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Wochen- und RMMMatt Zugleich AesWs-AWM flr KchxAsrf, Wlitz, Kemsdorf, Msdsrf, A Wdie«, Heisrichsirt, M«ienm«. Mist». Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. M- 79. Fernsprechstelle Nr. 7. D0NUerstllg, dSN 4. ApNl Fernsprechstelle Nr. 7. 1895. Meses Blatt erscheint täglich <außer Sonu- MÄ Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelae Nummer la Pfennige. AHrllungen nehmen außer Ler Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. PoftMstüten, Postvoten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaliWS Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TagsSMschi-Aw. * — Lichtenstein, 3. April. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, soll morgen Don nerstag abend eine nochmalige Darstellung der lebenden Bilder, die zum Bismarckfeste so großen Beifall fanden, im neuen Schützenhaussaale stattfinden, nm auch den Damen, die am Kommerse wenig be teiligt waren, dies zugänglich zu machen. Ferner werden noch Darbietungen des Musikoersms und des Stadtorchesters diesen Abend ausfüllen. * — Die zweite diesjährige Bezirksaus schuß-Sitzung findet Mittwoch, den 10. April 1895, nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau, König straße Nr. 3 statt. * — Dis Organisation der Unterosfizierschule zu Marienberg hat insofern ein« Veränderung erfahren, als vom Jahre 1896 ab die Ausnahme und Ent lassung der Zöglinge nicht mehr zu Michaelis, son dern zu Ostern erfolgt. Auch die Ausnahme in die Soldaten-Knabenerziehungsanstalt zu Klein-Struppen finde! vom gleichen Zeitpunkte ab zu Ostern statt. Für die im Herbst 1895 bei diesen Anstalten befind lichen jungen Leute wird der Aufenthalt um ein halbes Jahr verlängert. Die hierdurch bei der Unter- offizierschule länger verbrachte Zeit wird bei der KapÜLlationsverpflichtung (die Unterofstzierschüler müssen nämlich für jedes in der Anstalt verbrachte Jahr ein Jahr über ihre aktive Dienstzeit bei der Truppe dienen) nicht ungerechnet, während das auf der Unterosfizierschule länger verbrachte halbe Jahr den Unteroffizierschülern als aktive Dienstzeit anzu- rcchnen ist. Bei den Bezirkskommandos können die Angehörigen der in der Erziehungsanstalt aufzu nehmenden Knaben Auszüge aus den Ausnahme bestimmungen für diese Anstalt entnehmen. Die An meldungen zur Aufnahme in die Anstalt zu Klein- Struppen haben unter Beifügung der aus diesen Aufnahmenachrichten ersichtlichen Zeugnisse beim Kgl. Kriegsministerium zu erfolgen. Die militärärztliche Untersuchung, wie die Prüfung der hierbei für tüchtig befundenen Knaben im Rechnen, L-sen und Schreiben findet wie bisher bei dem Bezirkskommando, in dessen Bezirke der Knabe seinen Wohnsitz hat, statt. — Welcher Beliebtheit sich beim reisenden Publi kum die zusammenstellbaren Fahrscheinhefte erfreuen, dürfte daraus hervorgehen, daß im Jahre 1894 36387 derartiger Fahrscheinhefte im Bereiche der Sächsischen Staatseisenbatznen ausgegeben wur den; es ist dies gegen das Jahr 1893 eine Mehr ausgabe von 3162 Stück. Von der erstgenannten Gesamtsumme verabfolgte die Ausgabestelle in Dres den allein 22579 Stück, die Ausgabestelle in Leipzig 13 808 Stück. Der Anteil der Sächsischen Staats bahnverwaltung aus den in ihrem Bereiche und von den fremden Ausgabestellen verkauften Fahrscheinheften betrug im Jahre 1894 1430735 M. oder 125952 mehr als im Jahre 1893. — Das Ministerium des Innern warnt öffent lich vor einem F'eischkonservierungsmittel „Treuenit", hergestellt von dem Droguisten Wolf in Treuen. — Eine Schwindelofferte macht jetzt eine Pariser Porträtkünstlergenossenschaft, worin sie angiebt, jedem Empfänger eines von ihr ausgegebenen Konpons ein lebensgroßes Porträt gratis zu liefern. Schickt nun Jemand eine Photographie zum Vergrößern ein, so erhält er binnen kurzem den Bescheid, daß die Bilder nur gerahmt versendet werden können und daß man mit dieser schwierigen Arbeit