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' früher Woche«- «Vd RkchrÄtsblktt zugleich AtskMsts-A»?chll Kr Hohudsrf, KKIih, Bensdorf, Wsdsrf, Ä. Sßidin, Keisnchsirt, Maritim u. Wiscn. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. ....ES.. AaßrgaAg. > Kr, 19. Mittwoch, deN 23. Januar 1895. Zieses Blatt erscheint täglich Pantzer Sonn- NÄd Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. —- Msteüungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltML KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TageSg-schichre. *— Lichtenstein, 22. Jan. Nach einer längeren Pause veranstaltete gestern abend der Verein „Streichquartett" in Hohndorf im Forbrig'schen Saale daselbst wieder etnen seiner schönen Familien- abende, zu welchem sich die geladenen Gäste aus allen Ständen, trotz des höchst ungünstigen Wetters, sehr zahlreich eingefunden hatten. Das feingewädlte Pro gramm, bestehend aus Pianino- und Violinvorträgen, unter teilweiser Orchesterbegleitung, sowie Gesängen für Sopran und für Männerchor, deren Ausführung von allen Miiwnkenden in der exaktesten Weise vollendet wurde, nahm die Aufmerksamkeit des an wesenden Publikums in regstem Maße in Ansp-uch und zahlreiche Beifallsäußerurigen dankten den Vor tragenden. Unter den Mitwirkenden war ebenfalls wieder die bereits vielen unserer Leser bekannte Künst lerin des Gesanges, Frl. Helene Müller, von der Musikschule zu Bayreuth, vertreten, und wie ihre glockenreine Stimme schon früher die Concertbesuchen- den ergötzte, so wirkte auch diesmal der Ton ihrer lieblichen Stimme bezaubernd auf den Zuhörer und allerseits wurde ihr brausender Beifall dargebracht. Dem Verein „Streichquartett", sowie allen Mitwir kenden aber sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Möge der wackere Verein immer blühen und gedeihen! Glückauf! — Neue Reichsthaler, deren nur erst dreitausend Stück geprägt worden sind, kann man vereinzelt gegenwärtig treffen. Auf der einen Seite ist das Reichstagsgebäude, auf der anderen Seite die Wappen sämtlicher verbündeten Länder. — Das Jahr 1895 wird ein um mehrere Tage arbeitsreicheres sein, als sein Vorgänger. Das letz verflossene hatte, einschließlich der katholischen Fest- tage, im Ganzen 67 Sonn- und Festtage, das jetzt begonnene Jahr dagegen zählt nur 65 Tage der Ruhe. Ein rechter Faulenzermonat ist der diesjährige Juni, welcher ebensoviele Sonn- und Feiertage um faßt, wie der letzte Dezember, d. h. also 8. Ziemlich groß ist auch die Zahl der Doppelfeiertage. Die Protestanten haben 6 Feiertage weniger als die Katholiken. Sehr zufrieden werden mit dem neuen Jahre die Tänzer sein, da der diesmalige Fasching 52 Tage dauert. — Eheliche Nachkommen des Leipziger Buch händlers Fleischer können jährlich Unterstützungen bis zu 1000 Mark erhalten, wenn sie bei dem Dresdner Stiftsamte den Nachweis erbringen, daß sie derartige Nachkommen sind. Die Stiftung rührt von einer Frau Emilie Hähnel Claus her, welche eine geborene Fleischer aus Leipzig war und zum Andenken an ihren Vater diese Stiftung errichtete. — Ueber einen merkwürdigen Fall von Porto- Hinterziehung berichtet ein postalisches Fachorgan Folgendes: Früher wurden Postkarten, welche un frankiert im Briefkasten vorgefunden wurden, als un zulässig dem Absender zurückgegeben. Diesen Um stand benutzten nun zwei schlaue Briefschreiber P. und K., um ihre Korrespondenz durch die Post völlig kostenlos befördern zu lassen. Hatte P. an K. eine Mitteilung zu machen, so adressierte er eine un frankierte Postkarte an sich selber und versah sie mit der genauen Adresse des K. als Unterschrift. Diese Karte mußte die Post dann, weil sie unfrankiert war, als unzulässig behandeln und an K. „zurückgehen" lassen, welcher gleichsam als „Absender" angegeben war und dadurch in den Besitz der für ihn bestimm ten Mitteilung gelangte. Und