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NWMsckbMssliM Wochen- und NachMMlatt zugleich tztschästs-Ziizeiger flr Kohidorf, MH, Aemimf, Züsdorf, Kl. Hidim, MmiMrl, Ammn md Aiilsm. Aintsbltrtt für den Stadtrat zn Lichtenstein. ———————— 4F. Jahrgang. —-——--————-——— ——— —-—-—- Nr. 260. s<--w-K«E-.s Freitag, den 8. November 1895. Dieies Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden di« viergespaltene SorpuSzesl« oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TageSgeschzchLe. * — Lichtenstein, 7. No». Da jedem Wan dergewerbetreibenden selbstredend daran gelegen ist, möglichst zu Anfang des Jahres in den Besitz seines Wandergewerbescheins zu gelangen, machen wir hiermit darauf aufmerksam, daß dies nur mög lich ist, wenn die Gesuche um Erteilung derartiger Scheine Anfang des Monats November bei der Wohnortsbehörde angebracht werden. * — Mit heute hat der diesjährige Herbstjahr markt begonnen, leider mit recht unfreundlicher Wit terung. Erst in den späteren Nachmitiagsstunden ließ die regnerische Witterung etwas nach. Wahrschein lich wird dies auf den Ausfall der Geschäfte nicht unbedeutend einwirken, da der ersteTag stets den Haupt- umsatz bringt. — Kauft am Orte! ruft der „Göttinger An zeiger" sehr zur rechten Zeit seinen Lesern zu, und führt diese Mahnung wie folgt weiter aus: „Die Monate November und Dezember find in ganz her vorragendem Maße eine Zeit der Einkäufe und Preis listen werden den Leuten ins Haus getragen. Wahl macht Qual, aber man sollte sich wegea der Wahl der Bezugsquellen nicht gar zu viel quälen, vor allen Dingen auch der heimischen Geschäftswelt das zu kommen lassen, worauf sie einen Anspruch hat. Es soll kein Schlagbaum vors Stadtthor gelegt werden, damit nur kein Pfennig Geld in die Fremde kann, aber wo alle zu den städtischen Lasten gleichmäßig beisteuern müssen, da ist dem auch Rechnung zu tragen. Es geht nicht, wenn jeder stets haben, nie mand aber geben und verdienen will." — Auch un serer Einwohnerschaft möchte vorstehende Mahnung immer wieder zugerufen werden. — In den sächsische» Landesheil- und Pflege-, sowie den Landeserziehungsanstalten, welche unter der Verwaltung des königl. Ministeriums des In nern, IV. Abteilung stehen, waren am Schlüsse des 3. Vierteljahres 1895 4979 Personen anwesend, und zwar in den Heil- und Pflegeanstalten zusammen 4136 (davon 3414 Geisteskranke); in den Erzieh ungsanstalten zusammen 843. — Die Sächsische Vodenkreditanstalt in Dres den, welche ihren Geschäftsbetrieb am 1. November cr. eröffnet hat, gewährt hypothekarische, kündbare und unkündbare (AmortisationS-) Darlehen zur 1. Stelle auf Grundstücke zunächst im Königreich Sach sen zu koulanten Bedingungen. Auf Grund der ihr erteilten ministeriellen Genehmigung ist dieselbe er mächtigt, gegen die erworbenen Hypotheken auf den Inhaber lautende Pfandbriefe auszugeben. ZurUeber- wachung des Geschäftsbetriebes der genannten An stalt ist seitens der Königlichen Siaatsregierung ein Königlicher Kommissar ernannt worden. Die Errich tung von Vertretungen an sämtlichen größeren Orten des Königreichs Sachsen ist beabsichtigt und find bis auf Weiteres Beleihungsavträge an die Haupt-Ge schäftsstelle König Johannstr. Nr. 10 I m Dresden zu richten. Durch die neue Gesellschaft wird nicht nur der Bodsnkcedit vorzugsweise des Königreichs Sachsen kräftige Unterstützung und Förderung finden, sondern es wird auch durch die Ausgabe der Pfand briefe für unsere Kapitalisten ein erstklassiges An lagepapier geschaffen werden. * — Mülsen St. Niclas, 4. Nom Die Schindler'sche Brauerei wurde bei der Zwangsver steigerung am Sonnabend, den 2. Nov., ohne In ventar für den Preis von 22,300 M. Herrn Sieber in Zwickau zugeschlagen. — Glauchau, 4 Nov. Heute feierte Kauf mann und Agent Franz Julius Saalfeld, Sonnen- straße 7, sein