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TageSgeschichte. * — Lichtenstein, 6. Mai. Gestern nach dem Vormittagsgottesdienste nahmen die Schülerinnen von zwei Klassen ves Königl. Lehrerinnen-Seminars zu Callnberg, unter Führung des Herrn Oberlehrer Reichel und Frl. Fietz, Einsicht von den maschinellen und sonstigen Einrichtungen unserer Offizin, dabei den Vorführungen des Satzes und Druckes mit großem Interesse folgend. * — Beim diesjährigen Königkschcibenschießen der hiesigen Schützengilde ist der beste Schuß von Herrn Bäckermeister Ed. Simon gefallen. * — Trotzdem, daß von vielen Seiten die Nach richt kommt, daß dieses Jahr mafläferreich sein soll, wurde uns gestern von einem Naturkundigcn hier mitgeteilt, daß sich in unserer Gegend noch kein der artiges Exemplar habe blicken lassen. Etwaige gegen teilige Nachrichten erbitten wir. *— Aus das heute Dienstag abend im Schützen- Hause hier stattfindende große Concert der Chemmtzer Stadtkapelle unter Leitung des Herrn Dir. Pohle seien unsre Concertliebhaber besonders an dieser Stelle aufmerksam gemacht. Ein genußreicher Abend wird den Besuch lohnen. *— Gestern wurde hier Frau Laura Hahn zur ewigen Ruhe bestattet. Dieselbe genoß die allgemeinste Achtung der gesamten Einwohnerschaft und hat sich durch ihr langjähriges treues Wirken im dasigen Frauenverein durch Werke großer Barmherzigkeit und Liebe immerdar ein bleibendes Andenken gesichert. *— Die kleinen silbernen Zwanzigpfennigstücke werden nach und nach von der Reichsbank zur Um- schmslzung eingezogen. Um die Einziehung zu er leichtern und die kleinen Münzen aus dem Verkehr zu bringen, ist es wünschenswert, daß sie nicht, wie es vielfach im Geschäftsleben geschieht, aus der einen zur anderen Hand abgeschoben werden, sondern an öffentlichen Kassen, wie z. B. beim Einkäufe von Freimarken bei der Post, mit in Zahlung gegeben werden, aus welchen sie in den Verkehr nicht mehr zurückgebracht werden. Die hier und da vertretene Ansicht, daß diese Münzen überhaupt nicht mehr giltig seien, ist irrig. Mar? *— Verzeichnis der Staatsschulden der einzelnen Länder des deutsche» Reiches: Anhalt Baden .......... Gayern . . . Braunschweig. Bremen - Hamburg ......... Hessen .......... Lippe-Detmold ....... Lübeck .......... Mecklenburg-Schwerin Mecklenburg Strelitz . . . . . Oldenburg ........ Preußen . . Reuß jüng. und ält. Linie . . . Sachsen Sächs. Herzogtümer . . . . . Schaumburg-Lippe Schwarzbg-Rudolst. u. SonderShaus. Waldeck 1,400,060 330,000,000 1,331,000,000 62,000,000 80 000,000 280,000,000 35,300,000 800,000 9,500,000 81,600,000 6,000,OM 40,500,OM 6,243,000,OM 1,170.000 654,OM,000 21,380,000 500,OM 6,700,000 2,150,000 Württemberg 427,OM,000 Reichsfchuld 1,438,000,MO Die Gesamtschulden des deutschen Reiches be tragen demnach 11,052,000,OM M. — Die Gesamt schulden Frankreichs belaufen sich aus 25,633,000,000 z M., Rußlands 15,260,000,000 M., Großbritanniens 13,710,000,MO M., Oesterreich-Ung. 13,375 000,000 M., Italiens 11,456,600,000 M. * — Callnberg, 6. Mai, Gestern im Vor mittagsgottesdienste fand hier durch Herrn Superin tendent Weidauer die Kirchenvisitation statt. Nach mittag 3 Uhr schloß sich hieran eine Hausväterver sammlung im Schulzimmer. * — Callnberg, 6. Mai. Heute feierte die hiesige Schützengesellschoft ihren diesjährigen Früh jahrsauszug mit Königsscheibenschießen. * — Rüsdorf. Vergangenen Sonnabend mit tag entstand auf noch unaufgeklärte Weise im Tetzner- schen Wohnhause ein Schadenfeuer, welches dasselbe infolge weicher Dachung binnen kurzer Zeit bis auf die Umfassungsmauern in Asche legte, sodaß von dem im oberen Stockwerk