in gleicher Weise ver fuhr umgekehrt K., wenn er an P. zu schreiben hatte. Diese billige Beförderungsweise nahm jedoch ein jähes Ende, da die Post kurz darauf verfügte, daß auch unfrankierte Postkarten zu befördern seien, aber — gegen das doppelte Porto. — Rußland hat die Absicht, für 40 Millionen Francs Lokomotiven in Frankreich zu bestellen, und die französischen Blätter stimmten darob bereits Jubellieder an. Wie jedoch bestimmt verlautet, sind die Bestellungen vorwiegend deutschen Lokomotiv- fabriken zugedacht. Borfig in Berlin hat bereits Auf träge für Rußland erhalten, und man hofft, daß dabei auch Chemnitz nicht leer auSgehe» wird, zumal von Chemnitz aus in letzter Zeit sehr viele Maschinen nach dem russischen Reiche geliefert wurden. Meist sind das allerdings Textilmaschinen, die dazu beitragen sollen, die Textilindustrie des Czarenreichcs auf eigene Füße zu stellen. *— Mülsen St. Niklas. Die Ehefrau eines hiesigen Einwohners wurde durch einen heftigen Biß einer Katze in die rechte Hand so schwer ver wundet, daß dieselbe ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte und voraussichtlich einige Zeit arbeits unfähig sein wwd. — In einem Restaurant auf dem Weißen Hirsch bei Dresden feierte, wie die „Elbgaupresse" er zählt, eine Kegelgssellschaft ihr erstes, mit einem Fest essen verbundenes Stiftungsfest. Als der Zander von über drei Pfund Schwere herumgereicht wurde, führte ein biederer Handwerker, der zuerst an die Reihe kam, sich den Fisch in seiner ganzen Größe zu Gemüte, weil er, der wohl noch nie in seinem Leben tabls ä'llots gespeist hatte, der Meinung war, ein Jeder bekomme ein solches Prachtexemplar von Fisch. Daß die fröhliche Tischgesellschaft durch diese köstliche Naivetät in ein nicht endenwollendes Ge lächter ausbrach, darf man ohne besondere Versiche rung glauben. — Der Schlußtermin für die Anmeldungen zur Ausstellung des sächsischen Handwerkes und Kunst- gewerbes 1896 in Dresden, welche zeigen soll, daß das Handwerk und das Kunstgewerbe den leben digen Zusammenhang mit der Kulturenlwickelung in unserer Zeit nicht verloren haben, ist auf den 1. Juli 1895 festgesetzt. Nicht nur sür das Gelingen des Unternehmens, sondern auch für den einzelnen Aus steller ist es von höchstem Werte, wenn die Anmel dungen so zeitig als möglich erfolgen. — Vor einiger Zeit wurden in Chemnitz 22 Sozialdemokraten verurteilt, weil sie an einem Sonntag Wahlflugblätter verteilten. Das als Be rufungsinstanz sich mit der Sache beschäftigende Ober landesgericht bestätigte dieses Urteil, da das Verteilen der aufreizenden Flugblätter an einem Sonntage entschieden grober Unfug sei. — Der Wirt des Gasthofes zum Paradies in Zwickau, Köhler, veranstaltete am 17. Januar die Feier des vierhundertjährigen Bestehens dieses Gasthofes durch ein sehr zahlreich besuchtes Festmahl. Während des dreißigjährigen Krieges wurden die Gasthofsgebäude, welche an der Chemnitzer Straße jenseits der Mulde liegen, niedergeriffen, um dem Feind zu wehren, in der Vorstadt sich festzusetzen. Im Jahre 1668 wurde der Gasthof wieder aufgebaut. — Zwickau, 19. Jan. (Oeffentliche Verhand lung vor dem König!. Landgericht, Strafkammer II.) Der 1867 in Chemnitz geborene, in Callnberg wohnhafte Schneider Paul Ernst Weiske, welcher sich am 18. Dezember v. I. der Kgl. Staatsanwalt schaft freiwillig stellte, wurde heute wegen Unter schlagung und Urkundenfälschung zu einer Gefängnis strafe von 1 Jahr verurteilt und der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre sür verlustig erklärt. Von der Untersuchungshaft erhielt derselbe 1 Monat an gerechnet. Es handelte sich um die Fälschung eines Sparkassenbuchs und um Unterschlagung von Spar geldern in Höhe von 400 Mark 5 Pfg- Einen Teil dieses Geldes will Weiske, der übrigens über schlech ten Geschäftsgang klagte, beim Skate um die halben