fünfzigjähriges Bürgerjubiläum. AuS diesem Anlasse beglückwünschte ihn eine Deputation des Stadtrates und überreichte ihm eine diesbezüg liche Anerkennungsurkunde. — Ein prachtvoller Mondregenbogen wurde am Dienstag abend gegen '/»12 Uhr in Glau ch a u beobachtet. Derselbe erglänzte in den inten sivsten Farben und blieb etwa eine Viertelstunde sichtbar. — Glauchau, 6. Nov. Zu einem hiesigen Gerber kam am 28. September a. c. ein junger Mann, welcher zwei Kalbfelle, ein schwarzes mit weißen Flecken und ein weißes mit roten Flecken, zum Kauf anbot. Da dem Gerber die Sache nicht ganz geheuer vorkam, befragte er den Ueberbringer der Felle zunächst wegen des Eigentümers, worauf ihm als solcher ein Fleischermeister in Remse bezeichnet wurde, der zufällig ein Bekannter des Gerbers war. Der junge Mann wurde infolgedessen mit dem Be merken abgefertigt, daß man dem Eigentümer der Felle den Wert derselben selbst bezahlen werde, und entfernte sich nunmehr. Bald danach stellte es sich heraus, daß der betreffende Fleischer in Remse gar nicht beabsichtigt hatte, Felle zu verkaufen und diese demnach jedenfalls irgendwo gestohlen waren. Der bis jetzt unbekannt gebliebene Verkäufer, nach dem gefahndet wird, ist nach der Schilderung ein Mann von ca. 20 Jahren, welcher Anflug von dunklem Schnurrbart hatte und einen grünen, oben eingedrück ten Hut mit Schnüre und Quaste trug. — Hartmannsdorf bei Kirchberg, 5. Nov. Dem Waldarbeiter und Lohnboten Christian Eduard Pöpel in Hartmannsdorf, sowie den Waldarbeitern Adam Friedrich Härtel, Christian Friedrich Voigt, Karl Eduard Weigel, Karl Friedrich Barth, Christian Friedrich Wagner und Christian David Voigt in Lindenau, welche seit längeren Zeiträumen (31 bis 52 Jahre) auf dem Staatsforstreviere Hartmanns dorf in Arbeit stehen und jederzeit sich gut geführt und ihre Obliegenheiten getreulich erfüllt haben, wurde am 3. November in Gegenwart des Revier- personalts und einiger Vertreter der übrigen Arbei terschaft des genannten Revieres durch den Revier verwalter Oberförster Schurigt daZ vom Königl. Ministerium des Innern ihnen verliehene Ehren zeichen für Treue in der Arbeit unter ehrender An sprache ausgehändigt. Pöbel erhielt dasselbe iw Umtausch gegen die bereits im vergangenen Jahre ihm verliehene silberne Medaille für Treue in der Arbeit. — Adorf, 6. Nov. Unglück und Glück zu gleicher Zeit war am Montag mittag dem beim hie sigen Rathausbau beschäftigten Maurer Enders be» schieden. Es stürzten Plötzlich zwei schwere Sand steinquadern vom Unterbau des Eckbalkons herab und rissen den Maurer mit sich; am Erdboden aber bildeten die Steine gegen einander gerichtet einen größeren Hohlraum, und dazwischen eingekeilt, aber völlig unbeschädigt, lag Enders. Ein anderer Mau rer vermochte sich am Gerüste festzuhalten und blieb zwischen Himmel und Erde hängend vor dem Ab sturz bewahrt. — Olbernhau, 5. Nov. Heute vormittag in der elften Stunde entgleiste in einer zwischen den Haltepunkten Blumenau und Nennigmühle liegenden Privatgleisweiche die Maschine des von Neuhausen nach Pockau-Lengefeld verkehrenden Güterzuges. Der Verkehr zwischen hier und der letztgenannten Sta tion wurde infolgedessen unterbrochen, so daß die Reisenden an der Unfallstelle umsteigen mußten. Verletzt wurde glücklicherweise Niemand. — Leisnig, 4. Nov. Eine recht betrübende Störung erlitt die KirmeSfreude am gestrigen abend im Gasthof zu Naundorf. Unter den zahlreichen Gästen befand sich auch der 62jährige Nachtwächter Schmidt aus Hetzdorf, welcher, nachdem er sich an Speise und Trank gelabt hatte, Plötzlich vom Schlage getroffen, zum Schrecken aller Anwesenden, tot zu sammenbrach. — Meißen, 5. Nov. Sehr gut erhaltene Urnen sind in großer Anzahl in Coswig aufgefun den worden. Wahrscheinlich ist der Fundort eine germanische Begräbnisstätte