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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich ItsWts-AMMl für Kohndorf, Wlih, SeMdorf, Msdorf, A EOKn, Hemrichsort, Marienau«. Uülseu, Amtsblatt für den Stadtrat M Lichtenstein. - - > - - Ek!. Jahrgang. Rr. 183. Fernsprechsteve Re. 7. Freitag, dm 9. August Mrnspk.chstelle Nr. 7. 1895. »Arfts Blatt erscheint täglich (außer Soun- Mw Festtag») abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 26 Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. —S lIsstellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postbote», sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalt« KorpuSzeile oder deren Naum mit 10 Pfennigs» berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 1V Uhr. LageSg-schichte. *— Lichtenstein, 8. Aug. (Vom Schützen- fefte.) Heute früh verkündeten Böllerschüsse und Reveille den Beginn unsres diesjährigen Schützen festes. Mittags 12 Uhr fand die feierliche Abholung des Königs, Herrn Rich. Seidel, statt, worauf der Auszug in oorxoro nach dem Schützsnhause folgte. Hierauf begann nach 1 Uhr das Festessen unter zahl reicher Beteiligung von Mitgliedern und Ehrengästen. Nach Beendigung des Festessens begaben sich viele Teilnehmer in den Concert-Salon des Herrn Rats kellerwirt Heinz, in welchem dis besonders anerkannte tüchtige Künstlergesellschaft Sieg. Kohn aus dem Klyftällpalaste zu Leipzig unterhaltende Concert- unb Künstler Vorstellungen giebt und in welchem ein Besuch jedem nur angelegentlichst empfohlen werben kann. —- Heute mittag kurz nach 12 Uhr traf die Glauchauer Schützengesellschaft unter klingendem Spiel hier ein, um am Feste ihrer hiesigen Schützenbrüder vorübergehend Anteil zu nehmen. — Am 1. Oktober d. I. werden es 10 Jahre, daß das erste der Arbeiterversicherungsgssetze, welches die Auszahlung von Renten verfügte, seinem materi ellen Inhalt nach in Kruft tritt. Nach dem letzt n Ausweis der Rechnungsergebnisse der Berufsgsnojseu- schaften beträgt die Zahl der auf Grund des Unfall versicherungsgesetzes Renten beziehenden Personen über 200,000. Dazu kommen noch diejenigen Ren tenempfänger, welche auf Grund der Jnvaliditäts- und Altersversicherung rentenberechtigt geworden sind, sodaß man die Zahl derjenigen Personen, welche auf Grund der Arbeiterversicherungsgesetze insgesamt Renten beziehen, gegenwärtig wohl auf über Mil lion veranschlagen kann. — Ein für die Turnsache sehr wichtiges Gut achten hat vor kurzem das kaiserl. Gesundheitsamt in Berlin auf eine Anfrage über die gesundheitlichen Nachteile des Turnens folgendermaßen abgegeben: „Der Turnunterricht fördert die Kraft und Gewand- heit des Körpers und seine Gliedmaßen; auf etwaige Gebreche» ist dabei Rücksicht zu nehmen. Aengstliche Eltern handeln unverständig, wenn sie ihre Kinder ohne zwingende Gründe von jener nützlichen Körper ausbildung zurückhalten. Die in den Turnstunden gelegentlich vorkommenden Körperverletzungen sind fast immer leichterer Art und geben hierzu keine Ver anlassung, ja, solche Unfälle würden ohne den Turn unterricht vielleicht noch häufiger sein; denn nament lich die männliche Jugend besitzt nun einmal das Bedürfnis, sich zu tummeln, und würde dasselbe, wenn das Turnen und die Turnspiele wegfallen, mehr, als es jetzt geschieht, in wilden Spielen ohne Aufsicht zu befriedigen suchen. — Die „Deutsche Wacht" schreibt zu der kürz lichen Notiz des „Dr. I." bezüglich des 10prozentigen Zuschlags zur sächsischen Einkommensteuer: Wodurch will eine königl. sächsische Staatsregierung heute, nachdem der Reichskassenabschluß für 1894/95 ver öffentlicht ist, die Notwendigkeit eines derzeitigen Zuschlags von 100/o zur Staatseinkommensteuer be gründen? Der sächsische Staatshaushalt zeigte bis jetzt so günstige Abschlüsse, daß der kleine rechnungs mäßig zu zahlende Matrikularbeitrag ohne alle wei teren Umstände und Schwierigkeiten aus den Staats- kassenbeständen hätte gedeckt werden