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— ——- Wochen- mü RschrichtsNaii zugleich KtsMs-AnMer str KshÄsrs, MHW, KmÄ«rf, Msdirf, Ä. SKit», HemWssrt, Marienm»Milse». Amtsblatt fiir de« Stadtrat z« Lichtenstein. IKHrKKUg. , Nr. 216, Mernsprechste«. Str. 7. Dienstag, den 17. September M-rasprechstell- Str. 7. 1895. IZäs«» Blatt erscheint rägUHußer Smm- MÄ Wagy abends für dm ^o^ae^^g^ MeÄchShütch« ^^«gM — Etnzelm Nummer 1« Pfenniges— 'MeLnngm nehmen autzer Ler Expedition in Achimstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstatten, PoWotm, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die diergespalt« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LKMsMschLchLs. *— Lichtenstein, 16. Sept. Anläßlich des Erntedankfestes war gestern bas Götteshaus von Andächtigen zahlreich besucht. Der Altmplatz war mit Blumen-, Feld- und Gartevfrüchlen geschmückt. *— Bon Augenzeugen wird uns berichtet, daß der gestern (Sonntag) in Chemnitz von Her« Feller ausgelassene Luftballon nachmittags gegen 6 Uhr in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes Stollberg glück lich gelandet ist. Zwei zufällig anwesende Lichten- stemer Herren sollen beim Mederziehen des Ballons behilflich gewesen sein. — Obwohl die Sommerszeit in der Regel für die Wirkwaremuduftrie etwas flau ist, war sie doch diesmal in geschäftlicher Beziehung beftüdigend. Die Ausfuhr von Strumpfwarm hat nicht allein nach den Bereinigten Staaten, sondern auch nach den anderen Ländern eine Steigerung erfahren, so daß sich der Jahresschluß wohl beftiMgsnder gestalten wird als in den letzten Jahren. Selbst Spanien, wohin seit dem Beginn des ZoMampfes wenig Wa ren ausgeführt werden kömüen, zumal auch dort ver schiedene Wirkwarenfabriken gegründet worden sind, hat in den ersten sieben Monaten über 250 D.-CLr. baumwollene Strumpfwaren aus Deutschland bezögen. Die Steigerung für Rohbaumwolle und Wolle hat auch eine Preiserhöhung der fertigen Wirkwaren zur Folge gehabt; doch kounte dieselbe ohne sonder liche Schwierigkeiten durchgesetzt werden. In Zeiten flotten Geschäftsganges ist das leichter möglich als in stillen Zeiten. — Es dürfte iu weitere» Kreisen Noch nicht be kannt sein, daß irr den Wäldern des Vogtlandes ge genwärtig die zweite Frucht der Schwarzbeeren zur Reife gelangt und in diesem Jahre einen guten Er trag liefert. — Die Pre'chelbeerernte geht nunmehr ihrem Ende entgegen. Ms diesjährige Ernte kann als eine ergiebige bezeichnet werben. Die Händler haben Tausende von Zentnern aufgekauft und nach Norddeutfchland versandt. Dort wurde der Liter Prsißelbecren mit 13 Psg. bezahlt. — Ein Wiedersehen in Feindesland nach 25 Jahren feierte de« Bäckermeister Rühle aus Nauen, welcher sich mit einigen Kameraden zum Besuch de« Schlachtfelds« ausgemacht hatte. Hierbei ließ Herr Rühle es sich nicht nehmen, das Haus in St. Maris aux Cheves, etwa 2 Kilometer von St. Privat ge legen, zu besuchen, in welchem er als Artillerist im Jahre 1870 vier Wochen schwer krank am Typhus damiedergelegen hatte. Kaum hatte er die Thür geöffnet als Madame ihm entgegeutrat. Sie erkannte ihn sofort und schrie auf: „Nou ckiou, Is prussiou luolaciu!" (Mein Gott der kranke Preuße!) „Oui muckumo! antwortete R. — Damit war sein Fran zösisch zu Ende. Er begnügte sich nun, die Hand seiner ehemaligen Wirtin immer wieder zu drücken, als der Ehemann aus dem Platze erschien. Er machte zunächst ein sehr verblüfftes Gesicht; als ihn aber Madame von der Sachlage verständigt hatte, war er ebenfalls hocherfreut und öffnete dem ehemaligen Feinde willig die Arme. Man zog nun einen Dol metscher hinzu und enählte einander ausführlich feine Schicksale — von Haß und Revanchegelüste gab es da keine Spur! Bei einigen Flaschen guten Rotwein flogen die Stunden schnell dahin. Der Abschied war ein herzlicher. Herr Rühle mußte immer wieder ver sprechen, bald zu schreiben. Sein ehemaliger Wirt gab ihm zum Andenken eine deutsche Gewehrkugel, eine