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MMiMhMWM sA > früher Wochen- n«h R-chkiDAlatt Zugleich AeWsts-AMtzer M KihsSikf, Militz, KerMokf, WÄsrl, A. Egidim, Hcinrichssrt, MsrienM«. Mölftir Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. , ......, .......... - LS. Aa-rgang. —— M, 86. Fernsprechstett-Nr. 7. Freitag, dkN l 8. Aplll Fernsprechstelle Nr. 7. 1895. Mes«» Blatt erscheint täglich (außer Soun- «L Festtags) abends für de« folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. ---! dWellungm nehmen außer Ler Expedition in Lichtenstein. Markt 179, alle Kaiser!. Postanstatten, Postbotm, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalitRS Korpüszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. MÄibliMek Misch M Smiberi öS« 12—1 llhr. Karfreitag. Folgt mir im Geist die sonst so stille Straße Bis zu dem Hügel vor dem Jaffathor, Sie ist belebt in ungewohntem Maße, Welch einem Schauspiel gilt's? Was geht dort vor? Es wurden eben in dem Volksgewimmel Drei mächt'ge Kreuze aufrecht hiugestellt, Dort schwebt der Meister zwischen Erd'und Himmel, Zu leiden und zu dulden für die Welt. Im letzten Blick, den er nach oben sandte, War Friede, Liebe, Gottvertrau'n zu lesen, Daß selbst das Haupt der Henkerschar bekannte: „Fürwahr, er ist ei« frommer Mensch gewesen!" Tritt unter's Kreuz und laß dich fromm durchbeben Von seinem Geist, von seinem Gottvertrau'n! Ihm ähnlich werden — das heißt ewig leben, Ihm nachewpfinden — heißt die Gottheit schau'«. Bruno Weiß. Der Heiland neigt sei» blasses Haupt und stirbt! — Da geht ein Schauer durch der Erde Glieder, Dis Gräber geben ihre Toten wieder, Und selbst der Sonne Heller Schein verdirbt! Und Menschenherzen blieben ungerührt, Wenn namenlos ihr Retter für sie leidet, Wenn schuldlos er am Kreuzeshol; verscheidet, Zu dem man sonst nur Missethäter führt? Wer müßte nicht beim Anblick solcher That Das Herbste tragen mit ergeb'nem Schweigen! Wer könnte sich noch unversöhnlich zeigen, Auch wenn ihn niemand um Verzeihung bat! Jos. Bergmann. LKgesgeschLchLK. *— Lichtenstein, 11. April. Der gestrige Tag brachte uns mit 21,5° 0. Wärme eine geradezu hoch sommerliche Temperatur. Der Einfluß der belebenden Arrs dem Walde. Roman von M. Brandruh. «Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) So verging der Frühling, und der Sommer kam, damit die Zeit, in der Rinow sich endlich wieder so vollständig hergestellt fühlte, daß er sich zum Wiederantritt seines Dienstes melden konnte. Der Hilfsjäger sah somit bereits dem Abschied von Ka- remba entgegen, ohne doch aus seinem Hangen und Bangen herausgekommen zu sein Es war um die zwölfte Stunde eines wunder- schönen Juliiages. Im Forsthause saß die kleine Gesellschaft beim Mittagessen. Dazwischen aber er ging sich der Hausherr in allerlei amtlichen Fragen an seinen bisherigen Vertreter. Curt beantwortete dieselben auch mit vollendeter Sachkenntnis. Dennoch erschien er dabei merkwürdig zerstreut, und die Farbe auf seinem Gesicht ging und kam. — Es war eine Pause in der Unterhaltung eingetreten, als der Hilfs jäger sich Plötzlich, wie aus tiefen Gedanken auf fahrend, zu der Försterin mit den Worten wendete: „Fast hält' ich vergessen, Frau Rinow! Da fand ich heute beim Durchqueren des Waldes eine Stelle, die von weitem wie ein großes purpurn gefärbtes Tuch bedeckt erschien. Näher gekommen, überzeugte ich mich aber, daß das Fleckchen Waldboden dort nur von den prächtigsten reifen Erdbeeren strotzte. Es that mir leid, daß ich nicht irgend ein Gefäß bei mir hatte, um die köstlichen