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Wochen- und RachrichtMatt zugleich ItMsts-AMger Kr Schndorf, KKlitz, KtMdirf, Msdmf, A Egiditn, HmrichAti, Marieirm«. MülstL Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. -.ÜD A « ^7-^777—77777 .7 17- ^-^-7»^»- 7 - ! ,u , , .^-L--- . > mm« Rr. 17. Sonntag, der» 20. Januar 1895. M«s»S Blatt erscheint täglich (außer Sonn« Mch Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. —! ldapellungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten- Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BelmmtrmchMg. Ein Schlüssel ist als gefunden anher abgegeben worden. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken veröffentlicht, daß, wenn sich innerhalb Jahresfrist kein zur Abforderung des Gefundenen Berechtigter gemeldet haben sollte, darüber in Gemäßheit der Bestimmung in 8 339 des Bürgerlichen Gesetzbuchs verfügt werden wird. Lichtenstein, am 17. Januar 1895. Der Gtadtrat. Lange. Bm. LMSsgefchEtör. *— L i ch L e nst e i n, 19. Jan. Diorgen Sonn tag und Montag hält der hiesige Geflügelzüchter- Club seine 10. Geflügel-Ausstellung mit Prämiierung und Verlosung, sowie Verteilung von Ehrenpreisen in den Sälen des Goldnen Helm hier ab. Das gün stige Ausstellungs-Lokal, sowie die zahlreich erfolgte Beschickung der Ausstellung, welche außer pracht vollem Geflügel auch eine Serie Kaninchen aufweisen wird, dürfte zu recht regem Besuche Veranlassung geben. *— An der Trauerfeier, welche am 16. d. M., mittags im Diakonissenhause zu Dresden am Sarge der verewigten Frau Ida, Reichsgräfin von Wartens - leben, geb. Prinzessin von Schönburg-Waldenburg, stattfand, nahmen nahezu sämtliche Mitglieder des fürstlichen Hauses Schönburg teil: so die Geschwister der hohen Entschlafenen I. I. D. D. die Prinzen Hugo, Georg, Ernst von Schönburg-Waldenburg, die letzteren beiden hohen Herren mit ihren Ge mahlinnen de» Prinzessinnen Louise und Helene, und I. D. Frau Prinzessin Adolf von Schwarzburg-Ru- dolstadt, geb. Prinzessin von Schönburg-Walden burg, die Schwägerin I. D. die Frau Fürstin-Witwe Pamela von Schönburg-Waldenburg, die Neffen I. I. D. D. die Prinzen Sigismund, Friedrich, Ulrich von Schönburg-Waldenburg, die Nichten I. I. D. D. Frau Elisabeth, Gräfin von Wurmbrand-SLuppach, geb. Prinzessin von Schönburg - Waldenburg, die Prinzessinnen Louise und Thekla von Schönburg- Waldenburg, Frau Lucie Erbprinzessin von Schön burg-Waldenburg mit ihrem ältesten Sohn S. D. dem Fürsten Otto Victor von Schönburg-Walden burg. Die hohe Leiche wurde alsdann nach dem böhmischen Bahnhof gebracht. Abends 8 Uhr traf der Sarg mit der Verblichenen in Lichtenstein ein, um alsbald in aller Stille nach dem Schlosse hier» selbst überführt zu werden. (Ueber die Beisetzungs feier in hiesiger Schloßgrnft berichteten wir bereits früher. D. R.) Ueber die letzten Tage der hohen Entschlafenen vernimmt das Schönburg. Tageblatt, daß Hochdieselbe sich ihres nahenden Endes wohl be wußt war und in christlicher Ergebung den Todes engel erwartete, der in der Nacht zum 15. Januar die Seele der edlen Frau heimtruq in die ewigen Hütten des Friedens, — Zum 80. Geburtstage unseres Altreichskanz lers am 1. April 1895 will die D e u t s ch e Reichs- fechtschule durch Veranstaltung eines allgemeinen Naiwnalglückwunsches an den Fürsten Bismarck einen schönen Gedanken zur Ausführung bringen. Sie hat zu diesem Zweck eine von dem Historienmaler Professor E. Döpler künstlerisch reich ausgeschmückte, an den Fürsten adressierte Festpostkarte Herstellen lassen, welche von dem genannten Wohlthätigkeits- verein für 10 Pf. erhältlich ist. Auf der Schrtstseite dieser Karte ist der allgemeine Glückwunsch in den Worten vorgedruckt: „In Alldeutschlands Jubelgruß und Glückwunsch zu Ew. Durchlaucht 80. Geburts tag stimmt freudig und ehrfurchtsvoll ein . ..... hier soll jeder Gratulant mit Namen Stand und Adresse unterschreiben. — Die Deutsche Reichsfecht schule hofft auf diese Weise eine Ehrung zu Stande zu bringen, wie sie in dieser Großartigkeit und Un mittelbarkeit wohl noch keinem Sterblichen zuteil ge worden ist. — Um aber neben der Huldigung, die allen patriotischen Deutschen aus dem Herzen kommen wird, der Veranstaltung noch einen besonders tiefen, sittlichen Inhalt zu geben, soll ein Teil deS Erlöses aus dem Verkauf der Nationalglückwunschkarten dem zu erbauenden neuen Reichswaisenhause überwiesen werden. Die Reichsfecht schule hat sich mit allen deutschen Vereinen in Verbindung gesetzt und rechnet darauf, daß in erster Reihe diese durch kräftige För derung des Absatzes der Karten an dem patriotischen Werke mitarbeiten, des Weiteren aber alle Verehrer des großen Staatsmannes im Familien- und Freun deskreise Gratulanten anwerben werden. Die Karten kosten, wie schon gesagt, pro Stück 10 Pf. und werden von 10 Stück ab von der Deutschen Reichsfechtfchule, Berlin V., im Französischen Dom, Jedermann auf Verlangen zugeschickt, bei vorheriger Einsendung des Betrages portofrei. Der Versand der Karten beginnt in Kurzem, Da in den letzten Wochen vor dem Geburtstage ein starker Andrang zu erwarten steht und die Bestellungen der Reihe nach erledigt werden, so wird, wer seine Karten mit Bestimmtheit pünktlich erhalten will, gut daran thun, schon jetzt die gewünschte Anzahl zu bestellen. Ww wünschen dem schönen Werke ein volles Gelingen zur Freude des großen Einsiedlers von Friedrichsruh Mw zum Besten des wohlthätigen nationalen Zweckes. — Auf Grund einer Anfrage, die der Rat der Stadt Dresden an den Rat der Stadt Leipzig gerich tet hatte, beschäftigte sich der letztere kürzlich mit der Frage, ob bei ihm Vie alte oder die neue Rechtschrei bung zu amtlichen Schriftstücken anzuwenden sei. Man entschied sich für die alte Rechtschreibung und zwar vornehmlich mit aus dem Grunde, weil die vor gesetzten Behörden (Kreishauptmannschaft, Ministerium des Innern rc.) diese ebenfalls anwenden. Von den Ministerien gebraucht nm das Ministerium des Kul tus und öffentlichen Unterrichts, dem die Schulen unterstellt sind, die neue Rechtschreibung. Da letztere in den Schulen gelehrt wird, so dürfte immerhin der Zeitpunkt nicht zu fern sein, da die neue Rechtschreibung auch im Verwaltungswesen die vorherrschende wird. — Herr Schlossermeister Emil Seifert in Zwickau hat ein Motor-Zweirad gefertigt, welches allgemeine Anerkennung gefunden hat. — Hohenstein, 18. Jan. Heute mittag, als unsere Kinder sich zur Schule begaben, ging ein ca. 12jähriger Knabe an einem Hause vorbei, als eine größere Eismasse vom Dache sich löste und herab fiel und den Knaben so erheblich traf, daß er bewußt los zusammenbrach und nach Stunden noch nicht wieder sprechen konnte. Alle Symptome, darunter noch Blutspucken, scheinen auf eine recht heftige Ge hirnerschütterung hinzudeuten. — Ein sonderbares Quartier entdeckte am 14. Januar früh in Jühnsdorf ein Schirrmeister in einem in der Nähe des oberen Gasthofes gelegenen Gebüsch. Ec hatte aus jenem Holze zwei Frauens personen herauskommen sehen und trat nun, neugierig geworden, näher. In dem Gehölz fand er eine Höhle, deren offene Seite durch mit Reißig verflochtene Baumstämme geschützt war, und in derselben mehrere Decken, einen Spirituskocher, eine Bratpfanne mit Schmorkartoffeln, Kaffee, Gewürz und verschiedene andere zum Leben nötige Gegenstände. Der Umstand, daß jene Frauen sich schon seit vorigem Herbst in dieser Gegend herumdrücken, läßt vermuten, daß sie seit längerer Zeit in dieser Naturwohnung gehaust haben. — Freiberg, 17. Jan. Das hiesige Jäger bataillon rückte heute früh zu Wtnterfelddienstübungen mit Ulanen in der Richtung nach Annaberg aus. Das Bataillon führte auch Schneeschuh-Läufer