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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohont Dien Leitung erschein- täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrag! bei Abholung wöchentlich 6V Nps., bei Lieferung frei Haus 55 Rpu Postbezug monatlich 2.50 NM. Tie Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Aeitungeausgabe sür Abholer !Üglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr 5 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vor». 10 Uhr auszugeben. — Verlag: Mohr Sc Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulS»^ Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; fchr Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. V.: AM. Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler »Straße 2 — Fernruf nur »t Der Pulsnitzer Anzeiger ist kas znr Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeist« zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt imd enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Fina«-» amtes zu Kamenz Nr. 148 Donnerstag, den 29. Juni 1939 91. Jahrgang Britisches Memorandum zur Fiottensrage Der britische Botschafter in Berlin hat dem Auswär tigen Amt ein Memorandum zur Flottenfrage überreicht, das die Antwort auf das deutsche Memorandum vom 27. April d. I. darstcllt. Das Memorandum geht davon aus. daß die deutsche Regie rung das Flottenabkommen, wie deutscherseits im Memorandum oom 27. April festgestellt wurde schuf „auf Grund der Ueber- zung, daß die Wiederkehr eines kriegerischen Konfliktes zwischen Deutschland und Großbritannien für alle Zeiten ausgeschlossen sei". Es geht dann auf die deutsche Stellungnahme ein, die bekanntlich die Lösung des deutsch-englischen Flottenabkommens auf Grund des Verhaltens der englischen Regierung vollzogen hat, und sagt dann unter Punkt 3 u. a.: Es trifft nicht zu. daß, ganz gleich in welchem Teile Euro pas Deutschland in euren kriegerischen Konflikt verwickelt wer den würde, Großbritannien stets gegen Deutschland Stellung nehmen müßte. Großbritannien könnte nur dann gegen Deutsch land Stellung nehmen, wenn Devtschland eine Angriffshand- lung (act os äqgreffion) gegen ein anderes Land begehen sollte; und die politischen Entscheidung, auf die die deutsche Regie rung in ihrem Memorandum offenbar Bezug nimmt und die Garantien Großbritanniens an gewisse Länder zum Gegen stand haben, könnten sich nur dann auswirken, wenn die betref fenden Länder von Deutschland angegriffen werden sollten. Nach einem Hinweis, daß die englische Politik keine Ein kreisung sei lPunkt 4), wird unter Punkt S gesagt: 5. Die Handlungsweise, mit der die deutsche Regierung kürzlich gewisse Gebiete dem Reiche einverleibte, hat gleichviel was nach Ansicht der deutschen Regierung die Rechtfertigungs- arllnde dafür gewesen sein mögen, zweifellos vielerorts zu einer stark zunehmenden Beängstigung geführt. Die Schritte, die die Reqierung des Vereinigten Königreiches daraufhin getan har, haben keinen anderen Zweck, als den, zur Beseitigung dieser Angst beizutragen. 6. wird gesagt, daß die britische Regierung weder die Absicht noch den Wünsch habe, der Entwicklung des deutschen Handels Schranken zu sehen. Nach dem deutsch-englischen Zahlungsab kommen wäre England gern bereit zu neuen Verhandlungen, wenn es gelänge, als Voraussetzung für den Erfolg aller Er örterungen gegenseitiges Vertrauen herzustellen. 