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Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich MM-Mzeiger für Lohndors, Mdlitz, Amsdorf, Mors, Kl. LOim, KtmiHsorl, Nmenw und Mlsen Aintsblcrtt für den Stadtrat zn Lichtenstein. -———— —-—--————-—— — 45. Jahrgang. ———————-——— - Nr. 286. Dienstag, den 10. Dezember ^'^"77,'???"" 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Marl 2b Pfennige. — Einzelne Nummer 1V Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstaltcn, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeAr oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. VelMNLMRchMg. Es wird hiermit allen Hausbesitzern in Erinnerung gebracht, daß sie bei Vermeidung von 2 M. —- Strafe nicht nur die Trottoirs und Fußwege vor ihren Häusern vom Schnee und Eis zu säubern, einzuebnen und bei eintretender Glätte Sand zu streuen, sondern auch den von den Dächern herabfallenden Schnee ohne Verzug zu beseitigen haben. Wenn das Einstreuen nicht bis vormittags 8 Uhr bewirkt ist, tritt die obenbemerkte Strafe ein. Gleichzeitig wird das Fahren mit sogenannten Raschelschlitten wie auch das Schlittschuhlaufen auf den Straßen und Gassen der Stadt, einschließlich des Marktplatzes, hiermit wiederholt untersagt. Kontraventionen werden mit 2 M. —-- Geldstrafe, eventuell mit Haftstrafe, sowie mit Wegnahme der Schlitten und Schlittschuhe geahndet. Zugleich werden alle Eltern und Lehrmeister Taigesgefchichie. *— Lichtenstein. An Stelle des bisherigen For mulars für die Unfallanzeigen hat das Reichsversiche rungsamt ein anderes Formular festgesetzt. Vom I.Jan. 1896 an hat nun dieses bei Erstattung von Unfall anzeigen Verwendung zu finden, das alte Formular ist von diesem Zeitpunkte an nicht mehr gtltig. *— Callnberg. Die Einwohnerzahl unserer Stadt hat sich seit der letzten Volkszählung um 163 vermehrt, so daß wir nach dem Ergebnisse der jüng sten Volkszählung 3,130 Einwohner haben, nämlich 1,490 männliche und 1,640 weibliche, die sich auf 802 Haushaltungen (einschließlich Seminar) verteilen. — Bei der Callnberger Stadtsparkasse wurden im Monat November 9,161 Mark in 94 Beträgen ein gezahlt (das sind 1,130 Mark in 29 Beträgen mehr als im gleichen Monate des Vorjahres), während in 35 Posten 5 627 Mark 20 Pfg. zurückerhoben wur den (das sind in 8 Beträgen 1,794 Mark mehr als im Vorjahre). Der Gesamtumsatz im Monat No vember betrug 31,563 Mark und wurden 10 Ein legerkonten neu eröffnet. — Weihnachtsgeschenks und Neujahrsgrüße können, wie aus Amerika gemeldet wird, schon jetzt «ach den Vereinigten Staaten geschickt werden. Wem daran gelegen ist, daß die betreffenden Sendungen erst zur gehörigen Zeit in die Hände des Empfängers gelangen, hat nur nötig, auf dem Briefumschlag fol gende Worte zu schreiben: „Po äslivor ou 0üri8t- mas (Am Weihnachtstag abzuliefern), oder: „Po äslivor ou ^owvoaro (Am Neujahrstag abzuliefern). Wer Weihnachtsgeschenke sendet, thut auch gut, in der dazu nötigen Deklaration das Wort: „Otrri8tma8pro8oiit"(Weihuachtsgeschenk) hinzuzufügen, da die amerikanischen Zollbeamten, die sonst ziemlich streng vorgehen, bei Sendungen, die augenscheinlich als Weihnachtsgeschenke zu betrachte» find, Rücksicht walten lassen. — Eine für alle Stadtgemeinden wichtige Entscheidung hat das königl. Ober landesgericht zu Dresden am 8. November 1895 ge troffen. Die am 17. Februar 1840 geborene Frau Marie Selma verw. Advokat Schiffner, die in Leis nig einen Hausierhandel mit Garn, Schürzen rc. be treibt, war am 9. Februar 1893 früh in der 9. Stunde beim Wasserholen in der Nähe des öffent lichen Druckständers in der Oberlanggasse zufolge Glatteises gefallen und hatte den rechten Vorderarm in der Nähe des