Chassepot- und eine Mitraillensenkugel, welche er beim Umpflügen des Ackers gesunden hatte. — Ein wegen rückständiger Steuern ausgepfän deter Maschinenbauer in Leipzig hatte in der Auf regung hierüber dem Rate in einem Schreiben em pfohlen, daß dieser „statt für Wettrennen und Se- danverguügungen soviel Geld auszugeben" lieber ehrlich denkende Menschen nicht durch Pfändungen ins Elend bringen möge. Der Rat aber nahm den „Rat" nicht an, stellte vielmehr Strafantrag gegen denselben, der auch noch behauptet, daß das Ver fahren gegen ihn einer „Erpressung" gleiche und das König!. Schöffengericht belegte nun den unbefugten „Ratgeber" mit 14 Tagen Gefängnis. — Der m Chemnitz in Garnison stehende Premierleutnant Oeser hat sich, wie aus Neusalza, dem Geburtsorte des Bräutigams, gemeldet wird, mit Miß Marion Estelle Edison, Tochter des be kannten amerikanischen Erfinders Edison, verlobt. — Waldenburg, 13. Sept. Das Fürst lich Schönburgischs Lehrer-Seminar wird am 3., 4. und 5. Oktober d. I. ein Jubelsest begehen. Die Festordnung für die Doppelfeier zum Andenken an das 50jährige Bestehen des Seminars und zur Weihe seiner neuen und erneuerten Räume ist bereits fest gesetzt. — Die Pflaumenervte wird im Vogtlande jedenfalls befriedigend ausfallen. Die Bäume tragen stellenweise soviel Früchte, daß man raum dis Blätter sieht. Da eröffnen sich verlockende Aussichten auf Pflaumenkuchen und nicht zu vergeffeu: Pflaumenmus! — Adorf, 14. Sept. Dem vorwiegend Vieh zucht treibenden VsgllcmdsG dis letzte langandKuernde Hitze in mehrfacher Hinsicht verhängnisvoll geworden. Zunächst wuchs weder Klee noch Grummet auf den von Wind und Sonne ausgsdörrt.n Feldern und Wiesen, daun kam die anhaltende Trockenheit der Entwickelung Ker Raupe des Kohlweißlings außerordentlich zu Statten, und in Milliarden siele« die gefräßigen Tiere über Kraut, Kohlrüben, Kohl rabi und ähnliche Pflanzen he« und verzehrten nicht nur dis als Viehfutter bestimmten Blätter, fondern auch die Strünke und Knollen. Auch di-- Vermeh rung der Mäuse, Hamster, Maulwürfe, Eichhörnchen usw. ist diesen Herbst im Vogtlands eine vielleicht noch nie beobachtete gewesen; zu Hunderten werden die Mäuse tagtäglich vergiftet, erschlagen, gefangen, ohne daß man eine Abnahme der gefräßigen Nager verspürt, und auch Lie Hamster und Maulwürfe er scheinen in diesem Herbsts trotz Zahlung ziemlich be trächtlicher Faugprämien unausrottbar. Nur längere starke Regengüsse könnten gegen dieses Ungeziefer helfen, welches, wenn es am Leben bleibt, brs eine Schneedecke sich über den Schauplatz ihrer zerstören den Thätigkeit breitet, namentlich der jungen Saat sehr gefährlich werden würde. — Annaberg, 13. Sept. In dem Kirch dorfs Drehbach, nahe bei Scharfenstein, steht im so genannten Pfarrgute ein uralter TaxuS- oder Eiben- bäum, de« bei einer Höhs von etwa 8 in einen Stammumfang, noch 1 in über dem Boden, von 3,14 in, also einen Durchmesser von 1 in hat. Sein Alter wird 400 Jahre geschätzt. Leider ist der Baum, der als eins Seltenheit in unserem Gebirge zu be trachen ist, bis über 1 in feiner Stammhöhs cinge» mauert. Das Gut gehörte vor 200 Jahren dem damaligen Ortspfarrer Rebcutroft, der dort einen Garten angelegt hatte, welcher die seltensten Blumen, Sträucher und Bäume enthielt. Selbst Wein, Oliven, Granaten rc. baute der Botaniker in dem geschützten Garten, der damals vielfach besucht und in seiner Blütenpracht bewuudert wurde. Von der damaligen Gartenpracht sind jetzt nur der alte Taxus baum und verschiedenfarbige Crokuffe vorhanden, die auf der Pfarrgutwiese im Frühlinge ihre Blüten reichlich entfalten. — Glashütte. Daß die hiesige Gegend zu den wildreichsten des Erzgebirges gehören dürfte, dafür liefert eine kürzlich im benachbarten Johns bach vorgenommene Treibjagd den überzeugendsten Beweis. Es sind bei derselben, und zwar nur auf der westlichen Seite des betreffenden Jagdareals, geschossen worden: 2 Zehnender, 1 Achtender, 1 Spießer, 2 Muttertiere, 1 