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W-Hen- mo RachnchiÄiatt Zugleich NtHists-Airtizn fir KshÄns, KÄlih, KkrnÄgtf, KMsrf, K. EgiditN, Heimchsort, M«ü««». MW». Amtsblatt für den Stadtrst z« MchtenNem, Mr, 125, Fernsprechstelle Nr. 7. Freitags dM 31. MM Fernsprechsteve Nr. 7. L895. Meser Blatt erscheint täglich sanßer Sonn- «ö Festtags) abends für dm folaendm Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LS Pf. — Einzelne Nummer Ui Pfennige. —i Melluugru nehmen anher der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Poftsnstaltm, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalt« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfenuigen berechnet. -— Annahme der Inserats täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. A N frN f. Für den Wirtschaftsmeg Parzelle Nr. 495 des Flurbuchs für Lichtenstein soll ein Folium im Grund- und Hypothekenbuche angelegt werden. Der Ent wurf dazu liegt — gesetzmäßig vorbereitet — für alle, die daran ein Interesse haben, bei dem unterzeichneten Amtsgerichte zur Einsicht aus. Wer wegen eines ihm an der bezeichneten Parzelle zustshenden dinglichen Rechtes gegen den Inhalt des Folienentwurfs etwas einzuwenden hat, wird hiermit aufgefordert, diese Einwendungen bis MM LZO. RsveMbsr I8NZ bei dem unterzeichneten Amrsgerichte avzubringen. Später würde er ihrer ver lustig sein, sodaß ihnen gegen die nach dem Entwürfe in das Grund- und Hy- pothekenbuch einzutrageudeu Berechtigten keinerlei Wirkung mehr beigelegt wer den könnte. Lichtenstein, am 17. Mai 1895. Kömgliches Amtsgericht. Herold, Ass. Hsrrm. LKgesgeschiehKe. *— Lichtenstein. Wie wie hören, ist das hiesige alte Schießhaus käuflich an Herrn E. Meyer hier übergegaugen. *— Bei starkem Personenverkehr auf den Eisen bahnen, wie zu Pfingsten, Ferienbeginn rc, kommen, wie Mancher schon zu seinem Nachteile erfahren haben wird, nur zu leicht Verwechslungen von Gepäckstücken, Verschleppungen usw. vor, vor welchen unliebsamen Zufällen sich Jedermann leicht schützen kann, wenn er seine Gepäckstücke mit einer genauen Adresse ver sieht und da« Ziel seiner Reise dazusetzi. Eine äußerst zweckmäßige Einrichtung hat die Staatseisen- bahnverwaltung getroffen durch Herstellung von Ledertäschchen, welche zur Aufnahme einer Visiten karte oder eines Streifens Papier dienen und mit einem haltbaren Lederriemen am Gepäckstück befestigt werden können. Solche Ledsrtäschchen sind bei jeder Gspäckexpeditivn zum Preise von 40 Pf. zu haben. *— Die Schäden, die der Genuß auf Eis liegenden Bieres erzeugt, sind viel größer, als man meint. Nicht nur die schlimmsten Magenleiden, Darmentzündungen rc. kommen von dieser Ursache, sondern auch der in den letzten Jahren so häufige Herzschlag. Jndeß das Bier früher eine Tempera tur von 8 bis 10 Grad R. hatte, ist es jetzt durch Eislagcrung bis auf 3 bis 4 Grad gekühlt und schadet bei rrnvorsichtigeM Genuß fast ebenso wie das sog. „Konditor-Els". *— Auf wiederholte Anfragen, wann die Zah lung der Pension für das bewilligte zweite Kriegs-- jahr 1871 zu erwarten sei und ob man sich dieferhalb an das Kriegsministerium wenden solle, antwortet die „Post": Diese Anfragen gehen ausnahmslos von der Voraussetzung aus, daß die betreffende Resolu- Berloren und Gewmmem. Novelle von C. Martin. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Die Liebe glaubt alles, hoffet alles, duldet alles! Sie läßt sich nicht erbitten, sie trachtet nicht nach Schaden." Auf dem weißen Blatt stand wohl das Bibel wort — in ihrem Herzen nicht! — Der Wind hatte die Nacht über in den Straßen getobt, der Regen an die Scheiben geschlagen — Mela empfand das Unwetter wie einen körperlichen Schmerz. Spät abends erst war es Leonie gelungen, Zutritt zu ihr zu erzwingen. Blaß und müde lag sie auf dem Bett, verlangte nur Ruhe. Die Kopf schmerzen würden morgen vorüber sein. So hatte sich Frau von Rosen zum Schlafen gehen entschlossen und nur der Köchin befohlen, Acht zu geben und sie zu rufen, wenn das Fräulein etwas verlange. Als Mela spät zum Frühstück kam, sah sie so vergrämt und abgespannt aus, daß Herr von Rosen ihr besorgt entgegenging. „Dir ist etwas zugestoßen, Mela — Kind?" sprach er, sie zärtlich bei der Hand fassend. „O, sorge Dich nicht um mich, Benno," sagte Mela ruhig. „Ich war wieder thöricht wie immer und bin nun bestraft worden." „Du mußt einer Ballbekannischaft nicht so große Bedeutung besiegen," erlaubte sich Leonie zu raten. „Graf Rodach ist wirklich sehr liebenswürdig, aber er hat jedenfalls nicht daran gedacht, Dich zu seiner Lion bereits Gesetz geworden sei. Dies ist aber nicht der Fall. Diese Resolution ist bisher nur von dem Reichstags angenommen worden, sie kann aber zum Gesetz erst werden, nachdem auch der Bundesrat und der Kaiser sie bestätigt haben wird. Daß dies in nächster Zeit geschehen wird, kann als sicher ange nommen werden, und rbeuso ist es kaum zweifelhaft, daß das KriegSministeriuM bald nach Veröffentlichung des Gesetzes im Reichsgesetzblatt zu dessen Durchfüh rung die erforderlichen Maßregeln ergreifen wird. Alls vorher »ntsruommeneR Schritte dürften dem nach zwecklos sein. Durch Lie Tagespresse ging vor kurzem die auch von uns erwähnte Mitteilung, daß den säch sischen Lehrern seitens des Kgl. Sachs. Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts ein Verbot zugegangen sein soll, das ihnen jede hervorragend« ThätigkeiL im Dienste des Naturheilvsrfahrens, namentlich die Uebernahme eines Vorsteheramtes in Natmheilvereinen, verbietet. Diese Nachricht bestätigt sich jedoch nicht. Der Bundesvorstand der deutschen Natmheilvereine, Sitz Berlin, welcher hierüber an zuständiger Stelle Erkundigungen eingezsgm hat, giebt betreffs dieser Angelegenheit in der neuesten Nummer (Juni) seines Organs „Der Naiurarzt" seinen Mitgliedern folgendes bekannt: Im Herbste v.J. hat das Ministerium die BszirksschulinspMoren befragt, ob es wünschenswert erscheine, daß de» Lehrern nebst vielen anderen (z. B. Agitation gegen den Impfzwang, Ausübung der Heilkunst rc.) auch zu untersagen sei, das Amt eines Vorstehers in einem NaLmheilverein zu übernehmen. Anfang Dezember 1894 erging an alle GezirkSschulikspektoren ein Er laß, in welchem die hauptsächlichsten Ergebnisse mit- geteilt wurden. Viele Schulinspektoren hatten ein Gemahlin zu machen. Solche Herren suchen eine sehr reiche oder sehr vornehme Frau!" Mit großen Augen sah Mela die Schwägerin au, endlich sprach sie mühsam lächelnd: „Freilich — Du magst recht haben — ich bin ja weder reich noch vornehm! — Abe« bitte kein Wort mehr über dieses Thema — es ermüdet mich." Frau von Rosen war sehr ernst geworden und rührte hastig in ihrer Tasse, sie schielte nach ihrem Manne, der unruhig auf seinem Stuhle hin- und herrückte und Leonie gern ein scharfes Wort ge sagt hätte. Mela trank ruhig ibren Kaffee; sie sah nach den schweren Tropfen, die an's Fenster klatschten. Endlich war das peinliche Frühstück vorüber und Herr von Rosen ging auf's Amt. Zärtlich küßte er Mela auf die Stirn, indem er meinte: „Nimm ds nicht zu schwer, Mela, wir leben nun einmal in einer unvollkommenen Welk; ein Mädchen wie Du muß das Spiel nicht gleich ver loren geben. Du hast noch Anbeter genug, ich weiß sogar einen sehr annehmbaren." Melanie erwiderte kein Wort, wozu auch? Man verstand sie wohl