7. Der ständige Wunsch der Regierung Seiner Majestät war und ist keineswegs die Betreibung emes Krieges mit Deutschland, sondern die Herstellung englisch-deutscher Beziehun gen auf der Grundlage gegenseitiger Anerkennung der Not wendigkeiten beider Länder bei gleichzeitiger gebührender Rück- sich auf die Rechte anderer Nationen. Unter Punkt 8 wird festgestellt, daß nach Ansicht der eng lischen Regierung der Hauptzweck des englisch-deutschen Flotten abkommens darin bestand, in die Lage zur See eine gewisse Stabilität zu bringen und ein unnötiges Wettrüsten zu ver meiden, und unter Punkt 9 gesagt, daß aus diesem Grunde die Abkommen keine einseitige Kündigung auf Betreiben nur einer Ler Parteien vorsahen. In den weiteren Absätzen wird unter Anführung von Aeußerungen des damaligen Ministers Hoare und Ribbentrops unterstrichen, daß das Abkommen als ein Beitrag zur Lösung des Problems der Begrenzung der Seerüstung angesehen werde. Ebenso klar sei das Abkommen in bezug auf seine Geltungs- Lauer. Unter 17 heißt es dann weiter: Selbst wenn das Memo randum, das die deutsche Regierung jetzt an die Regierung Seiner Majestät gerichtet hat. nicht als eine Kündigung, son dern als eine Meinungsäußerung der deutschen Regierung in dem Sinne aufgesaßt werden soll, daß das Abkommen durch Lie Handlungsweise der Regierung Seiner Majestät kraftlos geworden sei, so kann Seiner Majestät Regierung nicht zugeben, Laß ohne vorherige Konsultation Zwischen den beiden Regie rungen ein solches Argument mit Recht als Grund dafür ange führt werden könnte, daß die ausdrücklichen Bestimmungen des Abkommens nicht eingehalten werden. Erwägungen ähnlicher Art gelten (nach Punkt 18) für die deutsche Handlungsweise in bezug auf Teil III des englisch deutschen Fiottenabkommens vom 17. Juli 1937. Dieses Abkommen stellt außerdem (19.) eine Ergänzung zu dem Londoner Flottenvertrag von 1936 dar, an dem auch Frankreich, Italien und die Vereinigten Staaten beteiligt sind, sowie zu ähnlichen Abkommen zwischen Seiner Majestät Regie rung und anderen Seemächten. .. , 2V . wird sestgestellt, daß die von D e ut s ch l a nd gewünschte Beibehaltung der qualitativen Bestimmungen allein nicht ge nüge, um jenes Gefühl gegenseitiger Sicherheit zu schaffen, zu dem das englisch-deutsche Abkommen beitragen sollte und das in den Bestimmungen über den Nachrichtenaustausch zum Aus- druck kam. Seiner Maiettät Reaieruna würde aber zu jeder Zeit bereit sein, mit der deutschen Regierung die Möglichkeit zu prüfen, auf einer sicheren Grundlage zu einer, wie es in der deutschen Note heißt, „klaren und eindeutigen Verständi gung" zu gelangen. Die folgenden Ausführungen behandeln Fragen der Ton nage und der Bestückung. Zu Verhandlungen bereit Die letzten der insgesamt 25 Punkte nehmen Bezug auf die Bereitschaft der deutschen Regierung, in Verhandlungen über zukünftige Fragen einzutreten. Es sei, so wird unter 23 gesagt, neben der Tonnage- und Eefchützbegrenzungen für Kreu zer wünschenswert zu wissen, ob dre deutsche Regierung beab sichtige, sich an alle Artikel des Abkommens von 1937 außer denen im Teil III gebunden zu halten. 24. Wenn jedoch die deutsche Regierung an Verhandlungen über ein anderes Abkommen denkt, das an die Stelle der jetzt von ihr gelösten Vereinbarungen treten soll so würde Seiner Majestät Regierung gern Angaben über den Umfang und Zweck haben, den die deutsche Regierung für ein solches Abkommen angemessen finden würde. - 25. Insbesondere wünscht Serner Majestät Regierung zu wissen, erstens, wann nach deutscher Ansicht die Erörterungen für den Abschluß eines solchen Abkommens stattsinden sollten. Zweitens wünscht Seiner Majestät Regierung zu wißen, was die deutsche Regierung vorschlagen würde, um sicherzustellen, daß etwaige Schritte im Sinne einer Kündigung oder Aen- derung des neuen Abkommens während seiner Gültigkeitsdauer die Zustimmung beider Parteien hätten. Der „Deutsche Dienst" zum englischen Memorandum Berlin. Zu dem in Berlin überreichten englischen Memo randum schreibt der Deutsche Dienst": Das vorliegende Dokument ist ein typisches Beispiel für englische Spiegelfechterei. 