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I früher M Wochen- und Nachrichtsblatt Zugleich Nkslhästs-A»;ei-tt fir KchMkf, Wlih, Kkrvsdorf, Msdors, Ä EMen, Knmchsirt, Mirit«»Mlse». Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichte«ftem» M. 32. Donnerstag, dm 7. Februar 1895. MrstS Blatt°Heint täglich jautzer Sonu- RRö Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelae Nummer IS Pfennige, —- SOellungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postbote«, sowie Lie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalt« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. EL UltiVN. Sommbertd, den 9. Februar 1893, vormittags H Uhr sollen iw Auktio«s!okal Les hiesige« Amtsgerichts ei« Sofa und ei« Spiegel gegen Barzahlung versteig«'.! werden. Lichtenstein, am 5. Februar 1895. Den Gerichtsvollzieher des Königliche« Amtsgerichts daselbst. Seer. Osse r, SParkassen-ExPediLronsLage in Lichtenstein: Dienstags, DouNersLags und Sonnabends. Zinsfuß für Spareinlagen 3 iss Prozent. Aus Anlaß der Amtseinweisung des Herrn Bürgermeister Prahle! soll Freitag, den 8« d. M., mittags L Uhr ein Aestessen stattfinden. Zu recht zahlreicher Beteiligung an demselben sowohl feiten der hiesigen Bürgerschaft wie auch sonstiger Freunde unserer Stadt, ladet hierdurch freund lichst ein mit dem Bemerken, daß die Belegung der Couverts (u 2 Mar?) bei dem Wirte, H. Gläß, bis Donnerstag mittag bewirkt werden möge. Callnberg, den 5. Februar 1895. Die Stadtverordneten. Lagrsgeschichre. — Zum Untergang der „Elbe". Von sachver ständiger Seite wird in der „Hamb. Börsh." ein gehend dargelegt, daß eine Bestrafung des Verschul- ders der „Elbe"-Katastrophe (einzig verantwortlich in diesem Falls der wachhabende Steuermann) in einer der Größe des Unglücks entsprechenden Weise nicht herbeizuführsn ist. Nur das englische Gericht ist zuständig, und dieses dürste nach internationalem Straßenrecht wahrscheinlich auf Patententziehang für 12 Monate oder länger erkennen. — Das schnelle Sinken ist dadurch veranlaßt worden, daß die „Elbe" schräg angerannt wurde. Dadurch wurde eine Schott- Wand durchschlage» und so waren plötzlich zwei wasser dichte Abteilungen geöffnet und dem Wasser zugängig. Zusammen mit der Ladung machte das hereivbrechende Wasser den Hinteren Schiffsteil alsbald so schwer, daß er stark nach unten sank und so den Bug nach oben richtete, der schließlich das Gegengewicht nicht mehr leisten konnte. Was nützen alle wasserdichten Abteilungen, wenn der Stoß dermaßen zerstörend wirkt. — Eine HochgebEgSLour seltener Art haben vor einigen Tagen sieben Herren aus Dresden unter nommen. Dieselben waren in Monhaupts Hotel „Zum Preußischen Hof" in Schmiedeberg eingekehrt und fuhren früh mit Hörnsrschlitten auf die Grenz- Sauden. Hier traten sie den Weg zu Fuß nach der Koppe an. Von letzterer aus begaben sie sich über den jetzt gänzlich verschneiten und vereisten Zickzack weg nach der Riesenbaude, wo sieben Führer aus Krummhübel mit Hömerschütten bereit standen. Von da aus fuhren die Herreu über das ungemein steile Gehänge, wo der Weg auch der vielen Serpentinen wegen schwierig zu befahren ist, auf Hörnerschlitten zu Thale. Wohlbehalten langten sie in Krummhübel und an demselben Tage noch in Schmiedeberg an. Eins Hörnerschlittenfahrt über den Gehängeweg dürfte bisher kaum von Touristen versucht sein. — Aus Dresden wird gemeldet: Am Sonn tag machten sich zwei hiesige Herren aus die Beine, um in Hermsdorf ein Mündel zu besuchen. Sie be nutzten bis Klotzsche die Bahn und wanderten von da wohlgemut