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zugleich BMUMTMM Wochen- und Nachrichtsblatt GesWs-AMM str Hohudorf, Wlih, Amsdorf. Rüsdirf,ÄEBlea,Hcinnlhs«rt,Mar!eilM «.Mülse«. Amtsblatt für de» Stadtrat zu Lichtenstein. - — LS. Jahrgang. . > M° 166. Kernspr-chsteNe Str. 7. Sonnabend, dm 20. Juli Fernsprechstell. Nr. 7. 1895. AN« dlaü erscheint täglich lautzer Sou«. Wt> tzesttag») abends für dm folgenden Lag. ViertellLhrltcher Bezugs^ 25 Pf. — Gmzelm Nummert Pfennige. -2 LZsfttllunge» nehmm außer der Expärtron in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. PostaustaÜcn, Postboten, sowie sie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltms KorpuSzeilc oder Lerm Raum mrt 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Sonnabend, den 20. Juli 18SS, vormittags 1t Uhr sollen die an 50 Stück links der Lichtenstein-Bernsdorfer Straße in der Nähe des Chemnitzerbergs stehenden Bäumen befindlichen Kirsche« gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Lichtenstein, am 19. Juli 1895. Der Gerichtsvollzieher beim Köuigl. Amtsgericht. Bolksbivliothek Mittwoch und Sonnabend von ^12 bis Uhr. Sparkassen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. LageSgeschichte. *— Lichtenstein, 19. Juli. Zur Feier deS Gedächtnisses an den ruhmreichen Tag des Sieges von St. Privat im Jahre 1870 wird auch unsere Stadt gleich anderen sächs. Städten einen Ehrenkranz einflechten. In einer gestern abend im Ratssitzungs zimmer hier stattgefundenen Vorberatung über die ab zuhaltende Feier, in welcher Herr Bürgermeister Lange den Vorsitz führte, wurde beschlossen, den Gedenktag, Sonntag, den 18. August, in folgender Weise zu be gehen : Nachmittag Kirchenparade, welche bei günstiger Witterung am Kriegerdenkmal abgehalten werden soll, darauf Niederlegung eine« Kranzes am Denkmal, hierauf Abmarsch nach dem Garten des Hotels zum goldnen Helm, Frei-Concert daselbst und abend« fts8 Uhr Kommers im Saale des Hotels zum goldnen Helm. Die Leitung des Kommerses hat Herr Bürger meister Lange gütigst übernommen. Der Festzug, welcher vom Rathause abgehen soll, wird in folgender Reihenfolge geordnet sein: Kriegerverein, die Mit glieder der kaiserlichen und königlichen Behörden, an welche Einladung ergehen wird, sowie die Stadtver tretung, die Krieger, Militärverein, Schützen, Turner und Feuerwehr. Die drei letztgenannten Korpora tionen sollen ebenfalls besonders eingeladen werden. Die Reihenfolge der verschiedenen Vereine ist durch das Los bestimmt worden. Im Uebrigen wird, die Genehmigung des Stadtrates vorausgesetzt, öffentliche Bekanntmachung desselben erfolgen. *— Unterstützungsbeiträge für dieUeber- schwemmten im Oberamtsbezirke Balingen werden in unserer Expedition nur noch kurze Zeit ent gegen genommen. Wir bitten also diejenigen freund lichen Geber, deren Herzen für die Unglücklichen schlagen, ihre Spenden uns recht bald zur Weiter ¬ beförderung zu übermitteln. Wer schnell giebt, dessen Gabe hat doppelten Wert! — Der seit 10 Jahren so segensreich wirkende WohlthätigkeitSverein „Erzgebirger" zu Dresden, welcher arme und kranke Erzgebirger und Vogtländer unterstützt, hat als weiteren Zweck des Vereins: Kostenfreier Arbeit«- und Stellen-Nachwcis, sowie Gewährung von Beihilfen an arme kranke Personen zur Benutzung von Bädern und Sommerfrischen ein geführt. Ein kürzlich verstorbener Gönner des Ver eins stiftete hierzu ein kleines Kapital und wird der Verein für Vermehrung dieses Fonds Sorge tragen. Im Interesse des edlen Zweckes, welche der Verein verfolgt, trat auch kürzlich Herr Oberbürgermeister