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DWmMImerWN HD s -ch^ r^sr Früher Wochen- und Nachrichtsblatt ^3 Tageblatt str HM'ls, MU «niÄns, Mns, öl. WU tzcmitrnl, «MWI, Mütstl, MmM, MSIU öl. Lils, öl. Zmb, ölMljU ötaialns, Aim. Memilsa, SiWMl »ü MOn» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt — «S Zahrga«g. > Nr. 193. LWW«L'S Sonnabend, den 21. August L"L'LA-N 1915. DUs« «lim »rsch»txt täglich, «tz« Lom- und FikNug,, «-chmM«g» für d« fohr«d« Tag. — vi«ttIsLhrltch»r «rrngqir^, 1 Mk. 80 Pfg-, durch die Post bezogen 1 Mk. 75 pfg. «m-lxi «mm«« 10 pfg. p»st»llung« nehm»» außer der «»schüft,stelle dl lktcht«ist«t», «tthck» «dert-Ltraß, Sb, alle «alserllcheu pollaustalten, Postboten, sowie dir Austräger entgegen, lasanüe werd« die füafg»lb»lt«» «rundzelle «tt 10, für auiwürtig» Snierent« »tt 18 Pfg. berechnet, »iektamezetl» SV Pfg. Sm amtlich« Vrtl kostet dir zwrtspaltige Lelie 30 Pfg. »«asprech AuIchtuS Ur 7 -us»rat«-Amuchme täglich di, spätest«, vormittag, 1V Uhr. Trlegramm-Ädrrffe: Tageblatt. Bekanntmachung. Da sich die Holzdiebstähle aus den hiesigen gemeindlichen Waldungen in auffälliger Weile mehren, wird hierdurch bekannt gegeben, daß derjenige, der eine Person, die aus dem Gemeindewalde Holz unrechtmäßiger Weise entwendet, so namhaft machen kann, daß strafrechtliche Verfolgung möglich ist, eine entsprechende Geldbelohnung ausgezahlt erhält. Von wem eine solche Meldung erstattet wird, bleibt geheim. Gleichzeitig wird wiederholt darauf hingewiesen, daß das Durchlaufen des Gemeindewaldes in Benutzung als Schichtweg usw. verboten ist und streng be straft wird. ^!ur der Weg von Schacht Hl des Steinkohlenwerkes Vereinigtfeld nach dem sogenannten Schafgaiten und umgekehrt wird hierzu bis auf weiteres freigegeben. Hohn darf, den 19- August 1915 Der Gemeinderat. Sch au fuß, Gemeindevorstand. Der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg über den Weltkrieg. l ' Th. Berlin, 19. August 1915. Im Mittelpunkt der heutigen Sitzung des Reichs tags, in der den Volksvertretern die neue Kckiegskre- Litvorlage zur ersten Beratung unterbreitet wurde, "stand wieder eine Rede des Reichskanzlers v. B et h m a u n-H v l l w e g. Bot sie auch in ihrem Inhalt zum großen Teil bereits Bekanntes, so wirkte sie doch durch die Art, wie der Reichs kanzler manche markante Stellen dabei hervorhob nnd temperamentvoll unterstrich, nicht minder nach haltig auf die Hörer, die namentlich auf den Tri bünen in angstvoll gedrückter Enge den Worten ileuschten. In überzeugender Weise legte der Red ner die Schuld Englands au dem Weltbrande dar und riß diesem Gegner die heuchlerische Maske von dem Wesicht Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg Mhrte u. a. aus: Seit Ihrer letzten Tagung ist wieder Großes ge schehen. Wir können fest und zuversicht lich der Zukunft entgegensetzen mit Tank gegen Gott und gegen unsere herrlichen Trup pen und Führer und die Mithilfe unserer Verbün deten. (Lebhafter Beifall.) Dankerfüllt gedenken wir »auch der uns benachbarten neutralen Staaten, Ler Niederlande, Schwedens und der Schweiz. Be sonderer Dank gebührt dem Papst für seine vielen Verreist der Menschenliebe. Während die Feinde ihre Micderlage sich nicht ableugnen können, häufen sie neue