können. Der Hinweis auf erhöhte Anforderungen seitens des Reiches ist vollkommen unbegründet. Das Aussehen und berechtigte Staunen über die jüngste halbamt liche Erklärung des „Dresd. Journ.", daß eine Rück vergütung des in diesem Jahre thatsächlich zu viel erhobenen 10prozentigen Steuerzuschlages nicht zu gewärtigen sei, macht es der volksfreundlichen Presse zur Pflicht, hierüber unzweideutige amtliche Auf schlüsse zu fordern. Die öffentliche Meinung ist be unruhigt durch diese Thatsache», man fragt sich all enthalben und wie es den Anschein hat, nicht mit Unrecht, ob dieser Steusrzuschlag schließlich nicht viel mehr mit innersächsischen Aufwänden, Bahnbau in Dresden rc. im engsten Zusammenhang stehe. Das sächsische Volk hat ein verfassungsmäßig wohl be gründetes Recht, zu fragen, wie es mit diesen An gelegenheiten in Wirklichkeit steht; es kann und will es nicht dulden, daß hier irgend welche Zweifel be stehen bleiben! Da zur Erörterung derartiger Fragen vor allem der Landtag zuständig ist, zeigt es sich auch in diesem Falle wieder, wie dringend notwendig eine selbständige und unabhängige Bürger- und Re formpartei in demselben rst. — Für die Eroberung der 1. feindlichen Fahne waren zu Anfang des großen Krieges von verschie denen Patrioten Ehrengaben gestiftet worden. Der Glückliche, dem alle diese Ehrengaben nach amtlicher Feststellung des Thatbesiandss überreicht werden konnten, war der Musketier Ernst Wickel aus Gotha, welcher den glorreichen Feldzug beim 1. Bataillon des 6. Thüringischen Jnfanteriereg. mitmachte. Am 5. Oktober 1872 wurden denn nach längeren Unter suchungen dem Musketier Ernst Wickel auf dem Land- Wehr-Bataillons-Bureau zu Gotha von dem königl. Preußischen Generalstabe sämtliche Ehrengaben über reicht. Dieselben bestanden in einer Summe Geldes von 1619 Thalern, einer silbernen Ankeruhr und 42 Thalern für feine Familie; außerdem hatte er schon vom Kommando der 22. Division eine Gratifikation von 10 Thalern erhalten. Für sein braves Ver halten erhielt Wickel das eiserne Kreuz 2. Klasse und die Medaille des herzoglich sächsischen Hausordens. Von dem preußischen Kriegsministerium empfing das erste Bataillon eine Summe von 1500 Thalern, die zur Unterstützung von Unteroffiziersfamilien in Krank heitsfällen verwandt wird. Die von dem Musketier Wickel eroberte Fahne erhielt obiges Bataillon. Die Eroberung geschah am 6. Aug. in der denkwürdigen Schlacht bei Wörth; es war die Fahne einer Turko- Kompanie; sie hatte eine Höhe von 50 Centimetern und eine Breite von 62 Centimetern; dis Farbe war porceaurot. 5 Centiweter breite, blaue Streifen umrahmten das Grundtuch; in jeder Ecks befand sich ein Halbmond und in der Mitts eine offene, nach oben gerichtete Hand. Das Fahnentuch umschloß einen starken Schaft, an den eS mit weißen Kopf nägeln befestigt war; durch den Schaft hindurch zog sich ein eiferner Stab, mit welchem wahrscheinlich das Feldzeichen auf dem Gewehrlaufe befestigt ward. Der Schaft endete in einer Kagel, über der ein Halb mond thronte. Die Spitze des Schaftes, Kugel und Halbmond, waren aus Messing. — Dresden, 7. Aug. Die militärische Feier zum Andenken an den ruhmreichen Feldzug von 1870/71 ist für das gesamte 12. Armeekorps auf den 18. August festgesetzt morden. Die Feier wird einen prunklosen stillen Charakter tragen und nur in Fe'ddankgottesdiensten und Ansprachen, in denen der für das Vaterland Gefallenen ganz besonders gedacht werden soll, bestehen. — Der König, sowie die übrigen Mitglieder des Königshauses werden sich an der in Dresden am 1. September statifindsnden Sedanfeier beteilige«. Das Fest findet in einem Teile des königl. Großen Gartens statt. Der Platz bietet für ca. 50000 Men schen Platz. Vor allen Dingen werden die königl. sächsischen Militärvrreine, die Turnvereine und die Gesangvereine an dem Feste beteiligt sein und im geschlossenen Zuge auf dem Platze eintreffen. Der Festzug bewegt sich vorher durch das