Geheimer Finanzrat Beutler dem Verein als Mit glied bei. Möchten sich aber noch viele edle Geber finden, welche die Zwecke des Vereins fördern helfen. Gottes Segen wird gewiß nicht ausbleiben. — Verschiedene Handwerke klagen bekanntlich, daß sie unter dem Unterbietung«-- oder Submissions wesen zu leiden haben. Die Dresdner Klempner- Innung schlägt in dem jüngst erschienenen Dresdner Handelskammer-Bericht vor, den teuersten und den billigsten Bewerber von der Liste zu streichen und dann demjenigen, der dem mittelsten Preise am nächsten gekommen sei, die Ausführung zu übertragen. — Glauchau, 18. Juli. Rat und Stadt verordnete haben einen Beschluß gefaßt, der zum Ausdruck bringt, ein wie guter Geist die Einwohner und Vertreter der Stadt Glauchau beseelt. Den jenigen Emwohnern Glauchaus, die als Kämpfer an dem Kriege 1870/71, weiter aber auch denen, die an früheren Feldzügen teilgenommen haben, soll in dank barer Erinnerung an ihre für das Vaterland ge brockten Opfer eine größere Festlichkeit aus städ tischen Mitteln am 18. August bereitet werden. Ein Fest-Ausschuß von 6 Mitgliedern unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeister Brink wird das Einzelne vorbereiten. Im allgemeinen plant man einen Felvgottesvienst oder gemeinsamen Kirchgang, Markt musik, Festmahl, Garten-Concert und Ball; jeder eingeladene Teilnehmer soll berechtigt sein, seine Frau oder sonst eine ihm näher stehende weibliche Person als Gast der Stadtgemeinde mitzubringen. Der 18. August ist ein Sonntag. — Glashütte, 17. Juli. In diesem Spät sommer vollendet sich ein Zeitraum von 50 Jahren seit Einführung der für die Entwicklung unserer Stadt so hochbedeutsam gewordenen Taschmuhriridustnedurch den Uhrenfabrikanten Adolf Lange. Es ist deshalb im Schoße der städtischen Behörde der Entschluß ge faßt worden, am 31. August, 1. und 2. September dieses Jahres eine Jubelfeier zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen der deutschen Taschenuhrindustrie zu veranstalten. Außer der Errichtung eines ein fachen, würdigen Denkmals für Ferdinand Adolf Lange, dem verdienstvollen Gründer der Taschenuhr industrie, dem Meister der Uhrmacherkuv.st, dem un ermüdlichen Förderer unserer Stadt ist zugleich eine Ausstellung der gesamten Glashütter Taschenuhren industrie in Verbindung mit der Feinmechanik geplant. Die Ausstellung wird vom 31. August bis 9. Sm'br. d. I. in den Räumen der deutschen Uhrmacherschule stattfinden. Uhrmacher und verwandte Fachvereine werden auf diese hochinteressante Ausstellung, welche die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie aus den ersten bescheidenen Anfängen bis zn ihrer jetzigen Blüte in anschaulicher Weise vor Augen führt, ganz besonders aufmerksam gemacht. Anmeldungen von Vereinen, Schulen und sonstigen Korporationen nimmt die Geschäftsstelle „Deutsche Uhrmacherschule zu Glas hütte" entgegen. Liebe und Leben. Roman von H. v. Ziegler. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Gott, mein Gott, hilf uns", stöhnte die un glückliche Mutter, neben dem kleinen Bette zu Boden sinkend, doch alles blieb still ringsum, nur zum Fenster hinein wogte linde, würzige Sommerluft. Endlich hob Lena wie aufhorchend den Kopf. Hatte sie nicht soeben draußen vor dem Fenster ein Knistern und Rascheln der Zweige vernommen? Aber nach einer Pause wandte sie sich entmutigend ab, es war wohl doch eine Täuschung gewesen, denn nun vernahm sie keinen Laut mehr. Und dennoch hatte Lena recht gehört! Zwei Augen blickten unverwandt aus dem Ge- büsch hervor, hinein in« Krankenzimmer, ein