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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich ßeWs-AnzeM sm Loftdorf, MbH, Amsdorf, Iftdorf, §1 Lgidim, KeimHsott, Um« md Mlsm. Aintsblatt für den Stadtrcrt zn Lichtenstein. -—— — ———--——-—-— 45. Jahrgang. ————-— — — Nr. 289. I--rusprech.A«schlutz Freitag, den 13. Dezember ^T^E'p'la^ 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2ü Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werde« die viergespaltene Korpuszeil» oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ANltio N. Dis zum Nachlaß der Lindig'schen Eheleute gehörigen Haus- und Wirt, schaftsgegenstände, als: Tische, Stühle, 1 Sofa, 1 Stutzuhr, Schränke, Kleider, Bette« urd Wäsche rc. sollen im Nachlasihause Nr. 400 Smmabend, den 14. dieses Monats, Von vormittags N Khr ab Meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Lichtenstein, den 10. Dezewber 1895. Lokalrichter Schmidt. . ChrWMmysVerlMf. Im Lichteusteiuer Revier sollen nächsten Montag, den 16. Dezbr» 18SS, von vorm. 9 Uhr am Jägerhause in Heinrichsort einige Hundert ta. und fi. Christbänme gegen sofortige Barzahlung meistbietend verkauft werden. Mirstl. Forstverwa!tu«g. Sparkaffen-Expeditronstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Tagesgeschichte. * — Lichtenstein. Der gegenwärtige Monat, der Dezember, faßt die kürzesten Tage und die längsten Nächte in sich. Kaum acht Stunden braucht die strah- lendeHimmMkönigw,umihreTagesreisezMÜckzulegen und dre winterliche Finsternis zu erhellen. Dies ge lingt ihr nur selten vollkommen. Selbst der Mittag ist der Dämmerung oft ähnlicher als dem lichten Sonnentage. Und doch ist der Dezember, den unsere Sprache do« Wintermonat nennt, reich an funkelndem Licht und blendendem Glanz. Die weißen Winter gnomen führen über der schwarzen Erde ihre ersten lustigen Tänze mit bleibendem Erfolge aus. Weitze Schleier erheben sich von Wald ind Feld, und oft vermag die Sonne nur als feurig-roter Ball durch sie Hindurchzuscheinen, der Mond ringt sich durch den Reigen der chaotischen Nebelgestalten und gießt sein schneeiges Licht über dis in nächtlichem Flieden ruhende Erde aus. Im magischen Scheine sind rüh rige Wintergeister still b schäftigt. Sie behängen die melancholisch in die Lüfte ragenden Zweigs mit fun kelnden, flimmernden Eisnädelchen und vereinen diese zu wehenden Schmuckfedern, weiche die erstorbene Natur in ein jugendfrisches Gcwanb hüllen. An schwarzen Zäunen und auf dem Rasen wachsen kleine weiße Bäumchen mit wunderbar geformten Zweig lein, Blätter» und Blüten. Mit der lichtvollen Kunst des winterlichen Baumeisters vereinigt sich der aus der Ferne blinkende Zauberglanz der Weihnacht. Das Christkind ist unterwegs; Knecht Rupprecht macht den altgewohnten Gang. Die Kinder lauschen scheu auf feinen Schritt. — Wann kommt er wohl und was bringt er mit? Die Advsntglocken und die Weihnachtslieder öffnen die Herzen und machen sie bereit für den festlichen Empfang des vom Himmel kommenden Gottessohnes. Voller Ungeduld werden die Tage gezählt, die uns noch vom Christfest trennen. Willkommen ihr schönen Wochen der nahenden Weih nachtszeit! „Nun sinnt und sorgt die Liebe, Und süß ist ihre Muh'. Man spürt ein still Getriebe Im Hause spät und früh: Das Kindlein lacht im Traum, Die Mutter wacht, zu schmücken Mit heimlichem Entzücken Den bunten Weihnachtsbaum." * — Geschlossene Zeit. Vom 18. bis mit 25. d. M. tritt geschloffene Zeit für Tanzver gnügen aller Art ein. — Folgender hygienischer Ratschlag dürfte jetzt ganz besonders der Beachtung wert erscheinen: Eine Stube warm zu machen