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iiMckMLM früher Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich Atslhösts-Aytittt fir HohÄsrf, Mlih, Kermdirf, Msdors, A-zidü», HmrichMi, Msrienm«. MW«. Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. Ä8. AoHrzang. — Nr. 223 MErechstell« Rr. 7. Mittwoch, den 25. September Aernsprechstell« Rr. 7. 1895. Dries Blatt erschein! täglich laußer Loar^ 'Mb KfttagS) abends für den folgende« Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 1Ü Pfennige. —- ZGellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaisers. Postanstüten, Postvoten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalte« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LaMsgefchichtK. *— Lichtenstein, 24. Sepibr. Im festlich geschmückten Raiskellersaale hielt gestern abend der Kgl. Sachs. Militärvereiu fein 35jähriges Stiftungs fest mit Coricert und Ball. Während einer Concert- pause ergriff Herr Bürgermeister Lange das Wort zu einer Ansprache, in welcher er dis ritterlichen Tugenden unseres allverehrten Königs als Landes vater, wie als Protektor der Militärvereine hervor hob und mit einem Zfachen Hoch auf Se. Majestät schloß. Der Vorsteher des Militärvereins, Herr Stadtrat Beyerlein, begrüßte die anwesenden Gäste in herzlicher Weise und warf dann einen Rückblick auf die reiche Unterstützungsthätigkeit des Militär- Vereins während seines Bestehens für seine Mitglie des in Kcankheits- und Sterbefällen. Herr Rechts anwalt Fröhlich dankte im Namen der Gäste für die Einladung und wünschte dem Verein für seins edlen Ziele ein immerwährendes Blühen und Gedeihen. Außer dem Stadtmusikchor, welches durch seine vor zügliche Concertmusik die Stunden der Geselligkeit verschönte, hatte auch der Militärgesangverein seine vollen Kräfte eingesetzt und erfreute durch seine schönen Gesänge die anwesenden Gäste und Mit glieder in der angenehmsten Weise. *— Am Sonntag abend wurden auf der Berns dorfer Straße hier hell leuchtende Johanniswürm chen beobachtet, was für unsere gegenwärtige Jahres zeit wohl immerhin selten wahrgenommen wird. *— Was gehört zum Herbst nicht alles und zum Winter? Eine warme Stube, ein netter runder Tisch, an dem alle Platz haben, die uns ans Herz so recht gewachsen sind, und dann noch etwas —, ohne das es nun einmal beim besten Willen nicht geht außer des Leibes Nahrung und Notdurft, die Zeitung! Hilft mal nichts, wenn noch so sehr Über die Zeitungen raisonniert wird, sie sind da, weil sie da sein müsse», bald, wenn auch nicht gleich, hinter dem lieben Brot. Die Zeiten sind nun doch einmal vorbei, in welchen sich die Erde dreht, ohne besonders geschmiert zu werden, heute will alles seine Ursach' haben und seine Wirkung. Und im Herbst und Winter spielt die Zeitung nun eine besonders große Rolle; nicht gerade blos wegen der so lang gewordenen Abende, in welchen mitunter die Lange weile jung wird! So arg ist's nicht, es giebt auch lauge Tage voll endloser Langeweile, aber in die Herbst- und Wintermonate fällt nun einmal alles, was unser innigstes Denken und Fühlen angeht, nebenbei auch den Geldbeutel durchaus nicht unbe rührt läßt. Da sind die Reichstagsverhandlungen und alle großen und kleinen Dinge der Politik und sonst noch mancherlei. Wer schon den grauen Esel in seinem Haupt- oder Barthaar etwas verspürt, der entsinnt sich wohl der Zeiten noch, in welchen manch ein Mitbürger im Brustton der Ueberzeugung ver kündete, er interessiere sich für Politik nicht im min desten. Früher verstand man unter Politik so etwas nebelhaft Unbestimmtes, was Einem so ganz und gar nichs anging. Heute geht die Weltgeschichte mit anderem Winde, und wie's in der Politik steht, merkt jeder Reichsbürger am eigenen Wohl und Wehe. Nichts Selbstverständlicheres ist also, als daß er sich um da« bekümmert, was ihn angeht, und dazu ge hört die Zeitung. Das mag unvergessen sein! (Nachdruck verboten.) — Die Mittel für die Gewährung warmen Abendbrodes für die Soldaten sollen, wie man Ber liner Blättern berichtet, in