dumpfe« Stöhnen klang durch die nächtliche Stille. Endlich, es mochte wohl eine Stunde vergangen fein, kehrte Olaf zurück, doch allein! Mit dumpf grollender Stimme richtete er auS: „Christian ver bäte sich das Abholen und werde kommen, sobald es ihm paffe. Das Kind werde wohl nicht so gefähr lich krank sein". Taumelnd griff Lena nach dem Thürpfosten, als sie diese rohen Worte vernahm, eS fuhr ihr wie ein Messerstich durchs Herz. „Nun denn, Olaf," sagte sie endlich mit gebro chener Stimme, „Gott vergebe ihm, daß er sein ster bendes Kind nicht mehr sehen will. Aber, um des Heilands Barmherzigkeit willen, eilt hinauf zu der Küstersfrau, deren Kind auch an Diphteritis krank lag. Sie wird vielleicht etwas haben, was Kathi hilft." Ihr flehender Blick, ihre bebende Stimme baten mehr, als die Worte und abermals stelzte der lahme Olaf in die Nacht hinaus; für die sanfte freundliche Bäuerin wäre er durchs Feuer gegangen. Aber, großer Gott! Als sich Lena wieder über des Kindes Nettchen beugte, hatte dasselbe sich furcht bar verändert! Das Gesicht war spitz und gelblich geworden, die Augen schon halb gebrochen, leise röchelnd holte es Atem und die Händchen auf der Decke zuckten nur hin und wieder kraftlos in die Höhe. „O, mein Gott," schrie die arme Mutter, „willst Du wirklich mein Kleinod haben, soll ich ganz ver- einsamt zurück bleiben? Laß mir das Kind und ich will nie mehr klagen." Verzweifelnd blickte sie zum dunklen Nachthim mel auf, an dem (kein einziger Stern funkelte; es blieb totenstill, nur in ihrer Seele tönte eine Stimme: „Es muß sein! Füge Dich in Deines Gottes Willen." „Kathi," flehte sie voll heißer Zärtlichkeit, sich über das sterbende Kind neigend, „bleibe bei mir, mein Liebling — oder nimm Deine Mutter mit!" Und sie bog sich, halb wahnsinnig vor Schmerz oder Qual, über Kathi, bedeckte sie mit Küssen, um die tötliche Krankheit von deren Lippen zu trinken. Umsonst — es stirbt sich nicht so rasch! Und dann! Ein Zittern glitt durch den Körper der Kleinen, sie wollte vor Schmerz aufjammern, doch kein Ton drang mehr über die bläulichen Lip pen, die Händchen griffen in die Luft — dann sank eS leblos zurück. Es war vorbei. Durch das kleine Stübchen drang ein grausiger markerschütternder Schrei, sine dunkle Mänvergestalt sprang plötzlich aus dem Gebüsch hervor und eilte hinein in das Zimmer, wo zwei leblose Gestalten neben einander lagen — die eine davon war eine Leiche!« „Lena," murmelte Klaus Harms, sich über die Ohnmächtige beugend, „so sehe ich Dich nach Jahren wieder am Sterbebett Deines Kindes! O Gott, wie sind Deine Wege wunderbar! Und wenn i-h die Fesseln dieser unseligen Ehe nicht zu lösen vermag, so will ich doch den Schwur der Freundschaft halten, arme Geliebte, welche unser Händedruck eivst besiegelte. Ich will dem Elenden ein Donnerwort entgsgenrufen, denn er hat den Schwur gebrochen, welchen er einst an. Altäre schwur. Leise, fast ehrfurchtsvoll hob er die Bewußtlose empor und trug sie auf ein Sofa, dann küßte er bewegt ihre Stirn. „Gott, hilf ihr — meiner heißgeliebten Freun din, ich bin machtlos und würde doch gern mein Herzblut für sie dahingeben.« Gleich darauf kam Olaf mit der Küstersfrau zurück und ruhig trat Klaus Harms ihnen entgegen. „Frau Svend hat das Bewußtsein verloren, das Kind ist tot; könnt Ihr hier bleiben, bis ich dm Bauer aus dem Wirtshause hole?" „O gewiß," meinte die Frau, welche Klaus nicht kannte und dieser entfernte sich, !den Mantel fester um sich schlagend. — In dem Gransen'schen Wirtszimmer ging es wüst zu. Mietje hatte sich entfernt, auch Greta war