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Wochen- und RachnchMatt zugleich AtMts-AWWr fir Hchüsch Mich, Kemsdorf, Küsdorf, K Sjüit», Hmr!Äs«rt, it. Mist«- Amtsblatt für de« MadtE M Llchtenftei«. LS. Aahrga««. Rk. 167. Kernfpxechsteve Nr. 7. S01MtÜg^ ÄtN 21» IM FernsprechsteUe Nr. 7. 1895. ÄUe» Blatt erscheint täglich (autzer So««- «d Festtags) abends für dm folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 23 Pf. — Einzewe Nummer 1« Pfennige. —> -Wellunges nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaustalterr, Postbote», sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaÜWS Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. L«MsMschtzch«e. *— Lichtenstein. (Anmeldung zum Anschluß an dieStadt-FernspiecheimichtMg.) NemAnschlüssean dle Skadt-Fernsprecheinnchtung in Luchteustsin-Callnberg sind, wenn die Ausführung in dem tm Monat August beginnenden Metten Bauabschnitt des Rechnungs jahres 1895/96 gewünscht wird, spätestens bis zum 1. Auaust bei dem Kaiserlichen Postamt in Lichten stein - Callnberg anzumelden. Später eingehende An meldungen können nicht vor dem nächstjährigen ersten Bauabschnitt, der am 1. April 1896 beginnt, berück sichtigt werden. Einer Erneuerung der bereits vor gemerkte« Anmeldungen bedarf es nicht. *— Heinrichsort, 20. Juli. Dieser Tage wurde hier sine mit zahlreichen Kindern gesegnete Mutter plötzlich und unerwartet, da sie vollständig gesund war, während des Schlafes vorn Tode ereilt. Früh, als man dieselbe, da sie sich nicht vom Lager erhob, wecken wollte, fand man sie entseelt vor, was natürlich bei dem hinterlassenen Gatten und Kindern großen Schmerz verursachte. — An die Gewehre! Am 19. Juli vor 25 Jahren erklang in Deutschlands Gauen all überall diese Losung, und auf des BundeSield- herrn, des greisen Königs Wilhelm von Preußen, Rif erhob sich das ganze Deutschland g-gen den übermütigen Erbfeind. Am 19. Juli begab sich König Wilhelm mit dem ganzen königlichen Hause nach Charlottenburg, um an den Särgen seiner erhabene« Eltern, des Königs Friedrich Wilhelm IH. und der Königin Luise, um den Sieg für die gerechte Sache Deutschlands zu beten. Es war der 60. Jahrestag des Todes der Königin Luise. Als der König mit seinem Sohne heraustrat, sagte dieser, das Herz voll demütigen, starken Gottvertrauens: „Ein Kampf, unter solchen Umständen unternommen, muß gelingen!" Dann eilte der Kronprinz fort nach Südömtschland, um den Oberbefehl über die Truppen zu übernehmen, die einst nie Waffen gegen die Preußen gekehrt hat ten, nun sich aber freudig der Führung des erprob ten Feldherrn aus königlichem Geblüt anvertrauten. An demselben 19. Juli erneuerte König Wilhelm die Kriegsauszeichnung der Befreiungskriege: das Eiserne Kreuz: „Angesichts der ernsten Lage des Vaterlandes und in dankbarer Erinnerung an die Heldenthaten unsrer Vorfahren in den großen Jahren der Befreiungskriege wollen Wir das von Unsrem in Gott ruhenden Vater gestiftete Ordenszeichen des „Eisernen Kreuzes" in seiner ganzen Bedeutung wieder aufleben lassen. Das Eiserne Kreuz soll, ohne Unterschied des Ranges oder Standes, verliehen werden als eine Beloh nung für das Verdienst, welches entweder im wirklichen Kampf mit dem Feinde, oder daheim in Beziehung auf diesen Kampf für die Ehre nnd Selbständigkeit des teuren Vater landes erworben wird". A» demselben Taae trat, nach voraufgegangenem Gottesdienst, der Reichstag des Nord deutschen Bundes zusammen. Der König schloß die Thronrede mit folgenden Worten: „Je mehr die verbündeten Regierungen sich bewußt sind, Alles, was Ehre und Würde gestatten, gethan zu haben, um Europa die Segnungen des Friedens zu bewahren, und je unzweideutiger es vor aller Aller Augen liegt, daß man uns das Schwert in die Hand gezwungen hat, mit um so größerer Zuversicht wenden wir nns, gestützt ans den einmütigen Wil len der deutschen Regierungen des Südens wie des Nordens, an die Vaterlandsliebe und an die Opferfreudigkeit des deut schen Volkes mit dem Aufrufe zur Verteidigung seiner Ehre und Unabhängigkeit. Wir werden nach dem Beispiel