den Etat für das Jahr 1896/97 eingestellt werden. Wie erinnerlich, wurde die von dem Reichstagsabgeordneten Schädler in der letzten Session eingebrachte bezügliche Resolution mit der Maßnahme einstimmig angenommen, daß der er forderliche Mehrbetrag, sobald dir Finanzlage des Reiches es gestatte, in Ansatz gestellt werde. Zwischen den beteiligten Ministern sollen nach diese» Richtung hin gegenwärtig Verhandlungen gepflogen werden. — Landwirt, achte darauf, so billig als mög lich zu düngen! Beim Bezugs künstlicher Dünger und besonders Phosphorsäure-Düngemitte! für die Herbst saaten, ist es dringend nötig, solche Dünger zu er halten, deren Anwendung hauptsächlich zu empfehlen ist, die zugleich billig sind. Die Weser-Zeitung be handelt diese Frage in einem sehr sachgemäß geschrie benen Artikel und bringen wir deshalb auch das Wesentlichste aus demselben hier zur Kenntnis un serer Leser: „Die mineralischen Rohphosphate werden den Landwirten zu den niedrigsten Preisen angeboten; doch sind diese Phosphate so schwer zersetzbar, daß sie sich als nahezu unwirksam erwiesen haben." Was die Knochenmehle betrifft, so wirken dieselben so lang sam, daß es jedenfalls verkehrt wäre, die Phosphor säure in denselben mit den gleiche», oder gar noch höheren Preisen zu bezahlen, wie die Thomasphos- phorsäure. Vielfach werden aber die Snperphos- phate empfohlen! — Allein im letzten Jahre haben die deutschen Landwirte für SuperphoSphutphos- phorsäure 20 Millionen Mark mehr bezahlt, als für die gleiche Meng« Thomaephosphorsäme. Nur die Wasserlöslichkeit der Phosphorfänre ist also mit diesen 20 Millionen erkauft worden, und da muß man sich fragen, ob denn dis Wasserlöslichkeit, die doch nur für eine vorübergehende, kurze Zeit dau ernde, anzusehen ist, — denn im Goden vermindert sich dieselbe sehr schnell, thatsächlich einen soviel höheren Wert im Vergleich zum Löslichkeitsgrad der Thomasphosphorsäure besitzt, daß sine solche Mehr ausgabe gerechtfertigt ist? — In sehr vielen guten Thomasschlacken, englischen und deutschen, giebt die Wirkung der Phosphorsäure der des Superphos- phatss kaum etwas nach, ist ihr also voll gleich wertig. — Nun sucht man die Meinung zu verbrei ten, daß, wie das Superphosphat, so auch das Tho masmehl sehr bald im Boden schwer löslich werde, und von einer sog. „Vorrats-Düngung" mit Tho masmehl wenig Nachwirkung zu erwarten sei; diese Ansicht ist durchaus irrig. Die Thomasschlacken- Phosphorfäure bleibt im Bode» wirksam! Es kommt aber noch hinzu, daß das Thomasmehl zur Hälfte aus Kalk besteht, dessen Wirkung nicht vergessen werden darf; denn die im Thomasmehl gegebene Kalkdüngung hat sich stets als den Pflanzen sehr zusagend erwiesen. — Wir wiederholen: Gute Tho masmehle sind in ihrer Wirkung dem teuren Super phosphat gleich; daneben giebt es aber auch solche, die man auf gewöhnlichem Ackerboden gar nicht ver wende» sollte. Daher achte der Landwirt beim Be züge von Thomasschlackenmebl darauf, wirklich gute, solche mit einem hohen Löslichkeitsgrade zu b-nutze». — Das „Dr. Journ." schreibt: „In Nr. 263 der „Dresdner Nachrichten" ist an die Mitteilungen über das beklagenswerte Eisenbahnunglück bei Oederan eine Kritik der Sächsischen Staatseisenbahnverwal tung geknüpft und hierbei auch auf einen Vorfall Bezug genommen worden, bei welchem auf der ein gleisigen Eisenbahnlinie Reitzenhain-Flöha am 6. d. M. zwei Züge einander entgegengefahre» und in die Gefahr eines Zusammenstoßes gekommen sein sollen. Abgesehen davon, daß das Oederaner Eisenbahn unglück, besten Entstehen nur die Nachlässigkeit eines Bediensteten verschuldet haben kann, zu emer abfäl ligen Kritik einer ganzen Verwaltung nicht die Hand habe bietet, so beruht auch die erwähnte Mitteilung von einem gefahrdrohenden Vorfälle auf der Linie Flöha-Reitzenhain auf Unwahrheit. Ein solcher Vor fall hat sich nicht ereignet; wahrscheinlich hat ein Reisender das Halten des Zuges vor dem Sperr signal des Bahnhofes, dessen Gleise für den Einlauf noch nicht frei waren, als einen gefährlichen