gewesen. Es sind dabei Urnen mit Henkeln, mit Stürzen und solche ohne Henkel, Thränenkrüge, flache Schalen, auch in Kin dergräbern Spielgegenstände entdeckt worden. Eine kleine Urne, die Nachbildung einer größeren, ist bloß einen Zoll hoch. In diesen Urnen befinden sich höchst interessante Gegenstände, welche sämtlich aus Bronze bestehen und meist geschmiedet sind, u. a. 2 Arm spangen, Teile einer größeren Spange, -eine Art Nähnadel und ein mutmaßlich die Stelle eines Näh ringes versehender Stein. — Meißen, 4. Nov. Beim Schleusenbau auf der Zaichendorferstraße in Cölln verunglückten in den gestrigen Nachmittagsstunden durch Nachrutschen einer aufgeschichteten Erdwand zwei Arbeiter. Ob wohl beide glücklich aus den Schuttmassen hervor gezogen werden konnten, ist doch nur der eine mit dem Leben davovgekommen, während der andere, ein Familienvater, nach kurzer Zeit infolge Brust- quetschungen seinen Leiden erlegen ist. — Kamenz, 4. Nov. Schon seit Jahrhun derten hat der hiesige Töpferthon, der einst nur auf Stadtgebiet gefunden wurde, einen weithin gehenden Ruf. Die Masse wurde sonst nur hier, in Pulsnitz, Elstra, Königsbrück, Bischofswerda rc. zu gewöhn lichem Geschirr verarbeitet. Seit Eröffnung unserer Eisenbahnen wird der Thon aus hiesiger Gegend auch in weite Ferne geführt und nach seiner Plasti zität zum Teil kunstvoll verwendet. Kamenz, wo die Töpferei großen Aufschwung erfahren, lieferte bis vor 25 Jahren meist nur gewöhnliches Töpfer zeug in Weiß- und Brauntöpferei, bis man die Röh- rensabrikation arfing, die sich eines guten Rufes zu erfreuen hat. Nächstdem begann die Ofenfabrikation, die jetzt anerkannt vorzügliches leistet. Dazu kommt nun in neuester Zeit die Herstellung von Terracotta, wozu bei unserer letzten Gewerbeausstellung die An regung erfolgte. Kunstvolle Gegenstände in gedach ter Manier werden nach antiken Mustern in der Thonwarenfabrik von K. Mützsch von kunstgeüblen Händen geschaffen und in einem besonderen Ofen gebrannt, bis sie schön braunrot erscheinen. Dar nach erfolgt die künstlerische Dekoration in Gold, Bronze und Schwarz. Hsrgestellt werden Vasen (bis zu Meterhöhe), Wandteller, Säulen, Jardinis- ren, Stock- und Schirmständer rc. Diese Kunstsachen erfreuen sich großer Beliebtheit und der Absatz in weite Fernen ist sehr erfreulich. Z Kahla, 4. Nov. In der hiesigen Rats- bibliothek hat der Pfarrer Bergner das älteste Stadtbuch wieder aufgefunden, das fortlaufende Ein träge von 1455 bis 1508 enthält. Es umfaßt ein reiches Material für die Stadtgeschichte: Urkunden, Erlasse, Jnnungsstatuten, eine vollständige Stadt ordnung, ein Bürgerverzeichnis, Briefe des Rats u. a. mehr. Als Kuriosum verzeichnet die „Magd. Ztg.", daß unter den Erlassen sich auch ein solcher über das Halbe- und Ganze-Trinken befindet. Z Der Abg. Singer, der fortgesetzt darüber klagt, daß die sozialdemokratische Forderung der Ein führung achtstündiger Arbeitszeit von der „Bour- geosie" nicht beachtet werde, hat es in seiner Eigen schaft als Vorsitzender der sozialdemokratischen Par teileitung, der als solcher auch unmittelbarsten Ein fluß auf die Verwaltung des „Vorwärts" übt, nicht verhindert, daß die bei der Herstellung des Blattes beschäftigten 3 Stereotypeure in den letzten 14 Tagen 200 (!) Ueberstunden gemacht haben, pro Kopf und Tag also 5fls Stunden. Da in der Druckerei des Vorwärts die Achtstundenarbeit gilt, ergiebt ein Rechsm xempel, daß in diesem Fall jeder Mann 13^/» Stunden arbeitete, so wären zwei stellungslose Ste reotypeure zur Arbeit gekommen, und diese hätten in den 192 Stunden bei dem im Vorwärts durchgeführten Lohnsatz 192 M. verdienen können. Der Arbeiter ausschuß der Vorwärts'Druckerei will in dieser Hin sicht vorstellig werden. 8 Das große Los der preußischen Lotterie --- 600000 M. fällt nach Breslau an Leute, die e»