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WMMMtWMM Wochen- und Rachnchtsblatt zugleich AtMstr-AMM M KohnSsrs, Mlih, Kn»d«rf, Wsdnf, Ä COicn, Kkstriihsirt, Maritnau«. Milse». Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. 4A. Jahrgang- M 24. Dienstag, dm 29. Januar ^95. Nest» Blatt erscheint täglich Putzer Sonn» Mw Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige, —' 'Mstellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisen. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalims Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tag-Sgeschicht-. *— Lichtenstein, 28. Jan. Gestern abend feierte der hiesige König!. Sachs. Militärverein jm Saale des Ratskellers den Geburtstag Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. Nach Vortrag einiger Musik- sätze durch das Stadtmusikchor, begrüßte Herr Stadt rat Beyerlein die zahlreich Erschienenen. Darauf ergriff das Ehrenmitglied des Vereins, Herr Bürger meister Lange, das Wort zu einer längeren Ansprache a.i die Festversammlung. In dieser Ansprache be tonte derselbe: „Daß wir es bei einem bedeutsamen Abschnitt im Leben des Trägers der deutschen Kaiserkrone als Pflicht empfinden, Zeugnis davon abzulegen, daß wir den Geist, aus dem die vater ländische Gesinnung entspringt, gepflegt und hoch gehalten wissen wollen, stets dessen eingedenk, wie tief die Begeisterung war, mit der die gesamte deutsche Nation die mit schweren Opfern errungene langersehnte Einheit der deutschen Stämme einstmals begrüßte und todesmutig kämpfte und blutete. Und wie wir pietätvoll des Begründers des deutschen Reiches gedenken, so hat auch unser Kaiser als ein edler Sproß des ritterlichen Hohenzollerngeschlechts, stets das Vorbild seines großen Ahnen vor Auges, der schon in seiner ersten Jugend bekannte: „Meine Kraft gehört der Welt und dem Vaterlande" und der auf dem Höhepunkte seines Lebens inmitten glänzender Triumphe in Demut seinen innigsten Ge betswunsch aussprach: Golt wolle ihm verleihen ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt und Gesittung. Das von Kaiser Wilhelm I. be gonnene Werk weiter auszubauen und, soweit mensch liche Kraft es vermag, seiner Vollendung entgegen- zuführen, erachtet unser oberster Kriegsherr als seine heiligste Pflicht. So freudig sein Herz schlägt bei dem Anblick der herrlichen deutschen Armee, so ist doch all sein Streben auf die Hebung der Wohlfahrt der Gesamtheit und die Stärkung des Einheit«.Ge dankens unter den deutschen Bruderstämmen gerichtet, auf daß das deutsche Vaterland immer mehr gleiche einem Baume, der sich in viele große Neste teilt, von denen jeder mit seinen Zweigen und Blättern für sich blüht, wenngleich alle in einem Urstamm wurzeln und eine Krone bilden. Daß dieser Baum immer tiefere Wurzeln schlage, immer herrlicher und schöner seine Krone entfalte, das ist ein Ziel, der un ermüdlichen Friedensarbeit unseres Kaises wert, ein Ziel, zu dessen Erreichung jeder deutsche Mann an seinem Teil mitzuwirken berufen ist. Wohl uns, daß unser Landesherr, Se. Mas. König Albert, der viel- gefeierte Schlachtenlenker und Mitbegründer des deut schen Reiches, uns alle Zeit in der Bethätigung der Reichstreue voranleuchtet. In alter Treue stehen wir fest zu Kaiser und Reich, zu König und Vaterland, durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Wohl fahrt des gesamten deutschen Volkes von dem Glück feiner obersten Führer nicht getrennt werden kann. Die Rede klang in dem Wunsche aus: „Gott segne und beschütze noch viele Jahre unsern geliebten Kaiser und das teure Haupt unsers Landcsvaters" und schloß mit einem dreifachen Hoch auf den deutschen Kaiser Wilhelm II. und den König Albert. Die Sachsen- Hymne wurde nach den brausend verklungenen Hochs von den Anwesenden stehend gesungen. Sämtliche Musiknummern, die in präziser Weise zum Vortrag gelangten, legten wiederum Zeugnis von den vor- züglichen Leistungen unserer Stadlkapelle ab. Auch einige Gesänge vom König!. Sächs. Militärgesang