untergebrachten Mobiliar nur wenig gerettet werden konnte. Leider soll der Be sitzer auch nicht versichert haben, und dürste denselben der Verlust daher um so empfindlicher treffen. Von auswärtigen Feuerwehren waren St. Egidien, Herms dorf und Bernsdorf an der Brandstelle anwesend. Diel. Prämie erhielt die frei«. Feuerwehr St. Egidien. * — St. Egidien, 6. Mai. Dem hiesigen Kohlengeschirrführer E. H. passierte beim Fahren seines Geschirrs nach Oelsnitz das Unglück, daß beim Nahen des Eisenbahnzuges die Pferds scheuten. Der Geschirrführer blieb unglücklicherweise beim Abspringen in den Zügeln hängen und kam infolgedessen zum Fallen, wobei dem Bedauernswerte» der Wagen über den Fuß ging und er außerdem noch eine kurze Strecke geschleift wurde. * — Am Sonnabend abend ertranken in dem großen Teiche der Pelzmühle bei Siegmar der Feuermann des dortigen Dampfbootes, aus Chemnitz gebürtig. Der Hausknecht des Gasthauses zur Pelzmühle, welcher dem Verunglückten zur Hilfe kommen wollte, ertrank ebenfalls. Letzterer war aus Lunzenau gebürtig. * — In der Bahnhofs-Restauration in Wüsten brand b. Hohenstein fand gestern nachmittag eine Versammlung der Werkmeister-Bezirksvereine Lim bach, Hohenstein-Ernstthal und Lugau statt, m wel cher der Delegierte Herr May über die Beschlüsse der Delegierten-Versammlung des Deutschen Werk meister-Verbandes in Halle a. S. in eingehendster Weise Bericht erstattete. Nach Beendigung des Refe rats, welches allseitig mit Befriedigung ausgenommen wurde, indem doch wiederum für die Witwen und Waisen verstorbener Verbands-Kollegen wie in ver schiedenen Wohlfahrts. Einrichtungen überhaupt ein erfreulicher Schritt nach vorwärts gethan worden ist, verweilten die in beträchtlicher Zahl Anwesenden noch längere Zeit bei einander. Zum Schluß dieses ge selligen Zusammenseins folgten Toaste auf Verband und kollegialisches Hand in Hand gehen der einzelnen Bezirksvereine unter einander, sowie mehrere Gesänge patriotischen Inhalts. — Chemnitz, 3. Mai. Ueber die Thalsperre bei Chemnitz veröffentlichen die „Münchner Neuesten Nachr." folgenden fachmännischen Artikel: Es wird unsere Leser interessieren, etwas über eine deutsche Thalsperranlage zu hören, und wir greifen die von Einsiede! bei Chemnitz heraus. Diese Anlage ist da zu bestimmt, die Stadt Chemnitz mit gutem Trink- waffer zu versorgen. Während der Bassin von Bouzey 120 Hektar mit ungefähr 7—8 Millionen Kubikmeter Fassungsraum bedeckte, ist das Sammel" Wmhm- und MkhftchMktt zugleich NtsWs-AMM fir SchMf, MH, Kemsdorf, Wsimf, Ä SMi, HeimchM, Mmmu«Wist». Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenstein. ,—— LS. Jahrgang. Nr. 105. FernsprechstEe Nr. 7. DikNsLag, ZW 7. MM FernsprechstE« Nr. 7. 1895. Mtser Blatt erscheint täglich laußer Sonn- Mw Festtags) abends für den ftlgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. —! Vastellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 178, alle Kaisers. Postanstalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die Viergespann« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BeZMNtMÄchMg, vetreffead Kohleabe«Kba«LechtL iN de« Fl«r- des Dorfes Wermsdorf bei Lichtenstein. Herr Landgertchtsrat Heinrich Ferdinand Sarfert in Zwickau, der jetzige Eigentümer der vormals der Huhndorf-Bernsdorfer Steinkohlen- bau Aktiengesellschaft zu Chemnitz gehörigen Bergbaurechte auf Kohle», eingetragen auf ven Folien 224 und 227 des Grundbuchs für Bernsdorf hiesigen Gerichtsbezirks, hat diese Rechte, soweit sie an Grundstücken der Flur Bernsdorf bestehen, aufgegeben. Binnen drei Monaten könne» diejenigen, welche bis dahin eine Hypothek an den