durch die im Winterschmuck prangen den Wälder und Felder. Da wollte es das Glück oder Unglück, daß sie von dem Milchschlitten des Rittergutes Tauscha eingeholt wurden, mit welchem nunmehr die Reise luftig weiter ging. Mittlerweile ' wurde es ihnen zwischen Lausa und Hermsdorf aber so eigentümlich warm unter'm Sitzbrette und da ent- deckten sie, daß hinter ihnen der Schlitten brannte; der Pelz des Kutschers, der Regenschirm des einen, eine große Partie Plättwäsche und sogar die Winter röcke waren zum Teil verbrannt. Der Wind hatte den Rauch nach hinten getrieben. Selbstverständlich hatte die Schlittenfahrt sofort ihr Ende erreicht. — Das Schützenfest in Glauchau findet in diesem Jahre in der Zeit vom 22.—30. Juni statt. — In Glauchau explodierte in einer dor tigen Wäscherei ein Benzinapparat, wodurch die Thüre »nd Fenster zertrümmert wurden. Außerdem zog sich ein Lehrling derartige Brandwunden am Kopf und «nd Gesicht zu, daß seine Aufnahme im Kranken» Hause erfolgen mußte. — Ein Wjähriger Fremder logierte sich bei dortigen Privatleuten ein, erbrach während der kurzen Abwesenheit derselben eine Kom mode und entwendete einen nicht geringen Geldbetrag. Das saubere Bürschchen ist verschwunden. — Meerane, 4. Febr. Der Untergang des Dampfers „Elbe" hat auch die hiesige Textilindustrie in Mitleidenschaft gezogen, denn es sind von hiesigen Geschäften exportierte Waren im Gesamtwerte von 150,000 M. verloren gegangen. — Kirchberg. (Bettlerstolz!) In einer etwas hochgelegenen Wohnung hier wurde einer lotterig aussehenden Bettlerin ein Zweipfenniger gereicht mit dem Bemerken, sie möge einen Pfennig zurückgeben. „Nu, fer en Pseng steig' ich net so weit rauf", lautete die Antwort. Ein Bettler wies den Pfennig zurück, indem er meinte: „Wie soll mer denn do verkomme?" Ein zweiter Bettler legte den erhaltenen Pfennig auf den Fußabstreicher wieder nieder, und ein dritter entgegnete selbstbewußt und mit höflichen Worten bei Darreichung eines Pfennigs: „Ich bin kein gewöhnlicher Bettler". Jedenfalls bildet sich jetzt eine Sorte von Oberbettlern heraus. — Meißen, 4. Febr. Die ersten Staare sind bereits eingetroffen und sowohl im Buschbad wie im Siebeneichener Park re. gesehen worden. Manche Leute wollen diese Frühlingsboten bereits in ver gangener Woche hier gesehen haben. — Freiberg, 4. Febr. Der am Freitag halb 10 Uhr von Freiberg nach Dresden fahrende Güterzug zerriß zwischen dem Sesrenteich und Edle Krone, so daß die erste Hälfte mit Maschine nach Edle Krone fuhr und die andre auf dem Abfall un weit des Seercntsiches hielt. Die auf dem zweiten Teile des Zuges anwesenden Bremser scheuten die Gefahr nicht, lockerten ihrs Bremsen und führe» ohne Maschine bis nach Station Edle Krone, wo der Zug wieder in Ordnung gebracht wurde und nach Tharandt seinen Lauf fortsetzsu konnte. Zu Schaden ist bei diesem interessanten, aber auch gefährlich werdenden Schauspiel niemand gekommen. 8 Berlin, 5. Febr. Die junge Dame, die, wie gemeldet, in einer Droschke zwei Schüsse aus einem Revolver auf sich abfeuerte, hat sich den Be amte» gegenüber, die auf dem Kurfürstendamm auf Veranlassung des Kutschers nach ihren Personalien fragten, einen falschen Namen beigelegt. Sie nannte sich' Johanna Schulz und wollte Steglitzerftraße 41 wohnen, ist daselbst aber nicht ermittelt worden. Ver letzt ist sie jedenfalls nicht, denn die Patronen, die der Kutscher an die Polizei ablicferte, sind Platz patronen. Die Waffenhandlung Mehles, bei der die Dame ihren Revolver gekauft hatte, verfolgt das Prinzip, solchen Personen, die