Früchte zu sammeln." „Das ist in der That bedauerlich," entgegnete Frau Emma, „um so mehr, als mir in diesem Jahre Sonnenstrahlen tritt denn auch in dec Natur allenthalben in überraschender Weise zu Tage: Ueberall sproßt und keimt es, und namentlich am Strauchwerk haben be reits die Blattknotpsn ihre schützende Hülle gesprengt. — Wiederholt wird darauf aufmerksam gemacht, daß am Charfreitag und ersten Osterfeiertag Ver sammlungen nicht abgehalten werden dürfen. — Vielfach ist man der Ansicht, daß durch das Reichsgesetz, die Sonntagsruhe in der Industrie und im Handwerk betreffend, alle SonntagZarbeiten, Welchs von selbständigen Gewerbetreibenden ohne Zu ziehung gewerblicher Arbeiter vsrgenommen werden, gleichfalls verboten sind. Das ist jedoch keineswegs der Fall, vielmehr beschränken die reichsgesetzlichen Vorschriften nur die Souutagsbeschäftigung der Arbeitnehmer und lassen die Sonntagsarbeiten der selbständigen Gewerbetreibenden ganz unberührt, so weit es sich um Arbeiten in geschlossenen Räumen und geräuschlose Arbeite« handelt. — Während des diesjährigen Osterurlaubes tritt zum ersten Male eine ganz Neue Verfügung über Meldungen beurlaubter Soldaten in Kraft, welche unter Aufhebung des Erlassts vom 28. Nov. 1883 (A.-V.-Bl. 181) Folgendes bestimmt: „Beur laubte Soldaten haben sich während der Reise nur dann bei den Offizieren zu melden, wenn sie letz teren auf der Landstraße begegnen; auch haben die selben an Militärorten nur beim Kommandanten bezw. Garnisonsältesten, an Orten ohne Garnison, an welchen sich ein Meldeamt befindet, an den dem selben vorstehenden Bezirksoffizier, in sonstigen Orten ohne Garnison bei der Ortsbehörde Meldung zu erstatten." — Für diejenigen, deren Beschäftigung keine körperliche Anstrengung verlangt, kann der günstige Einfluß von Bewegung nicht hoch genug angeschlagen weroen. Wenn der Körper seine natürliche Kraft bewahren und alle Muskeln und Organe in der ge hörigen Stärke erhalten will, muß derselbe einen ge wissen Grad von Ermüdung erleiden. Diese Thürig- keit befördert den Blutumlauf, indem sie das Blut rascher und gleichmäßiger im ganzen Körper verteilt. Kalte Füße und Kälte in irgend emem Teile beweisen, daß der Blutumlauf dort zu schwach und ungleich ist. Während der Bewegung drücken die Muskeln auf die Blutgefäße und tragen so zur rascheren Cir- kulation des Blutes bei. Die Herzklappen werden auf diese Weise in ihrer Thätigkeit, den Blutstrom auszusenden, unterstützt, und es wird ihnen die Ar beit bis zu einem gewissen Grads erleichtert. Druck in der Herzgegend, schweres Atmen, Niedergeschlagen heit, Angst, Schwere und vielerlei andere Leiden und Beschwerden sind die Folgen einer zu sehr ver nachlässigten Bewegung. Es giebt Leute, die jede Bewegung und Anstrengung scheuen, weil sie sich im Atmen beengt und schwach fühlen. Aber gerade die Anstrengung würbe das Herz von seiner Bürde be freien. Sie würde infolge der gleichmäßigeren Ver teilung des Blutumlaufes das Atmen erleichtern und eine vermehrte Thätigkeit und lebhafteren Stoff wechsel in allen Organen beS Körpers und damit auch ein Gefühl erhöhten Wohlseins erzeugen. Na türlich muß die Bewegung stets dem Krüftezustand des Körpers angemessen sein. — Bei der am 8. April im Königlichen steno graphischen Institut zu Dresden unter dem Vor sitz des Herrn Oberregierungsrates Professor Krieg abgehaltenen stenographischen Lehramtsprüfung haben Seminaroberlehrer G. A. Berger aus Zschopau, Lehrer A. Brückner aus Kvburg, stud. theol. E. Kin- nemann aus Halle a. G. und Lehrer A. Zimmermann aus