ist leichter als sie warm zu halten. Da sei den» darauf hingewiesen, was eigent- lich jeder wissen sollte, daß reine Luft sechs mal so schnell wie sechs mal so billig zu erwärmen ist als verdorbene und daß reine Luft auch viel länger warm hält. Also fort mit der Angst, daß ein erwärmtes Zimmer geschlossen sein müsse, wenn auch Tabaks- qualm und sonstige Verderbnis kaum noch das Atmen gestatten. Darum die Fenster auf. Ein bis zwei Minuten winterlicher Zug hindurch, der alle schlechte Luft hinwegfegt, und dann wird man sehen, wie angenehm sich wieder die Luft im Zimmer erwärmt. * — Zum Schwurgerichtsvorsitzenden für die im ersten Kalendervierteljahre 1896 beginnende Sitzungs periode ist nach S 83 des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 bei dem Landgerichte Zwickau der Landgerichtsdirektor Wolf ernannt worden. — Seit dem 4. d. M. hat der Flößereiverkehr aus Böhmen nach Sachsen für die diesjährige Schiff- fahrlsperiode aufgehört. — Für das im nächsten Herbst geplante große Manöver unseres sächsischen Armeekorps werden vom Reichstag 531,611 Mk. gefordert. Außerdem enthält der Etat an Mehrausgaben infolge sonstiger beson derer Bedürfnisse für unser Heer: 6000 Mark für eine Korps-Generalstabs-Uebungsreise, 10,000 Mk. für Manvöverkarteu, 29,680 Mk. Uebungsgeld, 73,206 Mk. Löhnung, 24,000 Mk. Kommandozulage, 21,390 Mk. Einkleidungsgelb, 5550 Mk. Revuege schenk, 5070 Mk. Unkosten, WasfeninstandsetzuvgSgeld ufw., 27,870 Mk. Brod- und Futterverpflegung, 61,164 Mk. Mundverpflegung, 19,404 Mk. Servis, 4436 Mk. Krankenpflegekosten, 341 Mk. Arznei- rc. Kosten, 19,500 Mk. Marschgebührniffe, 30.000 Mk. Vorspann- und Transportkosten, 1 000,000 Mk. für Munition, 58,455 Mk. für eine Kavalleriedivisions übung, 6455 Mk. Futterverpflegmig. — Dresden, 11. Dez. Der heutigen Sitz ung der Ersten Kammer wohnte am Regierungstische Herr Geh. Regierungsrat Merz bei. Zunächst wurde auf Antrag der ersten Deputation (Berichterstatter Graf zur Lippe) die Wahl des Dr. Crusius auf Sahlis zum Abgeordneten der Ersten Kammer für giltig erklärt. Alsdann nahm die Kammer die An zeige der vierten Deputation über zwei für unzuläs sig erklärte Petitionen bez. Beschwerden zur Kennt nis und ließ auf Antrag der vierten Deputation (Berichterstatter Oberceremovienmeister v. Metzsch) die Beschwerde des vormaligen Streckenarbeiters August Bernhard Nötzold in Schedewitz, nachträgliche Bewilligung einer Pension betreffend, auf sich be ruhen. — Nächste Sitzung Freitag. — Bei den Ständekammern ist das König!. Dekret Nr. 17, mehrere Eisenbahnbauten betreffend, eingegangen. — Dresden, 11. Dez. Die nächste inter nationale Fahrplavkonferenz wird am 10. und 11. Juni 1896 in Genf stattfinden. An dem Festbankett auf dem Königlichen Belvedere nahmen 160 Herren Teil. Der Kaiserliche Rat Wien toastete aus den König Albert von Sachsen, der Generaldirektor der sächsischen Staatsbahnen Hofmann auf die europä ischen Staatsregieruugen, welche an der Konferenz beteiligt sind. — Die Unsitte, auf dem Bürgersteige den Spa zierstock unter dem Arme zu tragen, hat für einen Fabrikschmied in Chemnitz recht empfindliche Fol gen nach sich gezogen. Als er vor einigen Wochen in vorgerückter Abendstunde von einem ihm folgen den Herrn auf die gesellschaftliche Ungehörigkeit auf merksam gemacht wurde, schlug der jähzornige Ar beiter kurzer Hand den Herrn mit dem Stocke mehr mals in das Gesicht. Eine vom Landgericht über ihn verhängte 6monatige Gefängnis-Strafe ist die Sühne jenes Vorgangs. — Glauchau, 11. Dez. Die 7. diesjährige Bezirksausschuß-Sitzung findet Mittwoch, den 18. Dezember 