Handgelenks gebrochen. Infolge dessen, daß nicht gestreut gewesen war und sie durch den Armbruch dauernd am Erwerb gehindert sei, strengte dieselbe Klage auf 450 M. jährlichen Scha denersatz gegen die Leisniger Stadtgemeinde an. Die Klage ging durch mehrere Instanzen und hatte seitens der Schiffner insoweit Erfolg, als vom Reichsge- richt die Berechtigung zur Forderung eines Schaden ersatzes anerkannt und nachmals vom königl. Ober- landcSgcricht der zu zahlende Betrag festgesetzt wurde, wonach Frau Schiffner von der Stadtgemeinde Leis- »ig auf die Zeit vom 10. Februar 1893 bis 10. August 1893 den sofort zu zahlenden Betrag von 125 Mk. und auf die darauffolgende Zeit bis zum dringend veranlaßt, ihre Kinder beziehentlich Lehrlinge entsprechend zu beauf sichtigen. Lichtenstein, den 7. Dezember 1895. Der GtKdtrat. Lana e. WetMNÄMchMg. Wegen Reinigung der hiesigen Amtsgerichtslokalitäteu bleiben solche Freitag mrd Sonnabend, Leu LL. MKd L4. Dezember L8KF geschlossen und können an diesen Tagen nur dringliche Geschäfte erledigt werden. KSNigliches Amtsgericht Lichteustei«, am 9. Dezember 1895. Gehler. Tode jährlich 150 M. Rente zu erhalten hat, die in allmonatlichen Raten vorauszuzahlen ist. Außer dem hat die Stadtgemeiude neben den bereits rechts' kräftig siuferlegten Kosten der Revisionsinstanz noch zwei Drittteile der Kosten 1. und 2. Jostanz, Kläge rin aber nur ein Drittteil 1. und 2. Instanz zu tragen. Das Einkommen der Frau Schiffner war fo niedrig geschätzt, daß sie von städtischen und Staatssteuern besreit war; auch bezog sie mehrfach Beträge zur Unterstützung aus der „Mendestistung". — Die Lotterie der ersten sächsische« Pferde- zuchi-Aasstellung, welche, wie bekannt, am 14. Dez. d. I. stattfindet, erfreut sich nach Beendigung der sächsischen Staalslotterie dieses Jahres einer großen Beliebtheit und nimmt der Losvertrieb einen recht erfreulichen Fortgang, nachdem das Königl. Ministe rium letzthin im Landeskulturrate die Nützlichkeit der Bestrebungen der sächsischen Pferdezucht-Ausstellung für die Remontierung der Armee festgestelli. Ganz besonders ist es nicht nur die Güte des ostpreußischen Zachtmaterials, sondern auch die Beschaffenheit der Gewinngegenstände, welche der Dresdner Rennverein als Veranstalter der Lotterie zur Ecgänzung dersel ben aus den mit der Pferdezucht verwandten Indu striezweigen mit großer Sorgfalt und Mühewaltung ausgesucht, um mit seiner Lotterie etwas erstmaliges ganz außerordentlich Gutes und Nützliches zu schaffen. Eine Ausstellung dieser Jndustriegegenstände, welche ohne Ausnahme nur bei heimischen Gewerbetreiben den entnommen, findet seit diesem Freitag in einem hierzu ermieteten Ausstellungslokale, Struvestraße 6, Part, statt und ist Losinhabern bereitwilligst Be sichtigung gestattet. Ein Hauptvorteil der erstmalige» Lotterie ist der, daß nichtkonvenierenden Falles den Gewinnern ein eventueller Umtausch der Industrie- gegenstände zum vollen Lotteriewert bei den bstr. Lieferanten gegen andere zu wählende Gegenstände garantiert wird. So dürfte die erste sächsische Zucht ausstellung willkommene Gegenstände in großer Zahl auf den Weihnachtstisch liefern. — Seit einigen Tagen ist in den höher ge legene» Teilen unseres engeren Vaterlandes Sachsen ein nicht unbedeutender Schneefall eingetrete». Auch im benachbarten Bayern haben die Gebirgszüge schon seit Anfang vergangener Woche ihr Winter kleid angelegt. Der Sturm, unter welchem wir neuerdings zu leide» hatten, war am Mitt woch in Bayer» ein orkanartiger und so stark wie er auch dort nur selten zu beobachten gewesen ist. Das stürmische Wetter beeinflußt auch den Eisen bahnverkehr in nachteiligerWeise. Es zeigten sich darum auch in den