Verleumdungen auf uns. Die Fabel, daß England für Belgien in den Krieg gc- zogen sei, ist selbst in England aufgegcben. Ob die kleineren Völker wohl noch glauben, das; England und seine Alliierten den Krieg führen zum Schutze der kleinen Völker und zum Schutze von Freiheit und Zivilisation? Der Kanzler ging dann auf die von den Gegnern beobachtete Politik ein und fuhr fort: Wer eine sol che Politik treibt, hat nicht das Recht, einem Lande, Las 44 Jahre den europäischen Frieden beschützt hat, Barbarismus und Ländergier vorzuwerfen. Hierauf besprach der Reichskanzler die in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlich- kten belgischen Dokumente und sagte: Man bat mir eine Politik der Kurzsichtigkeit vorgeworfen, weil sch immer versuchte, eine Verständigung mit Eug- band anzubahnen. Ich danke Gott, daß ich es ge- san habe. (Sehr richtig!) Das Verhängnis eines ungeheuren Menschenmordens, des Weltbrandes, hätte verhindert werden können, wenn vine Verständigung mit England zustande gekommen A'äre. (Lebhaftes Sehr richtig!) Durfte ich mit «mein solchen Ziele im Auge eine Arbeit von mir Kreisen, weil sie zu schwer war? Wo das Leben von Millionen von Menschen auf dem Spiele steht, gilt für mich nur das. Wort: „Bei Gott ist kein Ding Unmöglich." Ich will lieber in einem Kam- Hse fallen, als ihm aus dem Wege tzehen. (Stürmisches Bravo.) st ' ! Des weiteren ging der Reichskanzler auf die Be sprechungen mit Lord Halda ne über die Verständigungsaktion ein und sagte: Eng land war Wohl bereit, nicht über uns herzusalien, behielt sich aber freie Hand vor für den Fall, daß seine Freunde über uns herfielen. Die Zeit wird kommen, wo die Geschichte das Urteil fällen wird. (Sehr richtig!) Tie Schuld wird England in alle Ewigkeit nicht mehr los. (Lebhaftes Bravo.) Der Reichskanzler fuhr fort: Ich habe in der ge samten Politik niemals vor der Volksvertretung et was zu verheimlichen versucht und habe niemals etwas verheimlicht. (Zuruf des Abgeordneten Li'b- knecht.) Kurz vor Ausbruch des Krieges haben wir die direkte Aussprache zwischen Wien und Peters burg mit dem äussersten Nachdruck und mit Erfolg betrieben. Die englische Behauptung, daß wir durch Ablehnung des englischen Konferenzvorschlages an diesem Krieg schuld hätten, gehört in die Kategorie derjenigen Verleumdungen, hinter denen unsere Geg ner ihre eigene Schuld verstecken wollen. (Sehr richtig!) Nur die russische Mobilm a ch - n ug machte die s e n K rieg unvermeidlich (Sehr richtig!! Nus und Oesterreich fällt nun die Aufgabe zu, Russisch-Polen zu verwalten. Tie Er innerung au die alten Gegensätze hindert uns nicht, die Achtung vor der Vaterlandsliebe und Zähigkeit zu bezeugen, mit der das polnische Volk seine alte Kultur und seine Freiheitsliebe verteidigt. Ich Hosse, daß wir die alten Gegensätze zwischen Deuts ch e n u ud Polen ans de r W e l t schassen und das Land einer glücklicheren Zu kunft entaegensühreu werden. Unter möglichster Her anziehung der einheimischen Bevölkerung werden wir Polen direkt verwalten nnd suchen, die Wunden, die durch Rußland geschlagen sind, zu heilen. Dieser Krieg wird ein zerrüttetes, aus tausend Wunden blutendes Europa zurücklassen, aber nicht ein solches, wie es sich unsere Feinde ge dacht haben. Sie