1895, nachmittags 3 Uhr im Verhand lungssaale der Königl. Amtshauptmannschaft, König straße Nr. 3 hierselbst, statt. — Meerane. Einem hiesigen Fleischer wur den am Montag vom Trockenraume zwei Kalbfelle gestohlen. Auf erstattete Anzeige wurde u. a. auch die Polizei in Glaucha« davon in Kenntnis gesetzt und als diese nun am Dienstag früh erfuhr, daß einem dortigen Lohgerber von einer Frau die Felle zum Kauf angeboten worden seien, wurde zunächst von einem Schutzmann der Ehemann der Verkäuferin, der auf der Straße seine Frau erwartete, verhaftet, sodann auch die letztere selbst und beide nach der Hauptwache gebracht. Ein Fluchtversuch, welchen der Mann, ein Fleischer und Händler W. aus Mee rane, noch kurz vor seiner Einlieferung unternahm, mißlang, da W. schon auf dem Marktplatz wieder eingeholt wurde. Die Frau, welche die gestohlenen Felle noch im Tragkorb bet sich führte, ist nach kurzem Verhör wieder entlassen worden. — Zwickau, 11. Dez. Die hiesige König liche Aimshauptmannschast hat angeordnet, Zug hunde im Freien durch Decken vor Nässe und Kälte zu schützen. — Neukirchen, 11. Dez. Auf der hiesigen Briqustfabrik ereignete sich ein höchst bedauerlicher Unfall, dem leider ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist. Als der 1877 geborene Tagearbeiter Friedrich Albin Große von der Kohlenhalde zurück- laufen wollte, auf der er Feuer erstickt hatte, wurde ihm bei dem herrschenden Sturme vermutlich Kohlen staub in die Augen getrieben, Große kam zum Fallen und stürzte so unglücklich gegen einen Balken der Verladebrücke, daß infolge Beschädigung der Schädel decke sein Tod erfolgte. — Lauenstetn , 11. Dez. Das Ideal eines zehnjährigen Schulknaben schien eine Husaren-Uni- form zu sein. Da ihm dieser sein Lieblingswunsch von den Angehörigen nicht erfüllt werden wollte, schrieb er kurz entschlossen heimlich einen zwei Selten langen Brief an Se. Majestät den deutschen Kaiser, diesem die Bitte vortragend, er möge ihm eine Hu saren - Uniform der kaiserlichen Prinzen schenken. Gleichzeitig fügte er seine Photographie mit bei, da zu bemerkend, daß sich Se. Majestät zwei Jahre hin-- zudenken müsse, da das Bild bereits vor 2 Jahren angefertigt worden sei. Vor einigen Tagen traf nun aus der Kabinetts-Kanzlei folgende Antwort ein; „Deine an Se. Majestät den Kaiser und König ge richtete Bitte kann nicht erfüllt werden, da keiner der kaiserlichen Prinzen eine Husaren-Uniform besitzt, die er Dir schenken könnte. Deine Photographie erhältst Du hier wieder zurück. Freiherr v. Lyncker, Major und 1. Militär-Gouverneur". — In Ellefeld bei Falkenstein wurde ein einem dortigen Gastwirt gehöriger Hühnerhund ge tötet, welcher mit der Tollwut behaftet war. Leider sollen von dem Hunde eine Anzahl Personen gebissen worden sein. In der ganzen Umgegend ist die Hundesperre bis zum 6. März nächsten Jahres ver hängt worden. — Auf der Auerbacher Straße bei Unter- sachsenberg wurde der aus Grunndöbra gebür tige Handarbeiter Fritz Köhler in einer der kalten Nächte voriger Woche erstarrt aufgefunden. Der Mann lebte zwar noch, gab aber auf dem Transport seinen Geist auf. — In verschiedenen Orten der Großen hainer Gegend sollen in den letzten Tagen starke Ketten wilder Gänse beobachtet worden sein. Nach alten Bauernregeln erblickt man in derartigen Zügen von Wildvögeln Anzeichen von andauernder Kälte. — Ein liebenswürdiges Zeichen der Erinnerung an den Besuch des Internationalen Kongresses in Meißen hat in diesen Tagen ein Pariser gegeben, der Chefredakteur der humoristisch-satirischen Zeit schrift „Tintamarre", Herr Lson Bienvenu. Er hat