Bergbaurechten erlangen, die Zwangsversteigerung derselben beantragen. Wird innerhalb der gedachten Frist die Zwangsversteigerung nicht beantragt, oder bei derselben kein Gebot erlangt, so sind die Bergbaurechte erloschen. Lichtenstein, am 1. Mat 1895. Königliches Amtsgericht. Herold, Ass. H. decken von Einsiedel nur für einen Faffungsraum von 360000 Kubikmetern bestimmt und hat eine Wasserfläche von nur vier Hektar. Trotzdem ist die Sperrmauer ebenfalls bis 8 Meter unter die Boden fläche gegründet und hat eine Stärke von ebenfalls 20 Metern im Fundament, während die Mauerstärke in Erdgleiche 14 Meter, an der Krone 4 Meter be trägt. Also für eine unverhältnismäßig geringe Widerstcmbsleistung ist diese Mauer doch genau so stark aufgeführt worden, wie die von Bouz-Y. Gegen das Wasser ist sie ferner in einem Radius von 400 Metern gekrümmt, was die Festigkeit außerordentlich erhöht. Die Kosten für die Anlage von Bouzey Haven ursprünglich nur 3 Millionen Franks betragen; die wiederholten Reparaturkosten erhöhten diese Summe allerdings auf etwa das Fünffache; der Kostenaufwand für die Gesamtanlage bei Chemnitz beläuft sich auf rund 1fti Millionen M., im Ver hältnis also hat diese sächsische Thalsperre sehr viel mehr als die französische gekostet, was wiederum für ihre größere Solidität spricht. — Zwickau, 3. Mai. Vergangene Mitter nacht machte sich am Horizont eine eigenartige Natur erscheinung bemerkbar. Der westliche Himmel war sehr trübe, während am östlichen Teil die Sterne herrlich funkelten. Ein Heller Wolkenstreffen ähnlich einem Regenbogen in der Richtung nach 80. grenzte ziemlich diese Erscheinung ab. — Meißen, 3. Mai. Das „Meiß. Tgbl." erzählt folgendes: Die ehrliche Finderin. Bor eini gen Tagen wurde in Dresden eins junge Meißnerin getraut, welche die Bekanntschaft ihres Ehegatten dem Auffinden einer diesem verloren gegangenen Geldbörse verdankt. Sie war im vorigen Sommer mit mehreren Freundinnen in Dresden und fand bei einem Spaziergange im Großen Garten eine Geld börse mit etwa 200 Mk. Inhalt. Die Finderin gab die Börse nebst ihrer Adresse an Polizeistelle ab und erhielt schon am nächsten Tage durch die Polizei die Mitteilung, daß sich der Vsrlustträger gemeldet habe. Dieser Mitteilung war der gesetzliche Betrag des Finderlohnes beigefügt. Bald darauf erhielt aber das Mädchen noch ein Dankschreiben von dem Ver lustträger, welchem eine Granatbrosche als Geschenk beigegeben war. Da das Schreiben auch die genaue Adresse des Absenders enthielt, so schrieb das für seine Ehrlichkeit so reich belohnte Mädchen an den noblen Geber einige Zeilen, in welchen sie den Em pfang des Geschenkes bestätigte und ihm mitteilte, daß sie dasselbe dankend annehme. Diesem Briefe folgte bald ein zweiter von dem unbekannten Herrn, in welchem dieser um Fortsetzung der Korrespondenz bat, da er allein auf der Welt stehe und sehr gern mit jemandem in vertraulichem, wenn auch nur schrift lichem Verkehre stehen möchte. Sein Wunsch wurde auch erfüllt und die Briefe gingen, da der Empfän ger viel auf Reisen war, nach allen Teilen Deutsch lands. Dieser schriftliche Gedankenaustausch der bei den einander persönlich unbekannten Leute dauerte bis Weihnachten. Unter dem Weihnachtsbauw fand die erste Begegnung der beiden bereits „brieflich" verliebten Leute statt, und da man jetzt erst recht gegenseitiges Gefallen aneinander fand, so wurde vor der einstweiligen Trennung Verlobung und, wie bereits erwähnt, vor einigen Tagen Hochzeit gefeiert. Der Gatte ist wohlhabend und besitzt ein gutgehen des Fabrikationsgeschäft. Die junge Frau wird die Geldbörse wohl als Andenken aufbewahren.