unsrer Väter für unsere Freiheit und für unser Recht gegen die Ge- waltthat fremder Eroberer kämpfen, und in diesem Kampfe, in dem wir kein anderes Ziel verfolgen, als den Frieden Europas dauernd zn sichern, wird Gott mit nns sein, wie er mit unsern Vätern war". Alsdann überreichte Graf Bismarck dem Reichstage die französische, äußerst schwach motivierte Kriegserklärung mit folgenden Worten: „Ich teile dem hohen Hause mit, daß mir der franzö sische Geschäftsträger heute die Kriegserklärung Frankreichs überreicht bat. Nach den Worten, die Se. Maj. soeben an den Reichstag gerichtet hat, füge ich der Mit teilung dieser Thatsache nichts weiter hinzu. Der Reichstag brach in einen Sturm der Be geisterung aus; man ward sich bewußt, daß DentschlandsEinigung nunmehr Thatsache geworden! Die Kasten zur Kriegsführung wurden mit 120 Millionen Thalern bewilligt. Alldmtichland war angetreten zur Wacht am Rhein". Für seines Volkes Leben und Ehre, Das nicht der Feind unser Land verheere, An die Gewehre! — I« allen Garnisonen des Deutschen Reiches herrschte am 20. Juli 1870 nach der französischen Kriegserklärung das regste Leven und überall die größte Zuversicht zu der deutschen Heeresleitung. Hunderts von hMte taugst vergessenen Vorkommnissen aus jenen bewegten Tagen liefern den Bewers da für. Eins für viele mag auch hier Erwähnung fin den. Für die zukünftigen Verwundeten sammelte man aller Orten freiwiLtge Liebesgaben, und das Berliner Centralkgmitte erhielt u. a. eine solche mit den nach stehenden zuversichtlichen Versen: In unseren Herzen, obgleich sie so jung, Da flammt doch Helle Begeisterung Fürs Vaterland, wir möchten ihm nützen Und denen, die es so tapfer beschützen. Nun haben wir hin und auch her gedacht Und auch Ausspielung zu Stande gebracht Von allerlei Sachen, unschätzbar an Wert, Und darum großmütig umsonst uns verehrt. Drei Pfennige nahmen wir für das Loos — Die Einnahme war trotzdem sehr groß, Acht richtige Thaler sind's, die wir Dem Komitee übersenden hier! Acht Thaler, das lehrt uns das Rechenbuch schon, Sind weit mehr als ein Napoleon; Und wenn wir ihn, den ja Nichts soll zügeln, Mit unsern Dreiern schon überflügeln, Wir kleinen Mädchen, — na, guten Morgen, Wie werden's ihm erst dis Soldaten besorgen! Ein Verein kleiner Mädchen. — Für die Förderung der Krankenpflege, in der Familie, nitt in der Zeitschr. f. Kramevpfl. Dr. P. Jacobsohn ein. Er führt aus, daß berufsmäßige Krankenpfleger einmal nicht in so großer Zahl vor handen sind, wie man sie nötig. Sodann, betont er, ist die berufsmäßige Krankenpflege zu teuer, als daß sie von weniger bemittelten Familien, auch wenn sie dringend not thut, immer angenommen werden kann. Den Schäden, die aus diesen Verhältnissen erwachsen, will Dr. Jacobsohn dadurch begegnen, daß er In teresse und Verständnis für Krcwksnflege in der Fa milie regen machen will. Er schlägt vor, von Aerzten zu erteilenden Krankenpflegeunterricht für Schüler und Schülerinnen der obersten Schulklassen, zum wenigsten aber der Fortbildungsschulen einzurichten. Besonders sollten die Mädchen in der Krankenpflege unterwiesen werden. Ferner müßte ein eiserner Be stand der notwendigsten Gegenstände für die Kranken pflege in Haushaltungen Vorhandensein. Ohne einen solchen Vorrat kann die Krankenpflege nicht mit Aus sicht auf Erfolg in der Familie ausgeübt werden. — Warnung vor einer amerikanischen Schwin delfirma. An verschiedene Firmen sind Briefe mit Anfragen bezüglich Uebersendung von Mustern mit billigster Preisnotiz von einer Firma R. D. ühthvff, Baltimore, 106 Hanoverstreet, gelangt. Derselbe be zeichnet sich als Importeur und ersucht um preis werte Anstellungen in den verschiedenen Artikeln. Der „Konfekt." erfährt, daß Uhthoff mit einer Schwindelbande in Baltimore und Philadelphia zu sammen arbeitet, und muß daher vor jeder Geschäfts verbindung dringend gewarnt werden. — Das Königliche Landes-Versicherungsamt veröffentlicht im „Dresdn. Journ." am 17. Juli die Wahlordnung, betreffend die Wahl von Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten für den