gleichzeitig die Genossen schaft betrauen und den Betrag von 35 bis 50 Mk. je nach Wahl des Rahmens per Postanweisung ein senden möchte. — Die königl. Staatsanwaltschaft Chemnitz erläßt eine Bekanntmachung, nach welcher in den letzten Monaten in Chemnitz und Umgebung auffällig viele nachgemachte Münzen und zwar besonders Ein- und Zweimarkstücke, eingeliefert worden sind. * — Oelsnitz, 1. April. Heute nachmittag lockte der 23jährige Günther das 9jährige Mädchen eines Bergarbeiters in den dort an der Oelsnitzer- straßs gelegenen Wald, um brutale Handlungen an derselben auszuführen. Der Vater des Kindes er langte hiervon Kenntnis und verfolgte die Spur des Betreffenden. Jedoch beim Nahen verschwand Gün ther, aber es gelang den Polizeiorganen, denselben im Walde aufzugreifen und sofort dingfest zu Wochen. Günther ist ein arbeitsscheues Individuum. — Oelsnitz i. E., 1. April. Vorgesterr- wurde ein hiesiger Bergarbeiter, namens Raczkowiak wegen rohen und herzlosen Behandelns seiner eigenen vier Knaben arretiert. Dieser Unhold hatte dieselben 3 Tage hungern lassen und am Ende noch in mr- menschlicher Weise mit einem spanische« Rohr gemiß- handelt. — Oelsnitzer Bergbaagewerkschaft Oelsnitz (Erzgebirge). Tie Gewerken der Oelsnitzer Berg baugewerkschaft werden zur 11. ordentlichen Generai- versammlung, welche Mittwoch, den 17. April, nach mittags 2^/s Uhr, in der Restauration des Hedwig- schachtes zu Oelsnitz (E.) stattfivden soll, eiugeladen. Die Nachfrage rach Kohlen war im verflossenen Jahre gering. Die Preise rückgängig. Der »isherigs Ver kauf der neuen Anleihe hat sich sehr günstig gestaltet, so daß ein Kursgewinn von 2592 M. erzielt werden konnte. Die Zahl der umlaufenden Kuxe stellt sich auf 4879 Stück. Nach 50.000 M. Abschreibungen erhalten die Kuxe je 18 M. Ausbeute, auf neue Rechnung kommen 5232 M. — Mylau, 1. April. Heute früh gegen 2 Uhr ist ein Stück der hohen Umfassungsmauer des Schloßgartens nach der Mühlgasse zu von ca. 10 na Länge eingestürzt. Hierbei rutschte die Stein- und Schuttmasse den steilen Schloßberg hinunter; ein i/s Zentner schwerer Stern rollte durch das Fenster der Fleischer Rnth'schsn Schlafstube in der Mühl gasse und verletzte die im Bette liegende Frau Roth derart an der Stirn, daß sie stark blutete und in ärztliche Behandlung genommen werben mußte. — Aus dem oberen Gottleubathale. Während im vorigen Jahrs dis Gewitter Ende April und im Mai sich einstellten, wurden Heuer schon am Donnerstag und Freitag die ersten beobachtet. Das erste war mit Doanerschlägen begleitet und zog nach Bodenbach, dem GebirgSkamme entlang, da sich das selbe links von der Gottleubaquelle entwickelt hatte. Dagegen kam das zu Mitternacht des folgenden Tages auftretende Gewitter mehr zur Geltung. Nach dem Untergangs des Mondes stellte sich anhaltendes Blitzen ein, so daß oft die ganze Landschaft erleuchtet war. Dann folgte ein kräftiger Regen. — Waldheim, 1. April. Am Freitag früh sprang der hiesige Schornsteinfegergehilfe O. in der Nähe der Schinderkluft in die Zschopau. Bei dem großen Wafserstand ist es noch nicht gelungen, die Leiche aufzufinden. — In Kahm er bei Greiz wurde vorigen Sonntag in einem nahen Gehölz ein männlicher Leichnam aufgefunden, der wahrscheinlich schon län gere Zeit unterm Schnee gelegen hatte. Wie aus Papieren, die beim Leichnam noch vorhanden waren, hervorgeht, ist deü Berstorbene mit dem 49 Jahre alten Weber Spitzner aus Chemnitz identisch. 