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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HtMts-AWM fir Kohndirs, Wdlitz, Serasdorf, Kasdorf, A Gsidica, Heinnchsort, Maritas» a. Mälfea- Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. L8. Jahrgang. Nr« 182. Mrnsprechstelle Rr. 7. Donnerstag, dm 8. August Mernsprechstelle Nr. 7. 1895. Mese» Blatt erscheint täglich Häußer Sonn- Mb KefttagS) abends für den folgenden Tag? BierteljährlichHezugSpreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. -ü Echellungeu nehmen außer Ler Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstalten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteM Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 llhr. Lagesgeschichte. * — Lichtenstein, 7. Aug. Bom Herbst ist es noch ein tüchtig Stück entfernt, über des Herbstes Boten eilen doch seinem offiziellen Einzuge voraus. Und seine Boten, das sind die gelben und welken Blätter, welche bei einem Windstoß jetzt schon durch die Lüfte wirbeln. Sie sind schon da, wenn auch in den Baumwipfeln noch ein volles Grün zu herr schen scheint, und sie erscheinen dann mit einem Mals an der Bildfläche, früher als wünschenswert und als lieb. Stimmt das welke Blatt doch immer melan cholisch und herbstlich, und so schön auch wohl noch späterhin sich der Wald in „gelb und rot" präsen tieren mag, es weiß doch ein Jeder, daß des Jahres schönste Zeit nun bald vorüber, daß dann statt der Wiesenblumen bunter Fülle nur noch die Herbstzeit lose sich einstellt. Aber auch in den Gärten erscheint schon der volle Flor der Blumen, die wir als Herbst blumen kennen, der Astern und Georginen besonders. Sie entwickeln eine stattliche Blumenpracht, aber mehr wert sind doch die schlichten Veilchen und reizvollen Maiglöckchen im jungen Lenz. Die welken Blätter fallen! Wie fielen sie vor 25 Jahren im heißen Kriegssommer in Frankreich so dicht, und mancher junge Soldat, der des Lebens Herbst noch lange nicht gekommen wähnte, vergoß dort sein rotes Blut, hauchte seinen letzten Atem aus unter dem Laub, welches von den Bäumen herabgeweht war. Das sind trübe Erinnerungen, sie wollen nicht recht in den Jubiläumsjubel passen, just so wenig, wie ein welkes Blatt in einen Lorbeerkranz von vollem, fri schem Grün. Aber wie 1870 unter dem Siegesfan faren auch den Gefallenen vom Felde der Ehre und ihren Hinterbliebenen ihr Recht wurde, so wollen wir auch heute der Kämpfer für's Vaterland nicht vergessen. Noch läßt mancher Kranz sich winden, ehe es draußen fahl und grau wird, und es ist nicht zu gut für ein Kriegergrab, wenn es im Laufe der Jahre auf dem Gottesacker auch fast verfallen und versunken ist. Eine traurige Lektüre unter den herz erhebenden Siegesbulletins waren vor einem Viertel jahrhundert die langen, langen Verlustlisten, die nach jedem großen Siege, der auch einen großen Menschen verlust mit sich brachte, kamen; wie angstvoll wurden sie erwartet, wie hastig durchflogen, wie groß das Glück, wenn man beruhigt das Blatt aus der Hand legen konnte. Heute herrscht Ruhe und Friede, aber kein Vergessen soll obwalten. Denn daß wir in Ruhe den Sommer gehen sehen, danken wir Jenen, die damals unter dem fallenden Laub zu Tausenden schliefen. (Nachdruck verboten.) * — Die zweite Hälfte dieser Woche steht bei uns im Zeichen des Schützen. Schon entwickelt sich einiges Leben auf dem Schützenplatze und sobald der riesengroße Vogel heute abend an der Stange be festigt ist, beginnt die eigentliche Festlichkeit. Möge dieselbe zu Zufriedenheit der Unternehmer und Fest- teilnehmer verlaufen. * — Schützenplatz Lichten st ein. Ueber das Illusions-Theater und Etagen-Panorama des Herrn Scherff, welches zum gegenwärtigen Schützen feste auf dem Schützenplatze hier weilt, schreibt das „Annab. Wchbl.": Auf dem Festplatze erfreut sich das Illusions-Theater und Etagen-Panorama des Herrn Scherff eines recht zahlreichen Besuches. Un dine, die Feengöttin, ist die großartigste Schaustellung der