Culm, wurde wegen an geblicher Verbreitung falscher Nachrichten verhaftet. Das Burggericht in Rogasen verurteilte den Volksdeutschen Eller mann aus Nienawiscze aus demselben Grunde zu einem Jahr Gefängnis und 50 Zloty Geldstrafe. Solche Urteile werden noch durch planmäßige Terroraktionen besonders unterstrichen. Go sorgen sie für „ihre" Weichsel Die Versandung der Weichsel, eine Folge der ständigen Vernachlässigung seitens der Polen, wird im Unterlauf des Flusses auf polnischem Gebiet immer größer. Mehrere große Sandbänke bilden eine ständige Gefahr für die Schiffahrt So geriet auch der polnische Passagierdampfer „Carmen" aus der Fahrt von Dirschau weichselabwärts ist der Nähe der pol- Mch-Danziger Grenze aus eine Sandbank und konnte erst nach sechsstündiger schwerer Arbeit mit Hilfe von zwei weiteren Dampfern flottgemacht werden. Ausgerechnet Polen schW Hygiene vor Erholungsbedürftige deutsche Kinder als Opfer polnischen Hasses — Ferienkolonien behördlich geschlossen Die „Deutsche Rundschau" meldet unter der Ueberschrift „Ferienkolonien für deutsche Kinder geschlossen": „Der deutsche Wohlsahrtsdienst in Posen har für beson ders erholungsbedürftige deutsche Kinder unbemittelter El tern Ferienkolonien in Kinderheimen eingerichtet, die von An fang Juli bis Ende August vor allem den Kindern der Groß städte Sonne, Luft und gute Kost unter bester Aufsicht und bei heiterem Spiel vermtiteln sollen. Jetzt wurden mitten in der Ferienzeit diese Kinderheime geschlossen, nachdem der Kreisarzt festgestellt hatte, daß sie den „sanitären Ansprüchen nicht genügen". Die deutschen Kinderwohlsahrtsheime in Hirschdorf bei Moschin und in Zinsdorf, Kreis Znin wurden geschlossen. Als Abschiedsgrutz wurden in Zinsdorf mehrere Scheiben eingeworfen. Außerdem wurden zwei Pforten am Kirchengrundstück in Zinsdorf mit Teer beschmiert." Auswanderung wir- bestraft Die täglichen Verfolgungen und Unterdrückungen Volks deutscher in Polen nehmen mehr und mehr zu. Mit einem Zynismus ohnegleichen und blindwütigem Hatz verurteilt man ohne Grund Volksdeutsche zu schweren Frei heitsstrafen, Vernichtet man Existenzen, schließt man Geschäfte und treibt die Volksdeutschen Bauern von der Scholle. Suchen dann diese gequälten Menschen über die Grenze ins Deutsche Reich zu gelangen, so macht man ihnen noch den Prozeß wegen ihrer Abwanderung. So wurde der Vorsitzende der Ortsgruppe der Jung- deutschen Partei inKarwinbruch im Seekreise, Ernst Nitzau, sowie die beiden Volksdeutschen Richard Teschke aus Slawoszyn und Arno Wischer aus Kar Win wegen Begün stigung von Auswanderung von Deutschen verhaftet. Aus dem gleichen Grunde verurteilte das Bezirksgericht in Graudenz den Volksdeutschen Mertin zu neun Monaten Haft. Die Volksdeutschen Reich, Kopp, Dominiak, Heinz und Traute Brandt, die mit Mertin zusammen verhaftet worden waren, wurden zu drei Monaten Haft verurteilt. Zu zehn Monaten Gefängnis wurde der Arbeiter Rudolf Seemann vom Lodzer Bezirksgericht verurteilt, weil er angeblich antipolnische Aeußerungen gemacht haben soll Der Deutsche Hermann Herzog aus Mokritz erhielt drei Monate Arrest w<—' Belei digung des polnischen Volkes. Go schädigl sich Polen selbst! Es kommt in Polen nicht darauf an, wenn bei solchen Maßnahmen das eigene Volk geschädigt wird, was der Fall sein muß, wenn der Vorstand der Sozialversicherung in Warschau beschließt, sich mit einem Appell an die Aerzte zu wenden, damit sie deutsche