8 Berlin, 2. April. Der „Nationalzeitung" nach läuft in Abgeordnelsnkrcisen das Gerücht, der Kaiser habe beim gestrigen Empfang des Reichstags präsidium den Herren Buol und Spahn sein Be dauern ausgedrückt, daß sie aus so trüber Veran lassung den Reichstag bei diesem Feste vertreten. Bei dem Hurrah auf Bismarck sollen die beiden genannten Herren kräftig in das Hoch mit eingestimmt haben. Auch Herr v. Levetzow war zu der Tafel im Schloß geladen. Z Das Fernbleiben dcS ersten Vizepräsidenten Schmidt-Elberfeld von der Audienz beim Kaiser, wird von der Centrumspresse nunmehr auch in scharfer Weise getadelt. Es würde der „Köln. Volksztg." ganz unbegreiflich erscheinen, wenn sich die Angabe bestätigen sollte, daß er dem Hofmarschallamt seine Verhinderung angezeigt habe, ohne seins Präsidial« kollegen davon zu verständigen. Bei Herrn Schmidt sei offenbar die Vorsicht der bessere Teil der Tapfer keit gewesen, und sein Fortbleiben sei umso weniger als eine That aufzufassen, als es unter den gegebenen Umständen zunächst auf den Präsidenten und nicht auf den Vizepräsidenten ankam. — Die WsserMung erklärt, der Abg. Schmidt habe durch sein Fern bleiben von der Audienz neuen Grund zur Befrie digung über die Trennung zwischen beiden Flügeln der freisinnigen Partei gegeben. J-tzt sind doch die Männer des gemäßigten Freisinns und der frei sinnigen Vereinigung nicht mehr verantwortlich für jede Taktlosigkeit, die ein Mitglied der freisinnigen Bolk^purtei begeht. Z Zu der Luftschifferabteilung sollen in Zukunft, einer Kabinettsordre des Kaisers zufolge, nur kräf tige und gewandte Militärpflichtige mit einem Körper gewicht möglichst nicht unter 70 als Rekruten kommen. Das kleinste Maß soll 1,62 m, ausnahms weise für Handwerker 1,57 m betragen. Bisher war für die Luftschiffer-Abteilung dasselbe Matz wie für die Gardetruppen, also 1,70, ausnahmsweise 1,67 na notwendig. § Die gegenwärtige politische Lage bezeichnet die Boss. Ztg. als verworren. Die Zukunft ist un- durchnchttg. Der Kurs ist weder der Rechten noch dem CeMrum gegenüber fest und bestimmt. Nur die Abneigung gegen den entschiedeneren Liberalismus ist der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht. Die Männer von heute treiben, wie es Fürst Bismarck that, sine Politik von Fall zu Fall, sie suchen sich auch von Fall zu Fall die Mehrheit. Aber wenn zwei dasselbe thun, ist's nicht dasselbe. Fürst Bis« marck war stark genug, daß er die Teile in der Hand hatte. Die gegenwärtige Regierung beherrscht nicht die Parteien, sondern kann sie nur gewinnen, indem sie sich ihnen unterwirft. Das Centrum erweist auch einem katholischen Reichskanzler keine Gefälligkeiten ohne Gegenleistungen. — In wenigen Wochen wird sich entscheiden, ob die Regierung bereit ist in den Ruf einzustimmen: „Katholisch ist Trumpf!" Z Die vor einiger Zeit durch die Blätter ge gangene Mitteilung, daß nach dem Vorgangs von Bayern und Sachsen auch Baden, das sich neuer dings zur Einführung der Stenographie in die höheren Schulen entschlossen hatte, zu diesem Zwecke das Gabelsbergersche System wählen werde, wurde angezweifelt. Im letztvergangenen Monat ist nun in Baden eine Verordnung der großherzoglichen Re gierung erlassen, wodurch zwei Lehrerseminare mit der Abhaltung von stenographischen Unterrichtskursen unter Zugrundelegung des Gabelsbergerschen Systems beauftragt werden. Der Unterricht soll dazu dienen, das nötige Lehrerpersonai für den stenographischen Unterricht an den höheren Lehranstalten des Landes zu beschaffen. In Baden wird demgemäß das Gabels bergersche System an den höheren Schulen gelehrt werden, wie es denn auch als völlig unmöglich be zeichnet werden muß, daß, nachdem einmal verschie dene deutsche Bundesstaaten sich für ei.. Steno graphiesystem entschieden haben und dieses sich aufs trefflichste bewährt hat, ein anderer Staat, der die Stenographie in seine höheren Schulen als Lehr gegenstand einzuführen beabsichtigt, ein anderes System wählen könnte. tz Berlin, 2. April. Dis Illumination in Berlin fiel gestern abend glänzend aus. Es hatte« besonders einige große Kaufhäuser prächtige Arrange ments getroffen. Die Straßen waren bis zu später Stunde von Tausenden von Menschen belebt, mehr fach fanden Festtafeln statt. Auch die Berliner Männergesangvereine hielten ein von 2000 Sängern ausgeführtes Concert in derPhilharmanie ab. Der Nationalliberale Verein hatte Kommers im Kaiserhof.