Neuzeit. Erst erscheint Undine als Feengöttin, frei in der Luft schwebend und die graziösesten Be wegungen machend, sodann im 2 Tableau: Loreley, die schöne Rheinsage, 3. Tableau: Magneta Neptuna, 4. Tableau: Germania, die Wacht am Rhein; zum Schluß huldigt Undine als Siegesgöttin unsrem König Albert. Die Vorstellung macht auf jedermann den besten Eindruck. Im Panorama ist in zwei Gemälden der Untergang des Schnelldampfers „Elbe", der japanisch-chinesische Krieg, der Deutsch-französische Krieg, die Eröffnungsfeier des Nordostseekanals, die Katastrophe von Brüx und vieles andere zu sehen. * — Alpen-Sonderzüge. Die außer ordentlich starke Benutzung der am 6., 13. und 20. Juli d. I. abgegangenen Alpen-Sonderzüge nach München, Salzburg, Kufstein und Lindau beweist, welchen Anklang dieselben beim reiselustigen Publi kum gefunden haben. Wir nehmen daher hierdurch Anlaß, darauf hinzuweisen, daß die letzten diesjähri gen Alpen-Sonderzüge am Donnerstag, den 15. Aug. nachm. 1 Uhr 25 Min. von Dresden-Ältst, und 3 Uhr 40 Min. von Chemnitz bez. 2 Uhr 55 Min. von Leipzig Bayer. Bhf. abgehen werden, um am nächsten Tage gegen 5 bez. 6 Uhr früh in München anzukommen. Alles Nähere über die Wetterführung dieser Züge nach Salzburg, Lindau usw., sowie die speziellen Angaben über die bedeutend ermäßigten Fahrpreise und über die sonstigen Bestimmungen sind aus der Usbersicht über Lie genannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahnstatiovev, sowie bei den Aus gabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig, Dresd. Bhf., und Dresden-Ältst., Carola- straße 16, unentgeltlich abgegeben wird. Brieflich eingehenden Bestellungen sind zur Frankierung 3 Pfg. in Marke beizulegen. — Eine Feldzugs» Erinnerung eines alten 105ers vom 2. Bataillon dürfte manchem ehemaligen Kame raden vom 6. Regiment wehmütiges Gedenken ver ursachen. Der Brave fuhr, wie ein alter 105er mit teilt, das Gewehr und Helm mit Sträußchen ge schmückt, von seiner Garnison Plauen über Crim mitschau, Gößnitz, Gera Per Eisenbahn nach Frank reich. Einer der liebsten Kameraden von der 8. Kom panie stürzte auf dem Bahnhofe in Gera aus dem Zuge. Er war tot, sein Haupt zerschmettert. Der erste Tode bis zum 18. August. — Zwickau, 5. Aug. Das „Zw. Wchbl." schreibt: Auf Crossener Flur wurde ein Stock einer einzigen Kleepflanze gefunden, welche u. a. zwölf fünf- und sieben vierblättrige Kleeblätter enthält. Die eine botanische Seltenheit darstellende Pflanze wurde von einer Fra» in Pölbitz gefunden und uns freund lichst übermittelt. — Grüna , 5. Aug. Eine gräßliche Schänd» that wurde gestern abend gegen 11 Uhr an der 15jährigen Tochter des hiesigen Bordenfabrikanten Herrn Schaarschmidt verübt. Als dieselbe von Reichen brand kommend sich der Grünaer Grenze näherte, begegnete ihr ein annähernd 20 Jahre alter Mensch, der das junge Mädchen überwältigte, in den Straßen graben warf und dann in das nebenstehende Kraut feld schleppte. Dort zerschlug er ihr das Nasenbein und brachte ihr noch verschiedene Wunden au ihrem Körper bei. Auf ihre Hilferufe steckte er ihr die Faust in den Mund, jedoch wurden diese Rufe von herannahenden Personen gehört, die den rohen Patron in die Flucht trieben. Blutüberströmt wurde das bedauernswerte Mädchen zu seinen Eltern ge bracht und sofort der ärztlichen Behandlung über geben. Auch wurde die Polizei hiervon benachrich tigt. Hoffentlich entgeht der freche Mensch seiner verdienten Strafe nicht; er war gekleidet mit Heller Hose, dunklem Jacket und schwarzem Filzhut. — Reichend ych, 3. Aug. Eine Gemeinheit sondergleichen ist dieser Tage auf den Fluren am sog. Sorgwege ausgeführt worden, indem man frisch gemähtes Getreide unter dem Schutze der Nacht in eine nahe Wächterhütte trug, diese damit vollständig ausstopfte und das Ganze dann in Brand steckte. Es ist kaum anzunehmen, daß dies ein bloßer dum mer Jungenstreich gewesen sein soll, vielmehr dürfte Rachsucht der That zu Grunde liegen» — OelSnitz im Vogtl., 