Heilmittel nicht mehr verordnen. Mit diesen Aufzählungen sind die neuesten Schandtaten der Polen gegen Deutsche noch nicht erschöpft. Der polnische Hatz gegen alles Deutsche, der durch die Presse und die polnischen Organisationen systematisch geschürt wird, macht auch vor den Kirchen nicht halt. Die Fensterscheiben der deutschen Kir chen werden e i n g e s ch l a g e n, die um die Kirchen ge pflanzten Bäum-t umgebrochen, Volksdeutsche Pfarrer erhalten anonyme Drohschreiben, so der Pfarrer Claus Liske in Kawki, Kreis Strasburg, mit dem Inhalt: „Sie wer den aufgefordert, mitsamt ihren Volksgenossen Polen innerhalb 14 Tagen zu verlassen, andernfalls die Vollstreckung der Todesurteile erfolgt." In der evangelischen Kirche haben polnische Arbeiter die Glocke aus dem Turm entfernt, ohne davon die kirchlichen Behörden zu benachrichtigen. UebersäUe und Mißhanvlungen Ueberfälle auf Volksdeutsche sind an der Tagesordnung. Friedrich Maser aus.Jaworze (Kreis Briesen) wurde in Ss- skocz von zwei Polen überfallen und schwer mißhandelt. In einer Gastwirtschas. in Szanomin (Kreis Hohensalza) wurde der Volksdeutsche Rudolf Müller von einem Polen mit der Pistole bedroht und ihm dabei zugsrufen: So mutz es allen Deutschen ergehen. Diese Fälle, die sich im Zeitraum von wenigen Tagen abspielten, sind nur ein Beispiel des systema tisch gegen die Deutschen durchgesührten Terrors, der gerade zu unerträglich geworden ist und sür den alle diejenigen ver antwortlich zu machen sind, die das polnische Volk mit grötzen- wahnsinnigen Hoffnungen erfüllten und in diesen grenzenlosen , Deutschenhaß hineingehotzt haben. Aufrüstung gefährdet Staatshaushalt Bemerkenswerte Eingeständnisse Chamberlains Das Unterhaus beschäftigte sich am Donnerstag mit der für die Regierung sehr peinlichen Frage der Alters pensionen, die, wie auch von Negierungsanhängern kaum bestritten wird, völlig unzureichend sind und infolge dessen einen sehr wunden Punkt für die Regierung darstellen Der Labour-Abgeordnete Greenwood brachte einen Antrag des Inhalts ein, daß das Haus bedauere, daß die Regie rung sich weigere, Mittel und Wege für eine bessere Zuteilung und Krbäbuna der Altersvenüonen zu nicken. Ministerpräsident Chämbe^ läin spielte gegenüber die sem Antrag den stärksten Trumpf aus, den die Regierung in der Hand hat. Seine Antwort warf aber gleichzeitig ein grelles Licht' auf die durch die Aufrüstung bedingten Finanzsorgen der Regierung. Chamberlain teilte nämlich mit, daß von den 750 Millionen Pfund, die in diesem Jahre sür Rüstungszwecke ausgegeben würden, nur 250 Millionen Pfund durch lausende Steuereinnahmen gedeckt würden (U bade das Kekübl". ko laate Lbamberlain. ..daß das Hau's"sich noch nicht völlig darüber klar ist, was uns bevor steht. Ich will mich nicht in Prophezeiungen über die end gültigen Unterhaltungskosten ergehen, da wir uns noch mitten im Ausbau des Programms befinden, dessen Ende niemand absehen kann." Er müsse das Haus allen Ernstes bitten, sich die Frage vorzulegen — wo man trotz der hohen Steuern in diesem Jahre nur 250 Millionen Pfund Rüstungsausgaben aus Steuern habe decken können — wie man in Zukunft zur Finanzierung eines Betrages, der vielleicht zwischen 100 und 200 Millionen liege, zusätzliche Summen auftreiben wolle. Aus diesen Erwägungen komme er zu dem Schluß, daß das Land sich im Augenblick einen Pensionsplan, wie die Labour- Party ihn vorhaoe, nicht leisten könne. Gcharfe