Ausschuß der zur Durchführung der Juvaliditäts- und Alters- Versicherung für das Königreich Sachsen errichteten Versicherungs-Anstalt. Dabei wird die Wahlordnung vom 10. Mai 1890 aufgehoben. — In ein neues Stadium ist durch eine epoche machende Erfindung das Velecipedfahren ernt''Een. Petroleum, Elektrizität und Menschenkraft wirken zusammen, um vermittelst eines Dreirades eine enorme Geschwindigkeit zu erzielen. Dion und Bouton sind dis Erfinder dieses neuen Rades, das durch Petroleum, mit einem Antrieb, den Menschenkraft liefert, und in Verbindung mit Elektrizität getrieben wird. Die Hintermdachse wird Mittelst Pedale und durch einen kleinen, hinten angebrachten Petroleum- Motor in Betrieb gesetzt. Um das neue Fahrzeug in Bewegung zu setzen, genügtes, nach einer Mittei lung vom Patent- und technischen Bureau von Richard LüderS in Görlitz, einige Male auf die Pedale zu treten; ist das Rad in Bewegung, so werden die Pedale wieder außer Eingriff gebracht und erst dann wieder benutzt, wenn eine erhöhte Schnelligkeit erzielt werden soll. Die Entzündung wird durch einen elektrischen Funken bewirk/, den eine mit einer Jn- duktionsrolle in Verbindung stehende TrocksvbaLterie liefert. Bei einer Geschwindigkeit von 30 lcm irr der Stunde macht der Motor in der Minute 800 Umdrehungen. Das Petroleum wird durch eine lang sam wirkende Pumpe tropfenweise zugcführt. Das Gewicht des Rades beträgt 40 Kilogramm. — Dresden, 18. Juli. Gestern wurde ein bereits vor einigen Monaten vom Ehrengericht zu einer hohen Geldstrafe verurteilter Rechtsanwalt in Haft genommen. — Leipzig, 18. Juli. Ein schrecklicher Uu- glücksfall hat sich heute nachmittag in einer in der Weißenfelser Straße in Lindenau gelegenen Eisen gießerei zugetragen. Ein daselbst beschäftigter 31jähriger Arbeiter wollte eine in den Gießofen ge fallene Schippe wieder herausholen und fiel dabei in den glühenden Ofen hinein, wo er sofort durch Erstickung seinen Tod sand. Der gräßlich entstellte Leichnam wurde nach der Leichenhalle geschafft. — Chemnitz. Eine schlichte, pietätvolle Feier vollzog sich am vorigen Sonntag nachmittag auf dem alten Friedhose an den Gräbern der hier beerdigten französischen Soldaten. Es fanden sich daselbst 10 Herren ein, nahmen an den betreffenden Gräbern Aufstellung und schmückten dieselben mit Blumen. Dann hielt einer der Herren eine franzö sische Ansprache. Daß die Gräber ihrer im Kriegs jahre 1870/71 im hiesigen Garnisoniazarett verstor benen Landsleute sich in so wohlgepflegtem Zustande befinden, schien in de» Herren Franzosen — daß es solche waren, unterliegt nach dem ganzen Vorgänge keinem Zweifel — bewundernde Anerkennung oder zum mindesten berechtigtes Staunen hervorgerufen zu haben. Sie erkundigten sich, wer dis Gräber im Stande halte, und erhielten darauf die Auskunft: „Die Chemnitzer Militärvereine tragen dafürSorge; speziell für die kürzlich begangene Johannisfeier hat es sich der Friedhofsaufseher angelegen sein lassen, die Gräber durch Ausjäten festlich herzurichten". Ob sie wohl daheim verkünden werden, wie man in Deutschland das Grab des für sein Vaterland ge fallenen Feindes ehrt? Höflichst grüßend verließen die Herren die geheiligte Stätte des Friedens. — Zwickau, 18. Juli. Wie aus Kirchberg msigeteilt wird, hat der 23 Jahre alte Fabrikarbeiter Ernst Albin Weigel aus Kirchberg gestanden, den Feuermavn Joseph Fischer ermordet zu haben. — Glauchau. Am vergangenen Dienstag hatten sich hier rm Hotel Stadt Hamburg die Ge meindevorsteher des arntshauptmamychaftlichen Bezirks Glauchau auf aus ihrer Mitte ergangene Einladung zusammengefunden, um über die Gründung eines BezirkSvereins der Gemeindevorsteher und Standes beamten zu beraten und zu beschließen. Die Ver sammlung wurde durch den Besuch des Herr» Amts hauptmanns Ebmeier und des Herrn Bezirks-Assessor Dr. Mehnert beehrt, die den Verhandlungen dis zum Schlüsse beiwohnten und wiederholt ihr Interesse für das Entstehen der in Aussicht genommenen Ver einigung zum Ausdrucke brachten. Die Gründung des Vereins wurde einstimmig beschlossen, der vor-