Innere der Stadt. Für die königlich« Familie wird auf dem Festplatz das berühmte, von den Sachsen vor Wien erbeutete türkische Zelt errichtet werden. Auf dem Festplatze wird vor Se. Majestät dem Könige eine Parade der Veteranen und der Militärvereine statt finde». Ferner sind turnerische Aufführungen und Massenchöre der vereinigten Dresdner Gesangvereine geplant. Die Fahnen aller beteiligten Korporationen sollen in einer 3 Etagen hohen Fahnenhalle einge stellt werden. Das Fest beginnt in den zeitigen Nachmittagsstunden und ist gegen Abend beendet. Die Bauten auf dem Festplatze werden gegen 10000 M. kosten. — Reicher Segen ist über die Familie des Schlossers Brendel in Dresden hereingebrochen. Zweimal innerhalb e l f Monaten stellte sich der Storch ein und jedesmal brachte er ein munteres Zwillingspaar. — Infolge der für die Perlfischerei im Vogt lands höchst ungünstigen Witterungsverhältnisse gestaltete sich dieselbe 1894 sehr wenig ergiebig. 1894 wurden (im Vergleich zum Vorjahr) an Hellen Per len 5 (18), an halbhellen Perlen 4 (19), an Sand perlen — (5), an verdorbenen Perlen 4 (13), zu sammen 13 (55) gefunden. — Rötha, 6. Aug. Vermißt wird seit dem 1. August der Knabe Otto Richter, geboren am 2. Juni 1888 in Probstheida. Das Kind verlebte feine Schulferien bet dem Großvater, dem Tagelöhner Friedrich Geßner in Rüben. Der Knabe ging am 1. August nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr mit mehreren Knaben in's Freie, angeblich in der Rich tung nach Rötha, um der von dort zurückkehrenden Tante entgegenzugehen. Die anderen Kinder kehrten zurück, und seit dieser Zeit ist Otto Richter ver schollen. — Rochlitz, 6. Aug. Paul Aßmann von hier ist auf dem Rade nach Paris gefahren. Die Entfernung von Leipzig bis zur französischen Haupt stadt beträgt 1000 üra und wurde von ihm trotz heftigen Gegenwindes in 4 Tagen 11 Stunden zu rückgelegt. — Oschatz, 6. Aug. Der Reserve-Leutnant Lift vom hiesigen Ulanenregiment blieb in diesen Tagen auf dem Exerzierplätze mit seinem Steigbügel an dem eines vorüberrettenven Kameraden hängen. Infolgedessen scheute sein Pferd und überschlug sich. List kam unter das Tier zu liegen und scheint auch erhebliche innere Verletzungen erlitten zu haben. Er wurde mittelst Tragbahre nach seiner Wohnung ge bracht. Z Berlin, 7. Aug. Die Grundsteinlegung für das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelm I. findet am 18. d. M., Vorm. 9 Uhr statt. Der Kaiser und die Kaiserin betreten den Festplatz durch das Portal III des Schlosses. Der Reichskanzler übergiebt dem Kaiser die in den Grundstein zu legende Urkunde, die darauf vom Kaiser verlesen wird. Die Kelle wird dem Kaiser unter einer Ansprache von dem bayrischen stimwführenden Bevollmächtigten des Bun desrates, der Hammer ebenfalls mit einer Ansprache von dem Präsidenten des Reichstags überreicht. Nach Vollziehung der Hammerschläge, während welcher die Musik mit einem Choral einfällt, erfolgt der Weihe spruch des damit betrauten Generalsuperintendenten Hofprediger Faber. Zum Schluß bringt der Rrichs- kanzler ein Hoch auf den Kaiser aus, worauf die Musik „Heil dir, im Siegsrkranz" intoniert. H Berlin, 7. Aug. Gestern nachmittag hat sich der Sekondeleutnant von Hagen der 2. Batterie des Gardefsldartillerieregiments, angeblich infolge eines Konfliktes mit dem Obersten seines Regiments, erschossen. Z Am 5 Aug. waren 350 Jahre verflossen, seit Dr. Martin Luther zum ersten Male in Halle, und zwar in der Kirche zu U. L. Frauen predigte. Es geschah dies gelegentlich eines Besuches, den der große Reformator seinem am 11. Dezember 1544 vom Rat der StadtHalle zum „ordentlichen oberste« Prediger, perpetuierltchen Seelsorger und Superat- tendenten unserer Kirchen" ernannten Freunde Dr. Iustus Jonas abstattete. Herberge nahm Luther in dem Gasthause zum „Goldenen Schlößchen" in der Schmeerstraße, wurde aber „vom Rat außgelöset und ihm ein goldener Becher verehret". Das Haus