Maßnahmen gegen Vombenaitenlate Im Unterhaus erklärte Ministerpräsident Chamberlain zu den letzten Bombenattentaten, daß man nichts unterlassen werde, um die Schuldigen dem Richter zuzusühren. Gleichzei- tig gab er bekannt, daß das sogenannte Anti-Jren-Gesetz zur Unterzeichnung durch den König fertiggestellt sein solle. Heikle Fragen vor -em Ltnierhaus Chamberlain spricht über Moskau und Fcrnost. Im Unterhaus wird am Montag auf Antrag der Libera len eine außenpolitische Aussprache stattfinden, bei der die Moskauer Verhandlungen und die britische Ostasien politik im Lichte des Tokioter Abkommens zur Erörterung stehen. Man rechnet damit, daß Ministerpräsident Chamber lain Erklärungen über diese beiden heikelsten Fragen der britischen Außenpolitik abgeben wird. Der Optimismus, der dieser Tage in den Londoner Blät tern über die Moskauer Verhandlungen zur Schau getragen wurde, ist neuerdings wieder stark gedämpft. Ein großer Teil der Blätter, unter ihnen die „Times", vermeiden es, die Frage überhaupt zu erwähnen, während die Oppositionsblätter wei ter an dem Glauben festhalten, daß die Dinge sich „endgültig zum Besseren" gewandt haben, weil England und Frankreich sich jetzt entschlossen hätten, Militärmissionen nach Moskau zu entsenden. „News Chronicle" erklärt in diesem Zusammenhang, in britischen Regierungskreisen sei man sehr optimistisch ge wesen, nicht aber in sowjetrussischen Kreisen. Auch der diplo matische Korrespondent de3 „Daily Herald" meint, in An betracht der „langen Dauer der Verhandlungen" sei es rat sam, keine genauen Zeitpunkte mehr vorauszusagen. Eine ähn lich abwartende Stellung nimmt man auch in Paris ein. Die offizielle Agentur Haväs warnt jedenfalls vor übereilten Nachrichten über den Abschluß eines Abkommens. England in großer Erregung Fünf Bombcnattcntate in zwölf Stunden. Innerhalb von zwölf Stunden haben sich in England nicht weniger als fünf Bombcnattcntate ereignet, die in der Ocffent- lichkeit größte Erregung hcrvorriefen. Nach den beiden An- schlagen auf die Londoner Bahnhöfe Kings-Croß-Station und Victoria Station, die ein Todesopfer forderten und rund zwanzig Menschen verletzten, wurden von den „Jra"-Mä»neru ,n Liverpool wiederum drei Attentate verübt. Eine Dreh brücke über den Kanal eines Vorortes von Liverpool wurde von einer Bombe gesprengt. Die Trümmer der Brücke fielen in den Kanal, so daß der gesamte Schlepplahnvcrkehr unter brochen werden mutzte. Durch eine andere Bombe wurden kurz daraus die Vorderfront und grotzc Teile der Inneneinrichtung, eines Postamts im Zentrum völlig zerstört. Schließlich explo dierte eine dritte Bombe in einem Park. Personen wurden durch diese drei Explosionen nicht verletzt. Als die Attentate in den Londoner Bahnhöfen im Unter- Haus bekannt wurden, verlangten die Abgeordneten, daß die Beratungen über das sogenannte IRA.-Terror-Gesetz beschleunig, werden sollten. Tatsächlich wurde die Vorlage auch ,n der Rekordzeit von fünf Minuten verabschiede, und aus mne zusätzliche Lesung verzichtet. Das Gesetz wird also am ^reliag zum Oberhaus gehen und dann vom König unter zeichne, werden. Auch in der gesamten Londoner Presse werden die Attentate mit der größten Empörung verzeichnet. Der irische Ministerpräsident de Välera verurteilte im DubUner Senai die Terrorakte. Er wies dabei aber auch auf zu diesen Verzweiflungsakten hin und erklärte: „Wir ^;ren sehen beide Seilen. Wir wissen, welches Unrecht