verein wirkten ebenfalls äußerst fesselnd auf die An wesenden. Jung und Alt widmete sich nach dem Concert noch längere Zeit den Freuden des Balles. Die Feier nahm in allen Teilen einen würdigen, dem Tage entsprechenden Verlauf. *— Der Geburtstag Sr. Maj. des deutschen Kaisers wurde hier am gestrigen Vormittage offiziell durch Platzmusik, welche an verschiedenen Stellen der Stadt abgehalten wurde, gefeiert. Die öffentlichen und verschiedene Privatgebäude Hütten Flaggen schmuck angelegt. — Die Wartesüle auf den Bahnhöfen sind für Alle, welche einen Zug erwarten, ohne genötigt zu sein, etwas verzehren zu müssen. Viele oürftig gekleidete Passagiere halten sich deshalb frierend in den Hallen auf, weil sie meinen, die geheizten Warte, säle seien nur für Gäste bestimmt. Wer sich ober eine Fahrkarte ge!öt, hat zu gleicher Zeit das Recht erworben, sich im geheizten Wartesaale bis zum Ab gang des Zuges aufhalten zu dürfen. — Chemnitz, 26. Jan. Die Vorbereitungen für das Mitteldeutsche Bundesschießen, welches vom 7. bis zum 14. Juli in Chemnitz-Altendorf abgehal- tm wird, werden nunmehr immer lebhafter betrieben. Am Dienstag hielt der Festzugs- und Vergnügungs» ausschuß in der „Linde" eine Sitzung ab, an der sich außer den beiden Vorsitzenden der Priv. Scheiben- schützengeseüschaft, einem Ehrenmitglieds und mehreren Mitgliedern der letzteren noch vier Stadtverordnete, Herr Gemetüdevorstand Gelbrich Altendorf, Vertreter des Jagdschützenvereines, des Turnvereines, des Chemnitzer Sängerbundes, der Vereinigten Militär vereine und des Dramatischen Vereines beteiligten. Der Vertreter des ebenfalls eingeladenen Sächsischen Radfahrerbundes und Herr Branddirektor Weigand hatten ihr Ausbleiben entschuldigt. Zum Vorsitzen den des Ausschusses wurde der rührige zweite Vor- sitzende der Prw. Scheiüsnschützengesellschaft, Herr Kartonnagenfabrikant Robert Müller, gewählt, zu dessen Stellvertreter Herr Gemeindevorstand Gelbrich und zum Schriftführer Herr Bezirksschornsteinfeger- meister Löbel. Man beschloß, zum Bundesschießen einen Festzug abzuhalten und diesem zwei Festwagen, welche von der Priv. Scheibenschützengesellschaft be schafft werden, einzufügen. Es ist aber nicht aus geschlossen, daß sich diesen zwei Festwagsn noch einige, Welche von anderen Korporationen gestellt werden, anschließen werden. Leider können die Wagen wegen der Leituugsdrähte der Straßenbahn in den Größen- verhältviffen nicht so imposant werden, wie dies bei früheren festlichen Anlässen der Fall war; dafür hofft man aber, sie umso glanzvoller dekorativ auszustatten. Bis jetzt sind in Aussicht genommen ein Banner und ein Chemnitzia-Wagen. Es wurde ein beson derer Ausschuß für die Festwagen ernannt; derselbe besteht aus den Herren Oberturnlehrer Zettler, Tischlerobermeifter Jäger, Stadtverordneten Bernhard Müller, Baumeister Max Richter, Baumeister Teub ner, Maler Theodor Franke und Restaurateur Kinzel, Vorsitzenden des Dramatischen Vereins. Des weiteren machte sich die Bildung eines Ausschusses, welchem die Beschaffung der Musik zum Feste obliegt, not wendig. Dieser Ausschuß besteht aus de» Herren Bezirksvorsteher Bruno Schwenke, Stadtverordneten Wetzel, Klempnerobermeister Pinsdorf und Kaufmann Hermeyer. — Werdau, 25. Jan. In der Wagenre mise eines hiesigen Geschäftes wurde gestern früh eine hier wohnhafte, aus ihrer Wohnung fortge laufene Frau in ganz erstarrtem Zustande aufgefun den. Nach ihren Angaben hat dieselbe dort 3 Tage gelegen, ohne Nahrung zu sich zu nehme»; sie war nur mit den notdürftigsten Kleidungsstücken versehen. Die Frau wurde ins hiesige Stadtkrankenhaus ge bracht. — Aus dem Vogtlande, 26. Jan. Dem König!. Amtsgerichte Oelsnitz wurde am Mittwoch wiederum einer jener Betrüger zugeführt, die schon seit längerer Zeit das Vogtland durch das Angebot falschen Geldes unsicher machen. Der in dem Dorfe Marieney Festgenommene ist ein gewisser Stark aus Georgenthal und ist im oberen Vogtlande, wie auch in den böhmischen