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Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich IkMfts-AWWl für KohMrf, Müh, Kkrsstnf, Mdirs, A EMu, Htmriihssrt, Mkritna««. Mlstn Amtsblatt für den Stadtrat M Lichtenstein. Er- 49 1895 MestS Blatt erscheint täglich iaußer Sonn» Lnd Festtags) abends UMelluugeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, — ÄS. Jahrgang. - Mittwoch, dsN 27, Februar «MrMSMMWMMxMV für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelüs Nummer 10 Pfennige. —- >er Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisern Postanstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden dis viergespaltML KorpuSzcile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekMUtWachMg. Aus dem Archive des unterzeichneten Amtsgerichts sollen zum Zwecke der MakuUerung eine Anzahl alte Alten ausgeschieden werden. Es wird dies mit dem Bemerken andurch bekannt gemacht, daß es Gemeinden, Corporationen und Privatpersonen, welche an Erhaltung einzelner dieser Akten stücke ein Interesse haben, freigestellt wird, bis zum SO. April 18NS, von dem in hiesiger Gerichtsschreiberki ausliegenden Verzeichnisse der zur Ma- kulieiung bestimmten Wen Einsicht zu nehmen und diejenigen Akten, welche sie von der Vernichtung ausgeschlossen zu sehen wünschen, zu bezeichnen, bez. zur Aushändigung zu erbitten. Königliches Amtsgericht LichLenstei», am 20. Februar 1895. Gehler. MsMWekWttwch «i SmM M2—M. LKgesgeschiÄ«. *— Lichtenstein. Bekanntlich bestimmen die HZ 30 und 31 des I u v a l i d i t ä t s - und Altersoersicherungsgesetzes, daß nach fünf Beitragsjahren weiblichen Personen, welche eine Ehe eingehen, bevor sie in den Genuß einer Rente gelangt sind, sowie den Hinterbliebenen von verstor benen Männlichen Personen die Hälfte der für die betreffenden Personen emrichteten Beiträge zu rückzuerstatten sind. Da das Jnvaliditäts- und Alters- verficherungsgesetz am ersten Januar 1891 in Kraft getreten ist und das Beitragsjahr nur 47 Wochen umfaßt, so wird in der Mitts des laufenden Jahres der Zeitpunkt eintreten, von welchem ab die Rücker stattung der Renten zu erfolgen hat. Dem Vernehmen nach hat das Reichsversichsrungsamt für die hieraus entstehenden Arbeiten bereits Vorbereitungen getroffen. Es ist von ihm ein Entwurf der für die Erstattungen zu erlassenden Vorschriften ausgearbeitet. Darin wird die Art und die Form der für die Erstattung not wendigen Rechnungsführung bei den Jnvaliditäts- und Altersverficherungsanstalten behandelt. Die Er- stattungsarbeiten dürften danach ohne weitere Schwie rigkeit vollzogen werden können. — Gewarnt wird vor einem Schwindler, der etwa 33 Jahre alt ist, hagere Figur hat, Perrücken von blondem, rotem und schwarzem Haar trägt und eine auffallend gebogene Nase hat. Derselbe hat sich in Magdeburg unter verschiedenen Namen durch Ein zahlung geringer Beträge Sparkassenbücher zu ver schaffen gewußt, diese sofort durch Eintragung höherer Beträge gefälscht und bei Pfandleihern verpfändet. Er trägt hin und wieder goldene Brills und schmiert sich Narben auf Backen und Hals. Den Anzug wechselt er vielfach. Zurückgelaffen hat er folgende Margarethe. Original-Roman von M. Widdern. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Der Herr Rat hatte sich in sein Studierstübchen zurückgezogen — weniger wohl, um zu studieren, als um in Ruhe über das Geschick seines Lieblings Rachzudenken. Droben aber warf sich Margarethe vor ihrem Bett in die Kniee und jetzt erst löste sich die furcht bare Anspannung ihrer Gefühle in einem heißen Thränenstrom - sie bereute nicht, was sie gethan — der Doktor liebte sie ja nicht und der Brief des Vaters kam gewiß nur seinem — des Doktors — zuvor, aber sie beweinte die zu Grabe getragenen Hoffnungen und jetzt erst recht — jetzt, nun sie sich ganz losgelöst wußte von ihm, stand die stolze Ge stalt des geliebten Mannes, sein schönes Gesicht beinahe verklärt vor ihrer Seele. „O, wenn ich doch sterben könnte!" jammerte sie. Es war das erste wirkliche Leid, das ihr das Leben brachte — aber es faßte sie auch mit einer Gewalt und einer Tiefe, die ihr ganzes Sein zu er schüttern drohte. Dennoch suchte sie sich nach einer Weile wieder aufzurichten, sie wollte ja nicht unter liegen und den Eltern zu lieb wenigstens äußerlich ruhig erscheinen. So ging sie wieder hinunter, um sich wie sonst in der Küche nützlich zu machen, aber es wollte ihr jetzt gar nicht gelingen. Die alte Magd schüttelte nur zu verwundert den Kopf, wenn sich das Fräulein heute gebärdete, als sei eS das erste Mal, daß sie die Hausfrau ver- Papiere: Geburtsschein vom 21. November 1859 auf Friedrich Wilhelm Ernst Gödecke aus Wipshausen, Kreis Gifhorn lautend, und einen Losuiigsschem auf denselben Namen. Weiter das Nationale des Unter offiziers Carl Heinrich Oswald Krinke, am 5. August 1861 in Alt-Palger geboren. Der Schwindler Pflegt sich za gleicher Zeit in verschiedenen Privatwohnungen einzumieten, auch im Fremdenverkehr für Bäcker zu logieren. Sein Dialekt ist der bayerische. — Von einem schweren VraaüUnglück sind in Dresden am Sonntag Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August in ihrem Palais am Tascheuberg heimgesucht worden. Kurz nach Uhr brach in dem 1. Stockwerk des Taschenberg-Palais, in dem die höchsten Herrschaften wohnen, ein größeres Schadenfeuer aus. Vor dem Palais vorübergehende Stcaßenpassanten sahen ft' dieser Zeit, wie aus den nach der Sophienstraße u^o' dem Zwinger zu gelegenen Fenstern des genannten Obergeschosses mächtige Flammen schlugen, und sie setzten hiervon zwei gerade über den Pofiplatz gehende Feuerwehrleute in Kenntnis. Diese eilten sofort nach dem Hauptdepot und alarmierten dasselbe. Als die Feuerwehr angekommen war, wurde sofort unter Leitung des Brandmeisters Herrmann mit 3 Schlauch leitungen von Straßenhydranten, und zwar mit 2 nach dem ersten und mit 1 nach dem zweiten Ober geschoß, vorgegangen und hiermit der Brand aus die bereits von diesem ergriffenen Räume beschränkt. Nach kurzer Zeit schon konnte der mit dem Ober bürgermeister Geh. Finanzrat Beutler am Brand platze erschienene Vorstand des Feuerlöschwesens Stadtrat Dr. Teichmann Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August die Meldung machen, daß die bestandene Gefahr voll und ganz beseitigt sei. trat. Aber sie sagte nichts, sondern suchte still schweigend zu verbessern, was Grethe schlecht gemacht, nur als Grethe eine Petroleumflasche über die fein- geschnittenen Gurken entleeren wollte, statt des not wendigen Essigs, sagte die Alte ungeduldig, indem sie ihr im letzten Augenblick die Flasche aus der Hand nahm: „Aber, Fräulein, um Gottes willen, wo sind Sie denn heute mit Ihren Gedanken, Sie machen ja alles verkehrt!" Wie aus einem Traume erwachend, fuhr Grethe nun auf, dann färbte glühendes Rot ihre blassen Wangen. „Du hast alle Ursache, mich zu schelten, Lisette", erwiderte sie sanft — „aber sei nur wieder gut — ich werde mich von nun an zusammennehmen." Es lag etwas in dem Ton und dem Wesen ihres kleinen Fräuleins, was die Alte betroffen machte — aber sie war keine Freundin von vielem Reden und so warf sie dem jungen Mädchen auch nur einen ver wunderten Seitenblick zu — innerlich aber räsonnierte sie um so lebhafter und der Inhalt ihrer Gedanken war wohl kurz zusammengefaßt der: „Da ist auch nicht alles, wie es sein soll — fürchte wahr haftig, der lange Doktor steckt dahinter — wenn