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UMMckMWW ! früher Wochen- und Kachrichtsblatt Zugleich AtMsts-AWPr fir Huhndorf, R«d!ih, Kemdnrf, Küsdorf, A Csidirn, Hemrichsnt, Mmenu u. Mlftn. Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. AF, Aahrgang. - Rr. 178. Ferrrsprechstelle 7. SöNNabeNh, ÄtN 3. AUgllst Mr»sp«chste«e Nr. 7. 1895. Mses Blatt erscheint t Lg lich (außer Son«-- WS KesttagS) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher- Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. —i .ZsAeüungen nehmm außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Poftaustalten, Poftbote«, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltms Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Mnahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Der am I. August fällige zweite diesjährige Grundsteuertermin ist bis längstens zum L3. August dss. Js. anher zu entrichten. Stadisteuersiuuahme Lichteustein. Sparkaffen-Expeditionstage in Lichtenstein: DisKstags, Donnerstags und Sonnabends. GeMäftsLage der Sparkasse zu Callnberg: Montag, Donnerstag u. Sonnabend. Einlage» werden mit 3sis°/o verzinst. Die Grundsteinlegung der Friedhofs kapelle r« Lichtenstein am 1. August 1895. Die Erfüllung eines seit vielen Jahren gehegten Wunsches unserer Kirchgemeinde Lichtenstein, eine geräumige Parentationshalle za besitzen, um bei Be gräbnissen den Unbilden der Witterung nicht so schutzlos preisgegeben zu sein, ist durch Vie gestrige feierliche Grundsteinlegung der von der hochherzigen Familie des weil. Rentners Christian Fried rich Seydel gestifteten Friedhofskapelle iu nächste Nähe gerückt worden. Der weihevolle Akt vollzog sich in Gegenwart des Kirchenvorstandes, der städtischen Behörden und zahlreicher Gemeinde glieder. Als Eingang zu dieser Feier sang der Knabenchor die beiden Gesangbuchverje (403): „Him melan geht unsere Bahn" — „Himmelan wird mich der Tod in die rechte Heimat führen." Darauf nahm Herr Oberpfarrer Seidel das Wort zu seiner tiesdurchdachten Ansprache. Es sei diese Grundstein legung die 3. innerhalb Jahresfrist. Auch diese sei, wie die „Lucien - Alexander - Stiftung", die Frucht eines Todes, aus dem neue Lebenskeime hervor sproßten, eine Zeugin des Gemeinsinns und opfer freudiger Liebe gegen Kirche und Gemeinde. Die Kapelle sei gegründet auf „den Eckstein, den die Bauleute verworfen, Jesus Christus". Wie dieser Grund- und Eckstein zwei Seiten dieses Hauses ver binde, so solle dieses Haus uns Lebende mit den Erlösten droben verbinden. Wie unsere Namen ein gefügt feien in dieses Haus, so möchten sie auch ein geschrieben sein in dem Buchs des Lebens. Wie Glaube, Liebe, Hoffnung unserer Zeit sich in dieser Stunde verbänden, so möchte auch Jesus einst Gericht und Gerechtigkeit, Gnade und Erbarmen und die Hoffnung des ewigen Lebens über uns vereinen. Darauf folgte die Verlesung der Urkunde: „Im Namen Gottes des Vaters, Sohnes und heiligen Geistes! Die Friedhofskapelle zu Lichten stein ist gestiftet worden zum Ehrengedächtniö des am 1. Weihnachtsfeiertag 1893 im Alter von 80 Jahren 9 Monaten 11 Tagen Heimgegange nen Bürgers und Rentners Christian Friedrich Seydel hierselbst, von dessen nachgelassener Gattin, der inzwischen am 25. Mai 1895 gleichfalls selig entschlafenen Frau verw. Friederike Wilhelmine Sey del geb. Härtel und ihren Söhnen Christoph Fried- ich Seydel und Fürchtegott Erdmann Karl Seydel, hier. Dieselben überreichten dem unterzeichneten Kirchenvorstande zur Erbauung dieses Hauses am 22. Dezember 1895 die Summe von fünfzchntausend Mark. Der Kirchenvorstand nahm diese hochherzige und einem längst empfundenen Bedürfnis der Ge meinde entgegenkommende Schenkung mit herzlichem Dank an und übertrug, dem Wunsche der Geber gemäß, die