strebten nach einem alten Europa mit einem ohnmächtigen Deutschland. Mehr als zehn Jabre ging das Trachten der Ententemächte dahin, Deutschland zu isolieren. Diese englische Politik muß verschwinden, denn sie ist ein Brutofen für Kriege. Wir müssen zum Heile aller Völker die Freiheit der Meere erringen. Wir wollen sein und bleiben ein Hort des Friedens und der Freiheit der großen und kleinen Nationen, und zwar nicht bloß der germanischen Rasse. (Ans einem anderen Bericht über die Kanzlerrede geht hervor, daß Herr v. Bethmann-Hollweg hier auch die Bal- kanstaateu erwähnte. Die Siege in Polen hätte diese Staaten von dem russischen Truck befreit. D. Red.! Die eigentliche, sittliche Kraft, die Macht, die uns nufere innere Stärke gibt, können wir nach außen hin nur im Sinne der Freiheit gebrauchen. Wir ha ben aber die Sentimentalität verlernt: wir halten den Kampf durch, bis die. schuldigen Völker bestraft sind und die Bahn frei wird von französi schen Ränken, von m o s ko w i ti scher Eroberungssucht und von englischer Bevormundung. (Lebhaftes Bravo, Hände klatschen. Der Reichskanzler verneigt sich.) Noch der Rede des Reichskanzlers wird aus An trag des Abgeordneten Spahn (Zentrum) einstim mig beschlossen, den Entwurf der Budgctkommission zu überweisen. > Ebenfalls der Budgetkommission wird überwiesen der Gesetzentwurf, betreffend Abänderung des R e i ch s m i l i t ä r g e s e tz e s, sowie des Gesetzes, be treffend Aendcrung der Wehrpflicht vom 8. Februar 1888. Der Gesetzentwurf, betreffend den Schuh von Mi litärtrachten und BerusSabzeicheu für Betätigung in der Krankenpflege wird in erster und zweiter Beratung angenommen. Hierauf vertagt sich das Haus auf Freitag nach mittags 2 Uhr. Kleine Anfragen, zweite Lesung des Nachtragsctats. Schluß 3 st» Uhr. -k- -i- lieber die Aufnahme der Rede des Reichskanzlers wird gemeldet: Stürmischer Beifall lohnte den Kanzler nach sei nem markigen Schluß. Lautlos hatte das Haus dec Rede gelauscht, alle klatschten, von lcbhasten Bra vorufen begleitet. Einige Zwischenrufe Lieb knechts wurden mit Entrüstung vom .Hause zurück- gewieseu. Ter Kanzler, dessen Ausführungen heute breiter angelegt waren als bei seiner letzten Rede, sprach mit etwas belegter Stimme und schien ein wenig überanstrengt. Toch sprach er auch diesmal rethoriscben Schmncl meidend, nicht weniger wir kungsvoll als Anfang Mai. Unter dem Eindruck seiner Rede vertagte man dann die weiteren Ver handlungen bis Freitag, wo Schatzsekretär Helffe rich die neue Kreditvorlage begründen wird. Zur Kanzlcrrcdc. Berlin, 29. Angnst. Alle Morgenblätter würdi gen die bedcntsame Rede des Reichskanzlers. Die „Vossische Zeitung" sagt: Tie gestrige Kriegsrcde des Kanzlers sollte den nicht zuwiderlegenden Be weis führen, daß es eine Berlenmdnng ist, wenn man an den regierenden Stellen in England die deutsche Politik beschuldigt, die Anstifterin des nn- geheuren Weltbrandes gewesen zu sein. Die Rede wendete sich an den Verstand nnd das Urteil, daneben aber auch an das sittliche Empfinden. In der „Kreuzzeitnng" heißt es: Der Eindruck der Rede Ivar geeignet, die politische Stellung des Reiches zu stärken und die Verantwortung für diesen furcht baren Krieg auf die Stelle zu wälzen, auf die sie gehört. ,