Vorfall angesehen und weiter berichtet. G — Dresden. Allgemeinere Teilnahme wird das schwere Unglück bei Oederan besonders in unserer Nachbargemeinde Plauen erwecken, da hier daS Zwickauer Regiment kürzlich aus seinem Marsche nach der Bautzner Gegend (ins Mani .r) im Quar tier gelegen hat. Mancher von den Betroffenen wird durch sein jugendfrnhes, von Hoffnungen gehobenes Auftreten seinen Quartiergebern eine angenehme Erinnerung zurückgelassen haben, Mancher wird seine Wirtsleute mit seinen Zukunstsplänen vertraut ge macht haben, der nun stumm schläft oder durch langes Krankenlager ans Bett gefesselt ist. Mit Wehmut gedenkt z. B. ein Plauen'scher Hausbesitzer an seine zwei Qnartierleute, die durch ihre hoffnungsfrohen Zukunstspläne für ihr baldigst zu erwartendes Civil- verhältnis seine Teilnahme erweckten. Jetzt ist all' ihre Hoffnung zu nichts, da Beide auf der Liste der Getöteten sich befinden. Der Eine hinterläßt nur sein Mütterchen, für die so treu zu sorgen er sich vorgenomwen hatte. — Der Verband deutscher Handlungsgehilfen, der sich zu einer mächtigen Organisation entwickelt hat, hält jetzt seine Generalversammlung in Leipzig ab. Beim Abschluß des letzten Geschäftsbericht« im Juni zählte der Verband 43,111 wirkliche Mitglieder; im Geschäftsjahr 1894/95 wurden neu ausgenommen 7263 Verbandsmitglieder und 265 Lehrlinge. Kreis- Vereine hat der Verband 314. Wie segensreich der Verband wirkt, geht u. a. daraus hervor, daß in der immerhin kurzen Zeit des Bestehens an Krauken- unterstützungen insgesamt 1,252,383 M. ausgegeben wurden; hierzu kommen »och 41,868 M. Begräbnis gelder. Die Pensionskassen haben ein Vermögen von 358,543 M., und zwar die Witwen- und Wai senkasse 224,986 M., die Altersversorgungs- und Jnvalidenkaffe 134,446 M. Im Berichtsjahre er folgten 2185 Stellenvermittelungen. Auf der Gene ralversammlung will sich u. a. der Verband mit der Frage eines einheitlichen Schlusses für alle Laden geschäfte um 8 Uhr abends befassen. — Die königl. sächf. Staatseisenbahnverwaltung läßt gegenwärtig auf dem Bahnhofe in Chemnitz eine Anlage zur Vorheizung der Personenwagen Her stellen, eine Maßnahme, für welche das reisende Publikum sehr dankbar sein wird, da dadurch einem in der kalten Jahreszeit viel empfundenen Uebel- stande abgeholfen wird. Die Anlage wird dazu dienen, im Winter die während der Zugspausen, namentlich während der Nacht ruhig stehenden Per sonenwagen zu Heizen, damit diese bei Abgang des Zuges genügend erwärmt sind. Bekanntlich ist ein rechtzeitiges Anwärmen der Züge vor ihrer Abfahrt bisher nicht immer möglich gewesen, weil es in der Praxis nicht angängig war, die Zugslokomotiven, welche den Dampf hierzu hergeben, in allen Fällen, der Vorschrift entsprechend, zeitig genug an die Züge fahren zu lassen. Die Einrichtung besteht darin, daß in die verschiedenen Gleise gemauerte Kanäle gebettet werden, welche zur Ausnahme eiserner Rohre bestimmt sind, die den Dampf, den eine an geeigneter Stelle des Bahnhofes aufzustellende Maschine er zeugt, an die mittelst Schlauchverbindung anzuschlie ßenden Züge abgiebt. Derartige Anlage» sollm dann aus allen größeren Stationen des sächsischen Staatseisenbahnnetzes eingerichtet werden. — Chemnitz, 23. Sept. Zu dem gestern bei Furth stattgefundenen Rennen wurden 1672 Fahrkarten ausgegeben. Etwa 400 Personen fuhren mit dem 1 Uhr 48 Mi», abgegangenen Limbacher Personenzuge, der deshalb an der provisorisch her gerichteten Haltestelle hielt, gegen 800 Personen mit einem 2 Uhr 20 Min. abgefertigten Sonderzuge und kurz nach r/-3 Uhr mit einem zweiten Sonderzuge der Rest. Die Rückfahrt erfolgte ab Haltepunkt Furth in zwei Sonderzügen kurz nach 6 Uhr und kurz vor */s7 Uhr. Die Abfertigung der Sonder züge verzögerte sich etwas durch besondere Vorsichts maßregeln, die einzuhalten waren und die dem Ver kehr der planmäßigen Züge angepaßt werden mußten. Der Verkehr der Züge ging im übrigen ordnungs mäßig vor sich. — Zwickau, 21. Sept. (Oeffentliche Ver handlung vor dem Königl. Landgericht, Strafkam-