Ausarbeitung der Pläne und die Aus führung des Baues dem Maurermeister Carl Reichen bach hierselbst. Nachdem die Pläne unter Berücksichtigung einiger Vorschläge des Vereins für kirchliche Kunst im König reich Sachsen von der kirchlichen Behörde genehmigt worden find, ist heute, am 1. August 1895, unter Anrufung Gottes und in Gegenwart des Kirchen- Vorstandes und der städtischen Behörden der Grund stein der Kapelle feierlich gelegt und diese Urkunde demselben eingefügt worden. Mögen an dieser Stätte viele Leidtragende aus Gottes Wort getröstet und in der Hoffnung des ewigen Lebens in Christo Jesu, unserm Heiland, gestärket werden. Lichtenstein, den 1. August 1895. Der Kirchen Vorstand. (Folgen die Namen.) Während die Urkunde, welcher die Kirchenchronik der Jahre 1891—93 und die in diesem Jahre er schienenen Nummern des „Kirchenboten" beigegeben sind, verlötet und in den Grundstein eingefügt wurde, stimmten der Knabenchor die Verse (435) an: „Laß mich an meinem End auf Christo Tod abscheiden" und „Wenn du die Toten wirst an jenem Tag er wecken." Darauf ergriff Herr Oberpfarrer Seidel den Hammer, und unter den drei üblichen Schlägen weihte er im Namen des dreieinigen Gottes und unter entsprechenden Segenswünschen das beginnende Werk. Ihm folgten darin, ebenfalls unter begleiten den Segensworten, die Herren Carl Seydel, Bürgermeister Lange und Diakor.us v. Kien- dusch. Nach nochmaligem Gesänge mit sich an schließendem allgemeinen Gebet, Vaterunser und Segen that der Baumeister des Hauses, Herr Reichen bach, die drei letzten Hammerschläge, dabei den Segen der Dreieinigkeit zum Wohlgelingen des Baue- erflehend. Nun fand bas Vermauern des Grund steins mit der ihm eingefügten Urkunde durch die Gesellen am Baue statt, und damit hatte die erhebende Feier ihr Ende gefunden. Möge der begonnene Bau recht bald zu wohl- gelungenem Ende geführt sein, wöge der Herr dis Bauleute schützen und ihre Arbeit segnen, möge vor allen Dingen einst reicher Segen von diesem werden den Gebäude ausströmen zum Wohle der ganzen Kirchgemeinde und seiner einzelnen Glieder! Das walte Gott! — Wir wir hören, wird die Ansprache des Herrn Oberpfarrer Seidel bei der Grundstein legung rm Wortlaut in einem der nächsten Kirchen boten erscheinen. TBMsgsschichte. *— Lichtenstein. Die Eisenbahndirektionen, welche den Inhabern der Kombattanten-Medaille von 1870/71 die Fahrt zum Besuche der Schlachtfelder im westlichen Deutschland während der MouateAugust und September d. I. zum Preise der Militärfahrkarten für die 3. Wagenklasse (selbst für Schnellzüge und v Züge ohne Platzgebühr) gestatten, Haden diese Vergünstigung jetzt auch auf die Inhaber der Nicht-Kombattanten- Medaille von 1870/71 ausgedehnt. Ferner soll den ehemaligen Angehörigen deutscher Truppenteile, welche sich an den von ihren Truppenteilen aus Anlaß der 25jährigen Wiederkehr der SiegeStage des Jahres 1870 an den Garnisonorten veranstalteten Festlich keiten beteiligen wollen, sowie solchen Veteranen des Feldzuges 1870/71, welche an einer größeren, be sonders einer provinziellen Jubelfeier teilnehmen wollen, die Reise zu denselben und zurück auf den preußischen Staatsbahnen, den elsaß-lothringischen Eisenbahnen und der Main-Neckar-Eisenbahn in der 3. Wagenklosse aller Züge auf Militärfahrkarten ge stattet werden. *— Allerlei Erinnerungen an den großen Krieg. Sobald der Ausbruch des Krieges vor 25 Jahren feststand, strömten waffenfähige Deutsche aus dem Auslande in Scharen in die Heimat. Studenten, Schüler der Gymnasien und anderer Bildungsan stalten wollten nicht Zurückbleiben und stellten sich als Freiwillige. Ein großer Zug, wohl 400 Mann, Deutscher aus Paris kam am 18. Juli an der deutschen Grenze an und zog — noch 160 Manu stark — in Köln mit