durch aufgeregtes Wesen oder durch verstörtes Benehmen deu Verdacht nahelegen, daß sie mit Selbstmordgedanken umgehen, die sogenannten „Selbstmörderpatronen" zu verkaufen, und hatte auch der betreffenden jungen Dame solche verabfolgt. Die Löcher, die der Kutscher in der Klei dung der Dame wahrgenommen hat, dürften durch das Pulver verursacht worden sein. 8 Berlin, 5. Febr. Aus Reichenberg i. B. wird gemeldet, daß der lange gesuchte Raubmörder Kögler sich in Algier bei der französischen Ehren legion unter falschem Namen hat anwerben lassen. Als er Entdeckung befürchtete, suchte er einen Flucht versuch zu machen, wurde aber ergriffen und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Oesterreich hat einen Auslieferungsantrag gestellt. tz Berlin, 5. Febr. Dem „Berl. Lokalanz." wird aus Venedig telegraphiert, daß im Festkomitee der dortigen internationalen Kunstausstellung der Be such der Ausstellung seitens des deutschen Kaiser paares als sicher angesehen wird. Das Komitee be schloß daher, eines der geplanten großartigen histo rischen Feste bei dieser Gelegenheit zu veranstalten, und zwar das Schauspiel der Krönung der Dogaressa Morosini. Die Titelrolle wird die Gräfin Morosini selbst, die bekanntlich die schönste Frau Italiens ist, übernehmen. Der Besuch des Kaiserpaares wird in sofern auch Politische Bedeutung haben, als gleich zeitig das italienische Königspaar nach Venedig kommt. 8 Das große Festconcert im neuen Reichstags gebäude in Berlin zum Besten der Notleidenden in Calabrten und Sizilien hat nach weiteren Mit teilungen einen Reinertrag von nicht weniger als 28000 Mark ergeben. 8 Die Kaserne des 7. Infanterie-Regimentes in Liegnitz hat durch einen bedeutenden Brand er heblichen Schaden erlitten. Das Dachgeschoß des Mittelbaues ist ganz zerstört. — In Heidelberg ist das dortige Portland-Cementwerk niedergebraunt. Der Schaden wird auf drei Millionen geschätzt. — Aus Norddeutschland werden wieder Verkehrsstörungen infolge von Schneewehen berichtet; in Mecklenburg und Neuvorpommern sind verschiedene Bahnstrecken gesperrt. — Auf der neuen Mühlendammbrücke in Berlin hat in Gegenwart der städtischen Behörden die Enthüllung der Denkmäler Albrechts des Bären und Woldemars des Großen stattgefunden. Eine besondere Feier unterblieb. 8 Zu dem in Oldenburg vorgekommenen Fall Partisch sagt das „Vaterland", man solle aus diesem unerhörten Vorkommnis die Lehre ziehen, daß bei der Anstellung von Geistlichen usw. ent sprechend der Würde und der Wichtigkeit des Amtes ganz besondere Vorsicht obwalten sollte. In Sachsen besteht von alten Zeiten her ein Gesetz, wonach Aus länder, wenn sie in den Dienst der Landeskirche ein treten wollen, sich, welches auch immer ihre Zeug nisse sein mögen, noch einem besonderen Examen un terziehen müssen. Wäre ein solches Examen auch in Oldenburg mit dem Partisch angestellt worden, so wäre der Skandal wohl unterblieben, und es hätte nicht die Frage aufgeworfen werden können, wie es nur möglich sei, daß ein Mann, ohne vorausge gangenes theologisches Studium, lediglich auf Grund gefälschter Zeugnisse ein geistliches Amt habe erlangen und jahrelang bekleiden können. 8 Bremen, 5. Febr. Heute früh 5 Uhr traf bei der hiesigen Oberpostdirektion der von einem Ostender Schiffer in der Nähe der Untergangsstelle der „Elbe" ausgefundene Postbeutel ein. Derselbe enthielt nur 20 Briefe, die nach mehreren Orten bei Chicago bestimmt waren. Die Oberpostdirektion hat die Postbehörde von Ostende telegraphisch ersucht, ihr für den Fall weiterer Auffindungen von Brief-