Merxheim a. d. Nahe die Prüfung bestanden. Als Prüfungskommissare fungierten die Herren Hof rat Dr. Zeibig, Prof. Oppermann und Prof. Dr. Rätzsch, die Sekretariatsgeschäfte erledigte Herr Prof. Dr. Lehmann. — In Dresden gewahrte in einem dortigen Hotel ein Reisender unter seinem Bette einen vfild-- frcmden Menschen, der sich später als ein 18 Jahre alter, seinem Meister entlaufener Schneider-Lehrling aus Bromberg entpuppte. Da seine Kleider vom Wasser tropften, erzählte er, daß er sich in der Elbe noch kein einziges Töpfchen voller Erdbeeren zum Kauf angeboten worden. Nun man die neue Eisenbahn in Betrieb gesetzt hat, verlieren sich die sammelnden Werber gar nicht mehr in das Forsthaus. Die Frau des Holzmeisters erzählte mir ja auch, daß sie eine Art Kompaniegeschäft gebildet hätten, aus deren Mitte Eine oder die Ander« mit all ihren Errungenschaften zur Stadt geschickt wird. Dort werden ihnen die Beeren nur zu bereitwillig abgenommen und ent schieden besser bezahlt, wie von uns Waldleuten. Und doch möchte ich auch in diesem Jahre gern ein Glas mit Erdbeergelös füllen", setzte Frau Rinow hinzu und legte für einen Moment Messer und Gabel bei Seite. Mit eigentümlich schelmischem Blick daß runde Patschhändchen auf die Schulter des Hilfsjägers drückend, sagte sie dann, währendes um ihre Mund winkel zuckte: „Wie wäre es da, lieber Fernow, wenn Sie Anna zu dein von Ihnen entdeckten gesegneten Plätzchen führen möchten?! Vielleicht gelingt es ihr dort, so viel von den Früchten einzuheimsey, als ich bedarf." Curt war glühend rot geworden. Verriet ihm die Art und Weise Frau Emma's doch, daß er durch schaut sei. Andererseits aber beglückie es ihn auch wieder, daß die Försterin selbst ihm die erwünschte Gelegenheit bot, sich endlich dem treuen Mädchen zu erklären. So fragte er denn schnell mit einem bittenden Blick zu Anna hinüber: „Wollen Sie sich meiner Leitung anvertrauen, Fräulein?" „Gern", erwiderte das junge Mädchen nur. Aber durch dies schlichte Wort zitterte eine ganze Welt von Empfindungen — das volle Bewußtsein der eigentlichen Bedeutung dieses in Aussicht gestellten Erdbeersammelns. Gleich nachdem sich der kleine Kreis „Gesegnete Mahlzeit" gesagt, machte sich das junge Paar auf den Weg zu dem nahen Forst. Nur zu lange aber schritten die Beiden schweigend neben einander her, bis es Anna endlich nicht mehr ertrug, die Lippen auf einander zu halten. Mit gepreßter Stimme fragte sie jetzt, nur um irgend ein G spräch in den Gang zu bringen, das diesem Ausfluge zu Zweien vor Allem das Peinliche nahm: „Sagten Sie mir nicht vor längerer Zeit ein mal, daß heut« der Geburtstag Ihrer Mutter sei ?" Curt neigte zustimmend den Kopf. „So haben Sie das Datum doch nicht vergessen? ' entgegnete er mit sonnigem Lächeln. „Gewiß nicht!" damit bot sie ihm aber auch die kleine braune Hand, und in lieblicher Schüchtern heit zu dem schönen Gesicht ihres Begleiters auf sehend, sagte das Mädchen leise: „Noch mehr, ich bitte Sie an Stelle der Fernen meine herzlichsten Wünsche für das Wohl derselben entgegen zu nehmen. Ich kenne die Frau Wachtmeisterin zwar nur aus Ihren Worten, Herr Fernow — aus Ihrer Ver ehrung und Ihrer Beschreibung. Aber ich Habemir aus dem Allen ein Urteil gemacht und hoffe nun zu Gott, daß er Ihnen diese Mutter noch recht viele Jahre erhalten möchte." „Ich danke Ihnen — danke Ihnen tausendmal," erwiderte der junge Forstmann, und seine Stimme vibrierte merklich, während er so sprach. Dann hemmte er plötzlich die Schritte. Und noch immer die hartgearbeiteten Fingerchen des Mädchens in