und Kriegshunde mit sich. Die Uebuugen werden voraus sichtlich 3 Tage dauern. — Taucha. Bei den letzten großen Schnee stürmen hat sich in den Garten des Gutsbesitzers Köthnig in Kämmerei bei Brandis ein weißes Reh geflüchtet. Es glückte dem genannten Gutsbesitzer, der als großer Jagdfreund bekannt ist, das Tier zu fangen; er wird nun dasselbe für diesen Winter in guter Pflege behalten. — Schöneck, 16. Jan. Daß das Schnee schuhlaufen hier immer mehr Anhänger findet, ist wohl erklärlich; als eine neue Erscheinung aber auf diesem Sportgebiete muß es betrachtet werden, daß einer der Briefträger, welcher den Dienst auf der Strecke Schöneck-Schilbach-Marieney versieht, sich ebenfalls mit Schneeschuhen versehen hat und diese Art der Postbestellung als überaus fördernd bezeichnet. — Recht bezeichnend dafür, wie hedemend die landwirtschaftlichen Güter im Preise zurückgehen, ist der Umstand, daß das Rittergut Weinslitz bei Hof, auf dem über 160000 Mark Hypotheken lasten, im Subhastationstermin am Dienstag dem derzeitigen Gntspächter Herrn Zacher für 107000 Mark zuge schlagen worden ist. Noch vor wenigen Jahren hätte man nicht behaupten können, daß Las erwähnte Rit tergut seinem Werte angemessen mit der angegebenen Summe übermäßig hoch belastet sei. ß Berlin, 18. Jan. Der „Voss. Ztg." wird aus Paris berichtet: Faures Sieg wurde durch den rechtzeitigen selbstlosen Rücktritt Waldeck Rousseaus und den Anschluß der Rechten entschieden. Wie die AbsttmmungSzahlen beweisen, gingen alle 184 An hänger Waldeck-Rousseaus bis auf 23, die beim zweiten Wahlgang für Brisson stimmten, zu Faure über. Brisson unterlag, weil die Sozialisten sich zu seiner Leibgarde aufgeworfen hatten. Zwischen beiden Wahlgängen machten die Sozialisten verzweifelte An strengungen zu Gunsten Brissons. Den Klerikalen banden sie auf, Fam e sei Protestant, und der Papst würde sich von Frankreich abwenden, wenn ein Ketzer an der Spitze des erzkatholischen Landes stände. Diese Erfindung macht sich besonders hübsch im Munde von Männern, die sich ihres Freidenkertums rühmen. Den Republikanern sagten die Sozialisten: „Wenn ihr Brisson wählt, so schwören wir euch, daß wir uns drei Jahre lang ruhig halten, andernfalls Paßt auf!" Die Erfolglosigkeit dieser Treibereien erklärt die Wutausbrüche am Schluffe des Kongresses. Als Dupuy Faure beglückwünschte, versagte er sich nicht den Witz: „nonaon st omM!" Felix Faure ist ein schöner stattlicher Mann, um einen ganzen Kopf höher als seine beiden Vorgänger, von sehr ansehn licher Mittelgröße, mit noch blondem Schnurrbarte und weißem kurzgehaltenem Kopfhaar. Er Pflegt Leibesübungen und ist guter Reiter und Stoßfechler. Sein Handelshaus in Havre, das er jetzt einem Ver wandten übergeben wird, bringt ihn seit geraumer Zeit jährlich im Durchschnitt 125 000 Frks. Reinge winn. Er verbrachte als junger Mann zwei Jahre in England und beherrscht das Englische vollständig. Seine Lehrlingszeit in einerGerberei von Tourshat auf seine Manieren nicht abgefärbt. Er erinnert in Hal tung und Auftreten an die großen Kaufherren der Hansestädte. Schon mit 23 Jahren heiratete er Fräulein Guinot, Nichte des gleichnamigen Senators, mit der er seit 31 Jahren in glücklichster Ehe lebt. Er hat drei Töchter, von denen die eine den Inge nieur und Großgrundbesitzer Berge in Havre gehei ratet hat, während die anderen noch bei ihren Eltern sind. Als Kaufmann und Rheder, als langjähriger Vorsitzender der Handelskammer von Havre ist Faure natürlich entschlossener Friedensfreund und Frei händler, was Möline sofort niedergeschlagen feststellte. Seine Stellung zum Sozialismus erhellt aus fol gender Stelle seines Wahlprogramms von 1893: „Alle ernsthaften Verbesserungen find meiner Mit wirkung sicher; selbst grundstürzende Lösungen er schrecken mich nicht; aber ich suche sie und behaupte