5. Aug. In der Nacht zum 18. März 1892 brannte in Obertriebel der Waldmann'sche Gasthof und mit ihm das Knoll'sche Gehöfte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Knoll'sche Familie rettete damals mit Mühe und Not kaum das bloße Leben. Wiewohl sich in jenen V Tagen Schadenbrände und Einbrüche in Wirtshäusern und Bauerngehöftenrn wirklich beunruhigender Weise mehrten, gelang es doch nicht, die Verbrecher zu ermitteln. Allgemein wurde angenommen, Vagabun den, die in Grenzorten immerhin noch ein ergiebiges Feld für ihre Unthätigkeit finden, könnten diese Schadenbrände angelegt haben. Die Grundstücke wurden wieder aufgebaut und die Sache halb und halb vergessen. Da auf einmal nahm diese Angele genheit eine ungeahnte Wendung. Gendarm Meinel, der im Frühjahr d. I. von Dresden nach Untertrie bel versetzt wurde, zerstörte das über den Brand verbreitete Lügengewebe und gelangte nach viermo natlicher angestrengter Thätigkeit auf die Spur der Brandstifter. Kreuz- und Querfragen lockten den Hauptbrandstifter in die Falle. Es ist dies der Hand arbeiter Wunderlich im sogenanten „Ehrlich" bei Untertriebel. Derselbe gestand die Schandthat unum wunden zu und bezeichnete einen Bauergutsbssitzer und einen begüterten Schuhmacher in Haselrain bei Poffek als Anstifter zum Brande. Er will den Waldmann'schen Gasthof auf besonderen Antrieb der mit ihm verhafteten und dem Amtsgerichts Oelsnitz zugesührten beiden Helfershelfer in Brand gesetzt haben. Nur frevelhafter Usbermut kann der Beweg grund zu dieser That gewesen sein, denn keinem der Inhaftierten erwuchs ein direkter Nutzen. Ob die Verhafteten noch weitere Verbrechen auf dem Kerb- holze haben, wird dis Untersuchung ergeben. — Aus dem Vogtlande, 6. August. Ein ehemals im Vogtlande stark betriebener seltsamer Fabrikationszweig, das Pechsieden, ist nunmehr staats- seitig vollständig eingestellt worden, da es sich als zu wenig lohnend erwies. Das König!. Forst-Rent amt beschränkt sich nunmehr auf den Verkauf des in den Staatswaldungen gewonnenen Roh Harzes. Der Erlös für das im Jahre 1894 in den Nuer- bacher und Schönecker Waldungen ausgefallene Harz im Gewicht von 2042 KZ stellte sich auf 653 Mark 44 Pf., wovon nach Abzug der Gewinnungs- und sonstigen Kosten ein Reinertrag von 375 M. 65 Pf. verblieb. Bei der Pechsiederei zu Eich ließ dem eben erschienenen Jahresberichte der Plauenschen Handels und Gewerbekammer zufolge der Geschäftsgang 1894 zu wünschen übrig. Infolge der vorherrschend un günstigen Witterung hatten die Brauereien bedeutend weniger Absatz, was selbstverständlich auch auf den Bedarf an Pech einschränkend wirkte. — Schandau, 5. Aug. Seit vorgestern mittag sind die im Elbstrombett bei Herrnskretschen mittelst Taucherapparates unternommenen Felsab treibungen beendet. Es wurde erst trocken abgear beitet, worauf man dann gegen hundert Schuß ab gab, infolgedessen so viel Gestein losgesprengt wurde, daß der fünfundzwanzig Meter lange und vierzehn Meter breite Stein, dessen Stärke sich nicht feststellen ließ, augenblicklich nahezu von einem Meter Wasser- Höhe überdeckt wird. Gleiche Arbeiten werden mit Zuhilfenahme desselben Apparates vor Merschowitz an der Moldau ausgeführt werden. — Ein 11jähriger Junge in Berthelsdorf b. Herrnhut sagte im Uebermut zu seinen Spiel kameraden: „Ich hacke mir gleich den Fuß ab!" und holte auch mit einer Axt, mit der er natürlich in den Erdboden schlagen wollte, aus, kam aber beim Niederschlagen dem Fuße zu nahe und hackte sich eins Zehe ab. Z Berlin, 6. Aug. Die kirchliche Feier des Sedantages wird in Preußen am Sonntag, den 1. September in der evangelischen Landeskirche statt finden, nachdem unter den leitenden Behörden hierüber eine Vereinbarung erfolgt ist. Z Berlin, 5. Aug. Der vielgenannte pro- testlerische Reichsiagsabgeordnete Dr. Haas hat sich jetzt entschlossen, sein Mandat nicht niederzulegen. Er ist allerdings nach Frankreich, nach Nancy, über gefiedelt, hat aber --Metz, wo er gewählt ist, einen