einer deutschen Fahne ein, welche die Worte trug: „Aus Paris nach Berlin und wieder zurück." Am 20. Juli vormittags traf der Rest, etwa 60 noch, mit der Potsdamer Bahn in Berlin ein und zog unter dem Hurrah der sich um ihn sammelnden Begegnenden durch das Brandenburger Thor in die Stadt. Nachmittags zogen sie insge samt vor das Palais des Königs und brachten ihm ein Hoch ans, wofür dieser durch Verneigen dankte. — Die Anzahl der in Berlin eingezogenen Reser visten und Landwehrmänner belief sich laut listen mäßiger Feststellung auf etwa 35 000. — Ein fast komisches Opfer des Krieges wurde das Passivus- spiel in Oberammergau : die Darsteller des Heilandes, des Petrus und ein „Schächer" mußten in die bayrische Armee einrücken. — Ein Breslauer Professor heftete in jenen Tagen an die Thür zu seinem Auditorium folgenden Anschlag: „Da die Herren Studierenden jetzt etwas Besseres zu thun haben, als in's Colleg zu laufen, erkläre ich meine Vorlesungen für ge schlossen." — Als Curiosum sei auch noch erwähnt, wie die französische Diplomatie selbst damals über den Krieg dachte. DieKreuz.-Ztg." erzählte, eines , der ersten Mitglieder der französischen Botschaft habe s feine Wohnung in Berlin gar nicht^gekündigt, son- j dern, als es abreisen mußte, die Schlüssel und die i ganze Einrichtung seinem Bedienten übergeben mit z der an den Wirt gerichteten Bemerkung: Es würde doch nicht viel werden, der ganze Krieg sei ja bloß von zwei Frauenzimmern hervorgerufen, und er hoffe, am 1. Oktober wieder in Berlin auf seinem Posten zu sein. Sollte der Diener etngezogen werden, so möge er die Schlüssel dem dänischen Gesandten zur Aufbewahrung geben! *- Äm'2. Aug. 1870 traf König Wilhelm von Preußen mit dem großen Hauptquartiere in Mainz ein und erließ von hier aus folgende Kund gebung : An die Armee! Ganz Deutschland steht einmütig in den Waffen gegen einen Nachbarstaat, der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt die Verteidigung des bedrohtenVaterlandes, unserer Ehre, des eigenen Herdes. Ich übernehme heute das Kommando über die gesamten Armeen und ziehe getrost zu einem Kampf, den unsere Väter in gleicher Weise einst ruhmvoll bestan den. Mit Mir blickt das ganze Vaterland ver trauensvoll auf Euch! Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein! Mainz, den 2. Aug. 1870. Wilhelm. — Ueber die Zahl der Inhaber des Eisernen Kreuzes finden sich gegenwärtig in den Blättern sehr stark von einander abweichende Angaben. Es liegen jedoch Schätzungen aus dem preußischen Kriegsmi nisterium vor, nach welchen von Inhabern des Eisernen Kreuzes des Mannschaftsstandes als noch lebend etwa 120 Inhaber der 1. und etwa 22 000 Inhaber der 2. Klasse angenommen werden dürfen. Die Offiziere sind dabei nicht gerechnet. — Die „Reichend. Nachr." schreiben: Eine merkwürdige Naturerscheinung dieses Sommers ist das Vorkommen von wildem Mahn, dessen Blüte immer das Eiserne Kreuz zeigt. Es sind meistens größere Blüten, die die so charakteristische Zeichnung zeigen. Vom Kelch aus gehen in vier der großen roten Blumenblätter schwarze Flecks» mit weißem oder grauem Rand. Biegt man die Blumenblätter auseinander, so hat man das betreffende Bild des Eisernen Kreuzes — ein überaus merkwürdiges Na turspiel zur Zeit des 25jährigen Jubiläums sowohl des Krieges als des Ordens selbst. — Chemnitz. Der an den Folgen des Hitz- schlages am Sonnabend im hiesigen Garnisonlazarett verstorbene Soldat der 4. Kompanie des Infanterie- Regiments Nr. 133 war der Sohn des Buchbinder meisters Blume in Lengefeld i. G. Es war ihm, weil er sich nicht ganz wohl befand, der Ausmarsch ausdrücklich untersagt worden, trotzdem hatte er auf sein wiederholtes Bitten und die Versicherung hin, daß er sich ganz wohl befinde, noch erreicht, den