der unfreundliche Mensch doch geblieben wäre, wo der Pfeffer wächst! — Mir gefällt er schon lange nicht! Er hat eine Art, über geringe Leute hinweg zusehen, gleichsam als wenn unsereins gar nicht unter die Menschen zu zählen sei. — Und doch!" — sie schüttelte den Kopf, „wenn ich ihm nur nicht unrecht thue — weiß ich doch noch immer nicht, wer mir das Goldstück neulich in den Nähkorb gelegt! — Hm, — hm, — manchmal sind die Menschen auch Trotz der schnellen Bewältigung des Brandes hat derselbe doch unschätzbaren Schaden angerichtet. — Chemnitz, 23. Febr. Ein nettes Ehepaar, ein ost vorbestrafter Handarbeiter nebst seiner Ehe frau, passierte gestern Arm in Arm gehend, die Frau außerdem einen Tragkocb auf dem Rücken tragend, den Plattenfußweg der Augustusburger Straße, wobei beide durch fortgesetztes Schreien und An rempeln der Passanten bald einen Menschenauflauf veranlaßten. Einem einschreitenden Schutzmann schenk ten die Krahkehler natürlich kein Gehör und ihrer Sistierung nach der nächsten Polizeiwache widersetzten sie sich. Durch Hinzukommeu eines zweiten Schutz manns und mit Hilse mehrere Civilpersonen, die den Beamten willig Hilfe leisteten, wurden dis Wider spenstigen fortgebracht, den Mann jedoch, der sich wie ein Wütender geberdete und auch auf der Polizei wache nicht zu beruhigen war, beförderte man mit telst Transportwagens ins Arresthaus. — Vergangenen Sonnabend fand Herr Restau rateur Biehler in Altstadtwaldenburg am Wege nach Langenchursdorf im Walde ein völlig ermattetes junges Reh. Ec hob dasselbe auf und trug es in seine Behausung, woselbst es im Stalle untergebracht und gefüttert wurde. Nach kurzer Zeit hatte sich dasselbe vollständig erholt. Di« hohe Schneedecke verhindert leider das Wild, sich die nötige Nahrung zu suchen, infolge dessen mag manches Tier im Walde hilflos verenden. — Aue, 24. Febr. Als Mitte dieser Woche ein hier wohnender Fabrikschlosser sich zur Arbeit begeben hatte, verließ seine Ehefrau, nur mit dem Notwendigsten bekleidet, die Wohnung und begab sich auf den Glecßberg bei Neustädtel, watete durch den dichten Schnee und versuchte, an den Felsen hinab- viel besser, als sie scheinen, und ich erinnere mich ganz genau, daß der lange Doktor gerade über den Corridor ging, als ich in der offenen Küchenthür zu Ferdinand sagte: „Jetzt fehlen mir nur noch drei Thaler zum vollen Hundert, wenn ich die erst habe, bin ich das glücklichste Frauenzimmer auf der Welt, denn dann kann mein armer Bruderssohn sich doch endlich selbständig machen, eine Schrmdsrwerkstätte etablieren und —" „Lisette, gieb mir schnell ein Butterbrot, aber ein recht dickes", unterbrach ihren G-dankengang hier der kleine Hans, der, eben aus der Schule gekommen, einen riesigen Appetit mitgebracht. Dann flüsterte Hans der Alten in das Ohr: „Was nur der Grethe heute ist? Sieh' nur, da steht sie am Fenster und starrt auf den Hof hinaus, als wenn da Wunder was zu sehen wäre". „Weiß ich's, mein Junge! Aber kümmere Dich auch nicht um sie und belästige sie vor allen Dingen nicht mit Fragen, sie hat gewiß Zahnschmerzen und da spricht man nicht gern. So — und hier ist auch die Butterstulle — aber geh' damit in die Knaben stube, Du weißt, Mama schilt, wenn Du so kurz vor Mittag noch Brot bekommst". Der Kleine nickte verständnisvoll mit dem Kopfe und sich aus der Küche schleichend, sah er noch ein mal nach der Schwester hinüber — sie stand noch immer in Gedanken versunken am Fenster. Daß sie durchaus Zahnschmerzen haben soll", sagte er dabei, „ihr kann ja eben so gut auch das Herz weh thun — oder schmerzt das nie? Jetzt stand er auf dem Korridor und das Butterbrot vor jedwedem mütter lichen Blick schützend, sprang er nach dem Knaben-