Kalb, 1 Rehbock und 1 Fuchs. — Pirna, 13. Sept. Die interessanten Funde aus dem Lilienstein lenken auch das allgemeine Jn- tereffe auf den gegenüberliegenden Pfaffenstein, dessen gesamtes Gebiet bis heute noch nicht vollständig er forscht und erschlossen ist. Bekanntlich enthält der Pfaffenstein eine große Anzahl enger Felsschluchten, Höhlen, Spalten rc., und eins genaue Untersuchung dieser Felsschluchten hat ergeben, daß dieselben in frühere« Zeit bewohnt gewesen fein muffen. Es muß sich hie« um Ansiedlungen aus frühester Zeit han deln. In den Felsspalten findet man sehr oft ein- gemeifelte Löcher, welche zu Ueberdachungen und zur Zugänglichmachung gedient haben müssen, und am Fuße des wildzerklüfteten Felsens bemerkt man noch heuts dis Ueberrsste einer uralten, gewaltigen Mauer, die den ganzen Felskegel umschlossen zu haben scheint. Auch auf dem Berge selbst soll früher ein Gebäude gestanden hüben. Allgemein nimmt man an, daß sich in früheren Zeiten auf dem Pfsffenstein eine aliheidnische Opfrrstätte befunden hat und daß dort oben einst heidnische Priester gehaust haben, welche in dem Felseulabyrinth ein ungestörtes Dasein führen konnten. Der Wirt auf dem Pfaffenstein, Hr. Keiler, beabFchtigt, de« interessanten Festen noch genauer umsrsuchM zu lasten. — Zittau, 13. Septbr. Im benachbarten Wi ttgendorf ereignete sich vorgestern nachmittag sine aufregende Szene. Die auf dem Felde beschäftigte Magd Bertha Schmidt wurde plötzlich von einem auf der Weide befindlichen Zuchtbullen angegriffen und zu Boden geschleudert. Das wütend gew^.„i.nL Tier stürzte sich mehrere Mals auf das Mädchen, wobei dasselbe verschiedene Verletzungen erlitt. Auf das Hilfegeschrei eilten 4 Männer herbei, die durch wuchtige Schläge den wütenden Bullen von seinem Opfer abbrachten. Ohne dis Dazwischenkunft der Männer hätte der Vorfall für das Mädchen, das sich infolge der erlittenen Verletzungen in ärztliche Behandlung begeben mußte, einen noch gefährlicheren Ausgang nehmen können. — Beachtung verdient insofern ein Häuschen an de« Lsndesgrenzs, als es seiner Zeit von Böh misch - Zinnwald über die Grenze hinüb-rgeschobeu worden ist. Dis Ursache war folgende. Obgleich im dritten Zehnt des 17. Jahrhunderts alle Prote stanten in Oesterreich den Befehl zur Auswanderung erhielten, wenn sie nicht katholisch werden wollten, hatte« sich doch in Zirmwaid und Umgebung zahl reiche evangelische Bergmannsfamilien im Stillen 100 Jahre lang forterhalten. Die harmlosen Leutchen müssen aber den Mariascheine« Jesuiten, als sie von ihrem Dasein Kunde erhielten, doch manche schlaflose Nacht verursacht habe» und deshalb mußten sie im Jahre 1726 den Wanderstab ergreifen und sich durch die Gründung der Orte Neugeorgenfeld und Gott- getreu in Sachsen ein neues Heim schaffen. Einem der Auswanderer wurde es doch zu schwer, sich vou seinem Häuschen zu trennen, und da es hart an der Grenze stand und jedenfalls meist aus Hol; gebaut war, wußte er Rat und schob es eines Tages mit Hilfe seiner Leidensgefährten über die Grenze hinüber. Zum Andenken au jene merkwürdige Begebenheit konnte man bis vor wenigen Jahren au einem Deckenbalken des einen Stübleins die Inschrift lesen: „Ich bin nun auf Sachsens Boden, Gott Lob, Weil mich mein Wirt, Hans Hirsch, aus Böhmen herüber schob." Leider ist diese Inschrift bei einem Umbau des erwähnten Häuschens übertüncht worden. — Aus Altenburg wird dem „T. f. B." geschrieben: Da es bisher noch nicht gelungen ist, die maßgebenden Kreise im Königreiche Sachsen von der Notwendigkeit einer Eisenbahnverbindung zwischen Altenburg und dem Muldenthal zu überzeugen, so wird vorläufig von Interessenten ein anderes Pro jekt aufs Eifrigste verfolgt. Danach soll zwischen Altnburg und Waldenburg ein Motorwagen-Verkehr eingerichtet werden, wodurch die etwa 4 Stunden lange Strecke in Ist» Stunde zurückgelegt werden kann. Bisher hat dieser Plan bei der Bevölkerung in jener Gegend solchen Anklang gefunden, daß sich