1. wird versucht, nachzuweisen, daß die Voraussetzung die 35prozentigs Begrenzung der deutschen Flotte nicht der Aus schluß jeder Kriegsmöglichkeit zwischen England und Deutsch land sei, sondern nur die Absicht, zur Rüstungsbegrenzung bei zutragen. Es ist nicht nur eine sachlich unrichtige, sondern auch sinngemäß unverständliche Darstellung. Sachlich unrichtig inso- sern, als der Führer in seiner Reichstagsrede vom 21. Mai 1935 zum erstenmal unter ausdrücklicher Bezugnahme auf den Wunsch und die Ueberzeugung, für alle Zukunst einen Krieg zwischen England und Deutschland unmöglich zu machen und als unmög lich anzusehen, eine 35prozentige Begrenzung als deutschen Beitrag zu dieser deutsch-englischen Verständigung angeboten hat. 2. 2n allen Besprechungen, die zum Teil auch der Führer persönlich schon anläßlich des Besuches des englischen Ministers Sir John Simon in Berlin hatte, wurde dies als der einzige Grund für die Konzitierung von 35 Prozent einer deutschen Flottenbegrenzung ausgesprochen. 3. Die englische Behauptung, daß eine solche Konzitierung nur als Beitrag zur Rüstungsbegrenzung anzusehen sei, ist sinnlos. Denn welchen Anlaß hätte gerade Deutschland, freiwillig seinen Flottenbestand auf 35 Prozent der britischen Flotte zu begrenzen, wenn nicht dafür als primitivste Gegenleistung die Aussicht auf ein« wirkliche deutsch-englische Freundschaft be stünde. Denn die anderen Flottenabmachungen mit den übrigen Mächten sind ja auch zum Zwecke der Rüstungsbegrenzung er folgt, ohne daß sich irgendeine Macht auf 35 Prozent festgelegt hätte. Dieser englische Versuch also, die Voraussetzungen zum Ab schluß des Flottenabkommens nun abzuleugnen, ist ebenso un verständlich wie zwecklos. Die britische Regierung versucht weiter nun aber überhaupt abzustreiten, daß sie Einkreisungsabsichten hätte. Die Politik der englischen Regierung entspricht genau der Politik der britischen Regierung vor dem Weltkrieg. Auch di« damalige» britischen Regierungen bestritten diese Einkrnsungsabsicht n Nach dem Weltkrieg gab Lloyd George aber in einer öffentlichen Red« zu, daß er bereits einige Jahre vor dem Krieg zum erstenmal amt lich Kenntnis erhielt von den Abmachungen eines gemsiasamen britisch-franzöfisch-russischen Angriffs anf Deutschland und Oester reich. Wenn di« britische Regierung nun plötzlich bestreitet, daß sie eine Einkreisungspolitik betreibt, dann kan» ihr aus unzäh ligen Kommentaren englischer Zeitungen und auch französischer Zeitungen das Gegenteil nachgewiesen werde». Unkenrufe aus Paris Der französische Ministerpräsident Daladier hat aus Anlaß der Schließung des Parlaments noch einmal in einer Rede die europäische Lage behandelt und sich dabei als Schwarzseher und Schwarzredner betätigt. Man darf das nicht besonders tragisch nehmen, denn für diese Färbung der Rede waren innerpolitische Gründe ganz be stimmt maßgebend. Es ist ja bekannt, daß in der Frage der Wahlreform die französische Kammer innerlich völlig zer spalten ist, und zwar geht dieser Riß durch