kaum. Für sie gab es nur diesen „Einen" auf der Welt — nun er ihr verloren war, hatte nichts mehr Wert für sie. Tagelang sperrte sich Mela von allem Verkehr ab, tagelang wüteten auch die Elemente. Endlich milderte sich der Orkan in einen frischen Ost und trocknete, vereint mit den Sonnenstrahlen, Felder und Wege. Man empfand den Sonnenhauch auch in den dumpfen Zimmern, man schüttelte die Winter Verbot als wünschenswert bezeichnet, andere aber nicht. Es war dagegen geltend gemacht wordsn, daß eine solche Verordnung bedenklich sei, daß sie blos eine Kategorie der Beamten treffe, daß ja blos 9 Lehrer Sachsens dem Ministerium bekannt gegeben seien, die als Vorsteher eines Naturheilvereins thätig seien, und daß mit den bestehenden Disziplinarmatz- regeln auszukommen sei. Aus diesen Gründen lehne es das Ministerium ab, eine solche Verordnung zu erlassen. *— Dürfen Käufer, welche Sonntags während der für den Geschäftsverkehr freien Stunden sich in einem Geschästslokal befinden, von dem angestellten Verkäufer weiter bedient werden, wenn inzwischen die gesetzlich bestimmte Schlußzeit eingetreten ist? Diese Frage ist vom Berliner Landgericht verneinend beantwortet worden. Eine Berliner Konfiktionsfirma ließ verschiedene Kunden, welche Sonntags morgens während der für den Geschäftsverkehr freien Stunden ihr Geschäftslokal zu Einkaufszwecken besuchten, als das Geschäft bis 10 Uhr nicht zu Ende geführt war, in den verschlossenen Räumen von den angestellten Verkäufern weiter bedienen. Die Inhaber wurden wegen Uebertretung des Gesetzes über die Sonntags ruhe in zwei Instanzen zu 20 M. Geldstrafe ver urteilt. *— Für den Besuch des Erzgebirges haben die Erzgebirgsvereiue zu Leipzig und Chemnitz schon seit einigen Jahren fördernd gewirkt, indem sie Verzeich nisse von Sommerwohnungen im Erzgebirge zusammen stellten. Da die unentgeltliche Ausgabe in Leipzig sich sehr wirksam erwies, entschloß sich der Chem nitzer Verein in diesem Jahre mit dem Leipziger Zweigverein die Ausgabe zusammen zu unternehmen; es sind zu diesem Zwecke 5000 Stück „Verzeichnisse gedankeu ab und ließ sich von der Sonne hinaus in'S Freie locken, wo nun bald Lerchenlieder ertönen mußten. Der Auferstehungstag rückte näher. Mela's müdegeweinten Augen thaten dis lichten Strahlen wehe. Als sie sich doch zum Ausgehen rüstete, sagte Klein.Lsnchen, die oft vergebens ver sucht hatte,' die liebe, traurige Tante aufzuheitern: „Wo willst Du hin? Nimm mich mit, es ist schön warm draußen und der Wind schadet mir nicht". „Ja, Lenchen, bitte Mama, daß sie Dir erlaubt, mitzukommen. Ich will zu Frau Superintendent Werner, da sind kleine Knaben, mit denen Du spielen kannst". „O, das ist köstlich", rief das Kind. „Sie werden Pferdchen spielen — und ich bin die „Dame", welche einsteigt. Mama läßt mich schon!" Während Lenchen angezogen ward, starrte Mela auf die Straße. Es kam ihr vor, als liefen die Leute heute besonders hastig. Sie lachten so fröhlich und nickten sich zu. Gab es denn kein Elend auf der Welt? Wußte Niemand, daß da oben ein armes Menschenkind vergebens nach Frieden rang ? Frau Werner war eine blasse, stille Dame. Ein Fußleiden bannte sie viel an's Haus und die wilde Knabenschar sorgte für Abwechselung. Sie liebte Mann und Kinder abgöttisch, vergaß fast in ihrem Kreise, daß draußen auch Leute existierten. Sie hatte nicht gerade jung geheiratet und war rasch verblüht; es lag aber soviel Hoheit auf ihrem Antlitz, daß sie Jeden betroffen machte. Die seelsorgerische Thätig keiL ihres Mannes ließ ihm nicht viel Zeit, sich seiner Familie zu widmen, Frau Werner leitete die Erzie hung der Knaben fast allein. Sie beklagte sich nie