letzten Tagen minder erhebliche Ver spätungen. Die Gewalt des Sturmes ist aber be sonders in den höher gelegenen Gegenden eine so große, daß sie auch bei der besten Maschinenkcaft nicht ohne Folgen für den immerhin umfängliche Angriffsfläche darbietenden Eisenbahnzug bleiben kann. — Das Einfädeln der Nähnadeln wird dem nächst aufhören, da von Ehr. Fr. Lex jun. in Bremen eine Nähnadel mit seitlich geschlitztem Oehr konstruiert und demselben patentiert worden ist. An dieser Nadel ist die über dem Schlitz liegende Nadelkopf seite in der Art abgeflacht, daß hierdurch eine aus der Nadel nicht vorspringende und daher das Nähen nicht behindernde Nafe entsteht, welche eine Arretie rung für den an der Nadelseite niedergeschobenen Faden bildet und diesen zugleich automatisch in da« Oehr leitet. Also auch unseren schwachsichtigen Haus frauen wird demnächst das Einfädeln keine fchwierige Arbeit mehr sein, da nach einer Mitteilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard LüderS in Görlitz bei der neuen Nadel nur durch einfaches Vorbeiführen des Fadens am Nadelende das Ein fädeln auf leichte und sichere Weise bewirkt wird. — Auch gegen Einbruchsdiebstahl kann man sich versichern. Eine transatlantische Feuer-Versiche- rungs-Aktien-Gesellschaft in Hamburg ist zum Be triebe solcher Versicherungen im Königreich Sachsen zugelaffen worden. — Von jetzt an soll, um einem vielfach aufge tretenen Bedürfnisse abzuhelfen, den Inhabern zu sammengestellter Fahrscheinhefte mit Scheinen für die Strecken vo» Reichenbach i. V. über Chemnitz- Dresden—Elsterwerda oder Röderau nach Berlin und von Reichenbach i. V. über Chemnitz—Riesa—Rö- derau nach Berlin gestattet werden, die Scheine, so weit sie auf sächsische Strecken lauten, anstatt auf den darin angegebenen Strecken auf der kürzeren Strecke von Reichenbach bis Leipzig gegen Umschrei bung zu benutzen, doch sind solche Reisende zu ver ständigen, daß die Umschreibung nur unter der Voraussetzung eintreten kann, daß in Leipzig (Berl. Bhf-f^bei den diese Station durchfahrenden Schnell- zügen'bereits in Leipzig (Bayer. Bhf.) für die Strecke bis Jüterbog eine besondere Fahrkarte »achgelöst wird. Ferner ist für diejenigen Inhaber zusammen- gestellter Fahrscheinhefte mü Scheinen zur Fahrt von Dresden über Chemnitz—Thalheim—Zwota—Adorf, die der besseren Verbindungen wegen über Zwickau- Plauen i. V. fahren wollen, dis Einrichtung getrof fen worden, daß sie die Scheine gegen Zahlung eines geringe» Zuschlags in Dresden-Altstadt oder Chem nitz für den Weg über Zwickau—Plauen umschreiben lassen können. Reisenden, die von Dresden-Altstadt aus einen Schnellzug benutzen wollen, ist jedoch zu empfehlen, die Um chreibung bereits in Dresden be wirken zu lasten, da ihnen in Chemnitz des kurzen Zagaufenthaltes wegen nur geringe Zeit für gedachte Maßnahme zur Verfügung steht. — Dresden, 7. Dez. Zu der Meldung von der Abänderung des sächsischen LandtagSwahlgesetzes erfährt die „Dresd. Ztg." von gut „informierter, durchaus zuverlässiger Seite" folgendes: Die Mittei lung der „Deutschen Wacht", daß unter den anti sozialistischen Abgeordneten geheime Beratungen wegen einer Aenderung des Wahlrechts gepflogen werden, die eine Beseitigung der sozialdemokratischen Abgeordneten und eine Erhöhung des Crnsus be zwecken, ist, insoweit nationalliberale Kreise dabei in Frage kommen, unzutreffend. Obwohl eine diese An gelegenheit berührende Petition vo» einem Mitgliede der nationalliberalen Partei, Herrn Stadtrat Lad wig Wolf in Leipzig, ausgegangen, können wir ver sichern, daß im nationalliberalen LandeSverein diese Frage weder besprochen noch irgend ein Beschluß darüber gefaßt worden ist. Soweit wir unterrichtet