saft sämtliche Parteien. Um diesen Riß zu verkleistern, mußte wieder einmal die so brenzliche außenpolitische Situation herhal ten, die sich ja schon so oft bewährt hat, um die französische Einigkeit zu demonstrieren. Angesichts solcher politischen Zwecke mag eine Schwarzmalerei vielleicht nützlich sein, aber man muß schon sagen, daß die europäische Lage durch diese bewußte Schwarzmalerei ganz bestimmt keinerlei Entspannung erfährt. Daladier stellte fest, es sei seine Pflicht zu sagen, daß die Regierung die Landesverteidi gung noch weiter verstärken müsse. Die Negierung habe zu den vielen Milliarden, die bereits auszegeben seien, noch 15 Milliarden hinzugeben müssen. Wenn Daladier meint, daß er zwei Jahrgängeunter den Fahnen behalten muß, so ist das Sache Frankreichs, und Frankreich muß ja auch diese Teilmobilisierung bezahlen. Daß im übrigen aber in dem angeblich so einigen Frank reich nicht alles so schön und gut ist, wie man es haben möchte, das geht ja aus der Rede Daladiers selbst hervor. Er sprach nämlich von der zersetzenden Propaganda, die jetzt in erhöhtem Maße wieder betrieben wird. Und in der Tai liegen ja Meldungen vor, die einen neuen Feldzug der französischen Kommunisten ankündigen. Insbesondere ist der Kammerabgeordnete Andräe Marty, der sogenannte „Schlächter von Albacete" als Leiter dieses Feldzuges anzusehen. Marty will in diesem Sommer Frankreich mit kommunistischen Agitationsschriften gewissermaßen über schwemmen. Außerdem ist eine neue französische Zeitschrift gegründet worden, die ebenfalls kommunistischen Zielen dienen soll. Wo das Geld herkommt, ist eine Frage für sich. Sicher ist, daß seit Bestehen der Kommunistischen Par tei noch nie solche propagandistischen Anstrengungen ge macht wurden. Der Beginn dieses Propagandafeldzuges ist natürlich besonders für diesen Zeitpunkt gewählt, wo eine Einigung mit Moskau gewissermaßen in Aussicht steht. Hier offenbart sich wieder einmal das Doppelspiel, das man in Moskau stets gespielt hat. Nach der einen Seile erklärt man Solidarität und garantiert Staaten, die für diese Garantien herzlich danken, auf der anderen Seite beginnt man in den Staaten, mit denen man soeben ein Bündnis geschlossen hat, einen Propagandüfeldzug, der sich gegen nichts anderes als gegen die staatliche Existenz selbst richtet. Wie das miteinander in Einklang zu bringen ist, das muß schon den Bolschewisten über lassen bleiben zu erklären. Der normale Menschenverstand reicht dazu nicht aus. Wir wollen nur abwarten, wie Daladier, der ja in Deutschland und Adolf Hitler heute die Weltgefahr sieht, sich mit dieser wirklichen bolsche wistischen Weltgefahr abfindcu wird. Denn in diesen Blättern ist trotz der sichtlich tätigen Regie des Foreign Office ganz «nverßüllt die derzeitige Pol.t k als E-nkrüsmrgspolittk bezeichnet worden. Di« Definition, die die britische Note von den Absichten der englischen Einkreisungspolitik gibt, setzt einen geradezu naiven Verstand besonders bei denen voraus, an di« diese Definition ersichtlich gerichtet ist, und bei denen sie wohl Eindruck machen sollt«. Wenn die britische Regierung erklärt, daß sie nur gegen Angreifer vorgeht, dann vergißt sie anzugeben, wer den An greifer feststellt. Wahrscheinlich die britische Regierung selbst! Oder sollte zu dem Zweck vielleicht wieder der Völkerbund zu neuem Leben erweckt werden? Diese Spiegelfechtereien den englischen Einkreisunqspolitik „Krieg dem Angreifer" sind wirk- lich zu kindisch, um von irgend jemand ernstgenommen zu wer-