Pfennige wieder verloren haben. — Waldenburg, 21. Jan. Se. Durch laucht Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg hat sich am Sonnabend nachmittag nach mehrtägigem Aufenthalt hierselbst wieder nach Hermsdorf zurück begeben. — Dem Kistenmacher August Oettel in Pockau bei Lengenfeld wurde dieser Tage ein Mädchen ge boren, welchem die Beine fehlten. Das kleine Neuge borene befindet sich den Umständen nach Wohl. — Zu einer wahren Landplage sind im sächsischen Vogtlande die Kreuzottern geworden. Man schreibt von dort: Nach einer unlängst von der Amis- hauptmannschaft Oelsnitz herausgegebenen Ueber-- sicht sind in den sechs Jahren von 1889 bis 1894 allein in ihrem Bezirke 16516 Kreuzottern, d. h. im Durchschnitte jährlich 2751 Stück, gefangen und getötet worden, wofür eme Faugprämie in Höhe von 4283 M. gezahlt wurde. Diese Faugprämie betrug 50 Pfg., daun 30 Pfg, und jetzt nur 20 Pfg. Trotz dem alljährlich Tausends der giftigen Reptilien ver nichtet werden, ist doch keine Abnahme zu merken. Im verflossenen Jahre betrug der Fang 3064 Stück gegen 2941 im Vorjahre. Unter den 93 Ortschaften der AmtshauptmannfchastOelsnitz befinden sich über haupt nur 9 Dörfer, in denen in den letzten 5 Jahren keine Kreuzotter getötet worden ist. — Oslsnitz, 20. Jan. Die Kieselschiefer brüche in der Umgegend von Oelsnitz haben im ver gangenen Jahre wieder einen guten Absatz erzielt und bedeutende Mengen von Grauwackensand am Engelspöhl kamen zur Verwendung. Früher wurde der Kieselschiefer nur zum Straßenbau benutzt, aber in den letzten Jahren ist die Bahnverwaitung ein guter Abnehmer geworden. Da der Engelspöhl in den letzten Jahren so stark abgebaut wurde, sind zahlreiche Stücken von Variscit (ein grünes Thon- erdephosphat) mit freigelegt worden, die den Mine raliensammlungen sicherlich erwünscht sind. Die Arbeiter legen für die Mineralogen immer hübsche Hand- stücke zurück. — Am Sonntag abend geriet der Buchhändler H. von Stolpen auf dem Rückwege vom benach barten Lauterbach nach Stolpen kurz vor der Stadt in eins mächtige Wehe und versank binnen wenigen Minuten vollständig. Der Schnee überragte ihn etwa noch 1 Meter hoch. Mit dem Stocke vermochte sich H. über dem Kopfe ein Luftloch zu bohren. Am Montag Morgen wurde er kurz nach 7 Uhr aufge funden und halb erstarrt nach seiner Wohnung ge bracht. Er hatte über 13 Stunden im Schnee ge steckt. Glücklicherweise hat er sich schnell wieder er holt, so daß er am Dienstag bereits wieder seinen Geschäften nachgehen konnte. — Für das Scctenwesen im Vogtlande ist es sehr bezeichnend, daß in der Parochie Mylau im Vorjahre nicht weniger als 36 Uebertritte aus der Landeskirche zu der in Greiz bestehenden Secte der „Geyeraner" oder sogenannten „apostolischen Gemeinde neuer Ordnung" erfolgte». — Pleißa , 19. Jan. In vergangener Nacht brach in dem unbewohnten Seitengebäude des Guts besitzers Großmann hier Feuer aus; das Gebäude brannte vollständig nieder. Das Feuer verbreitete sich schnell; die in dem Gebäude befindlichen Wirt schaftswagen konnten nicht gerettet werden. Der Geschädigte hat indeß versichert. Die Entstehung des Feuers ist noch unbekannt. — Die seltene Feier der diamantenen Hochzeit beging am Freitag in Jrbersdorf bei Franken berg der Auszügler Wilhelm Uhlemann mit seine« Ehefrau Johanne geb. Beyer. Während das hoch- betagte Mütterchen mit der Last ihrer 92 Jahre an das Zimmer gebunden ist, besorgt der um 8 Jahre jüngere, noch rüstige Gatte noch immer mancherlei Haus- und Hofarbeit. Dem rechtschaffenen Paar, das in der Behausung den kirchlichen Segen empfing, wurden aus Anlaß seines Ehrentages zahlreiche Auf merksamkeiten zu Teil. — Klaffenbach, 19. Jan. Gestern abend kurz nach 7 Uhr brach in dem mit Holz gefüllten Schuppen des hiesigen Fleischermeisters Reichert Feuer aus. Das Feuer verbreitete sehr schnell und ergriff