Grenzorten mit zwei Complicen, Gießlinger und Meckel mit Namm, gesehen Horden. Den Letzteren hat man vor einigen Tagen in Gras- litz in Böhmen verhaftet, während sich Gießlinger vermutlich noch aus freiem Fuße befindet. — Lohmen, 25. Jan. Dieser Tage hatte ein hiesiger Besitzer Gerste gedroschen, welche infolge der nassen Witterung des vergangenen Jahres feucht emgeervtet worden war. Nach dem Reinigen schüt tete man die Spreu auf den Futterboden. Eines Tages hatte man vergessen, die feuchte Menge zu wenden. Als am nächsten Morgen der Besitzer die Scheune öffnete, empfing ihn ein brenzlicher Geruch. Bald bemerkte er, daß sich diese üblen Dämpfe aus dem Spreuhaufen entwickelten. Glühend heiß war die Mengs im Innern. Glücklicherweise wurde dies »och rechtzeitig bemerkt, sonst hätte leicht großes Un glück unseren Ort treffen können. ß DieSommbevdrede des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe im Reichstage wird als Ausdruck des Entschlusses der Reichsregierung anfgsfaßt, dm Reichstag aufzulösen, wenn an der Umsturzvorlage wesentliche Aenderungen vorgenommeu werden sollten. Die bezügliche Entscheidung scheint doch wohl in der letzten Sitzung des preußischen Staatsmimsteriums, welcher der Kaiser beiwohnte, gefallen zu sein, und die Zustimmung der verbündeten Regierungen bald darauf eingegangen zu sein. 8 Daß Fürst Bismarck von jeher ein Gegner der obligatorischen Sonntagsruhe war, ist bekannt. Gleichwohl wird es von Interesse sein, zu erfahren, wie der Fürst sich darüber noch zur Zeit seiner Amts führung ausgesprochen hat. Er äußerte sich in einem Tischgespräche: „Ich bin sonst durchaus nicht gegen die Sonntagsheiligung, im Gegenteil, ich thue als Gutsherr dasür Alles, was ich kann; nur will ich nicht, daß man die Leute dazu zwinge. Jeder muß wissen, wie er sich am besten auf das künftige Leben vorbereitet. Sonntags sollte nirgends gearbeitet wer den, nicht nur, weil es unrecht ist gegen Gottes Ge bot, sondern auch der Menschen wegen, die Erholung haben müssen. Das gilt freilich nicht vom Staats dienst, besonders nicht vom diplomatischen, wo auch Sonntags Depeschen und Briefs kommen, die erle digt sein sollen. Auch dagegen ist nichts zu sagen, daß unsere Bauern in der Ernte, wenn es lange ge regnet hat und es Sonnabend abend schön' Wetter werden will, dann ihr Korn und Heu Sonntags einbringen wollen. Ich würde es nicht übsr's Herz bringen, daß man den Pächtern dies im Kontrakt etwa untersagte. Ich selber kann mir das gestatten, da ich den etwaigen Schaden eines Monatsrezens nicht ansehen kann". § Ueber einen großen Postdiebstahl in Nürn berg erfährt der „Fränk. Kur." Folgendes: Als der Postwagen Donnerstag abends gegen 8 Uhr von der Karolinenstraße zum Bahnhofe fuhr, der Kondukteur die Briefbeutel abgeliefert hatte und dann wieder zum Wagen kam, fand er diesen geöffnet (ob mit einem Nachschlüssel oder erbrochen, ist unaufgeklärt). Es fehlten mehrere Geldpostbeutel. Nach einer Ver sion soll man einen Mann mit einer Dienstmütze ge sehen haben, wie er in der Nähe des Thatortes die Beutel aufschnitt. Die Angaben über die gestohlene Summe schwanken zwischen 130,000 und 250,000 Mk. * * Bern, 26. Jan. Infolge der Schneestürme hat auch der Eisenbahnverkehr im Jura beinahe ganz eingestellt werden müssen. Die Bergpäsie sind un passierbar. * * Paris, 26. Jan. Ribot begab sich heute vormittag in das Eiysoe, erstattete dem Präsidenten Bericht über den Stand der Verhandlungen und teilte chm mit, daß er den Auftrag zur Kabinetts bildung annehme. * * London, 26. Jan. Der „Standard" meldet: Prinz Alfred von Sachsen-Koburg hat sich mit der Herzogin Elsa von Württemberg, einer Tochter des verstorbenen Herzogs Eugen und der Großfürstin Wera, verlobt. ff"Berlin, 28. Ja«. Di- Reichstags Kommiffio« für die Vorlage des Umsturzgesetzes «ahm de« Para- araph über die Verherrlichung vo» Verbreche« gegen die Stimme« der Freifi««igen u«d Tozialiste« «ach h-M nationalliberale» BermittelungS-Rntrage an.